Читать книгу Seine Frau - Hanne-Vibeke Holst - Страница 24

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Das Weihnachtsstudio von P3 ist kitschig mit alternativem Weihnachtsschmuck dekoriert, der von den Zuschauern eingeschickt und von den Gästen gebastelt worden ist, die im Lauf des Monats da waren. Das Schweinchen, das man sich irrsinnigerweise angeschafft hat, grunzt im Hintergrund im Heu und sendet einen scharfen und unverkennbaren Geruch aus, der den beiden Moderatoren in die Nase sticht, sich für Charlotte jedoch heimisch und sicher anfühlt.

Sie ist schließlich auf dem Land groß geworden und hat vor hundert Jahren selbst einmal ihr eigenes Saugferkel gehabt, Tulle, dem sie die Flasche gegeben und das sie hinter den Ohren gekrault hat, bis es schlachtreif war und plötzlich »verschwand«.

Diese Geschichte gibt sie, zwar sichtlich erkältet, doch gut gelaunt zum Besten, ausgeschmückt und mit einer dicken Schicht Vaseline auf der Linse der Erinnerung; diese Geschichte, die kritischere Moderatoren dazu veranlasst haben könnte, auf den inzwischen landesweit bekannten Selbstmord ihres Vaters zu sprechen zu kommen, der sich mit der Kordel eines Mähbinders erhängt hat. Aber so eine Sendung ist das nicht, es ist Weihnachten, und sie faltet gerade eine Mäuseleiter aus den Seiten der Regierungsgrundlage, in der es um die Leistungen im Umweltsektor geht.

»Ja, die wird leider nicht sehr lang!«, bemerkt sie trocken und hält sie den begeisterten Moderatoren hin. Die halten Charlotte ganz offensichtlich für einen Hit, und sie genießt diese unverpflichtende Freistunde, in der sie einigen ihrer angehäuften Frustrationen Luft machen darf.

»Charlotte Damgaard, beginnen wir mit unserem kleinen Weihnachtsspiel«, sagt die weibliche Hälfte unumwunden und schiebt ihr einen Würfelbecher hin. Ein Brettspiel liegt ausgefaltet vor ihnen auf dem Tisch. Das Prinzip ist folgendes, dass sie verschiedene Fragen bekommt, je nachdem, auf welchem Feld sie landet. Vermutlich stehen die Fragen ohnehin fest, aber sie geht auf den Spaß ein.

Zuerst würfelt sie eine Drei.

»Wie ist es, nach Hause geschickt zu werden?«, liest der Moderator vor. »Sozusagen aus dem Ministerbüro zu fliegen?«

»Schlimm!«, lacht sie. »Sehr viel schlimmer, als ich es mir vorgestellt hatte! Das ist wie beim Schlagball, nicht? Es ist beträchtlich lustiger, der zu sein, der drinnen ist, als der, der draußen ist.«

Sie will noch etwas über die katastrophale Politik der Regierung hinzufügen, doch die Moderatorin nickt auffordernd in Richtung des Bechers.

»Würfeln Sie noch einmal!«

Diesmal würfelt sie eine Sechs, und der Moderator strahlt.

»Werden Sie irgendwann einmal Staatsministerin?«

»Huha«, lacht sie ausweichend mit dem ätzenden Gefühl, Essigsäure getrunken zu haben. Mit welcher Phrase antworten Politiker doch gleich, wenn man ihnen solche Fragen stellt? »Wenn man diese Ambition nicht hat, hat man in Christiansborg nichts verloren!« Das zu sagen, kann sie sich nicht überwinden. Aber sie will auch nicht ihre Unsicherheit mit einigen Hunderttausend P3-Hörern teilen. Das Gefühl, in der Burg am falschen Platz zu sein. Die Ambivalenz, als sie an dem Einführungskurs für die neuen Folketingmitglieder teilgenommen hat und die Begeisterung der anderen, da zu sein, nicht teilen konnte, und die Antiklimax, als sie als Mitglied ihre Jungfernrede gehalten und das obligatorische Kleingeld einkassiert hat. Gar nicht erst zu reden von der Stimmung in der sozialdemokratischen Fraktion, die sie nicht gerade trällernd ihres Wegs gehen lässt. Auf der anderen Seite spürt sie den starken Impuls, etwas zu tun, für das Gute zu kämpfen wie die Idealisten, mit denen sie sich noch immer identifiziert. Aber muss das dort sein? In Christiansborg?

»Danach strebe ich nicht bewusst«, antwortet sie schließlich. »Nur einer muss die Drecksarbeit machen, sodass es schon sein kann, dass man sich opfern muss. Irgendwann einmal.«

Sie sagt das leichthin und munter, aber hier kriegen sie sie trotzdem.

»Bedeutet es ein Opfer, Staatsminister zu sein?«, fragt die Moderatorin, die unter ihrer entwaffnenden jütischen Oberfläche sowohl clever wie auch sarkastisch ist.

»Sehen Sie sich um!«, antwortet sie schnell, bevor sie es bereut. »Das ist der härteste Job im Land, Sie sind rund um die Uhr im Dienst und ernten nichts als Undank.«

»Und wenn man fertig ist, ist man wirklich fertig?«, fügt die clevere Jütländerin hinzu.

Charlotte lächelt ablenkend. Sie hat mehr als genug gesagt.

»Soll ich noch einmal würfeln?«

Seine Frau

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