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1. Angewandte SprachwissenschaftSprachwissenschaftAngewandte

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Die Angewandte SprachwissenschaftSprachwissenschaftAngewandte ist ein Betätigungsfeld, das vielfach an praktischen Problemen ansetzt und in dem Forscherinnen und Forscher mit den im Feld tätigen Akteuren gemeinsam daran arbeiten, Probleme zu identifizieren, zu verstehen und Lösungswege zu entwickeln (vgl. www.aila.info/en/about). Dieses Betätigungsfeld ist weit und heterogen. Es umfasst die Arbeitsbereiche sprachwissenschaftlicher Subdisziplinen wie beispielsweise der FachsprachenforschungFachsprache, der Wirtschaftslinguistik oder der Angewandten GesprächsforschungGesprächsforschung und dehnt sich auch über nicht primär linguistische bzw. interdisziplinär ausgerichtete Forschungsrichtungen aus wie beispielsweise die Sprachlehrforschung oder die Transferwissenschaft. Mehr als um eine eigene, autonome Disziplin mit klar abgegrenztem Gegenstandsbereich und festgelegten methodischen Prinzipien handelt es sich bei der Angewandten SprachwissenschaftSprachwissenschaftAngewandte deshalb um einen „specific, problem-oriented way of ‚doing linguistics’ related to the real-life world“ (Knapp & Antos 2009:xi), der sich durch ein hohes Maß an Interdisziplinarität, Empirie und Praxisorientierung auszeichnet. Angewandt sprachwissenschaftliche Forschung basiert in der Regel auf authentischen, im Feld erhobenen Daten, die für die Analyse dokumentiert und aufbereitet und ggf. auch für die Rückmeldung an die Praxis oder zur Entwicklung von Trainingsangeboten eingesetzt werden können. Die Aufgabe linguistischer Forschung ist in erster Linie deskriptiv in dem Sinne, dass faktisches sprachliches und kommunikatives Verhalten auf der Grundlage wissenschaftlicher Theorien und Methoden erhoben und beschrieben wird. Deshalb sehen manche Forscherinnen und Forscher das Anliegen der Angewandten SprachwissenschaftSprachwissenschaftAngewandte hauptsächlich in der kritischen Beschreibung und Bewusstmachung der (problemverursachenden) Eigenschaften von Sprache und Kommunikation („awareness raising“, vgl. Stegu 2011:32). Andere wiederum betrachten es darüber hinaus auch als Aufgabe der Angewandten SprachwissenschaftSprachwissenschaftAngewandte, Messinstrumente und Handlungsempfehlungen für gelingende Kommunikation zu formulieren sowie konkrete Beratungsangebote und Trainingskonzepte auf sprachwissenschaftlicher Basis zu entwickeln (vgl. z.B. Becker-Mrotzek & Brünner 2004).

Der Anwendungsbereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung hat in der Angewandten SprachwissenschaftSprachwissenschaftAngewandte bisher wenig Berücksichtigung gefunden (vgl. jedoch die frühe Arbeit von Brünner 1987 sowie die neueren Studien von Efing, z.B. 2010). Dabei bietet der in der Angewandten SprachwissenschaftSprachwissenschaftAngewandte durchaus intensiv beforschte Bereich „Sprache und Arbeit“ zahlreiche Anknüpfungspunkte für die Beschäftigung mit Sprache und Kommunikation in der Aus- und Weiterbildung. Ausgehend von einem breiten Aufgabenspektrum (siehe oben) finden sich Anschlussmöglichkeiten auf mehreren Ebenen:

