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IV.

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Ei­nes Mor­gens, noch ehe Jo­han­na auf­ge­stan­den war, trat der Baron in ihr Zim­mer und setz­te sich zu Füs­sen des Bet­tes.

»Der Vi­com­te de La­ma­re hat um Dei­ne Hand bei uns an­ge­hal­ten«, sag­te er fei­er­lich.

Sie hät­te am liebs­ten das Ge­sicht un­ter der De­cke ver­steckt.

»Wir ha­ben un­se­re Ant­wort noch et­was ver­scho­ben.«

Jo­han­na at­me­te kaum noch vor in­ne­rer Er­re­gung.

»Wir woll­ten näm­lich kei­ne Ent­schei­dung ohne Dich tref­fen«, fuhr der Baron nach ei­ner kur­z­en Pau­se lä­chelnd fort. »Dei­ne Mut­ter und ich ha­ben ge­gen die­se Hei­rat nichts ein­zu­wen­den, ohne Dich in­des zwin­gen zu wol­len. Du bist viel rei­cher wie er; aber wenn es sich um das Glück des Le­bens han­delt, muss man nicht nach dem Gel­de schau­en. Er hat kei­ne El­tern mehr; wenn Du ihn hei­ra­ten soll­test, so wür­de er als Sohn in un­se­re Fa­mi­lie ein­tre­ten. Bei ei­nem an­de­ren wäre es um­ge­kehrt; da wür­dest Du, un­ser Kind, zu frem­den Leu­ten ge­hen. Der jun­ge Mann ge­fällt uns. Ich weiß nicht, ob er Dir ge­fällt …?«

»Ach ja, Papa!« stam­mel­te sie, über und über rot.

»Ich war mir noch nicht ganz klar dar­über« sag­te ihr Va­ter, nach­dem er ihr eine Wei­le, im­mer lä­chelnd, tief in die Au­gen ge­se­hen hat­te.

Sie leb­te bis zum Abend in ei­nem Tau­mel, ohne zu wis­sen, was sie tat. Mecha­nisch nahm sie bald die­sen, bald je­nen Ge­gen­stand zur Hand; in all ih­ren Glie­dern fühl­te sie eine wei­che Er­schlaf­fung, ohne dass sie einen grös­se­ren Spa­zier­gang ge­macht hät­te.

Ge­gen sechs Uhr, als sie mit der Mut­ter un­ter der großen Pla­ta­ne sass, er­schi­en der Vi­com­te.

Jo­han­nas Herz klopf­te zum Zer­sprin­gen. Der jun­ge Mann nä­her­te sich ih­nen, ohne be­son­ders er­regt zu schei­nen. Als er vor ih­nen stand, er­griff er die Hand der Baro­nin und führ­te sie an die Lip­pen. Dann nahm er die Jo­han­nas und drück­te einen lan­gen Kuss voll Zärt­lich­keit und Dank­bar­keit dar­auf …

Und nun be­gann die wun­der­ba­re Zeit des Braut­stan­des. Sie plau­der­ten zu­sam­men in ir­gend ei­ner Ecke des Sa­lons oder auf der Ra­sen­bank hin­ten im Bos­quet, vor sich die wei­te Hei­de.

Zu­wei­len spa­zier­ten sie mit der Mama in »ih­rer Al­lee« und spra­chen von der Zu­kunft, wo­bei Jo­han­na nach­denk­lich den Blick auf die stau­bi­gen Fuss­s­pu­ren der Mut­ter hef­te­te.

Nach­dem die Sa­che nun ein­mal ent­schie­den war, woll­te man auch den Aus­gang be­schleu­ni­gen. So kam man über­ein, dass in sechs Wo­chen, am 15. Au­gust, die Ver­mäh­lung statt­fin­den soll­te und gleich dar­auf das jun­ge Paar sei­ne Hoch­zeits­rei­se an­tre­ten wür­de. Jo­han­na, um ihre An­sicht ge­fragt, ent­schied sich da­für, dass man Kor­si­ka be­su­chen wol­le. Dort wür­de man un­ge­stör­ter sein, als in den viel­be­such­ten und be­leb­ten Städ­ten Ita­li­ens.

Sie er­war­te­ten den fest­ge­setz­ten Tag ih­rer Ver­bin­dung ohne all­zu große Un­ge­duld, aber be­seelt und ge­tra­gen von ei­ner in­ni­gen Zärt­lich­keit. Sie durch­kos­te­ten alle die zahl­lo­sen klei­nen Freu­den des Braut­stan­des, die Hän­de­drücke, die lie­be­vol­len lan­gen Bli­cke, bei de­nen die See­len sich in ein­an­der zu ver­schmel­zen schei­nen. Nur hin und wie­der heg­ten bei­de das hef­ti­ge Ver­lan­gen nach Been­di­gung die­ser Zeit, um sich dann ganz an­ge­hö­ren zu kön­nen.

Es wur­de be­schlos­sen, Nie­man­den zur Hoch­zeit ein­zu­la­den aus­ser der Tan­te Li­son, der Schwes­ter der Baro­nin, die als eine Art Pen­sio­nä­rin in ei­nem Klos­ter bei Ver­sail­les leb­te.

Nach dem Tode ih­res Va­ters hat­te die Baro­nin ihre Schwes­ter zu sich neh­men wol­len; aber das ält­li­che Fräu­lein hat­te die fixe Idee, dass es al­ler Welt zur Last sei, dass es zu Nichts zu ge­brau­chen und nir­gend gern ge­se­hen wäre. So zog es sich in ei­nes je­ner Or­dens­häu­ser zu­rück, die ein­sam und al­lein ste­hen­den Per­so­nen Zim­mer ver­mie­ten.

Von Zeit zu Zeit brach­te sie ein oder zwei Mo­na­te in der Fa­mi­lie zu.

Sie war klein von Sta­tur, sprach sehr we­nig, zog sich sehr zu­rück und er­schi­en ei­gent­lich nur bei den Mahl­zei­ten, nach de­nen sie so­fort wie­der ver­schwand, um sich die üb­ri­ge Zeit auf ih­rem Zim­mer ein­zu­sch­lies­sen.

Ihr Ge­sichts­aus­druck deu­te­te auf Her­zens­gü­te. Trotz ih­rer zwei­und­vier­zig Jah­re mach­te sie aber einen viel äl­te­ren Ein­druck. Ihr Blick war sanft und trau­rig; sie war von je­her in der Fa­mi­lie als eine Null be­trach­tet wor­den.

Als Kind war sie we­der hübsch noch an­zie­hend; nie­mand gab ihr einen Kuss. Ru­hig und be­schei­den hock­te sie in ih­rem Win­kel. Seit­dem war sie un­be­ach­tet ge­blie­ben, selbst als jun­ges Mäd­chen.

Sie war so eine Art Fa­mi­li­en-An­häng­sel, ein le­ben­des Mö­bel, wel­ches man je­des Jahr zu se­hen ge­wohnt war, um das sich aber im Üb­ri­gen nie­mand groß küm­mer­te.

