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Studium als inhaltlicher Vorbereiter der Karriere

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Eigentlich wichtiger als die im vorhergehenden Abschnitt angesprochenen formalen Voraussetzungen sollte ein Studium die inhaltlichen Voraussetzungen für ein erfolgreiches Berufsleben bilden. Dabei ist nicht gemeint, dass das Studium die praktischen Tätigkeiten vorwegnimmt. Es ist auch nicht gemeint, dass die Besonderheiten des jeweiligen Unternehmens zum Studieninhalt werden. Es ist auch nicht gemeint, dass Detailwissen (womöglich bis in die feinsten Verästelungen) wesentliche Lehrinhalte bilden.

Gemeint ist, dass ein Studium das Rüstzeug für die berufliche Tätigkeit vermittelt. Dies bedeutet nicht ein Hintanstellen, eine Kappung oder gar ein Verzicht auf theoretische Grundlagen. Ganz im Gegenteil: Theoretische Grundlagen sind eine unabdingbare Voraussetzung. Allerdings unter folgender Voraussetzung: Theorie darf (zumindest an einer Hochschule für Angewandte Wissenschaften, HAW) nicht Selbstzweck sein. Theorie muss Grundlagen und Zusammenhänge offenbaren. Theorie muss Horizonte weiten und Theorie muss in einem Zusammenhang mit praktischen Umsetzungen und Anwendungsmöglichkeiten stehen. Hier sind beide gefordert, der Lehrende und der Studierende. Je mehr dies bereits in den Lehrveranstaltungen gelingt, desto größer ist der Anreiz für die Studierenden, sich selbst (weitere) Anwendungs- und Einsatzmöglichkeiten für ganz konkrete praktische Vorgänge zu überlegen. Auf diese Weise kommen wir dem Grundsatz »Wir wollen Handlungskompetenzen erzeugen« einen großen Schritt näher.

Handlungskompetenz heißt dabei mitnichten, nur die ausführende Arbeit, also die sogenannte Sachkompetenz, im Auge zu haben. Handlungskompetenz bezieht ausdrücklich (und vielleicht sogar vorrangig) die Sozial- und Führungskompetenz mit ein. Wenn das Studium wirklich zur Basis einer beruflichen Karriere werden soll, müssen neben den funktionalen vor allem (und noch mehr als bisher) die extrafunktionalen Qualifikationen gefördert werden. Diese Forderung ist nicht neu und fast alle Bildungseinrichtungen – gerade auch die Hochschulen – beschwören dies. Die Umsetzung ist dagegen weniger flächendeckend und nachhaltig ausgeprägt.


Selbstverständlich müssen zum Beispiel die BWL-Absolventen einer HAW wissen, wie Volkswirtschaften und Unternehmen grundsätzlich funktionieren. Sie müssen wissen, welche Aufgaben die unterschiedlichen Bereiche haben, und sie müssen wissen, welche Instrumente und Methoden es gibt und wann sie wie einzusetzen sind. BWL-Absolventen müssen aber auch wissen, wie komplexe Systeme funktionieren und welche Steuerungsinstrumente es gibt. Sie müssen wissen, was »ganzheitlich« und »vernetzt« bedeutet und welch enormer Stellenwert Menschenkenntnis und Menschenführung zukommt. Sie müssen wissen, wie Mitarbeiter motiviert werden und wie man sie demotiviert.

Dabei müssen vor allem auch die nicht monetären Motivationsfaktoren Berücksichtigung finden. Es muss verinnerlicht werden, welche Macht die Information darstellt und wie sie nutzbringend eingesetzt und die Informationsflut bewältigt werden kann. Drastisch ist den Studierenden vor Augen zu führen, wohin eine schlechte, eine lückenhafte oder gar eine fehlende Information führen kann. (An praktischen Beispielen mangelt es hier nicht!)

Gerade auf dem Gebiete der extrafunktionalen Qualifikation hilft Auswendiglernen noch weniger weiter als auf anderen Gebieten. Verstärkt ist hier eigenes Interesse und Eigeninitiative gefragt.

