Читать книгу Wie ein Engel auf Erden - Hannelore Kleinschmid - Страница 10

9.

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Am nächsten Morgen klopfte Holger Vormüller schon frühmorgens an meine Tür. Noch hatte ich nicht entschieden, ob ich für ihn als Versuchskaninchen auftreten wollte. Doch der junge Arzt fragte nichts, sondern erklärte mir stattdessen meinen Gesundheitszustand. Wie ein Patient sich fühlt, weiß der Halbgott am besten. Mir attestierte der junge Viertelgott, ich sei gesund. Ärgerlich griff ich zu einem Zettel. Das tat ich selten, weil mein Schweigen alles um mich herum so angenehm in Watte packte. Diesmal aber kritzelte ich:

WARUM bin ich stumm?

In mildem Tone begann das Vormüllerchen einem Kindergartenkind zu erklären, dass Kopf und Körper Blaugrün nach allen Tests viel besser funktionieren, als es laut Literatur bei so anhaltendem Koma zu erwarten gewesen sei.

"Was nicht hundertprozentig in Ordnung ist, braucht einfach noch Zeit, um sich zu regenerieren.“ Er sah mir in die Augen, und ich schenkte ihm ein dünnes Lächeln.

Der junge Mensch sah wirklich sehr gut aus. Ob ihm die Frauen scharenweise nachliefen? Ob er in festen Händen war?

Einen Ring tragen die wenigsten, die als Mediziner arbeiten. Dafür machen sie hygienische Gründe verantwortlich. Einen Wimpernschlag lang wollte ich Holger Vormüller auf einem Zettel nach seiner Frau fragen. Doch ich besiegte die aufkeimende Neugier. Warum sollte ich meinen Träumen Fesseln anlegen? Stattdessen erfreute ich mich am Anblick des wohlgeratenen Mannes. Dazu musste ich nichts über seine Lebensumstände wissen.

Bei aller Träumerei durfte ich allerdings nicht so verrückt werden, auf irgendeine glückliche Zweisamkeit in meinem Leben zu hoffen. Von Zeit zu Zeit war ein Blick in den Spiegel angebracht.

"Wir können Sie in Bälde entlassen." erklärte mir Holger Vormüller.

Als Antwort bekam er ein Achselzucken.

"Das alles soll Schritt für Schritt geschehen. Zunächst können Sie den Sonnabend und den Sonntag tagsüber zu Hause oder - wenn Ihnen das nicht zusagt - bei Freunden verbringen. Nachts kehren Sie in unsere Obhut zurück. In Ordnung?"

Ich nickte.

"Wenn Sie das gut verkraften, entlassen wir Sie vom Freitagnachmittag an in den Wochenendurlaub.“

Lächelnd nickte ich ihm zu. Dadurch ermutigt, wagte er die Frage, ob ich mich schon für eine Kongressteilnahme entschieden hätte. Ich wiegte den Kopf und genoss seinen bittenden Blick. Prompt reagierte mein Körper. Doch das blieb dem Vormüllerchen verborgen.

Beglückt gab ich mich, nachdem er im Ärzteschritt davongeeilt war, meinen Phantasien hin, bis ich durch den Oberarzt gestört wurde. Während ich das geschäftige Blablabla über mich ergehen ließ, fühlte ich tief in mich hinein und fühlte mich weiblich wie nie zuvor. Vor den Augen des Mediziners ließ ich es mir gutgehen. Und er bemerkte nichts!

Nichts würde ich je darüber verraten, dass mich aus ungeklärter Ursache Hormonströme durchflossen, als sei ich in der Blüte meiner Jahre.

Wie ein Engel auf Erden

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