Ihre Schwes­ter be­trach­te­te sie gleich al­len im El­tern­hau­se, wie ein et­was schwach­sin­ni­ges, durch­aus un­be­deu­ten­des We­sen. Man be­han­del­te sie mit un­ge­zwun­ge­ner Ver­trau­lich­keit, in der aber man­ches­mal et­was her­ab­las­sen­de Güte lag. Sie hiess Lie­se, aber die­ser schmu­cke ju­gend­li­che Name schi­en ihr selbst mit­un­ter un­be­quem zu sein. Als man sah, dass sie kei­nen Mann fand und auch wohl si­cher war, dass sie nie­mals einen fin­den wür­de, tauf­te man sie in Li­son um. Seit Jo­han­nas Ge­burt war sie zur »Tan­te Li­son« avan­ciert. Aber sie blieb die un­be­deu­ten­de über­all zu­rück­ge­setz­te Ver­wand­te, die sich vor Al­len fürch­te­te, selbst vor ih­rer Schwes­ter und ih­rem Schwa­ger, ob­gleich die­se ihr zu­ge­tan wa­ren. Es fehl­te die­ser Zu­nei­gung in­des­sen der war­me herz­li­che Aus­druck; sie hat­te viel­mehr et­was von Mit­leid und na­tür­li­chem Wohl­wol­len an sich.

Wenn die Baro­nin zu­wei­len von fern­lie­gen­de­ren Er­eig­nis­sen aus ih­rer Ju­gend­zeit sprach, be­merk­te sie zur Be­zeich­nung ei­nes Da­tums: »Das war, als Li­son ih­ren Ein­fall hat­te.« Man sprach nie mehr dar­über; und so blieb die­ser »Ein­fall« stets in ein ge­wis­ses Dun­kel gehüllt.

Ei­nes Abends näm­lich hat­te Lise, als sie un­ge­fähr zwan­zig Jahr alt war, sich ins Was­ser ge­stürzt, ohne dass man den Grund da­für er­ra­ten konn­te. Nichts in ih­rer Le­bens­wei­se, in ih­rem gan­zen Ge­ba­ren ließ die­ses Er­eig­nis vor­her­se­hen. Halb­tot hat­te man sie aus dem Was­ser ge­zo­gen, und die El­tern ho­ben er­staunt und ent­rüs­tet die Arme in die Höhe. Aber statt nach der ge­heim­nis­vol­len Ur­sa­che die­ses Schrit­tes zu for­schen, be­schränk­ten sie sich dar­auf, von Li­ses »Ein­fall« zu spre­chen, wie sie von dem Un­fall des Pfer­des »Coco« spra­chen, das kurz vor­her in ei­nem Wa­ge­ge­lei­se das Bein ge­bro­chen hat­te und in­fol­ge­des­sen ge­tö­tet wer­den muss­te.

Seit­dem galt Lise und spä­ter Li­son als schwach­sin­nig. Die mil­de Herab­las­sung, mit der ihre Ver­wand­ten sie be­han­del­ten, über­trug sich lang­sam auch auf ihre sons­ti­ge Um­ge­bung. Selbst die klei­ne Jo­han­na hat­te in ih­rer Ju­gend mit dem na­tür­li­chen In­stinkt der Kin­der bald her­aus, dass es sich nicht loh­ne, ihr viel Auf­merk­sam­keit zu schen­ken. Nie­mals kam sie auf ihr Zim­mer, nie­mals schmieg­te sie sich zärt­lich an sie, oder stieg sie auf ihr Bett, um sie zu küs­sen. Nur die Kam­mer­zo­fe Ro­sa­lie, wel­che ihr Zim­mer be­sorg­te, schi­en zu wis­sen, wo ihr Bett stand.

Wenn Tan­te Li­son zum Früh­stück im Spei­se­zim­mer er­schi­en, so ging die Klei­ne ge­wohn­heits­mäs­sig hin, um ihr die Stirn zum Kus­se zu bie­ten; aber das war auch so ziem­lich al­les.

Wenn man sie spre­chen woll­te, so schick­te man einen Dienst­bo­ten um sie. Im Üb­ri­gen be­schäf­tig­te man sich in ih­rer Ab­we­sen­heit nicht viel mit ihr. Nie­mals wur­de an sie ge­dacht und nie­mals wür­de man ge­hört ha­ben, dass je­mand etwa mit Be­sorg­nis ge­fragt hät­te: Wo nur Li­son die­sen Mor­gen bleibt?

Sie füll­te eben kei­nen Platz im Le­ben aus; sie war ei­nes je­ner We­sen, die selbst ih­ren An­ver­wand­ten fremd blei­ben, weil sich nie­mand die Mühe gibt, sie zu er­for­schen. Ihr Tod hät­te kei­ne Lücke im Fa­mi­li­en­krei­se zu­rück­ge­las­sen; sie ver­stand es we­der sich in das Le­ben, noch in die Ge­wohn­heit, noch selbst in die Zu­nei­gung je­ner ein­zu­füh­ren, wel­che mit ihr zu­sam­men leb­ten.

Wenn von »Tan­te Li­son« die Rede war, so be­rühr­ten die­se Wor­te so­zu­sa­gen kei­ne wär­me­re Stel­le in Je­man­des Her­zen. Es war ge­ra­de so, als wenn vom »Cafétier« oder vom »Zucker­bä­cker« die Rede ge­we­sen wäre.

Sie ging stets mit kur­z­en lei­sen Schrit­ten, ohne Geräusch zu ma­chen, stiess nir­gends an oder schi­en doch we­nigs­tens die Ei­gen­schaft zu ha­ben, kei­nem Ge­gen­stand einen Ton zu ent­lo­cken. Ihre Hän­de muss­ten wie von Wat­te sein; so zart und leicht be­han­del­te sie al­les, was sie an­fass­te.

Ge­gen Mit­te Juli traf sie die­ses Mal in Peup­les ein, ganz über­rascht durch den Ge­dan­ken an die­se Hei­rat, und mit Ge­schen­ken be­la­den, die, weil von ihr her­rüh­rend, fast un­be­ach­tet blie­ben. Seit dem Mon­ta­ge, wo sie an­ge­kom­men war, wuss­te man kaum, dass sie da sei.

Aber in ih­rem ei­ge­nen In­nern voll­zog sich eine aus­ser­ge­wöhn­li­che Be­we­gung, und sie wand­te ihre Au­gen kaum von dem Braut­paa­re. Mit ganz ei­gen­tüm­li­cher, fast fie­ber­haf­ter Ener­gie wid­me­te sie sich dem Trous­seau Jo­han­nas und ar­bei­te­te wie eine ein­fa­che Näh­mam­sell den gan­zen Tag dar­an auf ih­rem Zim­mer, wo­hin nie­mand kam, sich nach ihr um­zu­se­hen.

