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4.1.8 Indikationsfragen, Rahmen und Zielsetzungen

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Diagnostische Phase und Beginn der Therapie gehen in der Regel ineinander über. Zunächst ist entscheidend, einschätzen zu können, ob die Paartherapie das geeignete Verfahren ist. Dafür ist ein möglichst klares Bild der Symptomatik und Konfliktlage nötig. Erst dieses ermöglicht die Indikationsstellung.

In manchen Fällen melden sich Paare an, von denen eine oder einer eine Erkrankung hat, die (zunächst) einer anderen fachärztlichen Abklärung oder Behandlung bedarf, z. B. einen stationären Aufenthalt nötig macht. Auch muss entschieden werden, ob die Paartherapie mit anderen Behandlungsformen kombiniert werden sollte, parallel oder sequenziell ( Kap. 8.3 und Kap. 8.6). Nicht selten werden Paare von Einzeltherapeuten geschickt, um die gemeinsamen Probleme im direkten Austausch klären zu können. Auch münden viele Familientherapien in Paartherapien der Eltern.

Das Formulieren einer psychodynamischen Hypothese bildet die Grundlage für einen Behandlungsfokus bzw. ein Behandlungsziel.

Die mehrgenerationale Sichtweise auf Übertragungsprozesse und Symptombildung trägt erheblich zur Hypothesenbildung bei. Oft werden Konflikte aus der frühen Eltern-Kind-Beziehung auf die Partnerschaft übertragen oder aber Konflikte der Paarbeziehung der Eltern reinszeniert. Gelingt es nicht, die eigene Loyalität, die einst der Herkunftsfamilie galt, dem Partner oder der Partnerin gegenüber zu empfinden, sorgt dies ebenfalls für »Schräglagen« in der Partnerschaft. Steht eine Familie der Partnerin oder dem Partner des eigenen Kindes skeptisch oder gar missbilligend gegenüber oder besteht eine generelle Ablehnung und/oder Entwertung der Schwiegerfamilien untereinander, möglicherweise durch sehr unterschiedliche Familienstile bedingt, so verlagern sich diese Konflikte oft in die Partnerschaft. Ebenso kann es sich verhalten, wenn die Grenzen zwischen den Generationen nicht stabil sind oder missachtet werden und sich die Herkunftsfamilien in das Paarleben oder die junge Familie stark einmischen. Häufig werden eine solche Grenzüberschreitung und Einmischung, die auch infantilisierende Züge annehmen können, nicht mit den Eltern oder Schwiegereltern geklärt, sondern die Problematik auf den Partner projiziert und dort bekämpft (Reich et al. 2007).

Die Formulierung einer Arbeitshypothese ist nicht statisch zu verstehen, sondern dynamisch: Ziele verändern sich, genau wie Hypothesen, im Verlauf der paartherapeutischen Arbeit. Wichtig ist, dass die Ziele mit dem Paar gemeinsam erarbeitet, von diesem verstanden und, zumindest bewusst, angestrebt werden. Bei der Bearbeitung von »Etappenzielen« ändert sich manchmal die Richtung, weil neue Aspekte auftreten oder die Beziehungsstruktur anders verstanden werden kann. Dies ist kein Fehler, sondern weist eher auf eine offene Haltung gegenüber Veränderungen hin. Zu Frequenz und Dauer von Behandlungen siehe Kapitel 5.2 ( Kap. 5.2).

Eine offene, auf den Prozess fokussierte Haltung erfordert in der Regel die ständige Überprüfung der Therapieziele und ggf. deren Modifikation.

Psychodynamische Paar- und Familientherapie

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