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15.

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Dolan ließ zum dritten Mal an diesem Morgen seine Knöchel knacken, um sich innerlich für die Konfrontation zu rüsten, die er seit dem Aufwachen mehrmals im Kopf durchgespielt hatte. Er ließ seinen Blick durchs Labor schweifen, und für einen Moment wich seine Angst dem Stolz über die Errungenschaften seiner Arbeit.

Eigentlich war er mehr zufällig in diesen Forschungsbereich gestolpert und hatte die Fortschritte bestaunt, die die Pioniere vor ihm erzielt hatten. Sie hatten einen unheimlich großen Schritt getan. Unheimlich einfallsreich. Unheimlich groß und einfallsreich, so wie der Darwinsche Evolutionsmechanismus – schlicht und klar. Sobald man erst einmal dahintergekommen war, schien es einem völlig logisch. All die Einzelheiten waren schon da gewesen, es ging nur darum, sie zum richtigen Bild zusammenzusetzen. Und anders als bei den Prozessen der natürlichen Selektion konnte man die Virenvektoren innerhalb von Wochen durchtesten, statt ein paar Jahrhunderte warten zu müssen.

Im Zentrum der Gentherapie stand, genetische Störungen zu beheben, die eigentlich als unheilbar galten. Die Grundlagen waren zwar kompliziert, aber glasklar. Man nimmt ein Virus, das durch natürliche Selektion darauf getrimmt worden ist, menschliches Gewebe zu durchdringen, und entnimmt ihm die DNA-Sequenzen, die es bösartig machen. Sobald es unschädlich gemacht und seine Krallen sozusagen beschnitten wurden, bleibt nur noch ein biologisches Vehikel mit jeder Menge Laderaum – ein mikroskopisch kleines trojanisches Pferd. Dann überträgt man ihm das gesunde Gen, und das vormals bedrohliche Virus fungiert als gutartiges Transportmittel. Sobald der virale Vektor irgendwo eingebracht wird, findet er seinen Weg zur der entsprechenden DNA-Sequenz auf dem entsprechenden Chromosom, und das Transgen ersetzt das defekte Gen.

Dolan war nicht nur von der bloßen medizinischen Wirkung der viralen Vektoren fasziniert gewesen, sondern ebenso von der Eleganz dieser Methode. Und in den letzten Jahren hatte er unter der Schirmherrschaft von Vector Biogenics nicht einen, sondern gleich zwei Durchbrüche auf diesem Gebiet erzielt. Genauer gesagt, auf dem Gebiet des Alpha-1-Antitrypsin-Mangels, einer Generkrankung, die sich für die Forschung geradezu anbietet, da sämtliche Komplikationen auf eine einzige Abfolge von defekten Genen zurückzuführen sind. Sicher wartete da noch so manch anderer Heiliger Gral – die Mukoviszidose, vielleicht sogar die familiäre Hypercholesterinämie, aber im Moment setzte er (und die Firma) alle Hoffnungen daran, einen viralen Vektor so zu perfektionieren, dass er ein Gen übertragen konnte, um dem AAT-Mangel abzuhelfen. Es war eine schreckliche Krankheit, die für gewöhnlich im Kindesalter diagnostiziert wurde. Statt ein Protein zu produzieren, das die Lunge auskleidet und schützt, stellt die Leber des betroffenen Patienten ein abnormales Enzym her, das sich in der Leber ansammelt und ihre Funktion irgendwann unmöglich macht.

Dolan hatte sich Lentiviren und Pockenerreger für seine Entwicklungsarbeit ausgesucht, denn das waren nette, geräumige Viren, riesige Trucks im Vergleich zum Mini Cooper der Adenoviren. Sein erster Vektor – bis heute sein Lieblingsprojekt – war relativ schnell geboren.

Lentidra.

