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4 ÜbersetzungenÜbersetzung/translation im Kontext literarischer MehrsprachigkeitMehrsprachigkeit

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Sieht man von traditionellen VolksliedernVolkVolkslied und -märchen ab, so entstand die Literatur LitauensLitauen wie auch LettlandsLettland/Latvia Anfang des 19. Jahrhunderts vor einem mehrsprachigenMehrsprachigkeitmehrsprachig Hintergrund. Historischhistorisch bedingt übte der Einfluss der polnischenPolenpolnisch Sprache und Literatur in LitauenLitauen sowie der deutschenDeutschlanddeutsch in LettlandLettland/Latvia einen großen Einfluss auf die Autorinnen und Autoren des jeweiligen Landes aus. Viele unternahmen ihre ersten literarischen Schreibversuche nicht in der MutterspracheMuttersprache/mother tongue, sondern auf PolnischPolenPolnisch/Polish bzw. auf DeutschDeutschlandDeutsch, die Schulunterrichtssprache im jeweiligen Land waren. Gleichzeitig spielten Orientierung an westeuropäischer, skandinavischerskandinavisch und russischerRusslandrussisch Literatur, die sich nicht zuletzt in der ÜbersetzungÜbersetzung/translation manifestierte, eine wichtige Rolle bei der Entstehung der nationalenNationnational Literatur LitauensLitauen und LettlandsLettland/Latvia.

Die sowjetischeSowjetunionsowjetisch Epoche stellte beide Länder vor vergleichbare Herausforderungen – RussifizierungRussifizierung und Ideologisierung –, die in LitauenLitauen und LettlandLettland/Latvia im Vergleich zu anderen sowjetischenSowjetunionsowjetisch/Soviet Republiken noch moderat ausfielen. Im Unterschied zu Autorinnen und Autoren anderer sowjetischerSowjetunionsowjetisch/Soviet Republiken waren bei litauischenLitauenlitauisch und lettischenLettland/Latvialettisch Autorinnen und Autoren weder SprachwechselSprachwechsel noch ZweisprachigkeitZweisprachigkeit, die häufig politischPolitik/politicspolitisch/political-ideologischIdeologieideologisch motiviert sind, geläufige Phänomene. In der literarischen MehrsprachigkeitMehrsprachigkeit dominiert ihre textübergreifende/textexterne Form.

Für die Erforschung der literarischen MehrsprachigkeitMehrsprachigkeit, insbesondere der ÜbersetzungÜbersetzung/translation als eines der Formate der textexternen MehrsprachigkeitMehrsprachigkeittextexterne Mehrsprachigkeit lassen sich sowohl in LitauenLitauen als auch in LettlandLettland/Latvia während der sowjetischenSowjetunionsowjetisch/Soviet Epoche zwei interessante Aspekte beobachten: 1. Die Gründe für ÜbersetzungenÜbersetzung/translation und 2. die konsultierende Funktion der russischenRusslandrussisch Sprache.

1. Literarische ÜbersetzungÜbersetzung/translation war eine Option, literarisch tätig zu sein, wenn Autorinnen und Autoren ein Schreib- und Veröffentlichungsverbot erhielten, ideologischeIdeologieideologisch Instrumentalisierung ihrer Werke verweigerten oder mit ihrer literarischen Tätigkeit den Lebensunterhalt bestreiten wollten.

2. Bemerkenswert ist dabei, dass auffallend viele Autorinnen und Autoren aus sehr vielen verschiedenen Sprachen übersetzten. Ohne ihre Fremdsprachenkenntnisse schmälern oder hinterfragen zu wollen, muss vermutet werden, dass die russischeRusslandrussisch Sprache im ÜbersetzungsprozessÜbersetzung/translation eine Vermittlungsrolle spielte. Anders gesagt: dem RussischenRusslandRussisch/Russian kam die sogenannte konsultierende Funktion zu. Auf RussischRusslandRussisch/Russian lagen mehrere ÜbersetzungenÜbersetzung/translation der Klassiker der WeltliteraturWeltliteratur vor und übertrafen sich gegenseitig in ihrer hohen künstlerischen Qualität, so dass ihre Hinzuziehung bei der ÜbersetzungÜbersetzung/translation in eine andere Sprache eine vergleichende Vorgehensweise ermöglichte und viele Übersetzungsentscheidungen erleichterte. Diesen Status behält RussischRusslandRussisch/Russian immer noch im Prozess der literarischen ÜbersetzungÜbersetzung/translation in die Sprachen der ehemaligen Sowjetrepubliken und der Ostblockstaaten bei. Ähnlich konsultierend können auch EnglischEnglisch/English, SpanischSpanienSpanisch, FranzösischFrankreichFranzösisch u.a. herangezogen werden, um eine Übersetzungsentscheidung zu treffen. Dadurch wird deutlich, dass Sprachen an textexterner literarischer MehrsprachigkeitMehrsprachigkeit sowohl aktiv als auch passiv beteiligt sein können. Besonders brisant sind diese Aspekte bei der ÜbersetzungÜbersetzung/translation der lyrischen Texte. Da die ÜbersetzungÜbersetzung/translation von Lyrik durch einen Übersetzer, der selbst Lyriker ist, eine Art Nimbus verliehen bekommt und ein höheres Ansehen genießt,1 kommt es öfter vor, dass Dichter auch aus Sprachen übersetzen, die sie nur begrenzt sprechen. Man arbeitet dann mit Interlinearübersetzungen, eine dem Ausgangstext strukturgetreue Wort-für-Wort-ÜbersetzungÜbersetzung/translationWort-für-Wort-Übersetzung, die auch verschiedene Entsprechungen einzelner Wörter angibt.

Trotz des gleichen sowjetischenSowjetunionsowjetisch/Soviet Erbes entschieden sich LitauenLitauen und LettlandLettland/Latvia nach der Erlangung ihrer Unabhängigkeit für eine sehr unterschiedliche Sprach(en)politik. Ohne noch weiter auf ihre Unterschiede einzugehen, sei hier ihre Gemeinsamkeit hervorgehoben: eine rege literarische Übersetzungstätigkeit. Dabei dominiert die Bemühung, litauischeLitauenlitauisch bzw. lettischeLettland/Latvialettisch Autorinnen und Autoren durch ÜbersetzungenÜbersetzung/translation zu popularisieren. Während litauischeLitauenlitauisch Gegenwartsautorinnen und -autoren ins EnglischeEnglisch/English übersetzt werden (etwa in der Online-Zeitschrift Vilnius Review), widmet sich in LettlandLettland/Latvia die Textgruppe „OrbitaOrbita“ der Herausgabe der zweisprachigenZweisprachigkeitzweisprachig russischRusslandrussisch-lettischen Werkausgaben ihrer Gruppenmitglieder. Da solche Projekte ohne finanzielle Förderung langfristig nicht überlebensfähig sind, lassen sich an den staatlichen Geldgebern sprachpolitischeSprachpolitiksprachpolitisch Ziele und Interessen ablesen.

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