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Interregionale Literaturen / contact literatures
ОглавлениеDer Begriff der Interregionalität wird Ende der 1980er Jahre von Johann StrutzStrutz, Johann entwickelt, um die spezifische sprachliche und kulturräumliche Situation der literarischen Kultur im Alpen-Adria-Raum zu beschreiben. Der Begriff erlaubt es, auf die konkreten vielschichtigen Interferenzen und Inkongruenzen zwischen den sprachkulturellen und politischen Zusammenhängen der Literatur(en) dieser spezifischen Region hinzuweisen (Strutz 1988: 201) und diese sowohl unterhalb (auf der Ebene der Region) als auch oberhalb der Nationalliteratur zu analysieren, ein Ansatz, der auch in dem von Andreas LebenLeben, Andreas geleiteten Forschungsprojekt zu ,überregionalen Interaktionsräumen‘ weiterentwickelt wurde.1 Im Mittelpunkt von Strutz’Strutz, Johann Untersuchungen stehen nicht Dominanzverfahren oder Fragen der internationalen Verbreitung, sondern Überlegungen zur Ausprägung von Interkulturalität und Mehrsprachigkeit. Beide Phänomene haben in der Erforschung großer, dominanter literarischer Kulturen seit einiger Zeit Hochkonjunktur und gehen hier auf das Aufkommen postkolonialer Literatur und Migrationsliteratur zurück. Strutz’Strutz, Johann Arbeiten unterstreichen dagegen, dass Verfahren der Interkulturalität und der Mehrsprachigkeit für kleine Literaturen immer schon relevant waren und es auch verstärkt noch immer sind.
Ähnlich regional wie StrutzStrutz, Johann verfährt auch der niederländische Komparatist Geert LernoutLernout, Geert, wenn er in Bezug auf kleine Literaturen von ,contact cultures‘ spricht. Bei Lernout wird der Einfluss anderer, großer Literaturen positiv gewendet:
The Low Countries, like the Alsace, Switzerland or Luxembourg, have always been ‘contact-cultures’, smaller cultural regions where often two or more national or linguistic cultures rub against each other. In that sense the cultural traditions in these regions have tended to be particularly open to other influences […]. (LernoutLernout, Geert 2014: 410)
Außerdem versteht LernoutLernout, Geert die Verarbeitung fremdliterarischer Einflüsse, wegen der kreativen Rezeption, die daraus erfolgt, nicht als einen Mangel an eigener Originalität oder Kreativität, sondern als Resultat literarischer und kultureller Vernetzungen in kleinen Literaturräumen:
In a small culture, it is difficult if not impossible to read the national literature without reference to its wider international artistic context, and writers in small countries themselves very often define their own poetics in terms of foreign influences. (ebd.: 417)
Dieses Selbstverständnis der kreativen Prozesse innerhalb kleiner Literaturen widersetzt sich der vor allem in der Weltliteratur lange anhaltenden Annahme, dass kleine Literaturen sich lediglich ‚reaktiv‘ zu den in den Zentren hervorgebrachten Neuerungen und Moden verhalten, selbst aber nur sehr wenig generatives Potential besäßen (Damrosch 2006: 214; D’haen 2012: 153).