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1. Literatur um 1200. Hartmanns Dichtung im literaturhistorischen Kontext
ОглавлениеTimo Felber
Abstract: Das Kapitel ordnet den Autor und sein Werk in den Kontext zeitgenössischer Kultur und Literatur ein. Dabei werden Probleme scheinbar biographischer Selbstaussagen ebenso thematisiert wie Besonderheiten mittelalterlicher Schrift- und Lesekultur im Zusammenhang der Herausbildung einer neuen Form von ‚höfischer‘ Dichtung.
Hartmann von Aue ist der bedeutendste deutschsprachige Dichter des 12. Jahrhunderts. Seine außerordentliche schriftstellerische Vielseitigkeit findet ihren Niederschlag in einem Werk, das verschiedene groß- und kleinepische sowie lyrische Gattungen umfasst. Unter Hartmanns Namen überliefert sind die Artusromane ‚Erec(k)‘ und ‚Iwein‘, die legendarischen Erzählungen ‚Gregorius‘ und der ‚Arme Heinrich‘, die Dialogdichtung ‚diu Klage‘ sowie ein Korpus von 18 Liedern. Er greift auf Vorbilder in der traditionellen lateinischen Dichtung (Legende, Vita, selbstbetrachtender Dialog), v.a. aber auf zeitgenössische Formen und Prätexte der RomaniaRomania (roman courtoisroman courtois) sowie der Germania zurück (MinnesangMinnesang). Als einer der ersten profilierten volkssprachigen Dichter steht er für das Aufblühen der sogenannten höfischen Kultur, aus der sein Werk hervorgeht und die es zugleich maßgeblich prägt. Zahlreiche Autoren des 13. Jahrhunderts preisen Hartmann als einen Autor, der das Erscheinungsbild der deutschen Literatur dieses Zeitraums mitgeprägt habe. Obwohl seine literaturgeschichtliche Bedeutung mithin immens ist und er sich zudem in all seinen Texten wenigstens kurz über sich selbst äußert, verfügen wir – wie auch bei anderen Autoren der Zeit um 1200 – kaum über gesichertes biographisches Wissen. Im ersten Abschnitt dieses Kapitels soll daher der Frage nachgegangen werden, wie Hartmann unter den Bedingungen des Literaturbetriebs um 1200 überhaupt als Autorperson greifbar wird und wie ein solcher Zugriff unser Textverständnis befördern kann. Der in dieser Einführung angestrebte differenzierte wissenschaftliche Zugang setzt darüber hinaus die Rekonstruktion der kulturellen und literarischen Kontexte seines Œuvres voraus. Aus diesem Grund widmet sich der zweite Abschnitt des Kapitels dem hochmittelalterlichen Bildungswesen, der Wechselwirkung von geistlicher und weltlicher Kultur sowie den Wissenshorizonten von Dichter und Publikum und ordnet das Werk Hartmanns in die grundlegenden Linien der literaturgeschichtlichen Epoche der sogenannten höfischen Dichtung ein.