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Kapitel 14 - Foelke beim Apotheker

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Selbstverständlich, dass Foelke in Widzelts Abwesenheit die Landesgeschäfte vollständig übernahm. - Hoffentlich geschieht nichts Schlimmes, dachte sie und malte sich die schrecklichsten Sachen aus: Überfall, Raub, Mord, Feuersbrunst. - Nein, Schlimmes geschah nicht, aber sie spürte es genau, es war nicht gut für sie, die ganze Verantwortung allein tragen zu müssen.

Von Papst Bonifaz IX. (Pietro Tomacelli 02.11.1389 - 01.10.1404) kam Nachricht, dass Roland von Leezdorf mit der Propstei von Wildeshausen betraut werden sollte. Dodo Wilhelmi, der bis dahin dort tätig gewesen wahr, bekam eine Dignität (Kirchenwürde) für den Dom von Bremen verliehen. Das war doch endlich mal eine erfreuliche Nachricht.

Dodo Wilhelmi war Ockos Oheim. Er war schon in hohem Alter und sollte nun noch Domherr werden. Foelke freute sich darüber. Seinerzeit hatte Dodo - dazumal noch Kaplan in Norden - Ocko und ihr den Ehesegen gespendet. Sie erinnerte sich noch, wie er damals zu Ocko gesagt hatte, er möchte wohl zum Bischof aufsteigen. Das war scherzhaft gemeint gewesen und Ocko hatte lachend gefragt: ’Warum nicht gleich Papst?’ Er werde sich gern für ihn verwenden, aber zum Papst werde es wohl nicht reichen. Dafür stünden die Fürsten dieser Welt schon an, und die Reihe der Bewerber sei endlos lang. Eine Truhe Goldes werde nicht ausreichen, um solch lukratives Amt zu erringen. Das aber übertreffe bei weitem seinen Staatsschatz. Vielleicht genüge sein Einfluss jedoch, um ihn zum Dompropst zu machen.

Unangenehm war allerdings das Faktum, dass Papst Bonifaz Anfang Juli den Prämonstratenser-Abt Wilhelm vom Kloster Marienweerd (beate Marie de Insula) bei Utrecht beauftragt hatte, die Prämonstratenser-Klöster in Holland und Friesland zu visitieren, weil ihm zugetragen worden war, dass dort große Unordnung eingerissen sei. Das gab helle Aufregung bei den Prämonstratensern und heizte den Streit zwischen ihnen und den Zisterziensern weiter auf. Die Prämonstratenser unterstellten den Zisterziensern nicht ganz unbegründet, dass sie es gewesen wären, die sie denunziert und den Papst aufgehetzt hätten. Alles andere als segensreich war diese Zuspitzung der Lage zwischen den beiden Orden.

Ocko war es immer gelungen, Streitereien zu schlichten und auch Widzelt bemühte sich bisher tätig um Frieden zwischen den Orden. Prämonstratenser wie auch Zisterzienser genossen in besonderem Maße Schutz und Schirm der tom Brook. Überdies war der Prämonstratenser-Orden außerordentlich wichtig für den Handel mit Fettvieh. Es gab keinen Ersatz für die geschäftstüchtigen Mönche. Das beunruhigte Foelke sehr, denn es würde einer Katastrophe gleichgekommen, wenn durch Klosterauflösung oder ähnliches der Handel zusammenbrechen würde. Was war da zu tun? Abwarten? Dann konnte es zu spät sein. Foelke entschloss sich, eilends Boten zu den Klöstern zu schicken, um die Äbte auf die drohenden Untersuchungen vorzubereiten. Aber die wussten es bereits, denn das lang erprobte Meldesystem der Klöster funktionierte untereinander hervorragend. Kein Grund zur Aufregung, hieß es. Man werde entsprechend reagieren, wurde ihr beschieden. – Was immer das auch bedeuten mochte, eigentlich sollte es Foelke als Landesherrin beruhigen. Trotzdem erfasste sie große Unruhe.

Furcht, sagte sie sich, Furcht, dass Widzelt nicht heimkehrt. Was wird dann aus mir? Aus uns? Aus dem Land? Man wird den Kindern und mir einen Vormund vor die Nase setzen oder Schlimmeres… Vielleicht wird man uns aus dem Weg räumen, mich und meine Kinder… Mal abgesehen von Folkmar Allena gibt es genug Häuptlinge, die scheel auf uns blicken und lieber heut als morgen die Macht an sich reißen würden.

Es war um die siebte Morgenstunde als Foelke erwachte und aus dem Fenster schaute. Die herrschaftlichen Holzfäller, die Axt über der Schulter, verschwanden gerade im nahen Wald, verschluckt von den hohen Föhren. Schwatzend standen Schröter am Burggraben herum. Foelke hatte verfügt, den Burggraben zu säubern. Der Schilfbewuchs nahm bereits überhand. Sie wandte sich ab, kleidete sich rasch an. In ihr erwachte plötzlich eine Art Wandertrieb, der sie ziellos im Schloss umhergehen ließ. Es erfüllte sie wie das Flackern des Feuers, wie das Auf und Ab der Meereswogen.