Je­den Au­gen­blick brach­te sie der Baro­nin selbst­ge­säum­te Ta­schen­tü­cher, Ser­vi­et­ten, in de­nen sie die Mo­no­gram­me ein­ge­stickt hat­te und frag­te: »Ist das gut so, Ade­laï­de?« Und in­dem die Baro­nin al­les mit gleich­gül­ti­ger Mie­ne mus­ter­te, ant­wor­te­te sie: »Gib Dir doch nicht so viel Mühe, Li­son!«

Einst­mals ge­gen Ende des Mo­nats stieg nach ei­nem sehr heis­sen Tage der Mond in ei­ner je­ner kla­ren lau­en Som­mer­näch­te auf, wel­che un­will­kür­lich zum Her­zen ge­hen und zärt­li­che Re­gun­gen, wun­der­sa­me Ge­füh­le, mit ei­nem Wort die gan­ze ge­hei­me Poe­sie der See­le in dem­sel­ben er­we­cken. Von den Fel­dern her drang ein lau­er wür­zi­ger Duft in den Sa­lon. Die Baro­nin und ihr Gat­te spiel­ten beim Lam­pen­licht eine Par­tie Kar­ten; Tan­te Li­son sass bei ih­nen und hä­kel­te, wäh­rend die jun­gen Leu­te vom Fens­ter aus den in vol­ler Klar­heit da­lie­gen­den Gar­ten be­trach­te­ten. Die Lin­de und die Pla­ta­ne war­fen ihre Schat­ten auf den großen Ra­sen­platz, der sich mit sei­nem fah­len Schim­mer bis zu dem ganz dunklen Bos­quet da­hin­ter aus­dehn­te.

Der sanf­te Reiz die­ser Nacht mit der duf­ti­gen Be­leuch­tung von Bäu­men und Häu­sern zog Jo­han­na mäch­tig an.

»Mama, wir möch­ten einen Gang auf dem Ra­sen hier vorn ma­chen«, wand­te sie sich zu ih­ren El­tern.

»Geht nur, lie­be Kin­der«, sag­te der Baron, ohne von sei­nem Spiel auf­zu­se­hen.

Sie gin­gen fort und wan­del­ten lang­sam auf der großen lich­ten Flä­che bis zum klei­nen Ge­hölz im Hin­ter­grun­de.

Die Zeit ver­rann, ohne dass sie an die Rück­kehr dach­ten. Die Baro­nin spür­te Mü­dig­keit und wünsch­te zu Bett zu ge­hen.


»Wir möch­ten doch un­ser Pär­chen her­ein­ru­fen«, mein­te sie.

Der Baron ließ sei­nen Blick durch den großen Park schwei­fen, wo die bei­den Schat­ten sanft da­hing­lit­ten.

»Lasst sie nur«, ent­geg­ne­te er, »es ist so hübsch da draus­sen. Li­son wird schon auf sie war­ten; nicht wahr, Li­son?«

Das alte Fräu­lein schlug die Au­gen ängst­lich auf und sag­te mit furcht­sa­men Tone:

»Ge­wiss, ich wer­de schon war­ten.«

Pa­pa­chen stütz­te die Baro­nin.

»Ich wer­de mich auch schla­fen le­gen«, sag­te er, von der Hit­ze des Ta­ges selbst et­was an­ge­grif­fen.

Nun er­hob sich Tan­te Li­son ih­rer­seits, leg­te die an­ge­fan­ge­ne Ar­beit, ihre Wol­le und die große Hä­kel­na­del auf einen Ses­sel und beug­te sich zum Fens­ter in die lieb­li­che Som­mer­nacht hin­aus.

Die bei­den Ver­lob­ten gin­gen ohne Un­ter­lass über den Ra­sen vom Bos­quet zur Ram­pe und von der Ram­pe wie­der zum Bos­quet. Sie drück­ten sich die Hän­de ohne viel zu spre­chen, gleich als ob die See­le den Kör­per ver­las­sen hät­te, um sich mit dem poe­ti­schen Reiz die­ser kla­ren Som­mer­nacht zu ver­schmel­zen.

Plötz­lich be­merk­te Jo­han­na die Ge­stalt des al­ten Fräu­leins, wel­che sich von der Hel­le des Zim­mers deut­lich im Fens­ter­rah­men ab­hob.

»Sieh nur«, sag­te sie, »Tan­te Li­son be­ob­ach­tet uns!«

»Ja, Tan­te Li­son be­ob­ach­tet uns«, sag­te der Vi­com­te nach ei­nem flüch­ti­gen Bli­cke, ge­dan­ken­los, mit gleich­gül­ti­gem Tone.

Und sie setz­ten traum­ver­lo­ren ih­ren Spa­zier­gang fort.

Als der Tau zu fal­len be­gann und es merk­lich küh­ler wur­de, sag­te sie:

»Wir wol­len doch lie­ber her­ein­ge­hen.«

Und sie kehr­ten heim.

Als sie den Sa­lon be­tra­ten, sass Tan­te Li­son wie­der bei ih­rer Hä­ke­lei, den Kopf tief über ihre Ar­beit ge­beugt. Ihre ma­ge­ren Fin­ger zit­ter­ten leicht wie von Über­mü­dung.

»Es wird Zeit zum Schla­fen­ge­hen, Tan­te«, sag­te Jo­han­na, sich ihr nä­hernd.

Das alte Fräu­lein schlug die Au­gen auf; sie wa­ren wie vom Wei­nen ge­rötet. Die Ver­lob­ten hat­ten kein Acht dar­auf; viel­mehr be­trach­te­te der jun­ge Mann mit ängst­li­chem Blick die fei­nen Schüh­chen sei­ner Braut, die ganz mit Tau be­deckt wa­ren.

»Hast Du nicht kalt an Dei­nen lie­ben klei­nen Füss­chen?« frag­te er zärt­lich.

Die Fin­ger der Tan­te wur­den plötz­lich von so hef­ti­gem Zit­tern be­fal­len, dass ihr die Ar­beit ent­sank; der Woll­knäu­el roll­te weit über das Par­kett. Sie barg das Ge­sicht in den Hän­den und be­gann plötz­lich krampf­haft zu schluch­zen.

Er­staunt sa­hen die bei­den Ver­lob­ten sie an, ohne ein Wort zu sa­gen. Dann aber sank Jo­han­na auf die Knie, um­schlang sie mit ih­ren Ar­men und frag­te tief er­grif­fen:

»Aber was hast Du nur, Tan­te Li­son; was fehlt Dir doch nur?«

»Ach, als er Dich frag­te«, stam­mel­te die Ärms­te mit trä­nen­er­stick­ter Stim­me und kon­vul­si­vi­schem Zu­cken, »ob Du … an … Dei­nen … lie­ben … klei­nen … Füs­sen … nicht kalt hät­test … Mir hat man … so et­was … nie ge­sagt … ach nie … nie …!«

Jo­han­na war so über­rascht von die­sem Ge­fühls­aus­bruch, dass sie bei dem Ge­dan­ken an einen Lieb­ha­ber, der Tan­te Li­son Zärt­lich­kei­ten zu­flüs­ter­te, er­bar­mungs­los bei­na­he laut auf­ge­lacht hät­te. Der Vi­com­te wand­te sich ab, um sei­ne Hei­ter­keit zu ver­ber­gen.

Dann er­hob sich die Tan­te plötz­lich, ließ ihre Ar­beit im Stich und such­te im Dun­keln mit tas­ten­den Schrit­ten die Trep­pe zu ih­rem Zim­mer.

Al­lein ge­las­sen, sa­hen sich die bei­den jun­gen Leu­te lus­tig und zärt­lich zu­gleich an.

»Die arme Tan­te! …« mur­mel­te Jo­han­na.

»Sie muss heu­te Abend nicht ganz bei Trost sein«, mein­te Ju­li­us.

