Читать книгу Das Leuchten in mir - Grégoire Delacourt - Страница 34

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Als Olivier einmal mit mir in die Brasserie André kam, um in der Eleganz des mit dunkler Eiche getäfelten, fein gefliesten Raums mit weißen Tischdecken und schwerem Tafelsilber gegrillte Gambas mit Pastis, gewürzt mit einem Glas Pagus Luminis 2011 aus dem Hause Louis Chèze – er hat einen ehrlichen Geschmack, sagte Olivier, Huf und Hüfte, ergänzte ich, und er schmunzelte, eine flüchtige Nostalgie – zu Mittag zu essen, sorgte ich dafür, dass der Mann mich sah, dass er mich weiter begehren konnte.

Bei jenem Mittagessen legte Olivier sein Besteck hin, sagte, dass er mich heute sehr schön finde, und bedankte sich bei mir dafür.

Plötzliche Scham.

Ich ließ meine Gabel los, als wäre sie ein glühendes Eisen, und sie klirrte auf die Fliesen, ich schob meinen Teller zurück, ich sagte zu Olivier, »bring mich nach Hause, mir ist nicht gut, mir ist gar nicht gut«, er beglich eilig die Rechnung, »warte, ich hole den Wagen, ich komme, ich bin gleich wieder da«, in seiner Stimme klang die Angst, seine Verstörtheit und die erschreckende Schönheit des Kummers der Männer; ich blieb ein paar Minuten allein, der andere sah mich beunruhigt an, seine hellen Augen fragten, aber ich senkte den Kopf, senkte die Lider, ich erstickte, meine Haut brannte, es war die Scham, Olivier zu verraten, die Scham, mich in diesem idiotischen Spiel zu erniedrigen, verstohlene Blicke, Verführungskunst, Taumel, Entzücken, nicht alles war perfekt in unserem Leben, aber das hatte es nicht verdient, nicht meine Niedertracht, es gab noch so viel Liebe, so viel möglichen Raum, so viel Begeisterung, und die Tür des Restaurants wurde heftig aufgestoßen, die Luft ohrfeigte meine Blässe, zwickte mich in die Wangen, Olivier umarmte mich, zog mich hinaus, setzte mich in den Wagen und fuhr schnell zu uns, zum weißen Haus am Rand des Golfplatzes, dem Haus ohne braunen Hund und ohne grauen Hund, zu dem alten Apfelbaum mit den niedrigen und höflichen Ästen, den Kunstbänden auf dem kleinen Glastisch im Wohnzimmer, und zu drei Kindern, drei glücklichen Kindern, er fuhr schnell und fragte mich, was mit mir sei, meine Blässe machte ihm Angst, und seine Angst hatte kindliche, rührende Züge, ich legte die Hand auf sein Knie, um uns beide zu beruhigen. Sein Seufzer war warm und rau, der Seufzer eines beruhigten Mannes, und ich fühlte mich klebrig von Pech und Schwefel, ich erkannte mich nicht wieder, was für eine winzige Person war ich geworden, fähig zu so viel Würdelosigkeit, ein Laubfrosch, der seine Eier im Stich lässt, eine Gottesanbeterin, ein Sumpf, eine Schlammlawine, weniger als nichts, und ich übergab mich in dem schönen neuen Wagen.

Das Leuchten in mir

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