Der Lentivirus-Vektor (der Codename des neuesten Modells lautete L12-AAT) war von Anfang an sein liebster gewesen, denn er schien ein dauerhaftes Einfügen des Transgens ins bestehende Genom zu garantieren – eine einmalige Gabe, und der Patient war geheilt. Angesichts der theoretischen Forschungsergebnisse war Dolan optimistisch, als er sein Produkt dem Studienleiter überreichte, der es an Tieren testen sollte. Aber die präklinischen Studien mit Lentidra wurden schnell eingestellt, als sich schon in den ersten Testberichten die Probleme häuften. Nach diesem ersten, gescheiterten Modell musste Dolan die Messlatte erst einmal tiefer hängen und den Traum von einer dauerhaften Genexpression aufgeben. Auf Drängen des Vorstands hatte er seine Aufmerksamkeit nun dem rothaarigen Stiefkind zugewendet, dem Pockenerreger-Vektor (mittlerweile bekannt als X5-AAT oder unter dem marketingfreundlicheren Namen Xedral).

Statt das Transgen dauerhaft ins Genom des Patienten einzufügen, ermöglichte Xedral nur eine kurzzeitige Genexpression. Die DNA exprimierte nur kurz im Nukleus der Zielzelle, dann verschwand sie wieder. Die Behandlung war effektiv – bei den Versuchen erreichte man eine sechsundachtzigprozentige Erfolgsquote –, aber keine echte Heilung, und so war einmal monatlich eine Auffrischung nötig, um den positiven Effekt zu halten. Andernfalls fiel der Patient in seinen krankhaften Zustand zurück. Bei den Tierversuchen sah es so aus, als wäre Xedral sicherer und effektiver als Lentidra. Diese Versuche wiesen eine solche Stabilität in der Expression der Transgene auf, dass sich Vector schon den Anforderungen der Gesundheitsbehörden für die klinische Phase eins – also für Versuche mit menschlichen Testpersonen – näherte. Mehrere Freiwillige, hauptsächlich Kinder, sollten nächsten Monat mit den Tests beginnen.

Dennoch trauerte Dolan immer noch Lentidra hinterher. Der Gedanke einer kompletten Heilung war einfach zu verlockend. Nach der Vorbeugung war sie das Beste, was ein Pharmaforscher erreichen konnte.

In der Tat hatte ursprünglich die Vorstellung einer dauerhaften Transgen-Expression Dolans Interesse an diesem Gebiet geweckt. Während er ohne sonderliche Mühe an der University of California in L. A. seinen Abschluss in Biochemie machte, hörte er zum ersten Mal von den riesigen Fortschritten, die die Wissenschaft gerade mit dem Umfunktionieren von Viren zu Genvehikeln machte. Seitdem ließ ihn der Gedanke nicht mehr los. Er gab das (wenig inbrünstig verfolgte) Projekt auf, Medizin zu studieren, und stürzte sich stattdessen in die Forschung. Nachdem er sich für seine vielversprechende, aber ziemlich uninspirierte Abschlussarbeit mit Programmiertem Zelltod herumgeschlagen hatte, blieb er am Institut, um noch seinen Doktor zu machen, und engagierte sich mit Vergnügen in der Forschungsarbeit. Es gefiel ihm, Detektiv zu spielen, an gordischen Knoten herumzupulen und sich ganz allein auf Spezialgebiete hinauszuwagen, auf denen nur er selbst die Antworten auf die Fragen finden konnte, die er gestellt hatte. Obendrein erwies er sich auch noch als richtiges Talent, und seine Dissertation verschob die Grenzen der bisherigen Forschung um ein bis zwei Längengrade nach vorne.

Doch jetzt kehrten Dolans Gedanken wieder zu dem Problem zurück, mit dem er sich heute auseinanderzusetzen hatte. Er lehnte sich vor und stützte die Ellbogen auf die Arbeitsfläche. Sein Arbeitsplatz mochte unordentlich aussehen, war aber bis ins Letzte nach Dolans Wünschen und Bedürfnissen organisiert. Dies war der einzige Ort, an dem er sich zu Hause fühlte. Seine maschinengespitzten Faber-Castell-Bleistifte Härte B, seine DNA-Proben, seine Reagenzgläser für die Mikrozentrifugen.

