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3.5 Der Bereich des Egotismus. Die Fähigkeit des Being-with in bewusster Kontrolle

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Der letzte Bereich betrifft die Modalität des Egotismus: die Fähigkeit, stolz auf sich selbst zu sein. Dabei handelt es sich um die Kunst der »bewussten Kontrolle« (Perls / Hefferline / Goodman 2006, Bd. 1, 322). Das Kind, das den Brei schluckt, den die Mutter ihm auf dem Löffel gibt, und dann den Löffel selbst in die Hand nehmen und allein essen will,7 bezieht Energie daraus, dass es seiner Umwelt zum Trotz eine definierte Figur seiner selbst erschafft (»[der] Versuch, das Unkontrollierbare und Überraschende auszumerzen«, PHG 2006, Bd. 1, 321). Diese Modalität des In-Kontakt-Tretens bildet die Grundlage für Autonomie, für die Fähigkeit, eine Strategie in einer schwierigen Situation zu finden und sich selbst der Welt mit seiner Individualität anzubieten. Diese Fähigkeit entwickelt sich das ganze Leben lang.

Das Risiko einer desensibilisierten Kontaktgrenze ist, dass der Mensch »seine ›Probleme‹ höchst interessant [findet]« (Perls / Hefferline / Goodman 2006, Bd. 1, 321) und dass die Wahrnehmung seiner selbst angesichts der Umwelt ein Gefühl der Langeweile und der Leere erzeugt (die Gestalt ist eine zwanghafte Wiederholung), so dass das Bedürfnis sich zu kontrollieren die natürliche Spontaneität des Seins überlagert. Abbildung 3 zeigt, wie Erregungen, Lebensfähigkeiten und Risiken jeden der Bereiche charakterisieren.

Die Gestalttherapie hat von Anfang an vor den Gefahren des Egotismus gewarnt (siehe Perls / Hefferline / Goodman 2006; Spagnuolo Lobb 2005a) und ihn als Hindernis für Spontaneität und Interesse am Leben betrachtet. Allerdings birgt tatsächlich jede der oben erwähnten Modalitäten diese erlebnisorientierten Möglichkeiten. Es ist eine Tatsache, dass die Fähigkeit spontan zu sein mit der ästhetischen Präsenz verbunden ist, mit dem vollen Gefühl, mit der Verfügbarkeit der Sinne, die wiederum eine Bedingung für eine harmonische Synthese des körperlichen Gefühls, der Definition des Selbst und der Kontaktinterventionen darstellt, also der kreativen Anpassung an die Situation. Spontaneität und Interesse sind dem vollen Gefühl implizit, ebenso der Spontaneität des Selbst und daher der Beziehungsfähigkeit, die in jedem der bereits erwähnten Bereiche ausgedrückt wird. Aus diesem Grund sollte die Resilienz Teil jener Modalität sein, mit der jeder Bereich erlebt wird.8

Gestalttherapie in der klinischen Praxis

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