Aus der Küche drang die gellende Stimme eines Weibes und der dumpfe Geruch gekochter Rüben. Dort gab es nichts für die Burgfrau zu tun, ebensowenig in den Ställen. Zwischendurch stürzte sie sich auf ihre Webarbeit, als hinge ihr Leben davon ab. Aber es hielt sie nicht lange am Webrahmen und sie wandte sich ihrer begonnenen Stickerei zu. - Ein neuer Einfall. - Wieder hinunter in die Küche. Met ansetzen: Eigenhändig rührte sie in einem Fass drei Teile Wasser mit einem Teil Honig an und gab etwas Bier hinzu. Dann füllte sie ein Leinensäckchen mit zerstoßenem Zimt, Nelken, Kardamom, Kalmus und Ingwer, beschwerte es mit einem Kieselstein, damit dieser das Gewürzsäckchen zu Boden ziehe, und ließ es ins Fass gleiten. Einem Knaben befahl sie, die Mischung fünf Stunden lang zu rühren. Diese Prozedur war wichtig und nach altüberliefertem Brauch hieß es, für ein gutes Gelingen sei es bedeutend, dass der Knabe noch nicht mannbar sei. Den Grund dafür kannte Foelke nicht, war auch unwichtig. Wichtig nur, dass der Knabe nicht zu heftig umrührte und das Fass danach vierzig Tage und Nächte unter freiem Himmel stand. Zufrieden rechnete Foelke nach, dass Widzelt auf keinen Fall heimkam, bevor das Getränk fertig vergoren sein würde. - Ein schöner Begrüßungstrunk für die Heimkehrer!

Die Arbeiten, das Rühren und tiefe Hinunterbeugen ins Fass, hatten Foelke arg angestrengt. Ihr Kreuz schmerzte, ihre Lenden nicht minder, wobei... eigentlich schmerzten die schon länger... Gewöhnlich kannte sie so etwas nicht von sich. Das beunruhigte sie und sie beschloss daraufhin, ins Dorf zu gehen, um eine Arznei zu erstehen. Aber zuerst wollte sie nach ihren Kleinsten sehen, Tetta und Dietrich. - Ach nein, die sind bei der Amme gut aufgehoben. Ich lass' es. - Aber dann schaute sie doch nach den Kleinen. Dietrich spielte andächtig mit Bauklötzen auf dem Fußboden. Er sah kaum auf, als die Mutter zu ihm trat. „Nicht umwerfen!“

„Nein, tu ich ja nicht. Schön machst du das. - Gut, dass du ihm eine Decke untergelegt hast“, bemerkte Foelke freundlich in Richtung Amme.

Die nickte: „Ja, es ist sonst zu kalt von unten.“

Sie war gerade beim Stillen. Neidvoll blickte Foelke auf deren pralle Brüste. Bei ihr war leider der Milchstrom trotz etlicher Kräutertränke, die den Milchfluss anregen sollten, schon seit längerer Zeit versiegt. Immerhin zählten die Kleinen schon drei Jahre. Dietrich war seit langem entwöhnt, aber Tetta liebte den warmen Milchstrom. Süß, das saugende Mündchen und wie die Kleine mit ihren Händchen nach der Brust griff. Dieses wunderbare Gefühl missgönnte Foelke der Amme. Na, wenigstens ging es den Kindern gut. Es sind Engel! Meine kleinen Engel!

Tetta sprang vom Schoß der Amme und lief zu ihrer Mutter, umarmte heftig ihre Beine.

„Ich will ins Dorf. Wollt ihr mit?“ fragte Foelke.

„Nö, och nö… ich spiele lieber mit Dirk.“

Foelke küsste Tetta auf die rosa Bäckchen. „Ich bin dann mit Ocka im Dorf. Seid schön brav", bemerkte sie und wandte sich zum Gehen.

Tetta hüpfte derweil fröhlich zu ihrem Brüderchen. Aber sie konnte nicht rechtzeitig anhalten und so stieß sie all seine schönen Bauwerke aus hölzernen Bausteinen um.

„Tetta! Was tust du da?!“ schalt die Amme.

„Ach, lass nur“, sagte der Bub - Tränen in den Augen. „Sie ist ja noch so klein.“

Foelke musste schmunzeln. Was für ein lieber Junge. Dabei ist er doch genauso klein wie sie. Leise zog sie die Tür hinter sich zu, ging den Flur entlang zu ihrer Kemenate.

Töchterchen Ocka saß auf dem bunten wollenen Walkteppich und spielte mit Cid, ihrem schwarzen Kater. Ein Bündel Sonnenstrahlen ließ ihr zartes Gesichtchen aufleuchten.

„Keno ist draußen", sagte die Kleine. „Er will seinen Hund erziehen. Mama, mir ist so langweilig."

