Читать книгу Handbuch des Deutschen in West- und Mitteleuropa - Группа авторов - Страница 17
Struktur, Lehrpläne und Sprache in den Schulen
ОглавлениеDie deutsche Schule ist wie die dänische Volksschule eine Gesamtschule mit 10 Klassenstufen (0. bis 9. Klasse) und einer freiwilligen 10. Klasse. Die Abschlusszeugnisse nach der 9. bzw. 10. Klasse sind sowohl in Dänemark als auch in Deutschland anerkannt. In den Vorbemerkungen zu den Lehrplänen der Grundschule wird ausdrücklich betont, dass die Schüler Fähigkeiten und Kenntnisse in deutscher und dänischer Sprache und Kultur entwickeln sollen (Deutscher Schul- und Sprachverein für Nordschleswig o.J.a). Die Lehrkräfte sollen in Dänemark und Schleswig-Holstein pädagogische, fachliche und akademische didaktische Trends rezipieren.
Da die Unterrichtssprache Deutsch ist, wird in allen Fächern außer Dänisch Unterrichtsmaterial aus Schleswig-Holstein verwendet. Deutsche Lehr- und Lernmittel können Lehrkräfte über die Deutsche Medienbank an der Deutschen Zentralbücherei Apenrade/Aabenraa beziehen; dort gibt es auch ein Beratungsangebot sowie einen Online-Katalog. Dänisches Unterrichtsmaterial ist über das Zentrum für Bildungsressourcen in Hadersleben/Haderslev erhältlich.
Die Fortbildung von Lehrkräften findet an mehreren Orten statt, unter anderem am Institut für Minderheitenpädagogik. Dieses Institut hat der DSSV zusammen mit dem Dänischen Schulverein für Südschleswig in Schleswig-Holstein und dem UC Syd (University College South Denmark) in Hadersleben/Haderslev eröffnet.1 Ziel des Instituts ist die Entwicklung und Vermittlung fachlicher Kompetenzen für die pädagogische Arbeit mit Kindern, die in der deutschen und dänischen Minderheit in der deutsch-dänischen Grenzregion aufwachsen.
Die Lehrer an den deutschen Schulen haben entweder einen deutschen Lehramts-Abschluss (nach vier Jahren Studium) oder einen dänischen Lehramts-Abschluss (der ein dreijähriger Bachelor-Abschluss ist). Von den rund 125 Lehrern sind zirka zwei Drittel deutsche und ein Drittel dänische Absolventen; heute können beide Gruppen deutsche Beamte werden. Zuvor waren die in Deutschland ausgebildeten Lehrer Einwanderer, aber da es inzwischen keine Residenzpflicht mehr gibt, wohnen heute viele als Grenzpendler in Schleswig-Holstein. Das bedeutet, dass die Minderheit Lehrer in ehrenamtlichen Tätigkeiten verliert, aber auf der anderen Seite gewinnt man Lehrer, die täglich mit deutscher Sprache und Kultur leben.
2017 gab es sechs Wochenstunden Deutschunterricht und fünf Wochenstunden Dänischunterricht in den Klassen 1 bis 4, danach für beide Fächer fünf Wochenstunden. Englisch wird ab der 3. oder 4. Klasse gelehrt.2 Es gibt also in der deutschen Schule einen starken Fokus auf Mehrsprachigkeit, aber da alle Fächer außer Dänisch und Englisch auf Deutsch unterrichtet werden, gibt es Fachbegriffe, die die Schüler nur auf Deutsch lernen. Im Anfangsunterricht wird dieser Tatsache Rechnung getragen, indem im Lehrplan sowohl für Dänisch als auch für Deutsch ein gemeinsamer Unterrichtsplan für den Sprachunterricht sowie für Lesen und Schreiben empfohlen wird, der grundsätzlich auf Deutsch durchgeführt werden soll, was für die meisten die Zweitsprache ist. Der Lese- und Schreibunterricht, der hauptsächlich in den Deutschstunden stattfindet, wird durch dänische Lese- und Schreibübungen ergänzt. Die Dänisch- und die Deutschlehrer behandeln ein gemeinsames Thema, so dass die Schüler früher oder später die Begriffe in beiden Sprachen lernen; die Erfahrungswelt der Kinder wird damit in den beiden Sprachen einbezogen und erweitert. Dieser sogenannte integrierte oder koordinierte Anfangsunterricht findet seit 25 Jahren mit schuleigenen Lehrmaterial statt (Pedersen 2010). Für 2018 ist ein Projekt des Zentrums für Minderheitenbildung zur Erarbeitung gemeinsamen Unterrichtsmaterials geplant.
Unterrichtsgespräche zwischen Lehrern und Schülern und die schriftliche Kommunikation finden auf Deutsch statt; die Schüler untereinander kommunizieren jedoch in den Pausen und oft auch während des Unterrichts auf Sønderjysk. In den Klassen mit Dänisch als Unterrichtsfach sprechen Lehrer und Schüler Standarddänisch. Sønderjysk wird dagegen als die private Sprache der Schüler angesehen und selten zum Unterrichtsgegenstand gemacht, obwohl Unterrichtsmaterial für das Sprachbewusstsein und den Dialekt zur Verfügung steht (Pedersen et al. 1993).