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Zur Rolle des Kontextes am Beispiel der TV-Sportreportage
ОглавлениеDas folgende Beispiel verdeutlicht eine extreme Reduktion der sprachlichen Form, wie sie in Sportreportagen des Fernsehens durchaus typisch ist.
(3–27) […] und Häßler;
(6.0)
Minotti,
(6.5)
und Freund bisher ganz sicher gegen Zola –
(5.5)
Pagliuca außerhalb des 16-meter-raums –
(8.0)
Casiraghi –
(1.5)
und Babbel –
(2.0)
und Zola;
(–)
und Berti
Die Möglichkeit zu dieser Reduktion ergibt sich aus der Präsenz des MediumsMedium Bild, das als primäre Informationsquelle für den Fernsehzuschauer gelten kann. Der Sprecher beschränkt sich in seiner Reportage weitgehend darauf, mit eingliedrigen Einheiten auf den durch das Fernsehbild jeweils fokussierten Spieler zu referieren. Über diese Einheiten muss nichts ausgesagt werden, sie müssen nicht in Relation zu anderen Sprachzeichen gebracht werden, weil der Fernsehzuschauer sich alle notwendigen Informationen über das Bild erschließen kann.
Auch bei der Analyse des nächsten Beispiels ist die Rolle des Fernsehbildes zu bedenken:
(3–28) Stefan Kuntz;
(1.5)
hätten wir ihm doch alle gegönnt (–) kurz vor’m abschied (–) in die Türkei
Das Bild zeigt in Großaufnahme den Spieler Stefan Kuntz, worauf der Reporter mit einer eingliedrigen Einheit zu dessen Identifizierung reagiert. Der nachfolgende Satz bezieht sich auf eine unmittelbar vorausgegangene Spielsituation, in der Stefan Kuntz eine große Torchance ausgelassen, also kein Tor erzielt hat. Diese Aktion ist Gegenstand (Thema) der Satzäußerung. Der Sprecher kann aber darauf verzichten, das Thema zu benennen, denn der Fernsehzuschauer ist über das Bild hinreichend gesteuert. Der Reporter lässt also das Vorfeld, das für ein entsprechendes thematisches Element prädestiniert wäre, unbesetzt und beginnt mit dem Finitum hätten.
Aus solcherart Beobachtungen ergibt sich folgende für eine Textgrammatik sehr grundsätzliche Konsequenz (vgl. Jürgens 1999: 208ff.): Es ist davon auszugehen, dass Sprachzeichen nur in dem Maße durch formale Mittel explizit aufeinander bezogen werden, wie es für die Kommunikation erforderlich ist. Zentrale Forderung an eine pragmatisch orientierte Textgrammatik muss es daher sein, Fragen des (sprachlichen und außersprachlichen) Kontextes ganz maßgeblich zu berücksichtigen, denn Kontextgegebenheit ist eine entscheidende Voraussetzung für die Reduktion der sprachlichen Form. „Generell gilt, daß je mehr Kontextwissen vorausgesetzt ist, desto weniger an Strukturierung notwendig ist.“ (Busler/Schlobinski 1997: 103)