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Früheste Sammlungen von Expeditionen in die Südsee und nach Sibirien

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Die europäischen Expeditionen in die Südsee und den Nordpazifik dienten der Erkundung bisher unbekannter Gebiete. Hinter ihnen standen handfeste politische und ökonomische Motive, die Gewinnung (bzw. Eroberung) neuer Territorien und die Erschließung neuer Ressourcen. Von verschiedenen Ländern Europas aus starteten im 18. Jahrhundert solche Expeditionen: Es war ein Wettbewerb um Gebiete, die später zu Kolonien wurden. Vor allem russische, englische, französische und amerikanische Expeditionen drangen bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts in die Weiten jenes nahezu unbekannten Ozeans vor, den sein europäischer Entdecker, der Spanier Vasco Nuñez de Balboa, 1513 „Mar del sur“ (Südsee) genannt hatte. 1521/22, während der ersten europäischen Weltumsegelung, taufte der als Kapitän in spanischen Diensten stehende Portugiese Fernão de Magalhães (Magellan) ihn „Mar Pacifico“ (Pazifischer Ozean). Der danach von zwei spanischen Expeditionen 1542/43 und 1595/96 aufgesuchte und heute zum Nordpazifik gerechnete Bereich blieb in Bezug auf Erkenntnisse über die fremden Kulturzeugnisse ohne nennenswerte Spuren und Ergebnisse, so dass die dort von europäischen Mächten in Gang gebrachten Begegnungen mit den Indigenen und die daraus resultierenden kulturellen Veränderungen erst ab dem 18. Jahrhundert von nachhaltiger Bedeutung sind.

Neben politischen Interessen ging es damals im Geiste der Aufklärung auch darum, die Südsee systematisch kartographisch zu erfassen; zugleich sollte das Naturreich sowie die „Gesittung“ (der damalige Begriff für Kultur) der dort lebenden Menschen erforscht werden. Folglich gehörten den Schiffen, die zu den Weltreisen aufbrachen, neben Naturforschern und Gelehrten auch Zeichner an, die die Begegnungen vor Ort bildlich dokumentierten. Die erfolgreichsten interdisziplinär arbeitenden Forscherteams jener Zeit waren sicherlich James Cook und die Teilnehmer seiner drei Expeditionen in die Südsee (1768–1780). Für die ethnologisch relevanten Erkenntnisse war es ein Glücksfall, dass auf Cooks zweiter Reise (1772–1775) der deutsche Naturforscher Johann Reinhold Forster (1729–1798) und vor allem dessen Sohn Georg (1754–1794) teilnahmen. Letzterem verdanken wir in Gestalt von Reisetagebüchern, die auf der Grundlage der Reisebeobachtungen des Vaters zustande kamen, beachtenswerte eigenständig verfasste ethnographische Beschreibungen. Georg Forsters kulturphilosophische und komparatistische Reflexionen über die Südsee sowie seine sich zur Subjektivität bekennenden Analysen erhellen die Begegnung mit den anderen Kulturen in einer vorher nicht gekannten Weise. Als führender deutscher Südsee-Experte bereits im jungen Alter hoch geachtet, bildete die Verarbeitung der Weltreise ein prägendes Kapitel im Leben Georg Forsters, das ihn ab 1778 für mehrere Jahre aufs engste mit Göttingen verband (vgl. dazu Hauser-Schäublin und Krüger 1998). Die reichen Bestände der Universitätsbibliothek für seine Südsee-Studien nutzend, war der weitgereiste Forster jemand, in dessen Überlegungen sich anbahnende weltweite Transformationsprozesse stets Berücksichtigung fanden.

Der besondere Wert der von Baron von Asch gesammelten ethnographischen Gegenstände liegt nicht nur in ihrem hohen Alter begründet, sondern auch in der Tatsache, dass sie die Expansion Russlands nach Osten widerspiegeln. Der Hauptteil der Sammlung stammt von den großen wissenschaftlichen Expeditionen, die im damaligen Zarenreich der erstmaligen systematischen Erforschung Sibiriens dienten. Deren Zielsetzungen bestanden nicht nur in der Suche nach neuen Lebensmöglichkeiten und nach natürlichen Schätzen, sondern auch in dem Aufspüren eines Weges zum amerikanischen Kontinent. Diesen Vorstößen folgte die Kolonisierung Sibiriens und ihrer dort seit Jahrhunderten und Jahrtausenden lebenden Ethnien. An mehreren dieser Expeditionen beteiligten sich deutsche Forschungsreisende, wie zum Beispiel der Arzt Carl Heinrich Merck (1761–1799) oder die Geographen Peter Simon Pallas (1741–1811) und Johann Gottlieb Georgi (1729–1802). Die russische Erkundung Sibiriens und Russisch-Amerikas stellt aus heutiger Sicht somit ein erstes Projekt russischdeutscher Forschungskooperation dar.

Zur gleichen Zeit, als Asch aufgrund persönlicher Beziehungen zu Teilnehmern der Expeditionen zu sammeln begann, dies geschah von den 1770er Jahren an, erkundete, wie bereits erwähnt, James Cook auf dem Seeweg die Küsten der beiden Kontinente und suchte im Jahr 1778 eine Durchfahrt zwischen ihnen. Zeitlich und geographisch besitzen die Asch und Cook/ForsterSammlungen also Berührungspunkte, die sich nicht zuletzt in den gesammelten Objekten widerspiegeln, die schließlich nach Göttingen gelangten.

Die Entdeckung des Nordpazifiks

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