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3.4 Zusammenfassung
ОглавлениеMit der apodeiktischen Methodik, der Neubegründung der Metaphysik als universaler Wissenschaft vom gesamten, Gott und die Welt umfassenden, Sein und der Annahme einer Vollendung des menschlichen Lebens durch philosophische Aktivität sind drei Merkmale benannt, die für die Philosophie in der arabisch-islamischen Welt charakteristisch sind. Obwohl ihr Verhältnis bei den einzelnen Philosophen im Detail unterschiedlich bestimmt wird, hängen die drei Punkte sachlich eng zusammen: Die Apodeiktik deutet durch die Metaphysik die gesamte Wirklichkeit in ihrem Verhältnis zu ihrer ersten Ursache. Durch die damit sichtbar werdende universale Rationalität der Welt als ganzer erhält wiederum das Bemühen, sie auf intellektuellem Wege zu begreifen und genau dadurch die Eudaimonie zu erlangen, seinen Sinn, und zwar sowohl in gesellschaftlicher als auch in individueller Hinsicht. Alle drei Annahmen gemeinsam verleihen der Philosophie eine spezifische Gestalt, unter der sie innerhalb des religiösen Kontextes des Islam als eigene Lebens- und Denkform jahrhundertelang fortbestand und erkennbar blieb.
Auf diese Weise konnten die falāsifa seit al-Fārābī die Bedeutung, die die Philosophie in der griechischen Welt hatte, nicht nur in wesentlichen Punkten wiederherstellen, sondern ihre Akzentsetzungen verliehen ihr noch klarere Konturen als je zuvor, gerade auch in Abgrenzung zur Religion. Andererseits wurde die Philosophie selbst hierdurch prinzipiell auf ein einziges methodisches Paradigma festgelegt. Beispielsweise traten die rhetorischen und doxastischen Anteile, aber auch das skeptische Potential der antiken Philosophie deutlich hinter den apodeiktischen Beweisanspruch zurück.