Читать книгу Das Leuchten in mir - Grégoire Delacourt - Страница 26

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Skrupel. Oder moralisches Feingefühl.

Meine Kinder verlassen. Ihre Jugend verpfuschen. Manon, unsere Älteste, vernichten. Meinen Mann verraten. Unsere Freunde enttäuschen. Meine beste Freundin vor Kummer verrückt machen. Meine Mutter langsam zugrunde gehen lassen. Fliehen wie eine Verbrecherin. Selbst zur Bordsteinschwalbe werden. Egoismus, Egoismus, Egoismus.

Ich musste nach Hause. Eine eiskalte Dusche nehmen. Seinen Blick vergessen. Die Stellen meines Körpers auslöschen, auf denen er ihn hatte verweilen lassen, seit wir einander beobachteten. Nicht mehr in die Rue de Béthune gehen. Mich nicht neben ihn setzen, niemals, und ihm auch nicht eines Tages sagen, dass ich gerne seine Stimme hören würde, dass ich dazu bereit sei. Niemals hören, dass er mir seinen Vornamen sagt, mir von seinem Leben erzählt, nie so nah bei ihm sein, dass ich seinen Herzschlag, das Brodeln des Blutes in seinen Adern höre.

Vielleicht hätte ich Olivier mein Verlangen gestehen, ihn bitten sollen, mir zu helfen, damit wir dieses Gift ersticken, einen Weg finden, es im Glück unseres Alltags, im Komfort unserer Ehe auflösen, ihn um Verzeihung bitten.

Ich hätte kämpfen müssen, damit uns das aufziehende Gewitter nicht traf, damit kein Blitzschlag zerstörte, was wir damals waren.

Eine glückliche Familie. Ich erinnere mich an eine Belehrung meiner Mutter: »Das Verlangen kommt, wenn man den anderen kennenlernt, Emmanuelle, und dieses Kennenlernen führt zur Liebe.«

Für sie ist die Liebe eine vernünftige, sogar geplante Sache, denn sie prägt ein ganzes Leben, von der Größe einer Couch bis zum Platz im Bett, der Zahl der Kinder, der Fähigkeit, die Augen zu verschließen. Irgendwann, ziemlich bald sogar, dachte ich, dieser Glaube sei für die erfunden worden, die sich mit mittelmäßiger Liebe, mit kleinem, unentzündbarem Verlangen begnügten.

Die Mütter lehren uns Geduld, die höfliche Cousine des Verzichts, weil sie wissen, dass zwischen dem Verlangen und der Liebe die Lügen und die Kapitulationen stehen. »Das Verlangen hält kein ganzes Leben«, sagte sie mir.

»Die Liebe auch nicht«, antwortete ich ihr. »Ich glaube an den ersten Blick, Maman. Ich glaube an den ersten Eindruck. Ich glaube an die Sprache des Körpers. An die Sprache der Augen. An den Taumel. An den Blitzschlag.«

»Das, woran du glaubst, mein Kind, führt in den Kummer.«

Bitte schön.

Das Leuchten in mir

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