1 Faktische Beschreibung: Die Angewandte SprachwissenschaftSprachwissenschaftAngewandte beschreibt sprachliche Varietäten, Text- und GesprächstypenGesprächstypen sowie (aus kommunikations- bzw. interaktionszentrierter Perspektive) organisationale Prozesse am Arbeitsplatz. In Texten und Gesprächen am Arbeitsplatz werden Auszubildende mit der FachspracheFachsprache ihres Berufs konfrontiert, möglicherweise auch mit Fachfremdsprachen, die sie im Laufe der Zeit beherrschen und für die auf der Basis linguistischer Forschung Lehrkonzepte entwickelt werden (Forner 2016). Beschreibungen von Gesprächstypen am Arbeitsplatz wie z.B. Besprechungen, (interkulturelleinterkulturell) Verhandlungen, Verkaufs- und Reklamationsgespräche (siehe für einen Überblick Brünner 2000) bieten einen empirisch basierten Einblick in die für diese Gespräche typischen Handlungsschemata, Beteiligungsrollen und Konfliktpotenziale. Die Beschreibungen können dazu dienen, empiriebasierte Kompetenzprofile für Auszubildende in bestimmten Berufen zu formulieren sowie entsprechende Lehr- und Trainingskonzepte zu entwickeln (siehe unten). Wichtig erscheint hierbei jedoch, Anforderungen und Schulungsmodelle nicht losgelöst von der konkreten kommunikativen Praxis der Auszubildenden zu formulieren. So zeigen empirische Studien, dass Anforderungen an Auszubildende nicht nur fachlicher Natur, sondern auch zunehmend organisatorischer Art sind, da beispielsweise die Einführung der Projektarbeit in die Ausbildung neue kommunikative Aufgaben im Zusammenhang mit der Koordination im Projektteam und mit der Präsentation von Ergebnissen mit sich bringt (vgl. Efing 2010:5f.). Außerdem ist zu bedenken, dass das Gelingen von Aus- und Weiterbildung nicht allein von den Kompetenzen der Auszubildenden abhängt. Für das Funktionieren der OrganisationOrganisation ist es entscheidend, dass sich die Arbeit des Einzelnen möglichst reibungslos in die Gesamtorganisation einfügt, wofür etwa ein Unternehmen entsprechende Rahmenbedingungen und Infrastrukturen schaffen muss. Hier kann sprachwissenschaftliche Forschung dazu beitragen, die tatsächliche kommunikative Praxis an Arbeitsplätzen zu erheben, Divergenzen aufzudecken und ggf. auf notwendige Strukturveränderungen hinzuweisen (vgl. Hartung 2011).

2 Kriterienbildung und EvaluationEvaluation: Die Angewandte SprachwissenschaftSprachwissenschaftAngewandte liefert empirisch und theoretisch fundierte Kriterien für die Definition von Kompetenzen und die Beurteilung der Qualität sprachlicher Produkte und kommunikativer Prozesse. Für die Ausbildung relevante Ansätze sind hier u.a. das Konzept der „TextkompetenzTextkompetenz“, das ein zentrales Bildungsziel im Sinne von Literalität darstellt und insbesondere in der Deutsch- und DaF-Didaktik fruchtbar gemacht wird (z.B. Portmann-Tselikas 2002), sowie das im Rahmen der Angewandten GesprächsforschungGesprächsforschung diskutierte Konzept der „GesprächskompetenzGesprächskompetenz“ (Becker-Mrotzek & Brünner 2004). Wie Deppermann (2004:19) zeigt, ist die Formulierung von Kompetenzen aus linguistischer Sicht allerdings nicht unproblematisch, da die Beschreibung von Kompetenzen als optimale Handlungsformen über die empirisch basierte Deskription faktisch beobachtbarer Handlungsweisen hinausgeht. Kompetenz als normativer Begriff kommt aber im Wissenschaftsverständnis z.B. der Gesprächsforschung nicht vor, weshalb die Angewandte Gesprächsforschung hier einer theoretischen und methodischen Reflexion und Weiterentwicklung bedarf.Bei der Beurteilung der Güte sprachlicher Produkte und kommunikativer Prozesse geht es u.a. um die Verständlichkeit und Optimierung von Texten der externen UnternehmenskommunikationUnternehmenskommunikation (vgl. Lutz 2015). Ansätze in diesen Bereichen sind typischerweise interdisziplinär und verbinden sprachwissenschaftliche mit kognitionslinguistischen, psychologischen, pädagogischen oder betriebswirtschaftlichen Grundlagen.

3 Vermittlung: Die Angewandte SprachwissenschaftSprachwissenschaftAngewandte beteiligt sich an der Entwicklung von Unterrichts-, Beratungs- und Trainingskonzepten für die Vermittlung sprachlicher und kommunikativer Kompetenzkommunikative Kompetenz. Dieses Anliegen schlägt sich nicht nur in der Verzahnung zwischen Sprachwissenschaft und (schulischer) Sprachdidaktik nieder, sondern beispielsweise auch in der Entwicklung von sprachwissenschaftlich fundierten Ratgebern (z.B. Porila & ten Thije 2008 für die interkulturelleinterkulturell Kommunikation), Beratungskonzepten für die betriebliche Praxis (vgl. z.B. Hartung 2011) sowie in der Diskussion verschiedener Methoden für Kommunikationstrainings (z.B. Fiehler & Schmitt 2011).Quer zu den drei Bereichen faktische Beschreibung, Kriterienbildung und EvaluationEvaluation sowie Vermittlung liegen die verschiedenen Gegenstandsbereiche angewandt sprachwissenschaftlicher Forschung (siehe für eine erste Übersicht Knapp et al. 2011), von denen die folgenden aus unserer Sicht von besonderer Relevanz für die Untersuchung von Sprache und Kommunikation in Aus- und Weiterbildung sind.

Sprache und Kommunikation in der beruflichen Aus- und Weiterbildung

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