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John Davis 1585, 1586, 1587

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John Davis (1543–1605) war damals Mitte 30 und brachte auch ein theoretisches Interesse für Fragen der Navigation mit. Er hatte sogar wissenschaftliche Abhandlungen verfasst. Außerdem gilt Davis als der Erfinder des Davisquadranten (backstaff) für Sonnenpeilungen. John Janes übernahm die Verantwortung für den wirtschaftlichen Teil der Reise und schrieb ein Tagebuch, das 1598 von Richard Hakluyt publiziert wurde. Die Schiffe umrundeten die Südspitze Grönlands und folgten dann der Westküste nach Norden, auf der Höhe des heutigen Nuuk gingen sie an Land und nannten die Stelle Gilbert Sound (Williams 2009, S. 33). Das war die Stelle der verlassenen Westsiedlung der Wikinger. Statt auf Wikinger traf Davis dort auf Inuit. Da die Engländer mit gehörigem Geschrei empfangen wurden, ließ Davis als Reaktion darauf seine Musikanten aufspielen und er selbst und einige seiner Matrosen tanzten zur Musik, was die Situation entspannte. Sie kauften den Inuit die Kleidung aus Robbenfell und Vogelbälgen ab, die sie auf dem Leib trugen. Janes schrieb, dass dort das Gestein vorkomme, das Frobisher von seinen Reisen mitgebracht habe (Williams 2009, S. 33).

Am 31. Juli verließ John Davis die Küste Grönlands und segelte sechs Tage Richtung Nordwesten, bis er eine eisfreie Küste auf einer Breite von 66° 40‘ N sah. Er hatte den engsten Teil der Straße überquert, die heute seinen Namen trägt. Die Schiffe fuhren der Küste entlang nach Süden, bis sie „a very faire entrance or passage“9 fanden (Williams 2009, S. 33).

Dabei handelte es sich um Cumberland Sound, ca. 150 Meilen nördlich der Frobisherstraße. Sie fuhren 180 Meilen in die Einfahrt hinein, ein Schiff folgte der Nordseite, das andere der Südseite. Alles deutete auf die ersehnte Passage hin, sie segelten die gesamte Zeit in Salzwasser und je weiter sie nach Westen vordrangen, desto tiefer wurde es. Sie sahen Wale, von denen sie annahmen, dass sie aus dem westlich gelegenen Meer stammten, und ein starker Tidenhub machte sich aus dem Südwesten bemerkbar (Williams 2009, S. 34). Am 19. August wehte der Wind von vorne, was sie gepaart mit der fortgeschrittenen Jahreszeit zur Umkehr bewegte. Davis war aber von der Existenz der Passage überzeugt.

Im nächsten Jahr – also 1586 – war John Davis erneut unterwegs, und zwar mit drei Schiffen (Sunshine, Moonshine und Mermaid) sowie einer Pinasse (North Star). Als die kleine Flotte sich Island näherte, versuchten die Sunshine und North Star die Theorie von Robert Thorne zu prüfen, der zufolge es eine eisfreie Passage über den Pol gebe (Williams 2009, S. 34). Schon auf 66° N gerieten sie in undurchdringliches Eis. Davis suchte erneut seinen Ankerplatz im Gilbert Sound auf, den er vom Vorjahr kannte. Die Engländer blieben fünf Wochen und hatten wechselhafte Beziehungen zu den dort lebenden Grönländern. Sie hatten Spaß an gemeinsamen Wettkämpfen im Springen und Ringen, aber Davis beklagte sich auch über die lästigen Diebereien der „people of the country“, wie er sie nannte. Immer wieder verschwanden Kleinigkeiten von den Schiffen; als aber plötzlich einer der Anker entwendet wurde, verlor Davis seine Geduld und die Engländer eröffneten das Feuer. Die Schüsse wurden mit nicht weniger schlagkräftigen Steinschleudern beantwortet (Williams 2009, S. 34). Es gab aber auch immer wieder ruhige, friedliche Phasen, die Davis nutzte, um ein kurzes Grönländisch-Englisch-Vokabular anzufertigen. Davis zeigte sich außerdem beeindruckt vom geschickten Umgang der Grönländer mit ihren Kajaks.

