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5.1 Der Office québécois de la langue française (OQLF)

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Der Office québécois de la langue française ist die bedeutendste sprachpolitische Institution in Québec, der nach der Charte de la langue française (1977) im Art. 159 das übergeordnete Ziel einer Französierung der Verwaltung und der Geschäftswelt übertragen worden ist, s. auch Art. 161:

l’Office veille à ce que le français soit la langue normale et habituelle du travail, des communications, du commerce et des affaires dans l’Administration et les entreprises. Il peut prendre toute mesure appropriée pour assurer la promotion du français (Publications du Québec (2016): Charte de la langue française, legisquebec.gouv.qc.ca/fr/ShowDoc/cs/C-11#se:161, 08.07.2016).

Der OQLF vollzieht somit die Sprachberatung in Québec und veröffentlicht diesbezüglich Dokumente, welche grundlegende Orientierungslinien für die von ihm ausgesprochene Referenznorm ausgeben und den Status der von ihm verwendeten Quebecismen angeben. Das politische Manifest Politique de l'officialisation linguistique von 2004 beschreibt das strategische Ziel, auf dem die Terminologiearbeit des OQLF beruht. Der Office québécois de la langue française definiert die Offizialisierung (der Terminus wird Normierung vorgezogen) im Rahmen einer Sprachpflege (aménagement de la langue) folgendermaßen:

L’officialisation linguistique est une stratégie d’intervention par laquelle un organisme mandaté par l’État se prononce officiellement sur des usages linguistiques qu’il veut promouvoir (OQLF 2004, 4).

Diese Offizialisierung erfolgt dabei sowohl durch Empfehlungen (recommandations), die einen Sprachgebrauch gutheißen, aber nicht für öffentliche Stellen verpflichtend machen, als auch durch Normalisierung (normalisation), welche den öffentlichen Behörden, staatlichen Institutionen und Bildungseinrichtungen in bestimmten Kommunikationssituationen einen Sprachgebrauch vorschreibt und so sanktioniert. Daneben kann der OQLF auch einen Vorschlag (proposition) unmittelbar an die Bürger richten:

Les procédures de recommandation et de normalisation prévues par la Charte de la langue française, tout comme la proposition, concernent l’élaboration d’une norme de référence sur laquelle les locuteurs d’une langue se fondent, particulièrement dans les situations officielles de communication (OQLF 2004, 4, jeweils Hervorhebung EE).

Ziel ihrer sprachberatenden Aktivitäten ist die offizielle Sprachverwendung, für die zur Orientierung eine Norm erklärt wird, aber nicht der private, persönliche oder mediale Sprachgebrauch. Daher wird auch klar abgelehnt, dass eine Norm die Variation und die Varietätenvielfalt in der Sprache beeinträchtigen oder die Sprachentwicklung behindern soll. Das Französische in Québec sei ein Teil der allgemeinen Standardsprache (OQLF 2004, 7). Das OQLF beschreibt die Standardsprache als mehrere Varietäten umgreifenden Komplex, der ausdrücklich auch regionale Varianten (daher auch Varietäten) umfasst und daher sehr diversifiziert ist. Greifbar werde sie in lexikographischen, terminologischen oder grammatischen Werken, nur sozial niedrig markierte Varianten seien von der Standardsprache ausgeschlossen.

Die Diversität ist Kennzeichen aller Varietäten, doch soll die Standardisierung die Sprecher leiten, indem für die Vorgaben einer modernen Kommunikation eine Referenznorm für den öffentlichen und offiziellen Sprachgebrauch angeboten wird:

à répondre aux impératifs de la communication moderne en proposant une norme de référence pour les usages publics et officiels du langage (OQLF 2004, 8).

Der Einfluss auf die tatsächliche Sprachverwendung (l’implantation) bleibt dabei für den OQLF eine Herausforderung, gerade bei bestehenden, konkurrierend gebrauchten Termini, denn oft werden empfohlene Wörter nicht verwendet. Dass diese konkurrierenden Benennungen in der Gesellschaft diskutiert werden, um eine höhere Annahme der Wortempfehlungen zu erzielen, scheint nicht anvisiert zu werden, denn das Mandat für die Vorschläge der offiziellen Termini habe das 2002 gegründete Comité d’officialisation linguistique, bestehend aus fünf Mitgliedern, die vom OQLF ernannt werden. Diese arbeiten auf Anfragen der Verwaltung oder von Berufsverbänden, nicht aber auf Anfragen aus der Bevölkerung. Fragen der Aussprache, die v.a. relevant für die Wahrnehmung des français québécois sind, werden ebenfalls nicht angesprochen und auch nicht diskutiert.

Mit dem Comité d’officialisation linguistique hat der OQLF eine neue Institution zur Sprachberatung des Québecer Französischen auf der Grundlage einer internen Norm und Sprachkritik geschaffen. Übergeordnetes Ziel bleibt für den OQLF jedoch die sprachliche Korrektheit im offiziellen Gebrauch, die maîtrise de la langue officielle. Allerdings ist neuerdings ein Wandel im Selbstverständnis des OQLF zu erkennen, der im neuesten Plan stratégique 2013–2016 anhand der sich wandelnden Ziele abgelesen werden kann, im Vergleich zur Angabe der Mission in der Charte de la langue française, die zuletzt 2002 modifiziert worden ist. Das Ziel der Sprachberatung und Sprachpflege ist von dem einer üblichen (habituelle) zu dem einer lebendigen Sprache (vitalité) übergegangen:

2002: veiller à ce que le français soit la langue normale et habituelle du travail (www.oqlf.gouv.qc.ca/office/mission.html, 08.07.2016, Hervorhebung EE).

2014: Ancré dans une société en constante évolution, l’Office est une organisation performante qui contribue à assurer la vitalité et la qualité du français dans les milieux de travail et l’espace public québécois (OQLF 2014, 9, Hervorhebung EE).

Der Generaldirektor des OQLF Robert Vézina betont in dem Plan stratégique die Rolle der Sprache als Mittel zur Stärkung des sozialen Zusammenhalts:

La langue étant un vecteur important de cohésion sociale, les engagements contenus dans ce plan contribueront assurément au développement du plein potentiel du Québec (OQLF 2014, 5, Hervorhebung EE).

Auch in Bezug auf das Ziel der Toponymiekommission kann ein verändertes Sprachkonzept ausgemacht werden, von der Präsenz des Französischen und einer korrekten Benennung in der Mission der Commsission de terminologie der Charte von 1977 hin zu einem symbolisch aufgeladenen Einsatz französischer Namen zum Anzeigen des historischen Kulturguts:

1977: s’assurer que le territoire du Québec est nommé avec justesse et qu’il met en valeur le visage français du Québec (www.toponymie.gouv.qc.ca/ct/a-propos-commission/mission-mandat/, 08.07.2016, Hervorhebung EE).

2014: un territoire bien nommé, pour permettre le déplacement efficace des biens et des personnes, et des noms de lieux évocateurs, pour témoigner des différents patrimoines culturels de la société québécoise (OQLF 2014, 9, Hervorhebung EE).

So hat sich das Ziel der Sprachberatung des OQLF im Jahr 2014 deutlich modernisiert und sich einer stärker politischen und sprachpflegerischen Haltung im Kontext einer sozialen Ausrichtung verschrieben, welche die einzelnen regionalen Ausprägungen des Québecer Französisch zu fördern sucht.

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