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Heute sprechen. Literatur, Politik und andere Sprachen im Lied (Herder, Alunāns, Barons)

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Till Dembeck

Abstract: Der Beitrag geht am Beispiel dreier Publikationsprojekte aus dem 18. und 19. Jahrhundert der Frage nach, wie sich der (kultur‑)politische GegenwartsbezugGegenwartGegenwartsbezug von Literatur über ihren Umgang mit SprachvielfaltSprachvielfalt regelt. Die VolksliedersammlungVolkVolkslied Johann Gottfried HerderHerder, Johann Gottfrieds von 1778/79 wird als Versuch eines paratextuell programmierten poetischenPoetik/poeticspoetisch Neuanfangs gelesen, der Sprachvielfalt qua ÜbersetzungÜbersetzung/translation einer muttersprachlichen OriginalitätsästhetikOriginalitätOriginalitätsästhetik zuführt. Die Form des LiedsLied dient hier der SynchronisierungSynchronieSynchronisierung und zugleich der DynamisierungDynamikDynamisierung sprachlicher Mittel im Namen einer neuen Literatur. Die Dseesmiņas (LiedchenLied), eine 1856 von Juris AlunānsAlunāns, Juris publizierte Sammlung von ÜbersetzungenÜbersetzung/translation europäischerEuropaeuropäisch Lyrik ins LettischeLettland/LatviaLettisch/Latvian, importieren diesen poetischenPoetik/poeticspoetisch Erneuerungsanspruch und verbinden ihn mit dem Versuch einer antikolonialenKolonialismusAntikolonialismus SynchronisierungSynchronieSynchronisierung und Modernisierung der lettischenLettland/Latvialettisch Sprache. Die von Krišjānis BaronsBarons, Krišjānis um 1900 in sechs Bänden herausgegebene lettischeLettland/Latvialettisch VolksliedersammlungVolkVolkslied Latwju DainasDainas wiederum greift Herders Bemühen um den Erhalt von VolksliedernVolkVolkslied auf. Barons leistet die Synchonisierung eines dialektalDialekt/Mundart, stofflich und überlieferungshistorisch so vielfältigen wie reichhaltigen Liedcorpus im Namen einer antikolonialenKolonialismusAntikolonialismus EmanzipationsbewegungEmanzipation. KulturpolitischPolitik/politicskulturpolitisch geht es hier um die Vergegenwärtigung eines vormodernen Volkslebens unter den Bedingungen der Moderne.

Keywords: Mehrsprachigkeit; Volkslied; Synchronie; Kulturpolitik; Herder, Johann Gottfried; Barons, Krišjānis

Dieser Beitrag erfüllt das Thema ‚Gegenwartsliteratur‘ eher in einem abstrakten Sinn, denn es geht nicht um die Literatur unserer GegenwartGegenwart, sondern um die Frage, wie sich Literatur allgemein zu GegenwärtigkeitGegenwartGegenwärtigkeit verhalten kann, inwiefern sie in ihrem Gegenwartsverhältnis politischPolitik/politicspolitisch/political ist und wie sich es sich mit Blick auf SprachvielfaltSprachvielfalt artikuliert.1 Konkret behandele ich drei literatur- und kulturpolitischePolitik/politicskulturpolitisch Projekte des 18. und 19. Jahrhunderts, die in einem Zusammenhang stehen, auch wenn ich zahllose Zwischenschritte der Entwicklung, die sie verbindet, auslassen muss. Im Anschluss an einleitende Überlegungen zum Problem zeitgemäßenZeitgemäßheitzeitgemäß Sprechens (1) und zum Spannungsfeld von SynchronieSynchronie und Sprachvielfalt (2) wende ich mich zunächst der VolksliedersammlungVolkVolkslied von Johann Gottfried HerderHerder, Johann Gottfried zu, die bekanntlich im heutigen LettlandLettland/Latvia ihren Ausgang nahm (3), und sodann zwei Publikationen, die dieses Projekt in einem je spezifischen Sinne fortsetzen, die lettischenLettland/Latvialettisch Dseesmiņas (‚LiedchenLied‘) von Juris AlunānsAlunāns, Juris und Latwju DainasDainas (lettischeLettland/Latvialettisch VolksliederVolkVolkslied) von Krišjānis BaronsBarons, Krišjānis (4). Abschließend versuche ich aus dem Erarbeiteten allgemeinere Schlussfolgerungen zu ziehen (5).

Für HerdersHerder, Johann Gottfried Volksliedprojekt wird aufgezeigt, dass es einer zeitgemäßenZeitgemäßheitzeitgemäß Erneuerung oder sogar Neubegründung der deutschsprachig-muttersprachlichen Lyrik durch SynchronisierungSynchronieSynchronisierung mit anderssprachigenanderssprachig Traditionen und Ausdruckspotentialen zuarbeitet. Die Publikation von ins LettischeLettland/LatviaLettisch/Latvian übersetzten ‚LiedchenLied‘ durch AlunānsAlunāns, Juris hat ein vergleichbares Ziel, während BaronsBarons, Krišjānis die in den lettischsprachigen Gebieten nicht zuletzt dank Herder in Gang gekommene Volksliedersammeltätigkeit mit einem emanzipatorischen Impuls aufnimmt. Auch in diesen beiden Fällen geht es um die Synchonisierung von SprachvielfaltSprachvielfalt, allerdings expliziter im Namen einer neu zu begründenden Nationalität. Was die Theorie der Sprachvielfalt angeht, so beziehe ich mich auf einschlägige Arbeiten aus der jüngeren Zeit, ziehe aber auch Ferdinand de SaussureSaussure, Ferdinand de hinzu, und zwar deshalb, weil er zum Zusammenhang von Sprachvielfalt und SynchronieSynchronie Argumente beigetragen hat, die heute leider zu wenig bekannt sind.

Mehrsprachigkeit und das Politische

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