Am 30. August war es an der Zeit, mit der Rückreise zu beginnen, die Pinasse ging dabei in einem Sturm verloren, ähnlich wie bei Frobishers Expedition. Zwar waren diese winzigen Schiffe praktisch, wenn es darum ging, küstennah in flachem Wasser oder in Flüssen zu kartieren, für das offene Meer waren sie allerdings denkbar ungeeignet (Williams 2009, S. 35). Während die Mermaid auf direktem Weg nach England zurückfuhr, setzte Davis seine Erkundung mit der Moonshine fort. Er erreichte die gegenüberliegende Küste auf der Breite von 66° 30‘ N, ungefähr dort, wo er im Vorjahr gewesen war. Offenbar verpasste er den Eingang zum Cumberland Sound, der Hoffnungen auf die Passage geweckt hatte, und fuhr nach Süden bis 57°. Aufgrund von schlechtem Wetter und geringer Sicht hatte er sich weit von der Küste entfernt halten müssen, was erklärt, warum er den Eingang zum Sund schlichtweg nicht gesehen hatte. Er erwähnte weder die Frobisher Bay noch Frobishers Mistaken Strait (heute Hudsonstraße). Schließlich landete er in der Nähe von Hamilton Inlet, wo bei einem Angriff aus dem Hinterhalt zwei seiner Männer getötet und zwei weitere verwundet wurden durch „the brutish peoples of this countrey“10, wie er es formulierte (Williams 2009, S. 36).

Am 11. September begab er sich auf den Rückweg und erreichte England Anfang Oktober.

Glücklicherweise hatte die Sunshine über 500 Robbenfelle mit zurückgebracht, was zumindest einen Teil der Investitionen wieder einbrachte. Das Interesse der Geldgeber war merklich abgekühlt, lediglich William Sanderson wollte noch nicht aufgeben und finanzierte eine weitere Expedition. Diese fand gleich im folgenden Jahr (1587) statt. Die Sunshine war als Schiff wieder dabei, außerdem eine Bark Elizabeth sowie eine Pinasse Ellen. John Janes, der Neffe von William Sanderson, war erneut mit von der Partie und verfasste wieder einen Bericht. Von dieser dritten Reise ist auch ein Logbuch von John Davis erhalten geblieben (Williams 2009, S. 36). Die beiden großen Schiffe fuhren nach Neufundland, um dort zu fischen, während Davis mit der Pinasse zu Erkundungszwecken an der westgrönländischen Küste nach Norden fuhr. Er erreichte als seinen nördlichsten Punkt eine Breite von 72° 12‘ N und nannte die Stelle Hope Sanderson (heute Upernavik). Zwar war das Meer noch offen, der Wind kam aber kalt aus Norden. Davis wandte sich nach Westen über die Davisstraße, wo sie sich nur noch rudernd aus Eisfeldern befreien konnten (Williams 2009, S. 37). Nun ging es weiter Richtung Süden und Davis gelangte ohne Schwierigkeiten in den Cumberland Sound, wo er seine Erkundungen wieder aufnahm, bis er, wie er enttäuscht in seinem Logbuch notierte „the bottome of the sayd supposed passage“11 erreichte und umkehrte (Williams 2009, S. 37). Ende Juli erreichte er Resolution Island, wo die Strömung so stark war, dass ein Eisberg das Schiff überholte. Nun befand er sich am Eingang von Frobishers Mistaken Strait, der heutigen Hudsonstraße. Er fuhr aber nicht hinein, sondern setzte die Erkundung an der Ostküste von Labrador fort. Als er eine Breite von 52° N erreicht hatte, war es Mitte August und an der Zeit, nach England zurückzukehren, wo er Mitte September ankam. Auch die Sunshine und Elizabeth waren nach einem erfolgreichen Kabeljaufang bereits zurückgekehrt. Als Fazit schrieb Davis in einem Brief an Sanderson: „I have bene in 73 degrees, finding the sea all open, and forty leagues betweene land and land. The passage is most probable, the execution easie, as at my coming you shall fully know“12 (zit. nach Williams 2009, S 38).

Obwohl sich Davis so optimistisch, ja fast überschwänglich über die Passage geäußert hatte, kam es nicht zu einer vierten Reise, weil alle drei Expeditionen ein Verlustgeschäft waren. Der Verlust hatte sich nur dank der Robbenfelle und des Kabeljaus in überschaubaren Grenzen gehalten (Williams 2009, S. 38f.).