Der Anblick ihrer süßen Tochter zauberte ein Lächeln auf Foelkes Gesicht: „Hör zu, Süße: Wir gehen jetzt ins Dorf hinein und kaufen einen neuen Rock für mein süßes Mädchen ein. - Hei, das wird das Kind erfreun!“

Ocka strahlte und sprang ihrer Mutter freudig in die Arme: „Wollen wir zusammen ins Dorf gehen, Mama?"

Foelke nickte und Ocka angelte begeistert ihre Pelerine vom Kleiderhaken. Die Kleine liebte diese Gänge ins Dorf, weil sie dann immer Geschenke von der Mutter bekam.

Cid stolzierte hüstelnd in seine Ecke. Seit dem Brand des Doms von St. Marien, in dem er fast umgekommen wäre, hüstelte der alte Kater stets vornehm.

Ächzend zog Foelke ihre hölzernen Trippen, pantinenartige Unterschuhe, über die sündhaft teuren weichen Lederschuhe. Mit diesen hölzernen Unterschuhen ließ es sich wegen der Absätze zwar nur trippeln, aber sie schützten vor Straßenschmutz. Und überdies fand Foelke Trippen so überaus anmutig, dass man sie nur äußerst selten mit den klobigen Holzschuhen im Dorf sah. - Schließlich warf sie ihr Cape über, kontrollierte den Inhalt des Geldbeutels am Gürtel, und spazierte mit ihrem Töchterlein Hand in Hand ins Dorf hinunter.

„Wollen wir Meister Ibn besuchen, Ocka?" fragte sie, aber sie wußte schon, dass Ocka das gerne wollte. Nach Ritter Ockos Tod hatte Ibn sich als Arzt und Apotheker in Aurichhove niedergelassen. Ibn schenkte Ocka immer ein Stück Scheibenhonig oder etwas von dem köstlichen Konfekt, welches er selber herstellte. Auch Foelke liebte es, bei Ibn vorbeizuschauen, denn Ockos Wundarzt bot mehr als nur Arzneien an. Hier konnte man neben exotischen Gewürzen, Konfekt und verschiedenen Weinsorten auch andere kostbare Spezereien erstehen. Schon deswegen genoss Foelke den Besuch bei Ibn. Aber überdies hinaus verkörperte er auch ein Stück Gemeinsamkeit mit Ocko..., Erinnerungen, schöne ebenso wie betrübliche. Ibn war Ockos Freund gewesen und gleichermaßen auch heute noch ein treuer und teurer Freund der Familie.

Der drahtige, kleine Sarazene stammte direkt aus dem schönen Sizilien. Ihn hatte es im Gefolge von Ocko hierher verschlagen.

Der Arzt freute sich stets über den Besuch der Burgfrau und bediente sie mit ausgesuchter Höflichkeit. Eigentlich begegnete ihr ja jeder Mensch mit Respekt und Artigkeit, aber dieser Ibn hatte eine besondere, unbeschreibliche Art, seine Ehrerbietung zu erweisen, die Foelke außerordentlich schmeichelte.

Vielleicht, meinte Foelke, gebärdete er sich wegen ihres Standes so zuvorkommend und weil sie Ockos Gemahlin gewesen war. Und sicher war ihm bewusst, dass er von jedermann gebilligt und anerkannt wurde, wenn sie als Landesherrin bei ihm einkaufte und ihn konsultierte, denn jeder, der es sich leisten konnte, folgte ihrem Beispiel. Das bestätigte letztendlich auch sein Erfolg.

Trotzdem war es nicht leicht für ihn, sich im Dorf durchzusetzen, denn da gab es eine große Rivalität mit den fliegenden Händlern, so da waren Wunderdoktoren, Theriakkrämer, Kräutersammler, Wurzelgräber und Spezereienhändler!

In der Böttchergasse qualmte es arg aus der Arbeitsstätte des „Bötjers“. Eine kleine braune Feldmaus sauste aus dem Tor heraus und verschwand blitzschnell in einem Loch neben dem Regenfaß, so daß die bunte Katze, die hinterher sprang, das Nachsehen hatte.

Der Rauch aus der Werkstatt stieg in Wolken auf, wurde zeitweise vom Wind heruntergedrückt und waberte die Straße entlangt, bis zur nächsten Quergasse, wo der Qualm in einem Wirbel zum Himmel gehoben wurde.

Aus der Böttcherei hallte das Klappern der Schlegel auf Eisen und Holz, das in leeren Fässern und Schöpfkannen nachklang. Geräusche von Sägen und Anweisungen des Meisters an seine Gesellen hallten bis auf die Straße.

„Band halte fest! Halt fest!“, rief einer im ledernen Schurzfell und hämmerte im Takt kräftig mit dem Schlegel auf das eiserne Faßband.