Sobald er sich jedoch von seinem Arbeitsplatz entfernte, war es nicht mehr ganz so eindeutig, wer den Erfolg für sich beanspruchen durfte. Beacon-Kagan, Pharmagigant und Muttergesellschaft von Vector, machte seinen Einfluss auf einfallsreiche und indirekte Art geltend. Nach außen hin hatte Vector sein eigenes Management, aber im Grunde war es nur ein Ableger mit diversen Führungskräften von Beacon-Kagan. Von den Mitgliedern des Vorstands gehörten so viele den Führungsriegen beider Firmen an, dass man sich ein paar Legislaturperioden früher noch Ärger damit eingehandelt hätte. Dolan als wissenschaftlicher Leiter und wichtigster Forscher im Hause genoss dafür relative Freiheit, was Budget und Geschäftsinteressen betraf. Er hielt sich im Großen und Ganzen an sein Fachgebiet – andere nannten es Forschung, er nannte es Wissenschaft – und bastelte in den geschützten Ecken seines Labors virale Vektoren.

Nachdem Vector die Räumlichkeiten eines in Konkurs gegangenen Herstellers von Digitalfernsehern übernommen hatte, belegte man nun das Erdgeschoss des sechsundzwanzigstöckigen Beacon-Kagan-Gebäudes in Westwood, in direkter Nähe der UCLA am Wilshire Boulevard. In seinen privateren Momenten – davon fand er in der Arbeit viele, zu Hause weniger – verglich Dolan die Firma mit einem fünfundzwanzigstöckigen Monster, das auf seinen Schultern lastete. Aber hier hatte Vector eben eine beachtliche Infrastruktur zur Verfügung, in der das Unternehmen aufblühen konnte. Und dank Xedral blühte es tatsächlich auf, und nun stand man kurz vor dem Börsengang, der mit großem Interesse verfolgt wurde. Von der Öffentlichkeit und von ganz oben.

Dolan drehte sich auf seinem Architektenstuhl hin und her, der so hoch war wie ein Barhocker, und versuchte, sich psychisch für die Auseinandersetzung mit dem Leiter der Tierversuchsabteilung (der zumindest nominell Dolans Angestellter war) über die abgebrochenen Lentidra-Versuche zu wappnen. Nervös blickte er durch die zwei Glaswände, die sein Labor vom Tierversuchslabor trennten, und wartete, ob sich nicht irgendwo Huangs Kopf mit dem glänzend schwarzen Haar zeigte. Es war noch früh – sechs Uhr morgens. Jeder Angestellte von Beacon-Kagan (und damit auch jeder Angestellte von Vector), der in diesem ganz besonderen Firmenklima nicht untergehen wollte, erschien deutlich vor der Zeit an seinem Arbeitsplatz.

Schließlich traf Huang ein, auf der Schulter den Rucksack, den Dolan, genauso wie das Trekking-Fahrrad mit seinen einundzwanzig Gängen, schon immer als albern jugendliches Accessoire betrachtet hatte. Nachdem Huang seinen Rucksack auf den Tisch geworfen hatte, nahm er seinen Labormantel vom Stuhl, schlüpfte hinein und schloss damit seine Metamorphose zur Autoritätsperson ab. Während er an seinem Starbucks-Kaffee nippte, zog er seinen Stuhl näher an seinen Bildschirm heran.

Dolan blieb stehen und versuchte, sein Unbehagen gegen Entrüstung auszutauschen. Warum sollte er die Auseinandersetzung mit Huang scheuen? War es denn nicht Dolans Firma? Ohne ihn würde es Vector Biogenics schließlich gar nicht geben. Hatte er als Vater des gesamten Entwicklungsprozesses und als wissenschaftlicher Leiter denn nicht das Recht, ein paar ganz simple Auskünfte zu verlangen?

Während er auf die Tür zuging, murmelte er sich leise aufmunternde Worte zu, wodurch er neugierige Blicke von den wissenschaftlichen Mitarbeitern der Abteilung auf sich zog. Seine Verärgerung wuchs und verlieh seinen Schritten eine ganz uncharakteristische Bestimmtheit. Er trat in die drückende Hitze des Produktionsraums, einem riesigen Brutschrank, in dem Tausende von Fläschchen langsam auf den Wandregalen rotierten. Diese Flaschen mit der roten Nährflüssigkeit waren aus Polypropylen, einem Kunststoff, auf dem Zellen gut gedeihen. Die Nährflüssigkeit schuf ein feuchtes Klima, in dem sich die genetisch manipulierten Pockenerreger optimal vermehren konnten. In der nur wenige Tage alten Ladung, die sich gerade wie eine lebendige Tapete um Dolan drehte, hatte das Virus die Zellen bereits anschwellen lassen, und die Knospung hatte eingesetzt. Noch ein paar Tage, dann konnte das Produktionsteam die infizierte Flüssigkeit herausnehmen und abfiltern. Sobald das Xedral gereinigt war, konnte man es in Fläschchen abfüllen und gefriertrocknen wie einen normalen Impfstoff. Danach musste man das Präparat nur noch mit sterilem Wasser verdünnen und injizieren.