Der Bericht der Brüder Zeno sorgte für einige Unstimmigkeiten auf den Karten der Zeit und verhinderte, dass Davis erkannte, dass er die Frobisherstraße und auch den Eingang zu Frobishers Mistaken Strait gesehen hatte. Er hielt für neue Entdeckungen, was er gesehen hatte, weil die Entdeckungen von Frobisher viel zu weit östlich eingezeichnet waren (Williams 2009, S. 39f.).

Mit einiger Hartnäckigkeit wurden immer wieder Gerüchte verbreitet, die Spanier hätten die Straße von Anián gefunden, was auch englische Seefahrer motivierte, danach zu suchen. Ähnlich wie Francis Drake wollte auch John Davis den Eingang zur Straße von Anián vom Pazifik aus finden, wurde aber vor dem Eingang zur Magellanstraße in starken Stürmen und Strömungen weit nach Osten abgetrieben und sichtete im Jahr 1592 mit dem Schiff Desire erstmals die Falklandinseln, landete aber nicht auf den Inseln, die er nach sich selbst Davis Islands nannte. Sanderson sorgte 1592 dafür, dass der Kartenmacher Emery Molyneux die Resultate von Davis’ Erkundungen auf dem ersten in England hergestellten Globus darstellte. Und sechs Jahre später erschienen sie auch auf der Weltkarte, die von Richard Hakluyt in seinen „Principall Navigations“ publiziert wurde, in die er auch die Berichte von John Davis und John Janes aufnahm (Williams 2009, S. 39).

Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte John Davis als Lotse auf englischen und holländischen Schiffen, die Handel trieben. Im Jahre 1605 kam er dabei zu Tode. Vorher hatte John Davis aber noch zwei einflussreiche Bücher veröffentlicht: „The Seamen’s Secrets – a practical guide to navigation and included a section explaining how to use his invention of the back staff to determine latitude“13 (1594). Dieses Werk wurde in den nächsten 60 Jahren noch acht Mal neu aufgelegt. Das zweite Buch trug den Titel „The Worldes hydrographical description“ (1595). Auch Davis schrieb, dass es im Norden ein offenes Meer gebe, was die Forscher bis ins 19. Jahrhundert in Atem hielt. Während Davis über das eisfreie Meer schrieb, wurde die Expedition von Willem Barents vorbereitet, die im Eis stecken blieb und einen extrem schwierigen Winter auf Nowaja Semlja verbrachte, bevor sich die Männer in offenen Booten nach Süden retten konnten. So stand die Idee vom offenen Polarmeer über Jahrhunderte den Erfahrungen von Seeleuten gegenüber, deren Schiffe vom Eis eingeschlossen oder zerdrückt wurden.

1 „…unter unseren Flaggen und Fahnen zu allen Teilen, Regionen und Küsten des östlichen, westlichen und nördlichen Meers zu segeln…“

2 „ungeheuer großen Inseln aus Eis, die entlang der Küste trieben“

3 „eher sein Leben zu opfern als ohne die Entdeckung von Kathay zurückzukehren, außer er werde durch extremen Druck und Unumgänglichkeiten zur Rückkehr gezwungen“

4 „die Steine…. glitzern allesamt und glänzen in der Sonne wie Gold. Aber der Sand im hellen Wasser glitzert genauso und bestätigt das alte Sprichwort: es ist nicht alles Gold, was glänzt“

5 „erhielt solch einen Schlag von einem Felsen aus Eis, dass sie auf der Stelle in Sichtweite der gesamten Flotte sank“

6 „bekannt habe, dass er, wenn er nicht die Verantwortung für die gesamte Flotte und die beladenen Schiffe gehabt hätte, er durch die Straße ins südliche Meer hätte fahren wollen und können“

7 „Einiges davon ist heute noch zu sehen und glitzert, sobald Licht darauf fällt“

8 „zu reisen und die Passage nach China und den Molukken im Nordwesten, Nordosten und Norden zu suchen“

9 „einen anständigen Eingang oder eine Passage“

10 „die brutalen Einwohner dieses Landes“

11 „das Ende der vermuteten Passage“

12 „Ich war auf 73° und fand dort offenes Meer und 40 Leguas von Land zu Land. Die Passage ist gut möglich, die Ausführung einfach, wie sie nach meiner Rückkehr ausführlich erfahren werden“

13 „Die Geheimnisse des Seemanns – ein praktisches Handbuch der Navigation mit einer Sektion über die Handhabung seiner Erfindung des Davisquadranten zur Bestimmung der geographischen Breite“

Abenteuer Nordwestpassage

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