Es wur­de ih­nen schwer sich zu tren­nen; sie drück­ten sich im­mer wie­der die Hän­de, und lei­se, ganz lei­se ga­ben sie sich den ers­ten Kuss vor dem großen Ses­sel, den Tan­te Li­son so­eben ver­las­sen hat­te.

Am an­de­ren Tage dach­ten sie schon nicht mehr an die Trä­nen des al­ten Fräu­leins.

Die bei­den letz­ten Wo­chen vor der Hoch­zeit ver­brach­te Jo­han­na ziem­lich still und ru­hig, als wenn sie von den süs­sen Re­gun­gen des Braut­stan­des er­mü­det sei.

Am Mor­gen des ent­schei­den­den Ta­ges war es ihr nicht mehr mög­lich, über ir­gen­det­was kla­re Ge­dan­ken zu fas­sen. Sie fühl­te et­was wie eine große Lee­re in ih­rem gan­zen Kör­per; es war, als ob ihr gan­zes In­ne­re, ihr Herz, ihr Hirn, ihre Ge­bei­ne selbst den Dienst ver­sag­ten. Wenn sie et­was an­fass­te, so fühl­te sie, dass sie hef­tig zit­ter­te.

Erst im Chor der Kir­che vor Be­ginn des Got­tes­diens­tes fand sie ihre Selbst­be­herr­schung wie­der.

Ver­hei­ra­tet! So war sie also ver­hei­ra­tet! Al­les was sie seit Ta­ge­s­an­bruch ge­dacht, er­lebt und emp­fun­den hat­te, er­schi­en ihr wie ein Traum. In sol­chen Mo­men­ten kommt ei­nem al­les wie aus­ge­wech­selt vor; die Be­we­gun­gen und Mie­nen ge­win­nen eine an­de­re Be­deu­tung, ja selbst die Stun­den schei­nen nicht mehr in der rich­ti­gen Rei­hen­fol­ge zu sein.

Sie war ver­wirrt und über al­les er­staunt. Am Abend vor­her war noch al­les beim Al­ten ge­we­sen; höchs­tens hat­te sie ge­fühlt, dass das, was sie er­hoff­te, nun ganz nahe, bei­na­he greif­bar sei. Als jun­ges Mäd­chen war sie ein­ge­schla­fen, jetzt war sie eine jun­ge Frau.

Sie hat­te also die Schran­ke über­schrit­ten, jen­seits wel­cher die Zu­kunft mit all’ ih­ren Freu­den, all’ ih­rem er­träum­ten Glücke lag. Vor ihr schi­en eine Tür of­fen zu ste­hen; sie trat durch die­sel­be ein in das er­war­te­te Pa­ra­dies.

Die Fei­er­lich­keit war zu Ende. Da nie­mand ein­ge­la­den war, so be­tra­ten sie fast al­lein die Sa­kris­tei.

Als sie beim Ver­las­sen der Kir­che un­ter dem Por­ta­le er­schie­nen, stutz­te die jun­ge Frau vor ei­nem mäch­ti­gen Krach, der die Luft er­schüt­ter­te und der Baro­nin einen Schrei er­press­te. Die Land­leu­te hat­ten eine Sal­ve ab­ge­feu­ert, de­ren Wi­der­hall, im­mer wie­der durch neue Schüs­se ge­weckt, sich bis zum Schlos­se Peup­les fort­setz­te.

Für die Fa­mi­lie, die bei­den Pfar­rer, den Maire und ei­ni­ge Zeu­gen, die man un­ter den grös­se­ren Guts­be­sit­zern der Um­ge­gend aus­ge­sucht hat­te, war im Schlos­se ein Früh­stück an­ge­rich­tet.

Nach dem­sel­ben wur­de vor dem Di­ner ein Spa­zier­gang ge­macht; der Baron, die Baro­nin, Tan­te Li­son, der Maire und der Abbé Pi­cot durch­wan­der­ten die Al­lee der Mama, wäh­rend in der ge­gen­über­lie­gen­den der an­de­re Pfar­rer, mit großen Schrit­ten auf- und ab­wan­delnd, sein Bre­vier be­te­te.

Von der an­de­ren Sei­te des Schlos­ses ver­nahm man den aus­ge­las­se­nen Ju­bel der Land­leu­te und Fi­scher, die un­ter den Obst­bäu­men mit Ci­der re­ga­liert wur­den. Die gan­ze Um­ge­gend war hier im Sonn­tags­staat ver­sam­melt; die Bur­schen und jun­gen Mäd­chen trie­ben al­ler­lei mun­te­re Spie­le.

Jo­han­na und Ju­li­us gin­gen zu­sam­men durch das Bos­quet, stie­gen die klei­ne An­hö­he hin­an und be­trach­te­ten das aus­ge­brei­te­te Meer. Trotz der Au­gust­son­ne weh­te ein küh­les Lüft­chen; aber der Him­mel er­glänz­te in lich­tem rei­nen Blau.

Die jun­gen Leut­chen durch­schrit­ten die Hei­de, um zu dem lieb­li­chen Tale zu ge­lan­gen, wel­ches sich mit sei­nem Ge­hölz bis Yport er­streck­te. So­bald sie das­sel­be be­tre­ten hat­ten, war kaum noch ein Luft­zug zu ver­spü­ren. Sie ver­lies­sen den Haupt­weg und ver­folg­ten einen schma­len Pfad, der sich un­ter dem Ge­büsch ver­lor. Es war hier kaum noch Platz für Zweie und Jo­han­na fühl­te plötz­lich, wie ein Arm sich lang­sam um ihre Tail­le leg­te.

Sie sag­te nichts; nur ihr kur­z­er Atem und das Klop­fen ih­res Her­zens ga­ben Kun­de von ih­ren Ge­füh­len. Die nied­ri­gen Zwei­ge streif­ten ihre Stirn, so­dass sie die­sel­ben oft­mals zur Sei­te bie­gen muss­ten. Als sie ein Blatt ab­ge­ris­sen hat­te, be­merk­te sie un­ter dem­sel­ben ein Paar Mut­ter­got­tes­kä­fer­chen, die sich wie zwei klei­ne rote Schne­cken dort fest­ge­klam­mert hiel­ten.

»Sieh’ mal, Mann und Frau!« sag­te sie un­schul­dig.

»Heu­te Abend wirst Du auch mei­ne Frau sein« flüs­ter­te Ju­li­us ihr ins Ohr.

Ob­schon sie wäh­rend ih­res Le­bens auf dem Lan­de schon man­ches ge­se­hen und ge­hört hat­te, fass­te sie doch noch die Lie­be rein von der poe­ti­schen Sei­te auf. Sei­ne Wor­te über­rasch­ten sie. Sei­ne Frau? war sie das denn nicht schon?

Jetzt über­häuf­te er sie plötz­lich mit un­zäh­li­gen Küs­sen auf Stirn und Na­cken, dort wo ihre Haa­re an­fin­gen. Un­ter dem Ein­druck die­ser un­ge­wohn­ten stür­mi­schen Zärt­lich­keit ei­nes Man­nes neig­te sie un­will­kür­lich den Kopf zur Sei­te, um den Küs­sen aus­zu­wei­chen, die ihr aber doch so wohl ta­ten.