Dolan trat in die Luftschleuse und dann ins Testlabor, wo die Affen zur Begrüßung grunzten und gegen ihre Käfige hämmerten. Ohne größere Probleme hatte Dolan einen viralen Vektor erzeugt, der das AAT ausschaltete, so dass Huang eine tierische Testgruppe schaffen konnte, die Menschen mit AAT-Mangel simulierten. (Zerstören war – vor allem in puncto Genetik – immer einfacher als Reparieren.) Huang hatte Testserien mit diversen Hasen, Mäusen, Schweinen und Waldmurmeltieren durchgeführt, bis er schließlich auf Langschwanzmakaken verfiel, deren klinisches Bild der Krankheit dem des Menschen hinreichend vergleichbar war, um bei der Bestimmung der Wirksamkeit von Lentidra und Xedral helfen zu können. Man verabreichte den Tieren einfach intravaskuläre Injektionen, wie eine Grippeimpfung, und sechsunddreißig Stunden später besaßen die Laboraffen keine funktionierenden AAT-Gene mehr. Ihre Leber begann zu versagen, sie verloren Gewicht, und das Weiße in ihren Augen verfärbte sich gelb. Dolan hatte das Problem geschaffen, um es anschließend wieder beheben zu können. Und er hatte es behoben.

Ob seine viralen Vektoren dauerhaft wirkten, stand auf einem anderen Blatt. Es war gigantisch zu beobachten, wie schnell sich die Tiere erholten. Ein zusätzlicher Vorteil des Einsatzes höher entwickelter Säugetiere war der, dass die Tests längerfristig durchführbar waren. Erst nach acht Monaten, bei der zweiten Testserie von L12-AAT, fielen Huang die Komplikationen ins Auge, die den Vorstand dazu bewegten, die Entwicklung von Lentidra zu stoppen.

Dolan trat neben Huang, aber der Laborleiter tippte weiter auf seiner Tastatur herum. Seine Brillengläser reflektierten das Licht des Monitors. »Sekunde, Doc.«

Während Dolan wartete, begrüßte er Grizabella, was sie mit einem freundlichen Zähnefletschen quittierte. Von den hundertachtundzwanzig Affen der finalen Längsschnittstudie war Grizabella die netteste und (bei Dolans spärlichen Besuchen) sein Lieblingstier. Ursprünglich hatte Huang hundertdreißig Makaken gehabt, zwei waren jedoch an hämorrhagischem Fieber gestorben. Bei Affen, die von den Philippinen importiert wurden, war diese Krankheit nicht selten, aber sie war Gott sei Dank nicht auf den Menschen übertragbar.

Mit einer schwungvollen Handbewegung schickte Huang seine Mail ab und drehte sich auf seinem Stuhl zu Dolan herum. Er schenkte ihm ein jungenhaftes Grinsen. »Herr Direktor.«

»Chris, ich hab mir die präklinischen Berichte von der letzten Lentidra-Versuchsreihe durchgesehen, die du mir gegeben hattest. Irgendwie kann ich die Zahlen immer noch nicht so richtig mit den Testergebnissen unter einen Hut bringen. Ich würde mir gern die Ursprungsdaten ansehen.«

»Noch mal? Wir haben das doch jetzt schon ein paarmal durchgespielt.«

»Und jedes Mal habe ich Unstimmigkeiten in deinem Material gefunden. Ich hätte gerne alle Ursprungsdaten, damit ich sie selbst noch mal durchchecken kann. Von Grund auf.«

Huang blies die Backen auf. »Hey, wir konzentrieren uns hier doch mittlerweile auf Xedral, oder? Wir haben ein funktionierendes Modell, das wir in nicht allzu ferner Zukunft auf den Markt bringen möchten.«