„Guck mal, Mama, ganz viele Eimer. Warum macht er so viele Eimer? Bekomme ich auch ein Eimerchen? Bitte, ich möchte auch ein Eimerchen haben, meines ist unter den Wagen gekommen und ganz kaputt. Warum heißt der Meister Bötjer?“ fragte Ocka ihre Mutter. „Er macht doch Eimer.“

„Weil er auch Fässer zimmert. Das ist so ähnlich wie kleine Boote. Verstehst du das?“, antwortete Foelke, während Ocka mitten hinein in die Pfütze hüpfte, die sich vor der Böttcherwerkstatt gebildet hatte, so dass das Wasser hoch aufspritze und ihr Kleidchen nässte. Den Tadel überhörte Ocka angelegentlich. „Kann man mit den Bötjen aufs Wasser fahren?“ kam die nächste Frage.

„Ja.“

„Geht das denn nicht unter?“

„Nein, Fässer schwimmen, wenn sie richtig beladen sind.“

„Kann man damit auch auf dem Burggraben schwimmen?“

„Man könnte, aber man darf nicht.“

Foelke warf unterdessen einen neugierigen Blick in die Böttcherwerkstatt hinein. Fässer, welche bereits die letzten Ringe angepaßt bekommen hatten, wurden mit heißem Dampf erhitzt, damit Spanten und Schilfeinlagen zwischen den einzelnen Dauben aufquellen konnten. Der Wasserdampf wurde teilweise aufgenommen von Holz und Schilf. Der Rest kondensierte und floss aus der Werkstatt hinunter zur Gasse. Ocka löste sich von der Hand ihrer Mutter und sprang fröhlich in die nächste Pfütze. Auf dem benachbarten Strohdach des Rademachers bemerkte sie einen Storch und schon klang ihr süßes Stimmchen fröhlich zum Dach hinauf: „Adebare Ester, bring mir ’n lüttje Schwester. Adebare swart und witt, bring mi ok ’n Kringel mit.“

„Wenn du lieb bist, bekommst du den Kringel sicher beim Arzneihändler“, bedeutete Foelke ihrem Töchterlein, „und eine Schwester hast du ja schon.“

Als der Böttchermeister Jan de Groote die Häuptlingsfrau im Vorbeigehen mit ihrer Tochter sprechen hörte, folgte er ihr eilends mit einem Napf voll “Faßspucke“ in der Hand.

„Herrin!“ rief der Böttcher. „Hört! Frau, wartet! Ich habe etwas für Euch! Etwas Feines! Probiert nur!“

Sie blieb stehen und wandte sich ihm zu. Er dienerte einige Male und überreichte ihr den irdenen Napf, schaute sie gespannt an. Was würde sie dazu sagen?

Foelke schaute konsterniert auf die Faßspucke. Ohne den Meister abgrundtief zu beleidigen, konnte sie die Flüssigkeit nicht zurückweisen, wußte sie doch, dass jeder Böttcher grenzenlos stolz auf ein gelungenes, gutes Faß war. Andererseits war ihr dieser kondensierte Wasserdampf, der sich auf dem Faßboden gesammelt hatte, eher unangenehm. Warum musste gerade sie diese Flüssigkeit verkosten? Konnte der Böttcher das nicht selber tun? Er konnte doch viel besser feststellen, ob das Faß ein gutes Aroma für Wein oder Bier brachte. Sollte sie ihn schlicht abweisen? Sie schaute um sich, um Ocka auszumachen und bemerkte, dass sich mittlerweile ein gutes Dutzend Neugierige eingefunden hatte. – Spannend, das Urteil der Häuptlingsfrau! - Angesichts der vielen Leute bezwang Foelke ihre Abscheu, denn das wußte sie wohl, es war keine giftige Brühe. Schließlich war es nicht zum ersten Mal, dass sie gezwungen wurde, Faßspucke zu bewerten. Gern nutzte man das Urteil der Häuptlingsfrau, weil das einiges an Nutzen einbrachte, für den Böttcher ebenso wie für die gescheiten Käufer. Vorsichtig steckte Foelke also die Nase in den Napf, sog den Geruch auf und nippte schließlich an der “Faßspucke“. Duft und Geschmack waren eigenartig würzig. Sie spie trotzdem aus, ehe sie lobend sagte: „Oh ja, Meister! Ein gelungenes Aroma! Das wird einen guten Tropfen geben! Nur weiter so!“

Die Beobachter klatschten begeistert Beifall und Meister Jan de Groote zog stolz vondannen. Die erfreuliche Bewertung durch die Burgfrau war nahezu ein Ritterschlag für ihn. Das würde seinen guten Ruf außerordentlich stärken und das Geschäft kräftig in Bewegung bringen. Der Faßbau verlangte viel Gespür für gutes Material und bedeutete schwere Arbeit. Aber es war alles sauer und ehrlich verdientes Geld und welches Handwerk brachte nicht Plage und Qual?

Mit freundlichem Zuwinken wandte Foelke sich ab, um ihrer Tochter zu folgen, die schon fast bis zur Apotheke gehopst war.