Möglichkeiten, diese so wichtigen Qualifikationen, die man wohl auch als Schlüsselqualifikationen bezeichnen kann, zu erwerben und zu üben, gibt es zahlreiche. Für Studierende bietet sich in idealer Weise natürlich die Hochschule selbst an. In zahlreichen Curricula sind Fächer wie Rhetorik, Motivationstechniken, Kreativitätstechniken oder Konfliktmanagement bereits als verpflichtende Teile fest verankert. Gerade aber auch Zusatzveranstaltungen ergänzen hier das Angebot auf vielfältige und sinnvolle Weise. Zu nennen wären etwa das Studium generale und die Angebote der unterschiedlichen studentischen Vereinigungen.

Gerade an unserer Hochschule, der HfWU, gibt es zwei Einrichtungen, die sich der Vermittlung dieser so bedeutenden Schlüsselfunktionen in ganz besonderer Weise widmen. Zum einen ist dies die Deutsche Management-Gesellschaft (DMG), und hier insbesondere ihr studentischer Arbeitskreis. Dieser Arbeitskreis erfüllt zwei wichtige Aufgaben gleichzeitig. Er bietet auf der einen Seite interessante Veranstaltungen zum stets aktuellen und sich wohl nie erschöpfenden Thema »Management«. Insbesondere ist hier die Weiterbildung zum »DMG Junior Manager« zu erwähnen. Dort werden all die Inhalte fächerübergreifend vermittelt, die gerade in einem Bachelorstudium schon wegen der bestehenden Restriktionen (zeitliche, prüfungstechnische usw.) gar nicht oder nicht in der notwendigen Tiefe angeboten werden können. Zum anderen bietet der studentische Arbeitskreis der DMG die kaum zu überschätzende Möglichkeit, praktische Erfahrungen zu sammeln, Erfahrungen in der Entwicklung, in der Umsetzung und im Controlling. Dazu werden Seminarprogramme oder Einzelveranstaltungen angeboten. »Praktisches Tun auf relativ gesichertem Boden, mit überschaubaren Risiken, mit Hilfestellungen von Experten und mit vertretbarem Zeitaufwand«, könnte hier das Motto sein. Unter einem solchen zeitlichen Einsatz leidet das Studium nicht. Ganz im Gegenteil, es erfährt eine sinnvolle und wertvolle Ergänzung in beruflicher, aber auch in persönlicher Hinsicht.

Die zweite Einrichtung, die im Zusammenhang mit der extrafunktionalen Qualifikation oder den sogenannten Soft Skills an dieser Stelle genannt werden soll, ist die Weiterbildungsakademie der HfWU, kurz WAF. Die WAF, 2003 gegründet, erfüllt ihren satzungsmäßigen Auftrag insbesondere durch Veranstaltungen der Weiterbildung, Vorbereitungen auf Externenprüfungen und Vertiefungen der Beziehungen zwischen Wissenschaft und Praxis. Ein wichtiger Bereich innerhalb der Angebote für Studierende ist der Sektor »Persönlichkeits- und Führungstraining«. Insgesamt umfasst dieses Gebiet mehr als 20 Angebote, die von »Typanalyse« über »Gedächtnis- und Konzentrationstraining« und »Der Job, der zu mir passt« bis zu »Sicher kommunizieren« reichen. Diese Angebote erfreuen sich lebhaften Zuspruchs. Bleibt zu hoffen, dass dies auf einer intrinsischen Motivation unserer Studierenden basiert und sich nicht auf die Tatsache gründet, dass alle diese Angebote kostenlos sind.


Nicht vergessen werden sollen an dieser Stelle aber auch die Möglichkeiten, die die studentische Selbstverwaltung, die studentischen Initiativen und Gremien einer Hochschule bieten. Ein aktives Mittun (im wahrsten Sinne des Wortes) fördert nicht nur die Ziele der jeweiligen Einrichtung, sondern offenbart gruppendynamische Prozesse, legt Meinungsbildungsprozesse offen, lehrt Teamverhalten, fördert die Diskussionskultur und stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl, um nur einige Beispiele zu nennen. Für das Berufsleben unschätzbare Erkenntnisse!

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass ein Studium nicht nur die Chance bietet, notwendige Sach- und Fachkenntnisse zu erwerben. Es ist eine ideale Plattform zum Erwerb von Schlüsselqualifikationen und ist ein ebenso idealer Ort, um solche Eigenschaften auch in einem geschützten Rahmen üben zu können. Da diese Möglichkeiten meist außerhalb des Pflichtkanons stehen, ist hier in ganz besonderem Maße Eigeninitiative und Engagement gefragt. Die Hochschulen bieten die Möglichkeiten, das Annehmen und Nutzen liegt bei den Studierenden.

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