Sie be­fan­den sich jetzt am Ran­de des Ge­höl­zes. Er­schreckt über die wei­te Ent­fer­nung vom Hau­se blieb Jo­han­na ste­hen. Was soll­te man nur den­ken?

»Lass uns um­keh­ren« sag­te sie.

Er zog den Arm von ih­rer Tail­le fort, und in­dem sie sich um­wand­ten, stan­den sie bei­de so nahe ge­gen­über, dass sie fast ih­ren Atem spür­ten. Sie sa­hen sich an und zwar mit ei­nem je­ner star­ren Bli­cke, die al­les durch­drin­gen und der Ver­schmel­zung zwei­er See­len glei­chen. Ihre Her­zen such­ten sich in ih­ren Au­gen, hin­ter den­sel­ben, als woll­ten sie ein We­sen er­grün­den, das ih­nen noch un­be­kannt, un­durch­dring­lich bis da­hin ge­blie­ben war. Sie prüf­ten sich ge­gen­sei­tig mit die­ser stum­men aber doch so aus­drucks­vol­len Fra­ge. Was wür­den sie sich sein? Wie wür­de sich das Le­ben ge­stal­ten, das sie jetzt mit­ein­an­der be­gan­nen? Wel­che Freu­den, wel­ches Glück oder wel­che Ent­täu­schung wür­de eins dem an­de­ren in die­sem lan­gen Zu­sam­men­sein ei­ner un­lös­li­chen Ehe be­rei­ten? Und es schi­en ih­nen bei­den, als hät­ten sie sich vor­her noch nie ge­se­hen.

Plötz­lich leg­te Ju­li­us bei­de Hän­de auf die Schul­tern sei­ner Frau und drück­te einen vol­len Kuss auf ihre Lip­pen, wie sie ihn bis da noch nicht emp­fan­gen hat­te. Er weil­te nicht auf ih­ren Lip­pen, die­ser Kuss, er pflanz­te sich durch ihr gan­zes In­ne­re fort, durch Mark und Bein. Sie fühl­te einen sol­chen ge­heim­nis­vol­len Schau­er, dass sie halb von Sin­nen mit bei­den Ar­men Ju­li­us zu­rück­dräng­te, wo­bei sie bei­na­he hin­ten­über ge­fal­len wäre. »Lass uns ge­hen, lass uns ge­hen« stam­mel­te sie ver­wirrt.

Er ant­wor­te­te nichts und er­griff ihre bei­den Hän­de, die er den gan­zen Weg über nicht wie­der los­liess.

Bis zu Hau­se wech­sel­ten sie kein Wort mehr. Der Rest des Nach­mit­tags er­schi­en ih­nen sehr lang.

Ge­gen Abend setz­te man sich zu Ti­sche. Das Di­ner war, ganz ge­gen die sons­ti­gen Ge­bräu­che in der Nor­man­die, kurz und ein­fach. Es lag wie eine Art Ver­le­gen­heit auf al­len Teil­neh­mern. Nur die bei­den Pfar­rer, der Maire und die vier ge­la­de­nen Land­leu­te zeig­ten ei­ni­ger­mas­sen eine ge­wis­se aus­ge­las­se­ne hoch­zeit­li­che Stim­mung.

Wenn sie zu la­chen auf­hör­ten, so reiz­te sie ein Witz des Mai­res aufs Neue dazu. Ge­gen neun Uhr un­ge­fähr nahm man den Kaf­fee ein. Draus­sen un­ter den Obst­bäu­men im ers­ten Hofe be­gann der länd­li­che Rei­gen. Durch die of­fe­nen Fens­ter konn­te man den Fest­platz über­se­hen. An den Bäu­men wa­ren Pa­pier­la­ter­nen auf­ge­hängt und lies­sen den gan­zen Raum in grün­lich-gel­bem Lich­te er­schim­mern. Männ­lein und Weib­lein hüpf­ten beim Klan­ge ei­nes ei­gen­ar­ti­gen nor­man­ni­schen Lie­des in der Run­de, zu dem zwei Vio­li­nen und eine Kla­ri­net­te auf ei­nem als Tri­bü­ne die­nen­den Kü­chen­ti­sche eine et­was dün­ne Beglei­tung spiel­ten. Der lau­te Ge­sang der Tan­zen­den über­tön­te voll­stän­dig die In­stru­men­te; nur hin und wie­der klan­gen ihre ma­ge­ren Töne durch das Ge­joh­le hin­durch, als wenn sie von Oben her dazu auf­spiel­ten.


Zwei große Fäs­ser, durch Fa­ckeln be­leuch­tet, sorg­ten für den Durst der Men­ge. Die bei­den Mäg­de, wel­che die­sel­ben be­dien­ten, lie­fen un­auf­hör­lich hin und her, den Arm voll trop­fen­der Glä­ser, die sie ent­we­der mit ro­tem Wein oder mit gold­glän­zen­dem rei­nen Ci­der füll­ten. Die durs­ti­gen Tän­zer, die ru­hig da­sit­zen­den Al­ten eben­so wie die schweiß­trie­fen­den Jun­gen be­eil­ten sich, mit aus­ge­streck­ten Hän­den ein Glas oder einen Krug zu er­wi­schen und sich mit zu­rück­ge­bo­ge­nem Kop­fe ihr Lieb­lings­ge­tränk schluck­wei­se durch die Keh­le rin­nen zu las­sen.

Auf ei­nem Ti­sche wa­ren Brot, But­ter, Käse und Würst­chen auf­ge­stellt. Von Zeit zu Zeit hol­te sich je­der einen tüch­ti­gen Bis­sen; und die­ses mun­te­re Trei­ben un­ter dem grü­nen Laub­dach in sei­ner ge­sun­den Na­tür­lich­keit er­weck­te selbst in den Ge­la­de­nen oben im Saa­le die Lust, ein Tänz­chen zu ma­chen, und zu Brot und Käse einen Krug vom köst­li­chen Ci­der zu schlür­fen.

»Tau­send auch!« rief der Maire, der mit sei­nem Mes­ser den Takt schlug, »das ist präch­tig, wie bei der Hoch­zeit zu Ga­na­ga.«

Al­les lach­te laut.

»Sie mei­nen die Hoch­zeit zu Kanaa« sag­te Abbé Pi­cot, ein ab­ge­sag­ter Feind al­ler Zi­vil-Be­hör­den.

Der an­de­re aber woll­te die Be­leh­rung nicht gel­ten las­sen.

»Nein, Herr Pfar­rer, ich weiß schon Be­scheid; wenn ich sage Ga­na­ga, so mei­ne ich Ga­na­ga.«

Man er­hob sich und ging in den Sa­lon. Dann misch­te man sich für eine Wei­le un­ter die fröh­li­che Men­ge, bis die Ge­la­de­nen sich ent­fern­ten.

Der Baron und die Baro­nin führ­ten lei­se einen klei­nen Streit mit­ein­an­der. Ma­da­me Ade­laï­de, atem­lo­ser wie je, schi­en auf einen Wunsch ih­res Gat­ten nicht ein­ge­hen zu wol­len; end­lich sag­te sie halb­laut: »Nein, lie­ber Freund, ich kann nicht. Ich wüss­te nicht, wie ich es ma­chen soll­te.«

Hier­auf nä­her­te sich der Papa, in­dem er sie ein­fach ste­hen ließ, sei­ner Toch­ter.

