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3 Elemente der MehrsprachigkeitMehrsprachigkeit in den analysierten Werken

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Es soll nun an die eingangs aufgestellte Hypothese erinnert werden, dass mit Hilfe der Literatur Aussagen über die Sprachgeschichte gemacht werden können. Dabei sollte, wie Dembeck betont, „die sprachhistorische Entwicklung jedoch nicht selbst der Gegenstand des [literaturwissenschaftlichen] Interesses sein“ (2017: 127). Im vorliegenden Beitrag wird daher versucht, erstens die Rahmenbedingungen der Repräsentationen von MehrsprachigkeitMehrsprachigkeit auszuleuchten, zweitens aber auch stets auf die literarischen Funktionen der Verwendung von Mehrsprachigkeit zu achten.

Die Grundsprache aller analysierten Werke ist Standarddeutsch. MündlichMündlichkeitmündlich verwendeten die DeutschbaltenDeutschbalten eine VarietätVarietät, die vom Vokabular des EstnischenEstland/EstoniaEstnisch/Estonian, bzw. LettischenLettland/LatviaLettisch/Latvian, RussischenRusslandRussisch/Russian und auch des von der russischenRusslandrussisch Aristokratie benutzten FranzösischenFrankreichFranzösisch beeinflusst war, in der Literatur wurde aber bewusst HochdeutschDeutschlandHochdeutsch verwendet (vgl. Lukas 2006: 494). Kommt die Varietät doch vor, so werden diese Stellen erklärt, manchmal tritt sie als ein ZitatwortZitatZitatwort im natürlichen Wortschatz des Autors auf (vgl. Bender 2017: 603). Lukas verbindet die Verwendung des HochdeutschenDeutschlandHochdeutsch mit dem Versuch „die durch die Sprache vermittelte kulturelle IdentitätIdentität/identity zu bewahren“ (2006: 494). Bei den analysierten Werken spielte es auch eine Rolle, dass als Zielgruppe der Werke die Leserschaft in DeutschlandDeutschland vermutet werden kann. Es muss daher angenommen werden, dass der implizierte Leser, der den Autoren vorschwebte, kein EstnischEstland/EstoniaEstnisch/Estonian oder RussischRusslandRussisch/Russian kann. Für diesen Leser wären also die entsprechenden Passagen nicht nur schwierig, sondern unmöglich zu verstehen. Die Funktion der Figurenrede, oder auch Namen und Ortsbezeichnungen auf EstnischEstland/EstoniaEstnisch/Estonian und (weniger) auf RussischRusslandRussisch/Russian ist daher einerseits in der Darstellung des Lokalkolorits zu vermuten, hat aber andererseits auch eine exotisierende Wirkung, insbesondere in der Kombination mit der Betonung der geringeren sozialen Position der Sprecher anderer lokaler Sprachen.

Wie bereits erwähnt, waren die soziokulturellen und die politischenPolitik/politicspolitisch/political Rahmenbedingungen der analysierten Werke sowohl während des Schreibens als auch während der Perioden, in denen die dargestellte Handlung stattfindet, unterschiedlich. Diese Sprachsituationen reflektieren sich in den Werken, wo neben der deutschenDeutschlanddeutsch Grundsprache auch anderssprachigeanderssprachig Elemente zur Verwendung kommen, aber eben durch den Filter der persönlichen (Sprach-)Kenntnisse und -Einstellungen der Schreibenden. Wie die Analyse zeigt, war die MehrsprachigkeitMehrsprachigkeit in EstlandEstland/Estonia zur Entstehungszeit der geschilderten Werke wesentlich vielfältiger als die obenerwähnte gesellschaftliche Sprachhierarchie – DeutschDeutschlandDeutsch, RussischRusslandRussisch/Russian, EstnischEstland/EstoniaEstnisch/Estonian. Daneben spielten auch FranzösischFrankreichFranzösisch, LateinLatein, SchwedischSchwedenSchwedisch, LettischLettland/LatviaLettisch/Latvian, FinnischFinnisch und andere Sprachen eine Rolle.

In der Analyse wurde im ersten Schritt das Vorkommen der manifesten MehrsprachigkeitMehrsprachigkeit aufgezeichnet. Es wird gezeigt, welche Sprachen in den Texten vorkommen, welche Funktion die anderssprachigenanderssprachig Textteile haben und ob es sich um SprachmischungSprachmischung oder SprachwechselSprachwechsel handelt. Darüber hinaus wird auch auf die latentelatent Erwähnung von Sprachen in den Texten hingewiesen.

Da die literarische Widerspiegelung der lokal gesprochenen SprachenSprache, gesprochene bzw. VarietätenVarietät einen Großteil der MehrsprachigkeitMehrsprachigkeit ausmacht, wurde dieses SprachmaterialSprachmaterial von der Gesamtdarstellung getrennt und separat betrachtet. Die Baltizismen wurden ausgeschrieben und kontextualisiert, das EstnischeEstland/EstoniaEstnisch/Estonian als die am stärksten hierarchisch markierte Sprache wurde detaillierter analysiert – sein Vorkommen in der Figurenrede, im Erzählerkommentar, bei den Namen und Ortsbezeichnungen.

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