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Sammlungsgeschichten

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Die ethnologischen Sammlungen aus der Südsee und speziell dem Nordpazifik gelangten über persönliche akademische bzw. verwandtschaftliche und herrschaftliche Beziehungen nach Göttingen und Oldenburg.

Der Kurator des Academischen Museums der Universität Göttingen, Johann Friedrich Blumenbach (1752–1840), dem durch seine wissenschaftlichen Kontakte nach England bekannt war, dass insbesondere die auf den letzten zwei Reisen Cooks gesammelten Gegenstände direkt am Londoner Hafen verkauft wurden, wo die Schiffe der Expedition nach ihrer jeweiligen Rückkehr 1775 und 1780 vor Anker gingen, wollte auch für das Universitäts-Museum „Artificial Curiosities“ sichern: Er wandte sich deshalb am 27. August 1781, also ein Jahr nach Beendigung der drei Weltreisen von James Cook, mit einem Gesuch an die für die Göttinger Universität zuständige Behörde, die „Königlich GroßBrittannische zur Churfürstlich Braunschweigisch-Lüneburgischen Landesregirung Höchst verordnete Herrn Geheimde Räthe“, der Georgia Augusta „etwas von dem Ueberfluße ausländischer Natürlicher Merkwürdigkeiten“ zu überlassen. Dieses Gesuch, welches sich im Wiss. Kulturarchiv am Institut für Ethnologie der Universität Göttingen befindet, wurde an König Georg III, König von Großbritannien und in Personalunion Kurfürst von Hannover, weitergeleitet und von ihm einige Monate später in einem Schreiben an die Hannoverschen „Geheimden Räthe“ positiv beschieden: Am 15. Juli 1782 bestätigte Blumenbach den Empfang einer Sammlung aus „349 Nummern“ bestehend. Die Kaufsumme dieser als „Königliche Schenkung“ in die Göttinger Annalen eingegangenen Sendung entsprach mit insgesamt 105 Pfund Sterling in Hannoverscher Währung etwa 560 Reichstalern, etwas mehr als dem doppelten Jahresgehalt eines damaligen Göttinger Professors. Was die erworbene Sammlung aus England bis in die Gegenwart insbesondere auszeichnet, ist die Genauigkeit, mit der sie durch einen zweiteiligen Katalog (drei Hefte) dokumentiert worden ist. Dieser stammt von dem Londoner „Naturaliensammler“ George Humphrey. Er erhielt den offiziellen Auftrag, die für Göttingen bestimmte Sammlung zusammenzustellen. Durch intensive Befragung der Begleiter Cooks hat er alle Objekte, die nach Göttingen übersandt wurden, in seinem „Catalogue of Rarities from the New discovered Countries in the Pacific Ocean“ minutiös erfasst und beschrieben. Dieses Dokument der Ethnologischen Sammlung in Göttingen stellt bis heute eine unschätzbare ethnographische Fundgrube dar. Blumenbach ist es ebenso zu verdanken, dass die Cook-Sammlung durch den Nachlass von Johann Reinhold Forster, der nach Übersiedlung von England vor seinem Tod 1798 in Halle Naturgeschichte gelehrt hatte, erfolgreich ergänzt wurde: Im Jahr 1799 gelangten 160 Ethnographica einschließlich eines „Verzeichniß der (Forsterschen) Südseesachen“ von Halle nach Göttingen.

Die auf Baron Georg Thomas von Asch (1729–1807) zurückgehende Sammlung ist ein Geschenk des aus St. Petersburg stammenden Arztes, der an der Georgia Augusta-Universität in Göttingen in den Jahren von 1747 bis 1750 Medizin studiert hatte und unter dem berühmten Anatomie-Professor Albrecht von Haller promoviert wurde. Neben ethnographischen Objekten enthält die Sammlung weitere, sehr unterschiedliche Sachgruppen, die sich heute auf verschiedene Sammlungen der Universität Göttingen verteilen: Sie reichen von geologischen Proben, Tier und Menschenknochen, Pflanzen, Büchern und Landkarten über Münzen, Medaillen und Kupferstiche. Der ethnographische Bestand dürfte ursprünglich aus etwas mehr als 200 Gegenständen bestanden haben, von denen sich in der Ethnologischen Sammlung am Institut für Ethnologie der Universität Göttingen gegenwärtig noch 181 Artefakte nachweisen lassen. Diese in ihrem Umfang und ihrer wissenschaftlichen Qualität für das 18. Jahrhundert weltweit einzigartige Russland-Sammlung übersandte Asch auf Vermittlung des Direktors der Göttinger Universitätsbibliothek, Christian Gottlob Heyne, von 1771 bis kurz vor seinem Tode im Jahr 1807 aus Dankbarkeit gegenüber seiner ehemaligen Alma Mater. Asch kann deshalb heute als einer der bedeutendsten privaten Spender der Göttinger Universität bezeichnet werden.

Im Fall des Landesmuseums Natur und Mensch von Oldenburg, das einmal ein Großherzogliches Museum war und dessen Russland-Bestand die Göttinger Asch-Sammlung zeitlich vortrefflich komplementiert, erfolgte der Erwerb der Sammlung, die Iwan Antonowitsch Kuprejanow (1799–1857) aus Russisch-Amerika (seit 1867 Alaska, USA) zusammengetragen hatte, auf der Grundlage der weitreichenden Beziehungen des Prinzen Peter von Oldenburg (1812–1881). Ein Brief des russischen Grafen Pawel Dmitriewitsch Tolstoi, der Geheimrat und Hofmeister des Prinzen war, belegt für das Jahr 1841 die Übersendung der Kuprejanow-Sammlung an Prinz Peter von Oldenburg „zuhanden des Königlichen Museums in Oldenburg“. Kuprejanow war Offizier der Russischen Marine gewesen und hatte Transporte für Kamtschatka und Russisch-Amerika geleitet. Von ihm stammt auch eine ursprünglich offensichtlich sehr namhafte Sammlung im heutigen Museum für Anthropologie und Ethnographie, der einstigen Kunstkammer Peters des Großen, in St. Petersburg. Prinz Peter von Oldenburg hatte es bei der russischen Armee bis zum General gebracht und war damals Generalgouverneur von Nowgorod, Jaroslaw and Twer. Ob es persönliche Beziehungen zwischen Prinz Peter von Oldenburg und Iwan Antonowitsch Kuprejanow gab, wissen wir bis heute nicht.

Die Entdeckung des Nordpazifiks

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