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Bretterbude als Königspalast

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Der König des Reservates war gerade erst vor wenigen Wochen gewählt worden und wartete noch auf die Bestätigung seiner Würde durch die Engländer. Von königlicher Haltung war bei ihm nichts zu sehen, er war ein junger, schüchterner und verlegener Mann, der außer seiner Reinblütigkeit nichts Königliches an sich hatte. Seiner Hütte gegenüber lag der kleine Krämerladen seines Onkels, in den wir ihn zu einem Drink einluden.

Mehrere hundert Indianer, meist Mischlinge, leben in dem Reservat und verdienen sich durch Landwirtschaft und Ackerbau ihren Unterhalt. Die Königshütte – sie wurde durch große Balken gestützt – bestand aus zwei Räumen: einem Schlafzimmer mit einem Doppelbett, einem Schrank und einem Stuhl, und einem Wohnzimmer, in dem ein Tisch und zwei Stühle standen. Alle Wände waren mit Bildern, zum Teil aus Zeitungen ausgeschnitten, beklebt. Eine junge Frau mit einem Baby auf dem Arm und einem halben Dutzend Kinder am Rockzipfel stellte uns der König später als seine Schwester vor. Wie ihr Bruder war auch sie ein weicher, pastöser, blasser Typ, den man geographisch in den koreanischen Raum einordnen möchte. Eine andere Schwester des Königs arbeitete als Hausmädchen in Guadeloupe.

Die Indianer sprachen leise in schlechtem, mit dem Patois der Afrikaner vermischten Englisch; das Indianisch ihrer Vorfahren haben sie vergessen. Mit ungelenker Hand schrieb uns der König ein paar Zeilen für unser Bordbuch auf einen Zettel.

Auf dem Rückweg trafen wir einen englischen Farmer, der wie ein Eingeborener lebte. Er lud uns zu einer Aguti-Mess ein. Das Aguti ist ein „Kaninchenferkel“, ähnlich dem Meerschweinchen, ein Nagetier, dem man auf den Inseln häufig begegnet. Wir hatten zu wenig Zeit, um das gutgemeinte Angebot des Farmers annehmen zu können. Ob wir dann nicht wenigstens „Berghühner“ mit ihm essen wollten? Mountain chicken sind große, eßbare Frösche, auf die wir leider auch verzichten mußten. Aber einen selbstfabrizierten Zuckerrohrschnaps konnten wir ihm nicht abschlagen.

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