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Tangwiesen im Ozean

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In den Morgenstunden des nächsten Tages holte ich mit dem Kescher Sargassokraut aus dem Meer, schüttete die Krautbüschel über der Plicht aus und ließ Niña von den vielen Garnelen kosten, die aus dem Tang herausfielen. Nach anfänglichem Widerstreben überwand sie sich und probierte die Tierchen. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als ihren Wohlgeschmack zu loben.

Als ich auf den letzten 500 Seemeilen meiner Faltbootfahrt keine Lebensmittel mehr hatte (bei der ersten Kenterung waren die Konserven aus dem Boot gefallen), waren mir vor allem die köstlich schmeckenden Garnelen von größtem Nutzen gewesen. Aber in diesem gelbbraunen Sargassokraut halten sich nicht nur Garnelen auf, sondern noch viele andere Tiere: Krebse, Schnecken, Fische und wenn auch seltener, Seepferdchen.

Von dem Sargassum-Tang berichtete schon Kolumbus auf seiner ersten Fahrt; seine Matrosen befürchteten nämlich, die Tangwiesen, durch die sie am Ende ihrer Reise segelten, deuteten auf verborgene Klippen, an denen sie zerschellen könnten. Kolumbus ließ daraufhin loten, fand aber keinen Grund.

Das Gebiet in dem das Sargassokraut vorwiegend treibt, das Sargasso-Meer, erstreckt sich als ovales Gebilde zwischen den Jungferninseln im Süden und den Bermudas und Azoren im Norden. Es ist eingekeilt zwischen Golfstrom und Passatgebiet, vergessen von den Strömungen, vernachlässigt von den Winden. Und welche Schauermärchen sind nicht von diesem Sargasso-Meer in Seemannskreisen erzählt worden! Wracks sammelten sich dort, hieß es, Schiffe hätten sich in den Tangwiesen festgefahren! Nun, ich bin einmal mit einem Dampfer durch das ganze Sargasso-Meer gefahren; es ist eine Fahrt wie durch andere Meere auch, mit dem einen Unterschied, daß man überall auf die gelben Tangbüschel stößt. Aber nicht einmal ein Faltboot würde sich in diesen Tanghaufen festfahren können!

Über die Herkunft des Tangs sind sich die Gelehrten nicht einig. Die einen meinen, es stamme von den Küsten, die anderen glauben, es vermehre sich vegetativ im Meer und bekäme keinen Zuwachs durch abgerissenes Küstenkraut. Dann wäre das Sargasso-Kraut also wie eine Amöbe unsterblich; schon Kolumbus’ oder Drakes Schiffe könnten das Kraut gestreift haben, das ich gerade aus dem Wasser geholt hatte.

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