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4. Der spätmoderne Bedeutungsverlust institutionalisierter religiöser Praxis

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Betrachtet man die institutionalisierte religiöse Praxis der Gegenwart, so lässt sich unschwer ein Bedeutungsverlust feststellen. In den Jahren von 1960 bis 2007 haben beispielsweise in der deutschen katholischen Kirche die Taufen von Kindern, bei denen mindestens ein Elternteil katholisch ist, von 86,9 auf 72,7 % abgenommen.190 Die katholische „Trauquote“ je hundert ziviler Eheschließungen von Paaren, von denen mindestens ein Partner katholisch ist, sank im gleichen Zeitraum von 75,1 auf 31 %.191 Die Teilnahme am Gottesdienst nahm deutschlandweit von über 45 auf unter 15 % ab.192

Bei der Analyse der Entwicklung der Zahl der Gottesdiensteilnehmer/-teilnehmerinnen spricht vieles dafür,

„dass die Rückläufigkeit Ausdruck für einen tieferen Wandel im Verhaltensmuster bei den Katholiken ist: Von einer ‚habituellen‘, nämlich gewohnten und erlernten, fraglos selbstverständlichen ‚regelmäßigen‘, nicht zuletzt auch am ‚Sonntagsgebot‘ orientierten Teilnahme zu einer je gewählten – und: immer wieder neu zu wählenden – Teilnahme.“193

Grundsätzlich lässt sich der hier angedeutete Verlust der Kirchlichkeit vor allem in drei Bereichen indizieren:

„1. Rückgang des normierenden Einflusses der Kirchen auf die Sektoren staatlichen Handelns […] 2. Rückgang des kirchlichen Engagements der Kirchenmitglieder […] 3. Bedeutungsverlust religiöser Sinndeutungssysteme für den einzelnen und die Kultur der Gesellschaft.“194

Was sich an diesen die katholische Kirche betreffenden Zahlen zeigt, lässt sich in den letzten Jahrzehnten auch als gesamtgesellschaftlicher Trend festhalten: Bisher wichtige Organisationen verlieren an Bedeutung, die Institutionen, die bisher das Leben der Individuen sowohl entlasteten als auch prägten und einengten, treten immer weiter zurück. Dies zeigt sich etwa im säkularen Bereich in der zunehmenden Pluralisierung der die traditionelle Ehe ersetzenden partnerschaftlichen Lebensformen. Auch das sich aufsplitternde und unberechenbarer werdende Wahlverhalten könnte ein Indiz dafür sein, dass Milieus und mit ihnen verbundene institutionelle Parteipräferenzen auseinanderdriften.

Praktische Theologie in der Spätmoderne

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