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3.1.3 Der Henker von Edzard Schaper Schaper, Edzard

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Im Roman Der Henker gibt es zahlreiche Beispiele von manifester und latenterlatent MehrsprachigkeitMehrsprachigkeit, längere anderssprachigeanderssprachig Passagen kommen jedoch nicht vor. Die Mehrsprachigkeit spiegelt sich vor allem in den Personennamen, Ortsbezeichnungen, festen Wortverbindungen, LehnübersetzungenÜbersetzung/translationLehnübersetzung etc. wider. Neben den estnischenEstland/Estoniaestnisch Personennamen, die unten separat behandelt werden, kommen auch Figuren mit russischenRusslandrussisch Namen vor, wobei öfters auch das Patronym gebracht wird, ebenso kommen manche russischsprachige Ortsbezeichnungen vor. Es gibt einige Beispiele, die auf die Staatsverwaltung hinweisen wie „Urdjanik“, zu dem in einer Fußnote die ÜbersetzungÜbersetzung/translation steht: „Urdjanik (russischRusslandrussisch): Landpolizist“ (SchaperSchaper, Edzard 1941: 321), und einige, die auf die politischePolitik/politicspolitisch/political Situation zu beziehen sind, wie z.B. die Nennung einer lettischenLettland/Latvialettisch Organisation, wiederum mit einer ÜbersetzungÜbersetzung/translation in der Fußnote: „Sáveeniba: lettischeLettland/Latvialettisch terroristische Organisation“ (161). Auffällig ist die Erwähnung der Organisation der Schwarzen Hundert, weil eine Mischung von deutschenDeutschlanddeutsch und russischenRusslandrussisch Namen verwendet wird: „Schwarze Sotnja“ (12, 120). SprachmischungSprachmischung kommt auch im Beispiel „Bumagenwirtschaft“ vor.1 Das Vorkommen der russischsprachigen Elemente in deutscherDeutschlanddeutsch Grundsprache könnte man auch als baltisches Deutsch kategorisieren. Ähnlich fungieren auch die örtliches Kolorit wiedergebenden Elemente wie „,Kukuschka‘ zu spielen“ (442),2 wobei im Roman auf die ÜbersetzungÜbersetzung/translation für den deutschenDeutschlanddeutsch Leser verzichtet wird. Alle russischenRusslandrussisch Wörter im Text sind transliteriert.

Zusätzlich zu den der konkreten Sprachsituation inhärenten Sprachen wie EstnischEstland/EstoniaEstnisch/Estonian, RussischRusslandRussisch/Russian, LettischLettland/LatviaLettisch/Latvian sowie Baltizismen werden auch bei SchaperSchaper, Edzard westeuropäische ‚Bildungssprachen‘ benutzt, die die Zugehörigkeit der betreffenden Figuren oder des Milieus zu einem bestimmten sozialen Kreis markieren. So wird in Begriffen oder in festen Wortverbindungen LateinLatein bevorzugt – „status quo“ (451), „Pastor loci“ (28) etc., FranzösischFrankreichFranzösisch benutzt man z.B. für die Vermittlung der Emotionen – z.B. beim Träumen von der Abreise: „Aber in den Süden möchte er, wenn es hierzulande Herbst würde […]. Alles käme darauf an, die Reihenfolge: rouge – noir, rouge – noir, rouge – rouge, noir“ (519).

Latentelatent Passagen auf EstnischEstland/EstoniaEstnisch/Estonian und RussischRusslandRussisch/Russian kommen im Roman häufig vor und die damalige Sprachsituation bekommt viel Aufmerksamkeit. Aufmerksamkeit wird auch auf die Umwälzungen in Sprache und Kultur gelenkt: „schon war die Sprache in ihren [deutschbaltischenDeutschbaltendeutschbaltisch] Häusern russischRusslandrussisch geworden mit den Namen der Kinder und den Sitten“ (73). Durch die Sprache werden auch die handelnden Figuren und ihre Stellung in der Gesellschaft charakterisiert. Ein Beispiel hierfür ist der aus einer „verrußt[en]“ deutschbaltischenDeutschbaltendeutschbaltisch Familie stammende Graf Ovelacker, dessen deutscheDeutschlanddeutsch Sprechweise als „fremdartig“ (571) beschrieben und mit Unsicherheit verbunden wird:

Die Ovelackers waren ‚verrußt‘. Er hatte mit allen Menschen russischRusslandrussisch gesprochen, mit dem Pastor, mit dem Arzt, mit allen, so mühsam sie es auch radebrechten, der Arzt ausgenommen; er hatte nicht sein DeutschDeutschlandDeutsch sprechen wollen, das ihm, schon wenn er es nur sich selber vernehmbar vor sich hin sprach, ganz anders klang als das baltische Deutsch. (77)

Durch die sprachliche Markierung des Protagonisten Ovelacker, dem die Rolle des Bösewichts zugewiesen wird, wird er von den ‚gewöhnlichen‘ DeutschbaltenDeutschbalten abgegrenzt und als der Andere, nicht wirklich Dazugehörige dargestellt.

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