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3.1 Entwicklung bis Ende 2019

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Bevor der Verkauf notleidender Kredite in Deutschland eine signifikante Bedeutung erlangte und damit auch in das Bewusstsein der Öffentlichkeit rückte, gehörten Transaktionen dieser Art weltweit längst zum Standardrepertoire der Banken zur Bereinigung ihrer Bilanzen. Vor rund 25 Jahren begann man als Folge der Savings-and-Loans-Krise in den USA mit dem Verkauf notleidender Kredite, bevor sich dieses Instrument dann auch auf Asien (insbesondere Japan) und Europa ausweitete.[24]

In Europa gab es v.a. in Italien und Frankreich einen funktionierenden NPL-Markt. Zu Beginn der 2000er Jahre bildete sich dann auch in Deutschland ein Markt für den Verkauf notleidender Kredite. Lange Zeit galt Deutschland als der größte und für Investoren attraktivste Markt für NPLs in Europa. In Deutschland war auf dem Immobilienmarkt mehr als ein Jahrzehnt nach der Wiedervereinigung Ernüchterung eingetreten. Eklatante Fehleinschätzungen von Investoren und Finanzierern über die wirtschaftliche Entwicklung in den östlichen Bundesländern hatten Überkapazitäten und daher hohe Leerstände zur Folge. Die deutschen Banken schoben als Folge einer zu starken Kreditvergabe und eines Wertverfalls der Sicherheiten[25] riesige Bestände an notleidenden Krediten vor sich her. Zu Beginn/Mitte des ersten Jahrzehnts des neuen Jahrtausends wurde der Bestand an NPLs in den Büchern der deutschen Institute auf 160 Mrd.[26] bis 300 Mrd. EUR[27] geschätzt.[28] Es existiert nach wie vor keine einheitliche Definition eines NPLs[29] und weder die Bundesbank noch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) publizieren NPL-Statistiken; allerdings gibt es mittlerweile Statistiken der European Banking Authority (EBA) zu NPLs, die helfen, das Marktvolumen einzugrenzen.[30]

In den Bilanzen hatte sich ein enormer Druck aufgebaut, für den ein Ventil gesucht wurde. Mit ihren eigenen Workout-Bemühungen konnten die Institute den Abbau nicht in der notwendigen Geschwindigkeit vornehmen. Die Zeit schien somit reif für neue Ideen. Die zunächst vorwiegend aus dem US-amerikanischen Raum kommenden Investoren fanden demnach einen Markt vor, der bezüglich NPL-Verkäufen zwar unerfahren, aber aufgeschlossen war und dringenden Lösungsbedarf aufwies.

Die ersten relevanten Transaktionen in Deutschland wurden im Jahre 2003 beobachtet. In den folgenden Jahren wurden immer mehr und immer größere Transaktionen mit notleidenden Krediten vorgenommen, bis der Markt im Jahre 2006 mit einem geschätzten Transaktionsvolumen von 14,4 Mrd. EUR[31] seinen Höhepunkt erreichte.[32] Auf der Investorenseite war die Konkurrenz groß, was sich in den stetig steigenden Kaufpreisen ausdrückte. Längst hatte sich ein Verkäufermarkt gebildet, von dem der gesamte Bankensektor – quer durch alle Institute (Geschäftsbanken, Landesbanken, Hypothekenbanken, Sparkassen und Volksbanken) – profitierte.

Die Bestände an notleidenden Krediten in den Bilanzen der Banken sanken in diesem Zeitraum signifikant. Z.T. ist dies auf die getätigten Verkäufe zurückzuführen; z.T. jedoch auch auf den starken Aufschwung im Immobilienmarkt, der auch den eigenen Restrukturierungsbemühungen der Banken entgegenkam.

Ab dem Jahre 2007 und verstärkt durch die Finanzmarktkrise ab 2008 war der Markt für NPL-Transaktionen stark rückläufig. Sinkende Preise der Kreditsicherheiten und eine zunehmend gegen Null tendierende Möglichkeit zur Aufnahme von Fremdkapital für Akquisitionen sorgten für einen Beinahe-Stillstand des Transaktionsgeschäfts. Erst im Zuge der Erholung der Finanzmärkte etwa ab dem Jahre 2010 wurde auch wieder eine stärkere Transaktionstätigkeit verzeichnet.

Die aktuellsten Werte zu Transaktionsvolumina stammen aus dem Jahr 2018 (Tabelle 1).

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