Читать книгу Das Leuchten in mir - Grégoire Delacourt - Страница 32
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ОглавлениеEin Wort über den Wein.
Als wir anfingen, miteinander auszugehen, schlug Olivier gerne Hotelbars vor, sie seien viel schicker als ein Café, sagte er, und außerdem gebe es dort feine Weine, nicht diese Rachenputzer aus den Kneipen. Wir gingen damals in die Bars des Hermitage Gantois oder des Couvent des Minimes, wo er mich Château Mac Carthy, Chorey-les-Beaune, Aloxe Corton und viele andere kosten ließ und mich aufforderte, sie zu beschreiben. Ich kannte diese Sprache noch nicht, und eines Abends sagte ich über einen kräftigen Cornas, der mich an Erde und das Geräusch von Schotter erinnerte, nachdem ich ihn im Mund bewegt hatte, er schmecke nach Huf, nach Keule und vielleicht sogar ein bisschen nach Tierfell, kräftigem Leder, rauem Haar. Er lachte sich halbtot und streichelte meine Wange, seine Hand war warm. »Du bist so überraschend, Emma, so wahrhaftig.« Und an jenem Abend in der Bar de la Table im Clarence-Hotel fingen wir an, eine Weinterminologie für uns zu erfinden, in der sich auch unsere Gier und unser Appetit äußerte: Er hat einen Duft nach Laken, den Geruch von Schweiß am Oberschenkel, eine Note von Küssen, ein Aroma von Bauch, einen Hauch von Speichel, den Hauch eines fallenden Kleides, und berauscht eilten wir davon, um uns zu lieben und die brennenden Düfte unserer Körper zu kosten.
Dann tat die Zeit ihre Wirkung, die Worte wurden deutlicher, das Verlangen ruhiger, ich hatte gelernt, dass Cornas auf Keltisch »verbrannte Erde« bedeutet, dass dieser Wein ein sehr dunkles Auge hat, mit einem Purpurschimmer, fast schwarz, dass er zu den kräftigsten in Frankreich gehört, dass er das Aroma von schwarzen Früchten entwickelt und einen würzigen, lakritzigen Abgang hatte, dass er weder nach Huf noch nach Keule, auch nicht nach Tierfell mit rauem Haar schmeckte; wir fingen an, den anderen Paaren zu ähneln und uns im Wortschatz der gewöhnlichen Welt aufzulösen.