Читать книгу Das Leuchten in mir - Grégoire Delacourt - Страница 29

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Fast jeden Mittag gehe ich hin, und fast jeden Mittag ist er da. Mit Freunden oder Kollegen aus dem Büro, keine Ahnung. Manchmal ist er allein, genau genommen immer öfter. Er setzt sich jetzt so, dass er mich mühelos beobachten kann, während ich am Tresen Mittag esse. Mit seinen Grübchen sieht er immer so aus, als würde er lächeln, auch dann, wenn er nicht lächelt.

Unsere Blicke streifen sich, stoßen und schlagen aneinander.

Manchmal reißen seine Blicke meine Haut auf, dieses Gefühl verstört mich und lässt meinen Atem schneller werden.

Meine Blicke liebkosen, suchen die Zartheit und das Salz seiner Haut.

Wir trauen uns noch nicht, einander näherzukommen.

Wenn er mich ansieht, höre ich mein Herz, wie ich das meiner Kinder beim Ultraschall gehört habe, ein aufdringlicher Ton, ein Trommeln, das alles übertönt, bedrohlich und fröhlich zugleich.

Wenn er mich ansieht, habe ich nicht mehr den von drei Schwangerschaften gezeichneten Bauch, sind die Risse verschwunden, ebenso wie die ersten grauen Haare, die Falten, die Augenringe, die Leberflecken mit verdächtiger Farbe, habe ich eine perfekte, reine, neue, nackte, ganz nackte Haut, bin ich wieder eine Sechzehnjährige, ein Mädchen, in dem Alter, wo man noch keine Angst hat, ins Leere zu springen, weil man noch ein paar Jahre lang an das Glück, die Engel und die Liebe glaubt.

Er sieht mich an, und inmitten der Leute bin ich nackt.

Diesmal spüre ich beim Verlassen des Restaurants seine Augen auf meinem Hals, meinem Rücken, meinen Hüften. Zwei glühende Kohlen seines Begehrens, zwei Brandwunden, die mich allmählich verzehren, noch lange, nachdem ich wieder zu Hause bin, meine Kinder geküsst, mich neben meinen Mann gelegt habe.

Und in der Stille der Nacht frage ich mich, was seine ersten Worte sein werden.

Das Leuchten in mir

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