»Willst Du einen klei­nen Spa­zier­gang mit mir ma­chen, mein Kind?« frag­te er.

»Gern, Papa« ant­wor­te­te sie be­wegt. Sie gin­gen hin­aus.

Als sie vor die Türe nach der Mee­res­sei­te zu tra­ten, weh­te ih­nen ein tro­ckener Wind ent­ge­gen, ei­ner je­ner küh­len Som­mer­win­de, wel­che schon das Na­hen des Herbs­tes ver­kün­den.

Wol­ken jag­ten am Him­mel vor­über und ver­deck­ten für ei­ni­ge Au­gen­bli­cke die Ster­ne.

Der Baron nahm sei­ne Toch­ter un­term Arm und drück­te zärt­lich ihre Hand. So gin­gen sie ei­ni­ge Au­gen­bli­cke schweig­sam ne­ben ein­an­der. Er schi­en ver­le­gen und un­ent­schlos­sen.

»Mein Kind«, be­gann er end­lich, »ich habe eine schwie­ri­ge Auf­ga­be über­nom­men, die ei­gent­lich Dei­ner Mut­ter zu­käme. Da sie sich aber nicht dazu im­stan­de fühlt, so muss ich sie ver­tre­ten. Es gibt Ge­heim­nis­se, die man Kin­dern, na­ment­lich Mäd­chen, sorg­fäl­tig ver­birgt. Denn ge­ra­de letz­te­re sol­len rei­nen, ab­so­lut rei­nen Geis­tes bis zu der Stun­de blei­ben, wo sie den Hän­den des­sen über­ge­ben wer­den, der von da an für ihr Glück Sor­ge zu tra­gen hat. Ihm kommt es zu, den Schlei­er zu lüf­ten, der über das süs­ses­te Ge­heim­nis des Le­bens ge­brei­tet ist. Die jun­gen Mäd­chen aber, je ah­nungs­lo­ser sie sind, schre­cken umso eher manch­mal vor der et­was rau­en Wirk­lich­keit zu­rück, wel­che die Er­fül­lung ih­rer Träu­me mit sich bringt. Sie füh­len sich geis­tig und kör­per­lich ver­letzt und ver­wei­gern ih­rem Gat­ten das, was mensch­li­ches und na­tür­li­ches Ge­setz ihm als ab­so­lu­tes Recht ein­räu­men. Mehr kann ich Dir nicht dar­über sa­gen; aber ver­giss das eine, nur das eine nicht: dass Du ganz und gar Dei­nem Man­ne an­ge­hörst.«

Was wuss­te sie nun ei­gent­lich? Wie viel hat­te sie er­ra­ten? Sie be­gann zu zit­tern; eine düs­te­re schmerz­li­che Trau­rig­keit wie eine Art Vorah­nung hat­te sie er­grif­fen.

Als sie ins Haus zu­rück­kehr­ten, blie­ben sie über­rascht un­ter der Türe des Sa­lons ste­hen. Ma­da­me Ade­laï­de hing an Ju­li­us Hal­se und schluchz­te herz­zer­bre­chend. Al­les an ihr schi­en Trä­nen aus­zu­strö­men, Nase, Mund und Au­gen; und der jun­ge Mann hat­te in sei­nem Er­stau­nen alle Mühe, die star­ke Dame zu stüt­zen, wel­che ihm in die Arme ge­sun­ken war, um ihm die Sor­ge für ihr Klein­od, ihr Herz­blatt, ihr an­ge­be­te­tes Kind, auf die See­le zu bin­den.

»Ach, nur kei­ne Sze­ne!« sag­te der Baron rasch vor­tre­tend, »ich bit­te drum.« Er nahm sei­ne Gat­tin und führ­te sie zu ei­nem Ses­sel, wäh­rend sie sich das Ge­sicht ab­wisch­te.

»Komm mein Kind«, wand­te er sich als­dann zu Jo­han­na, »gib Mama einen Kuss und geh’ zu Bett.«

Jo­han­na hielt die gleich­falls dro­hen­den Trä­nen zu­rück, küss­te schnell ihre El­tern und ver­liess das Zim­mer.

Tan­te Li­son hat­te sich schon auf ihr Zim­mer zu­rück­ge­zo­gen. Der Baron und die Baro­nin blie­ben mit Ju­li­us al­lein. Alle drei wa­ren so ver­le­gen, dass sie kein Wort spra­chen. Die Her­ren stan­den zer­streut da in ih­rer Di­ner-Toi­let­te, wäh­rend Ma­da­me Ade­laï­de ganz er­schöpft, noch die letz­ten Trä­nen auf den Wan­gen, in ih­rem Ses­sel lag.

Um der Ver­le­gen­heit ein Ende zu ma­chen, be­gann der Baron von der Rei­se zu spre­chen, wel­che die jun­gen Leu­te nach ei­ni­gen Ta­gen un­ter­neh­men soll­ten.

Jo­han­na ließ sich in ih­rem Zim­mer durch Ro­sa­lie aus­klei­den, die wie ein Was­ser­fall wein­te. Ihre Hän­de wa­ren un­ge­schickt; sie fand sich mit Schnü­ren und Hef­teln nicht zu­recht und schi­en noch in viel grös­se­rer Ge­müts­be­we­gung wie ihre Her­rin. Aber Jo­han­na ach­te­te nicht auf die Trä­nen ih­rer Kam­mer­jung­fer; sie war wie auf ei­ner an­de­ren Welt, in ei­nem frem­den Land, ge­trennt von al­lem, was ihr bis da­hin lieb und teu­er ge­we­sen war. In ih­rem Den­ken und Füh­len schi­en al­les so durch­ein­an­der zu sein, dass sie sich so­gar frag­te, ob sie ei­gent­lich ih­ren Gat­ten lie­be. Er schi­en ihr jetzt plötz­lich ein Frem­der zu sein, den sie kaum vor­her ge­kannt hat­te. Vor drei Mo­na­ten wuss­te sie noch nichts von sei­ner Exis­tenz und jetzt war sie schon sei­ne Frau. Wie kam das ei­gent­lich? Wa­rum so schnell in die Ehe stür­zen, wie in ein Loch, das sich plötz­lich zu un­sern Füs­sen öff­net?

Als sie ihre Nacht­toi­let­te be­en­det hat­te, schlüpf­te sie ins Bett. Die frisch über­zo­ge­nen Lein­tü­cher ver­ur­sach­ten ihr einen leich­ten Schau­er und ver­mehr­ten das Ge­fühl der Käl­te, der Ein­sam­keit und Trau­rig­keit, wel­ches seit zwei Stun­den auf ih­rer See­le las­te­te.

Ro­sa­lie ent­fern­te sich, noch ganz in Trä­nen ge­ba­det. Ängst­lich und mit krampf­haf­tem See­len­schmerz er­war­te­te sie das, was sie halb und halb aus den dunklen An­deu­tun­gen ih­res Va­ters er­ra­ten hat­te, die Ent­hül­lung des­sen, was man das große Ge­heim­nis der Lie­be nennt.