Die Apotheke war verschlossen, die Fensterläden zugezogen, und Foelke dachte, dass Ibn in seiner Eigenschaft als Arzt wohl auf Hausbesuch sei. Während sie mit Ocka vor der Apotheke stand, drückte sich eilig ein Kerl an ihnen vorbei und beäugte sie argwöhnisch. Das schlechte Gewissen stand ihm ins geschwärzte Gesicht geschrieben. Er trug eine Stange über der Schulter, an der vier erlegte Hasen baumelten. Wo er die wohl her hat? Ist der Herr außer Landes, erlauben die Leute sich alles, was sie sonst nie wagen würden. Als Foelke ihm folgen wollte, knickte sie mit dem Fuß um. Die dummen Trippen! Jetzt ist mein Schuh ganz voll Schiet! - Dann lass' ihn laufen.

Ocka sah eine der hübschen Gartenschnecken an der Apothekenwand hochkriechen, beobachtete sie aufmerksam und tippte mit ihrem kleinen Finger darauf. Da zog die Schnecke die zarten Fühler zurück in ihr buntes Häuschen und Ocka sang: „Tinkelhut, komm herut, streck dien Fi-fat-Hörner ut!“ Tat die Schnecke aber nicht und darum nahm Ocka sie ab und warf das Tierchen in den Rosenstrauch neben der Haustür. Da flatterte ein gelber Zitronenfalter aus dem Busch und die Kleine jauchzte vor Freude und hüpfte in die Höhe, um ihn zu fangen. Der Falter aber gaukelte vor ihrer Nase die Wand hoch und verschwand im Blätterwald der Birke.

„Laß ihn, komm her du Schlingel, darfst den Glockenstrang ziehen“, rief Foelke ihrem Töchterlein zurück. Das tat die Lütte mit Vergnügen und bald darauf erschien Ibn oben im Fenster.

Allvater, sieht er grau aus... „Wir möchten Euch einen Besuch abstatten", rief Foelke zum Fenster hinauf. Ibn nickte und sein grauer Kopf verschwand. Nicht lange und sie hörten seine Holzpantinen auf der Treppe klappern. Er öffnete die Haustüre.

„Seid ihr im Gebet versunken gewesen? Verzeiht, es ist wohl die Zeit?"

Der Arzt entschuldigte sich mit vielen Verneigungen: „Hier ruft kein Muezzin vom Minarett", murmelte er schwermütig und Foelke fühlte, dass er wohl krank vor Heimweh war. „Fünfmal am Tag ruft der Muezzin: bei Sonnenaufgang, zu Mittag, nachmittags, bei Sonnenuntergang und am späten Abend. Hier läuten die Glocken.... Ja, ich habe gebetet zu Allah."

Ob sie eintreten dürften?

Freundlich lächelnd verneigte er sich abermals und gab die Tür frei.

Seine - sonst samtig braune - Hautfarbe hatte einen grauen Schimmer und er wirkte übernächtigt mit seinen dunkel umrandeten Augenhöhlen. Die geröteten Augäpfel schwammen in Tränenflüssigkeit, die schwarzen Augen glänzten fiebrig.

„Ihr habt Euch doch nicht mit der Influenza angesteckt, Ibn?"

Ein flüchtiges Lächeln geisterte über sein Gesicht, aber er antwortete nicht.

Ibn bot Foelke sogleich als Neuerwerb erlesenes Papier an. Ocko hatte vor Zeiten ein wenig Papier aus Italien mitgebracht, das war längst aufgebraucht. In Italien, erzählte Ibn, werde Papier schon seit über hundert Jahren hergestellt.

Begeistert ließ Foelke ihre Finger über die Bogen gleiten. „Wie schön sich das anfühlt. Und woraus macht man das?"

„Papier wird gemacht aus fein gemahlenen Lumpen aus Flachs und auch wohl Stroh und Rinde. Die Lumpen werden zuerst auf einem mit einem Sensenblatt bewehrten Reißstuhl zerfetzt und dann muss die Masse faulen, um sie mürbe zu machen.“

„Faulen? Und das wird zu Papier?“

„Nun, es wird zusammenhalten mit Knochenleim."

„Knochenleim!“ - Sie ließ das Sonnenlicht durchscheinen und fuhr mit dem Finger die längeren Fasern nach: „Ja, ich sehe es... Es ist so durchsichtig und fein..."

„Wohl schon über tausend Jahre kennt man Papier im fernen chinesischen Reich. Meine Brüder haben das Geheimnis der Papierherstellung ergründet. Dieses Papier hier ist aus meiner Heimat", erklärte Ibn mit bescheidenem Stolz.

„Aus Sizilien?"

„Hm."

Foelke erwarb schließlich einige Blätter dieser unsäglich teuren Kostbarkeit.

„Und wir? Können wir das nicht auch machen? Es ist wohl sehr schwierig?" fragte sie, während sie das Geld abzählte.

„Vermutlich könnte man das. Aber das Geheimnis der Herstellung wird streng gehütet“, erklärte der Apotheker. „Hier im Deutschen Kaiserreich gibt es seit wenigen Jahren eine Papiermühle vor den Toren der Kaiserstadt Nürnberg. Und wie ich erst kürzlich erfahren habe, haben die Ravensberger Grafen eine eigene Papiermühle. Sie nennen sie Hadermühl."