»Xedral tritt nächste Woche mehr oder weniger automatisch in Testphase eins.« Dolan stützte die Fäuste in die Hüften. Es sah ein bisschen nach Superman aus. »Meine Arbeit an dem Projekt ist so gut wie erledigt, ich habe also durchaus Zeit.«

»Solltest du dann nicht lieber weiterforschen? Mit Lentidra hat es eben einfach nicht funktioniert.«

»Genau. Aber weißt du, alle Versuche, die ich mit Lentidra angestellt habe, haben sehr wohl gute Ergebnisse gezeigt ...«

»In der Petrischale.«

»Und deswegen möchte ich die kompletten Daten, denn mein Vektor ist aus meiner Petrischale in deine Affen gewandert.«

Huang lachte. »Na ja, schon okay. Aber das sind Unmengen von Daten. Ich werd ein bisschen Zeit brauchen, das alles zusammenzutragen.«

»Was soll daran so schwierig sein? Häng die Dateien an eine Mail und klicke auf Senden.«

Huang schaukelte leicht auf seinem Stuhl vor und zurück, der leise Quietschtöne von sich gab. »Hör mal, der Vorstand hat doch ganz klar gesagt, worauf wir uns jetzt konzentrieren sollen. Findest du nicht...«

»Der Vorstand hat keine Lust, Zeit und Geld auf ein gescheitertes Modell zu verwenden, nur um dem Ego des wissenschaftlichen Leiters Genüge zu tun. Hab schon verstanden.«

In Huangs Lachen machte sich eine gewisse Spannung Luft.

»Das hast du jetzt gesagt.«

»Aber du darfst nicht vergessen, dass diese Firma auf einer Vision aufbaut, nicht nur auf das Zweckdienliche ausgerichtet ist. Der Vorteil von Lentidra ist einfach enorm – es kann die Transgene dauerhaft verankern. Da ist es schon einen kleinen Prozentsatz unserer Mittel wert, sich die Sache noch mal genau vorzunehmen und eventuelle Probleme zu lösen. Kann sein, dass ich mich anhöre wie ein schlechter Werbespot, aber wenn ich das Problem zu fassen bekomme, dann könnte ich wahrscheinlich ein verändertes Lentidra herstellen, das uns das Beste aus zwei Welten geben würde – die Stabilität und Sicherheit von Xedral, zusammen mit der dauerhaften Genexpression. Wenn wir das schaffen, wer weiß, wofür sich das noch so alles einsetzen lässt?«

»Okay. Ich werd dir helfen. Aber wir arbeiten hier allesamt bis in den tiefen Abend. Und früher kommen tun wir auch.« Huang wies auf die Uhr auf seinem Computer. »Wir haben nicht mehr viel Zeit, und Zeit ist unser wertvollstes Kapital – wie unser Geschäftsführer uns ja in unseren mittlerweile täglichen Meetings mitteilt. Nach dem, was mir aus den oberen Etagen entgegenschlägt, stehen ausgemusterte Vektoren im Moment nicht im Mittelpunkt unseres Interesses. Wir konzentrieren uns auf unseren Börsengang. Sobald wir die nächsten Wochen überstanden haben, such ich dir die alten Daten raus. Dann können wir sie uns ja in unserer üppigen Freizeit vornehmen.« Huang streckte ihm die Hand hin und lächelte.

»Abgemacht?«

Dolan übersetzte im Geiste schnell, was der Laborleiter ihm gerade erklärt hatte: Huang, der eifrig darauf bedacht war, dem Vorstand zu gehorchen, musste Xedral seine ganze Aufmerksamkeit widmen und darüber andere Daten vernachlässigen.

Dolan konnte Huangs mangelnde Neugier zwar nicht nachvollziehen, hatte dieses Phänomen aber auch schon zur Genüge bei anderen Wissenschaftlern beobachtet, die in der freien Wirtschaft arbeiteten.

Dolan gab ihm die Hand, aber das Lächeln erwiderte er nicht. Als er sich umdrehte, streckte Grizabella die Hand durch die Gitterstäbe und klatschte seine feierlich ab. Er trat durch die automatischen Glasschiebetüren in den Korridor, wo Dean Kagans frommes Ölporträt auf ihn herabstrahlte.

Der Ausbrecher

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