Drei leich­te Schlä­ge er­tön­ten an der Türe, ohne dass sie je­mand hat­te die Trep­pe her­auf­kom­men hö­ren. Sie fing hef­tig an zu zit­tern und wag­te nicht zu ant­wor­ten. Es klopf­te aber­mals und dann wur­de die Tür ge­öff­net. Sie steck­te den Kopf un­ter die De­cke, wie wenn ein Dieb in ihr Zim­mer ge­schli­chen käme. Leich­te Schrit­te tön­ten auf dem Fuss­bo­den, und dann stand je­mand plötz­lich an ih­rem Bett.

Sie stiess vor Er­re­gung einen klei­nen Schrei aus, und als sie den Kopf her­vor­streck­te, sah sie Ju­li­us ne­ben sich ste­hen. Er schau­te sie lä­chelnd an.

»Ach, wie Sie mich ge­ängs­tigt ha­ben!« sag­te sie.

»Ha­ben Sie mich denn nicht er­war­tet?« frag­te er.

Sie ant­wor­te­te nicht. Er war noch voll­stän­dig in sei­ner Fest­toi­let­te; als sie in sein hüb­sches Ge­sicht schau­te, fühl­te sie plötz­lich eine große Scham dar­über, vor die­sem ganz an­ge­zo­ge­nen Man­ne so leicht be­klei­det da­zu­lie­gen.

Sie wuss­ten bei­de nicht, was sie sa­gen oder tuen soll­ten; sie wag­ten nicht ein­mal, sich an­zu­se­hen. So sehr fühl­ten bei­de in­stink­tiv den Ernst die­ser ent­schei­den­den Stun­de, von der ja so oft das Glück ei­nes gan­zen Le­bens ab­hängt.

Er hat­te so eine un­be­stimm­te Ah­nung, wel­che Ge­fahr für ihn dar­in­lag, wenn er sei­ne Selbst­be­herr­schung ver­lor. Er wür­de sei­ne gan­ze wohl­er­wo­ge­ne Zärt­lich­keit auf­bie­ten müs­sen, um nicht das pein­li­che Zart­ge­fühl und die keu­sche Scham­haf­tig­keit ei­nes nur von idea­len Träu­men er­füll­ten jung­fräu­li­chen Ge­mü­tes zu ver­let­zen.

Sanft nahm er ihre Hand und küss­te sie; dann knie­te er vor ih­rem Bett wie vor ei­nem Al­tar nie­der und flüs­ter­te mit lei­ser zärt­li­cher Stim­me:

»Wer­den Sie mir Ihre Lie­be schen­ken?«

Sie ge­wann ihre Si­cher­heit lang­sam wie­der, hob das Köpf­chen aus dem spit­zen­be­deck­ten Kis­sen und sag­te lä­chelnd:

»Ich lie­be Sie ja schon längst, mein Freund!«

Da nahm er die klei­nen zar­ten Fin­ger sei­ner Frau an die Lip­pen und frag­te sie zärt­li­cher noch als vor­her:

»Wol­len Sie mir auch den Be­weis Ih­rer Lie­be ge­ben?«

Sei­ne Stim­me klang ganz ver­än­dert, als er so zwi­schen ih­ren Fin­gern hin­durch frag­te.

»Ich ge­hö­re Ih­nen ja, lie­ber Freund!« ant­wor­te­te sie aufs Neue ver­wirrt durch sei­ne Fra­ge, wel­che, ohne dass sie die­sel­be ganz ver­stand, ihr doch die Wor­te des Va­ters ins Ge­dächt­nis zu­rück­rief.

Er be­deck­te im­mer wie­der ihre Hand mit Küs­sen und, in­dem er lang­sam auf­stand, such­te er sich ih­rem Ant­litz zu nä­hern, das sie aufs Neue zu ver­ber­gen streb­te.

Dann streck­te er plötz­lich einen Arm aus, um­schlang sei­ne Frau mit­samt der Bett­de­cke und schob den an­de­ren Arm un­ter das Kopf­kis­sen. So zog er sie lang­sam an sich und flüs­ter­te ihr lei­se, ganz lei­se zu:

»Wür­den Sie mir dann auch ein klei­nes Plätz­chen in Ihrem Bet­te gön­nen?«

Sie emp­fand Furcht, eine in­stink­ti­ve Furcht:

»Ach, jetzt noch nicht, ich bit­te Sie«, stam­mel­te sie.

Er war sicht­lich über­rascht, ein we­nig ver­letzt so­gar; und wenn er den bit­ten­den Ton auch bei­be­hielt, so klang es doch et­was rau­er, als er jetzt sag­te:

»Wa­rum et­was ver­schie­ben, was wir doch schliess­lich alle Tage so ma­chen wer­den?«

Sie är­ger­te sich über die­se Wor­te; aber schliess­lich sag­te sie doch zum zwei­ten Male sanft und er­ge­ben:

»Ich ge­hö­re Ih­nen ja, lie­ber Freund!«

Da ver­schwand er schnell im An­klei­de­zim­mer. Sie hör­te deut­lich und mit ängst­li­chen Schau­ern das Geräusch ab­ge­leg­ter Klei­der, das Klin­gen von Geld, das er aus der Ta­sche nahm, das Fal­len der aus­ge­zo­ge­nen Schu­he.

Und plötz­lich kam er in Un­ter­klei­dern und Pan­tof­feln rasch durch das Zim­mer ge­gan­gen, um sei­ne Uhr auf den Ka­min zu le­gen. Dann kehr­te er has­tig ins Ne­ben­ge­mach zu­rück, ver­weil­te noch ei­ni­ge Au­gen­bli­cke und … Jo­han­na wand­te sich rasch auf die Sei­te und schloss die Au­gen, als sie sein Na­hen be­merk­te.

Sie fühl­te eine Re­gung aus dem Bett zu sprin­gen, als er jetzt rasch un­ter die De­cke schlüpf­te und sie die Berüh­rung ei­nes frem­den, kal­ten und haa­ri­gen Kör­pers an dem ih­ri­gen spür­te. Ent­setzt, das Ge­sicht mit den Hän­den be­de­ckend, hät­te sie am Liebs­ten laut schrei­en mö­gen und sie zog sich ganz an das Ende des Bet­tes zu­rück.

Ob­schon sie ihm den Rücken dreh­te, schloss er sie doch in sei­ne Arme und küss­te sie hef­tig auf den Na­cken, wo­bei er die Bän­der ih­rer Nacht­hau­be und den Spit­zen­be­satz ih­res Hem­des zu­rück­schob.

Selbst als sie be­merk­te, wie sei­ne Hand be­gie­rig nach ih­rem Bu­sen tas­te­te, reg­te sie sich nicht, von ei­ner ent­setz­li­chen Furcht ge­lähmt. Sie at­me­te schwer un­ter die­ser un­ge­wohn­ten Berüh­rung, bei der sie am liebs­ten aus dem Zim­mer ge­flüch­tet wäre, um sich ir­gend­wo, fern von die­sem Man­ne, ein­zu­sch­lies­sen.

Er aber wich nicht von der Stel­le. Sie fühl­te die Wär­me sei­nes Kör­pers, sie be­merk­te, wie er sei­ne Zärt­lich­kei­ten ver­dop­pel­te und schliess­lich merk­te sie, dass ihr doch nichts üb­rig blei­ben wür­de, als sich um­zu­wen­den und ihn wie­der zu küs­sen.