„Ach so, wegen der Lumpen.“

„Ja. Wenn die Masse genügend gefault ist, wird sie mit einigen anderen Zutaten in der Papiermühle gestampft. Diese anderen Zutaten sind das große Geheimnis. Für das Stampfen braucht man Wasserkraft. Was dann daraus wird, das nennt man das Halbzeug. Es muss dann noch einmal gestampft werden und wird danach als "Ganzzeug" in Fässer gefüllt, mit Wasser und Leim aufgegossen und verrührt.“

„Und wenn es getrocknet ist, wie wird es in Scheiben geschnitten?“ fragte Ocka wissbegierig.

„Nicht ganz. Dieser stinkende Brei wird mit einem Sieb abgeschöpft. Man lässt so viel Wasser ablaufen wie möglich und dann wird das Sieb über einem Filz umgestülpt. Im nächsten Arbeitsgang stapelt der Leger die Filzstücke mit den darauf abgelegten Papierbögen übereinander.“

„Und dann lässt man sie aber nun trocknen?“ Ibn lächelte fein über Ockas Ungeduld und fuhr fort: „Ja, aber erst wird das Wasser mit der Gautschpresse aus dem Stapel herausgepresst.“

„Was ist das, eine Gautschpresse? Hört sich komisch an.“ Foelke strich sich verunsichert eine Haarsträhne aus der Stirn.

„Der Filzstapel wird zwischen zwei Platten gelegt. Die obere Platte wird so lange nach unten geschraubt, bis kein Wasser mehr herausfließt. Danach werden die Papierbögen von den Filzen gelöst und nun endlich getrocknet. Als Letztes werden die Ränder beschnitten.“

„Ach, das hört sich aber doch ziemlich einfach an. Können wir das nicht auch? Die Lumpen kann man doch einsammeln lassen.“

Ocka wurde es langweilig und sie öffnete neugierig hier ein Döschen, da ein Fläschchen, schaute hinein, schnupperte daran, verschloss es wieder, stellte es brav zurück. Plötzlich nieste sie heftig, weil sie ihre Nase zu weit ein Fässchen mit Nelkenpulver gesteckt hatte und Foelke tadelte: „Ocka, das tut man nicht.“

Bereitwillig erklärte Ibn, dass man sehr viel reines Wasser benötige und es noch andere Schwierigkeiten gäbe, abgesehen von den Geheimrezepten, um Papier herzustellen.

„Ibn, so meinst du nicht, dass wir hier auch eine Papiermühle haben sollten? So schwer kann es doch nicht sein. Ich meine, das Rezept. Da kannst du doch bestimmt helfen.“

„Burgfrau, eine Papiermühle ist nicht ratsam. Damit holt man sich nichts als Ärger ins Land.“

„Was befürchtest du, Ibn? Das bringt doch auch Arbeit und Geld ins Land.“

„Arbeit! Aber was für Arbeit? Der Umgang mit den Lumpen macht krank. Die Leute bekommen die Krätze, Gliederschmerzen und Atemnot. Dazu der grauenhafte Gestank der faulenden Hadern und der Leimküche. Es wird unglaublich viel gutes Wasser gebraucht.“

„Sag mir, Ibn, welche Arbeit verursacht keine Krankheiten? Man könnte es an der Ems machen“, beharrte Foelke.

„Ja, das könnte man, aber danach ist der Fluss nur noch eine stinkende Kloake.“

„Wie meinst du das?“

„Man kann das Wasser nicht mehr trinken und auch sonst kann man es kaum noch nutzen. Die Abwässer einer Papiermühle würden den Fluss entsetzlich verschmutzen. Und auch daran müsst ihr denken, Burgfrau, die Menschen, die dort wohnen und fischen, ihre Wäsche waschen, Trinkwasser schöpfen. Sie alle würdet ihr euch zu Feinden machen.“

„Und wenn man es an der Flussmündung macht? Ein bisschen mehr oder weniger Gestank, was macht das? Den trägt der Wind fort. Was stinkt denn nicht? Gerben stinkt auch und das Färben und selbst, wenn der Flachs fault…“

„Herrin, lasst es! Es wird nicht gelingen. An der Flussmündung drückt zu viel Salzwasser herein und wenn Ebbe ist, geht gar nichts mehr.“

So ganz konnte Foelke sich der Argumentation nicht anschließen. Sie wollte bei Gelegenheit mit Widzelt darüber reden.

„Ach Ibn, warum sollen wir nicht können, was die Ravensberger können? Dann würde das Papier für alle erschwinglicher und wir könnten die Staatskasse aufbessern", meinte Foelke abschließend und dachte an ihre Schwester, in deren Kloster das Pergament für die schönen Schriften noch eigenhändig angefertigt wurde.

Begehrlich beschaute Foelke sich den herrlichen, Safran gefärbten Seidenstoff und den golddurchwirkten Brokat und fragte beiläufig, ob Ibn nicht doch wieder zurück auf das Schloss kommen möge. Aber der Arzt verneinte kopfschüttelnd, so dass seine schütteren Haarsträhnen um die Ohren schwangen.

