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Wert oder Nichtwert guter Noten

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Vielfach ist – auch von Personalchefs – zu hören, dass bei der Personalauswahl die Noten keine Rolle spielen. Diese Aussage kann unkommentiert wohl kaum so stehen gelassen werden. Ihr ist zuzustimmen, wenn es darum geht, in einer kleinen Gruppe von Kandidaten, die bereits durch mehrere Gespräche, Tests, Assessment-Centers und so weiter vorausgewählt wurden, den Richtigen zu finden. Hier spielen die Noten in aller Regel wirklich keine entscheidende Rolle mehr. Hier geht es um Differenzierung: Was hat die Kandidatin oder der Kandidat vorzuweisen an Zusatzqualifikationen und an extrafunktionalen Qualifikationen, an sozialen und gesellschaftlichen Engagements, an Sprachkenntnissen und Auslandserfahrungen? Rechtfertigt dies aber die eingangs erwähnte Aussage? Nein, weil es nur die halbe Wahrheit ist. Die andere Hälfte spricht eine ebenso deutliche, aber gegensätzliche Sprache: In aller Regel wird auch heute noch die erste Vorauswahl (nach Prüfung der Bewerbungsvoraussetzungen) anhand der Noten gemacht. Dieses Vorgehen ist besonders dann anzutreffen und zu rechtfertigen, wenn auf eine ausgeschriebene Stelle 100 und nicht selten sogar noch viel mehr Bewerbungen eingehen. Das quantitative Problem zwingt zu rationellen Vorauswahlverfahren und diese basieren dann in aller Regel auf den Noten.

Natürlich wäre es im wahrsten Sinne des Wortes wunderbar, wenn im Studium ganz auf Noten verzichtet werden könnte. Wenn also anstelle der extrinsischen Motivation, gute Noten zu bekommen, die intrinsische Motivation der Freude am Erwerb von Wissen und Fähigkeiten treten würde. Bei noch so hohen Motivationsanstrengungen wird dies flächendeckend wohl nicht gelingen. Dazu sind die Motive und die Voraussetzungen bei einem Studium, das eine so hohe Teilnehmerzahl wie ein BWL-Studiengang aufweist, viel zu unterschiedlich. Ohne Noten wären Missbrauch und Ungerechtigkeiten Tür und Tor geöffnet.


Nicht vergessen werden darf dabei auch, dass Noten nicht nur externe Adressaten haben. Der wichtigste Adressat ist der Studierende selbst. Noten sind und bleiben ein gutes Mittel zur Selbstkontrolle. Leider sind sie sogar oft das einzige Mittel dafür, besonders dann, wenn Rückkopplungen, Eigeneinschätzungen, konstruktive Beurteilungen und so weiter ausbleiben.

Noten haben auch eine Motivationswirkung. Die gilt sowohl für gute als auch für schlechte Zensuren. Eine gute Beurteilung wird als Erfolgserlebnis gewertet werden und keineswegs dazu führen, in den Leistungen nachzulassen, etwa nach dem Motto: »Künftig muss ich mich weniger anstrengen; ich hab es einfach drauf.« Das Gegenteil wird der Fall sein. Es werden die Anstrengungen in aller Regel noch verstärkt und das Ziel noch etwas höher gesetzt. Eine schlechte Note wird – leider nicht flächendeckend – bei dem einen oder anderen Studierenden bestimmte Signalwirkungen und eventuell auch Initialzündungen auslösen: »Wenn ich die nächste Klausur bestehen will, muss ich mich mehr anstrengen.«

Diese Wirkungen können aber nur dann funktionieren, wenn Noten halbwegs den Gradmesser für Leistungen darstellen. Nicht nur an Schulen, sondern leider auch an Hochschulen ist verstärkt eine Entwicklung hin zu guten und sehr guten Noten zu beobachten. Welche Gründe letztlich hierfür auch immer verantwortlich sind, pauschale Bestnoten verlieren ihre Kontroll- und ihre Motivationsfunktion. Es kann nicht sein, dass bei manchen Lehrenden die Notenskala bei 2,0 endet. Gerade bei Bachelor- und Masterarbeiten ist diese Unsitte manchmal zu beobachten. Genauso wenig Sinn macht die als Antwort auf diese Entwicklung gedachte Forderung einer Quotierung von Notenstufen. Eine Note sollte eine faire Beurteilung einer Leistung ohne Vorgaben und ohne Angst vor unerfreulichen Auseinandersetzungen sein. Und sie sollte stets den Beurteilten erklärt werden. Nur so kann der oben angesprochene Effekt seine Wirkung voll entfalten.

Zusammenfassend heißt dies: Noten spielen eine große Rolle, wenn auch nicht in allen beruflichen Situationen. Nachvollziehbare Zensuren stellen nicht nur für Dritte eine Hilfestellung dar, sondern vor allem auch für die Beurteilten selbst.


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