Denn er be­gann be­reits un­ge­dul­dig zu wer­den und sag­te mit trau­ri­gem Tone:

»Sie wol­len also nicht mei­ne klei­ne lie­be Frau sein?«

»Bin ich das denn nicht schon?« mur­mel­te sie kaum hör­bar.

»Nein, durch­aus nicht,« ant­wor­te­te er mit ei­nem An­flug von Herb­heit, »ich glau­be, Sie hal­ten mich zum Bes­ten.«

Ganz er­grif­fen vom Ton sei­ner Stim­me wand­te sie sich plötz­lich zu ihm um und bat ihn um Ver­zei­hung.

Er nahm sie nun vollends in sei­ne Arme und be­gann wie ein Ra­sen­der sie mit Küs­sen zu be­de­cken. Kei­ne Stel­le an ih­rem gan­zen Ge­sicht blieb von die­sen heiss­hung­ri­gen, ver­zeh­ren­den, wü­ten­den Küs­sen un­be­rührt. Sie hat­te die Hän­de zu­rück­ge­zo­gen und er­gab sich wi­der­stands­los, ohne selbst zu wis­sen, was sie tat, sei­nen stür­mi­schen Lieb­ko­sun­gen. Ein tiefer Schmerz durch­drang ih­ren Kör­per, sie be­gann zu seuf­zen und er­wi­der­te leb­haft die Küs­se, vor de­nen sie vor­hin noch so sehr zu­rück­ge­schreckt war. Jetzt war sie Ju­li­us sei­ne Frau.

Was dann noch ge­sch­ah, ent­zog sich ih­rem Ge­dächt­nis­se, ihr Be­wusst­sein war ziem­lich ge­schwun­den; nur dun­kel er­in­ner­te sie sich noch, wie ihr Ju­li­us einen lan­gen in­ni­gen dank­ba­ren Kuss auf die Lip­pen drück­te.

Dann sprach er mit ihr und sie muss­te ihm ant­wor­ten. Nach ei­ni­ger Zeit be­gann er sei­ne Zärt­lich­kei­ten aufs Neue; aber sie sträub­te sich voll Scham, und wäh­rend sie sei­ne Umar­mung ab­wehr­te, fühl­te sie auf sei­ner Brust die dich­ten Haa­re, die sie schon vor­hin an sei­nen Bei­nen ge­spürt hat­te. Ent­setzt dreh­te sie sich um.

Er schi­en es schliess­lich leid zu sein, sich ver­geb­lich mit ihr zu be­mü­hen und blieb ru­hig lie­gen.

Dann dach­te sie nach. »Das also heisst sei­ne Frau sein; das also, nur das!« und die tiefs­te Verzweif­lung er­griff ihr Herz, als sie ihre Träu­me von in­nigs­ter Zärt­lich­keit so zer­stört, ihre teu­ers­ten Er­war­tun­gen ent­täuscht, ihr Glück ver­nich­tet sah.

Lan­ge lag sie so mit ih­rem Schmer­ze da, wäh­rend ihre Au­gen über die Sti­cke­rei­en an der Wand flo­gen, über die alte Lie­bes­ge­schich­te, mit der das gan­ze Zim­mer so­zu­sa­gen be­deckt war.

Aber als Ju­li­us nichts mehr sprach und ganz re­gungs­los dalag, wand­te sie lang­sam ih­ren Blick zu ihm und be­merk­te, dass er schlief. Er schlief mit halb­of­fe­nem Mun­de, sein Ant­litz zeig­te einen ru­hi­gen, zu­frie­de­nen Aus­druck. Er schlief also!

Sie konn­te es kaum glau­ben; sie fühl­te sich ver­letzt. Die­ser Schlaf be­frem­de­te sie noch mehr als sein Un­ge­stüm, sie fühl­te sich rück­sichts­los be­han­delt. Konn­te er denn wirk­lich in die­ser Nacht schla­fen? Für ihn hat­te also das, was zwi­schen ih­nen vor­ge­fal­len war, nichts Aus­ser­ge­wöhn­li­ches? Ach, sie hät­te sich lie­ber noch schla­gen las­sen, so fühl­te sie sich ver­letzt und ent­rüs­tet über die son­der­ba­ren Zärt­lich­kei­ten; und er schlief ganz ru­hig da­nach.

Auf einen El­len­bo­gen ge­stützt schau­te sie un­be­weg­lich zu ihm her­über und horch­te auf die tie­fen Atem­zü­ge, wel­che über sei­ne Lip­pen ka­men und schliess­lich in ein ziem­lich lau­tes Schnar­chen über­gin­gen.

Der Tag brach an, an­fangs un­be­stimmt däm­mernd, dann lich­ter, ro­si­ger und end­lich hell­strah­lend. Ju­li­us öff­ne­te die Au­gen, gähn­te, streck­te die Arme, sah sei­ne Frau an und frag­te lä­chelnd: »Hast Du gut ge­schla­fen, mein Herz?«

Sie be­merk­te, dass er jetzt »Du« zu ihr sag­te und ant­wor­te­te et­was ver­wirrt: »O ja, und Sie?«

»Ach, aus­ge­zeich­net« sag­te er. Und er wand­te sich zu ihr und küss­te sie; dann fing er ru­hig an zu plau­dern. Er setz­te ihr sei­ne Zu­kunfts­plä­ne aus­ein­an­der und sei­ne An­sich­ten über Spa­ren; letz­te­res Wort kam in sei­nen Aus­füh­run­gen öf­ters vor und mach­te Jo­han­na et­was er­staunt. Sie horch­te auf sei­ne Wor­te, ohne den Sinn rich­tig zu ver­ste­hen, sah ihn an, dach­te an tau­send ver­gan­ge­ne Din­ge, die ihm doch viel nä­her lie­gen muss­ten und ihn da­bei gar nicht zu be­rüh­ren schie­nen.

Es schlug acht Uhr.

»Jetzt müs­sen wir aber auf­ste­hen«, sag­te er, »man könn­te sich sonst lus­tig ma­chen, wenn wir so spät her­un­ter­kämen.«

Er stand zu­erst auf. Als er sei­ne Toi­let­te be­en­det hat­te, half er sorg­fäl­tig sei­ner Frau bei der ih­ri­gen und dul­de­te nicht, dass Ro­sa­lie ge­ru­fen wur­de.

Schon im Be­griff, her­aus­zu­ge­hen, blieb er noch­mals ste­hen:

»Wenn wir al­lein sind,« sag­te er, »kön­nen wir uns schon du­zen, weißt Du; aber in Ge­gen­wart der El­tern wol­len wir lie­ber noch et­was da­mit war­ten. Es macht sich von selbst, wenn wir von der Hoch­zeits­rei­se zu­rück­keh­ren.«

Sie zeig­te sich erst zur Stun­de des Früh­stücks.

Der Tag ver­lief im Üb­ri­gen, als hät­te sich in­zwi­schen nichts neu­es zu­ge­tra­gen. Nur eine Per­son mehr war im Hau­se; das war al­les.

*

Guy de Maupassant – Gesammelte Werke

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