Sein Haar ist ganz grau geworden in Ockos Diensten. Als er mit Ocko aus Neapel kam, war es noch nachtschwarz. - Ocko hat ihn einst vor dem Tode bewahrt. Seit diesem Tage glaubte er, ihn beschirmen zu müssen. - Er hat sich selbst zum Sklaven gemacht... Ich glaube, er fühlt sich jetzt erst richtig frei, seitdem Ocko nicht mehr ist. - „Ibn, wenn du auf dem Schloss wohnst, bist du auch frei."

An seinem feinen Lächeln sah Foelke, dass er wusste, worauf sie anspielte. „Ihr wollt keinen Arzt und Apotheker im Dorf?", fragte er offen.

„Doch, ich meine nur... Ja, du hast Recht. Vielleicht ist es besser für dich, hier zu leben, für dich und auch für meine Untersassen... Auf dem Schloss hast du aber mehr Ruhe... in deinem Alter..."

Ibn vermied eine klare Stellungnahme. „Junker Widzelt, er ist in den Krieg gezogen?" fragte er leise.

„Ja, er musste es tun, weil der Herzog es verlangt hat. Ibn, ich habe Furcht, dass er nicht wiederkommt."

Der Arzt wandte sich ab und nahm eine Phiole vom Regal. „Nehmt davon am Morgen und vor dem Schlafengehen einen Löffel, das hilft gegen die innere Unruhe."

Ocka bestaunte derweil die vielen schönen bemalten Gewürztöpfe und die bunten Seidenbänder. Da hielt der Apotheker Ocka das blau lasierte Keramikgefäß mit dem süßen Konfekt hin. Bedächtig suchte sie sich ein Stück Marzipan aus.

„Viele Leute sind sehr krank", meinte Ibn beiläufig und griff nach dem Mörser. Mit einem silbernen Löffelchen streute er dann aus verschiedenen Töpfen Kräuter hinein, gab ein Stückchen Veilchenwurzel hinzu. Immer wieder schaute sie gern zu, wie er Salbe anrührte oder auf einer winzigen Handwaage den kostbaren Safran abwog. Die gleichmäßigen Bewegungen seiner nervigen, dunklen Hände beeindruckten Foelke. Ehe er begann, alles mit dem Stößel zu pulverisieren, band er sich ein Musselintuch vor Mund und Nase.

„Warum tust du das?" fragte Ocka neugierig.

„Es ist immer wieder gefahrvoll", antwortete er und seine gutturale Stimme zitterte matt. Foelke verstand nicht ganz, was er damit andeuten wollte, schaute ihn fragend an.

„Die Herstellung von Laudanum, meine ich. Das kann Schlafsucht hervorrufen. Eine wesentliche Substanz von Laudanum ist Opium, darum beruhigt es und... es schenkt tiefen Schlaf."

Das konnte Foelke nachvollziehen und Ocka fragte keck, ob er wohl gegen jede dieser merkwürdigen Krankheiten, die es auf Erden gibt, ein Mittelchen herstellen könne.

„Nein, nicht für alle Krankheiten, Kind, aber für viele. Manche Mittel, die kranke Menschen gesunden lassen, machen den gesunden Menschen sehr krank, wenn er diese Heilmittel herstellt."

„Wie das?" fragte Foelke. Sie hatte in ihrem Leben schon häufig Kräuter gesammelt und getrocknet und auch wohl Tee und Salben davon bereitet und war noch niemals krank davon geworden.

Ibn verzog mild das Gesicht und erklärte, dass er manchmal Substanzen verwenden müsse, die durch ihre Dünste unangenehme Folgen hätten, wie zum Beispiel das Pulverisieren der leuchtend gefärbten Kantharidenkäfer (Soldatenkäfer). Beim Zermahlen dieser Käfer entstehe ein penetrant scharfer Dunst, der Haut, Augen und Atmungsorgane reize. Wenn man nicht achtgebe, komme es dadurch häufig zu Blasen und eiternden Entzündungen, auch Atemnot und Erbrechen, Leibschmerzen, Durchfälle und Koliken seien oft die Folge. Auch das ungeschützte Berühren der Aronwurzel rufe heftige Hautverbrennungen hervor, erklärte Ibn.

„Kann man denn nicht aufpassen und eine Zange nehmen?" fragte Ocka unbefangen.

„Ja, das muss man, mein hübsches Kind. Hier hast du noch ein Stückchen Konfekt..."

Entzückt langte Ocka zu.

„Schau, dass du gesund bleibst, Ibn. Wir brauchen dich und deine Künste", bemerkte Foelke besorgt.

„Ich bemühe mich, Burgfrau, stets zu Diensten zu sein. Aber nicht nur giftige Dämpfe greifen mich an. Wisst Ihr, dass auch wohlriechende Stoffe Gefahren bergen? So drohen mir bei der Herstellung von Sirup, zu dessen Bestandteil ein Sud aus Rosenwasser zählt, beispielsweise heftige Kopfschmerzen."

