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2.1 Neue Aktivitäten der Handelskompanien
ОглавлениеDas erste wichtige Ereignis im 17. Jahrhundert für die Suche nach der Nordwestpassage war die Gründung der Company of Merchants Trading into the East Indies, die später nur noch als East India Company bezeichnet wurde. Am 12. Dezember 1601 erhielt sie ihren Freibrief, der gestattete, für den Handel alle bekannten oder noch zu entdeckenden Passagen um Asien, Afrika oder Amerika zu nutzen. Mit diesem Freibrief wurde das Interesse nach einer nördlichen Route zu suchen wiederbelebt, denn die Company würde von einem kürzeren Seeweg nach China und Indonesien erheblich profitieren. Hinzu kam, dass man sich dank der Veröffentlichung von Hakluyts „Principall Navigations“ leicht über die Ergebnisse der vorangegangenen Reisen wie der von Frobisher und Davis informieren konnte.
Zunächst war die East India Company vorsichtig und verständigte sich mit der Muscovy Company, die sozusagen die älteren Rechte auf die Suche nach den Nordrouten hatte (Day 2009, S. 86f. und 290f.). Da aber die Muscovy Company zu Beginn des 17. Jahrhunderts kein Interesse zeigte, vermutlich weil die bitteren Erfahrungen mit Willoughby und Barents, die beide auf der Suche nach der nordöstlichen Durchfahrt ums Leben gekommen waren, noch nachwirkten, stand der East India Company offen, aktiv zu werden. Sie beauftragte George Waymouth mit dem nächsten Versuch, nach der westlichen Durchfahrt vom Atlantik zum Pazifik zu suchen. Im Jahr 1602 verließ Waymouth England mit den Schiffen Discovery und Godspeed. Wie groß die Zuversicht war, dass Waymouth die Passage ohne weiteres finden würde, zeigt die Tatsache, dass er einen Brief von Königin Elisabeth an den Kaiser von China bei sich trug, der ins Lateinische, Spanische und Italienische übersetzt war. Im Erfolgsfall wurde ihm eine Belohnung von 500 Pfund versprochen, was das Fünffache des Betrags war, der ihm zur Ausrüstung der Expedition zur Verfügung stand (Williams 2009, S. 45).
Am 18. Juni 1602 sichtete Waymouth die Südküste Grönlands und fuhr in die Davisstraße hinein. Er drehte nach Süden und fuhr auf der Breite von 61° 40‘ N in eine Straße hinein, bei der es sich vermutlich um die heutige Hudsonstraße handelte. Waymouth berichtete, er sei ungefähr 300 Meilen in südwestlicher Richtung in die Straße hineingefahren. Da seine Mannschaft befürchtete, in der ungastlichen Region überwintern zu müssen – Waymouth hatte immerhin Vorräte für 16 Monate an Bord –, begann sie zu meutern und zwang ihn zur Rückkehr nach England. Waymouth hielt die Einfahrt für aussichtsreich, auch wenn er sie nicht bis zum Ende hatte verfolgen können.
Vermutlich war Waymouth nach den Corte-Reals oder Sebastian Cabot, Frobisher und Davis schon der vierte oder fünfte Seemann, der in die Hudsonstraße hineingefahren war, ohne die sich dahinter öffnende Bucht entdeckt zu haben.
Die East India Company und die Muscovy Company schlossen sich 1605 zusammen und gaben sich den Namen Society of English Merchants for the Discovery of New Trades. Eine der ersten Aktivitäten der Society of English Merchants bestand darin, eine 40-Tonnen-Bark, die Hopewell, auszurüsten und John Knight zu beauftragen, nach der Nordwestpassage zu suchen. Er verließ Gravesend am 18. April 1606. Auf der Breite von 56° 85‘ N sichtete er Land. Am 14. Juni wurde sein Schiff während eines Sturms vor der Küste von Labrador stark beschädigt. Da er keinerlei Spuren von Menschen gesehen hatte, ging er am 26. Juni in Begleitung von fünf Mann bei Cape Grimington an Land. Offenbar waren die Engländer aber doch nicht alleine und Knight sowie seine Begleiter verschwanden spurlos und wurden nie wieder gesehen. Knights Stellvertreter Oliver Brownel (oder Brunel) ließ einige Zeit nach Knight suchen, fand aber keinerlei Spuren und zog sich zurück, als seine Suchmannschaft, die aus acht Mann und einem großen Hund bestand, von Inuit angegriffen wurde.
Ohne die Hopewell reparieren zu können, fuhr Brownel in der Folge zurück nach England und berichtete dort von dem letzten Zusammenstoß mit den Einheimischen, die sich zurückgezogen hätten, nachdem die Engländer ihnen resolut entgegengetreten seien. Dies war nun schon das zweite feindliche Zusammentreffen mit Bewohnern der nördlichen Küsten, bei denen Europäer spurlos verschwunden waren. Dies zeigte, dass zu den navigatorischen Problemen bei der Suche nach der Nordwestpassage noch weitere Schwierigkeiten hinzukamen.