„Ich weiß... und manchmal bekommt man davon sogar... beschleunigte Verdauung", stimmte Foelke zu.

„Seht Ihr? Weitere Gefahrenquellen", erklärte Ibn, „bergen auch manch andere getrocknete Pflanzen in sich. Substanzen des Nussbaums führen zu Erbrechen und allgemeinem Unwohlsein. Ihr wisst sicher, dass der Geruch von getrockneten Blättern der Tollkirsche (Belladonna-Extrakt) zu heftigen Schwindelanfällen führt?"

„Ja, ich weiß", bestätigte Foelke gefällig, „sogar der Geruch von Lindenblüten kann schreckliche Kopfschmerzen hervorrufen und ebenso gefährlich ist der Dunst der Eibe."

„So ist es, Burgfrau. Doch das ist ja noch nicht alles, was einem als Arzt und Apotheker schadet. Hinzu kommen Substanzen wie Arsenik, Antimon und Quecksilber. Da können einem die Haare ausfallen. Die Dämpfe greifen die Lunge an, so dass es manchmal zu Lungenschwindsucht kommt."

„Die Lunge verschwindet?" fragte Ocka munter.

„Hm, nein... sie wird krank und blutet und dann stirbt man."

„Und warum sagt man dann, dass sie verschwindet?“

„Wenn die Lunge krank ist, kann man nicht richtig atmen, so als ob die Lunge weniger wird. Und das wird sie wohl auch, glaube ich.“

„Ach so.“ Ocka war tief beeindruckt und Foelke dachte: Deswegen sieht er also so grau aus, wegen der giftigen Dämpfe...

Sie würde kaum einen zweiten so hervorragenden Arzt und Apotheker wie Ibn finden, bekräftigte sie herzlich und bedeutete ihm, dass er sich unbedingt gesund halten müsse. „Meint Ihr nicht, dass es nützlich wäre, einen jungen Kerl anzustellen, der diese... Dinge übernimmt?"

„Bringt mir einen willigen Burschen und ich beschäftige ihn", bekundete Ibn ernsthaft und hüstelte.

„Wegen einer Sache wollt ich Euch noch zu Rate ziehen, Ibn. Seit zwei Tagen plagen mich Gliederschmerzen..."

„Fiebrig seid Ihr nicht?"

„Nein, Gelenkschmerzen und Kopfschmerzen, dazu plagt mich ein Schmerz in den Leisten."

„Und Übelkeit?"

„Nein, nur etwas Müdigkeit seit kurzem."

„Ich gebe Euch ein Mittel, Burgfrau, und achtet darauf, ob Ihr purpurne Flecken bekommt."

Entsetzen malte sich auf ihrem Gesicht: „Purpurne Flecken? Ibn! Ihr meint... die Pestilenz?!" Foelkes Stimme war nur ein heiseres Flüstern.

„Das habe ich nicht gesagt. Beobachtet es nur, Herrin."

Das leise Flüstern weckte Ockas Neugier. Die Zehnjährige spitzte die Ohren.

„Wie lange ist es her, dass Widzelt mit seinen Heerscharen fortgezogen ist?" fragte Ibn deutlich vernehmbar.

„Hm, morgen sind es drei Wochen."

„Soso, dann ist es wohl eine Erkältung, doch achtet auf Euren Körper", bat er eindringlich. „Wäre es das, was Ihr fürchtet, dann hätten längst Anzeichen auftreten müssen. Doch nehmt vorsichtshalber das Theriak. Es enthält Opium und siebzig weitere Heilmittel, und verlasst das Schloss vorerst lieber nicht. Ich werde kommen und nach Euch sehen."

„Ibn! Ihr meint, dass jemand die... die Krankheit eingeschleppt hat? Das wäre grauenvoll!"

„Ich weiß nicht..., möglich... Ihr solltet die Kinder zur Eurer Schwester ins Kloster schicken, Burgfrau. Ich gebe Euch für Ocka und Keno das Priestersalz mit. Sie müssen davon ein Gran alle Stunde zur Vorbeugung nehmen. Es ist eine Mischung aus gebranntem Salz und zahlreichen aromatischen Arzneien. Und haltet euch fern von anderen. Wo sind denn die kleine Tetta und ihr Brüderchen?"

Foelke fühlte sich wie vor den Kopf geschlagen. Sie spürte förmlich die Angst in sich hochkriechen, vom Steißbein über die Schultern hinauf bis in den Nacken und auf ihren Armen stellten sich die kleinen Härchen auf.

„Ihr seid nicht die einzige, die sich Sorgen macht, Burgfrau. Wenn sie bei der Amme sind, sehe ich aber keinen Grund zur Sorge", beschwichtigte der Arzt nachdrücklich, aber dafür war es bereits zu spät, denn Foelke meinte augenblicklich, dass ihre Schmerzen sich verstärken und ihr nächster Weg führte straks zum Gebet in die Kirche.

Chroniken der tom Brook

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