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Beinahe gerammt!

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Am nächsten Morgen ließ mich der Marinekommandant rufen. Ich war auf das Schlimmste gefaßt. Jedoch was wollte er? Ein Bild mit einem Autogramm! Er hatte inzwischen Erkundigungen über uns in Ciudad Trujillo ich hatte dort Bürgen – eingeholt und wußte nun, wer wir waren und daß unsere Pläne mit den kubanischen Absichten nichts zu tun hatten. So segelten wir ab, wir winkten sogar …

Kaum waren wir einige Seemeilen weit aufs Meer hinausgefahren, als es von neuem begann. Ein dominikanisches Kriegsschiff versuchte sich an uns. Wir hatten seine Flagge gesetzt, die deutsche natürlich auch. Niña riß mir die Mütze vom Kopf! Richtig, blonde Kubaner gibt es kaum! Aber das Kriegsschiff schaute nicht auf die Haare, es wollte sehen, ob wir segeln konnten.

Es kam von achtern bedrohlich nahe auf, wir gingen auf einen anderen Bug – das Kriegsschiff folgte und kam näher und näher. Erst unmittelbar vor dem messerscharfen Bug wechselten wir den Kurs wieder – ja, es herrschte Wind, und da konnte man segeln! Das Kriegsschiff brauste vorbei. Es war zwar noch mehr als eme Daumenbreite zwischen ihm und der LIBERIA, aber dennoch: uns langte es.

Eine befreundete, amerikanische Yacht, die „Eleuthera II“, war in Haiti von Geschossen durchlöchert worden, ein anderes größeres Boot war hier aufgebracht und nach Puerto Plata eingeschleppt worden, ein drittes vermißt. Es herrschte keine friedliche Stimmung in dieser Gegend; die leichtfertigen Unternehmungen kubanischer Revolutionäre hat manches unschuldige Boot teuer bezahlen müssen.

Unter diesen Umständen verzichteten wir darauf ‚Cap Haïtien‘ und das „Achte Weltwunder“, die Zitadelle, zu besuchen, wir verzichteten auf Kuba und segelten durch Riffe, Sandbänke und Inseln, die sich allesamt Bahamas nennen, nach Miami. Unter Segel erreichten wir das City Yacht Basin.

Man gratulierte uns. Warum? Keiner hat je ein Kielboot unter Segel in Miami anlegen sehen. Für uns war’s ein stolzer Abschluß.

Meine dritte Fahrt war beendet. 14119 Seemeilen hatte die LIBERIA IV hinter sich gebracht, nahezu 10.000 Seemeilen davon waren Küstenfahrt mit all dem Arger, den eine solche Fahrt nun einmal mit sich bringt. Dreimal hatte ich den Atlantik überquert, dreimal hatte ich mit heiler Haut mein Ziel erreicht.

1 R. L. Trujillo fiel im Mai 1961 einem Attentat zum Opfer. Ciudad Trujillo heißt heute wieder Santo Domingo; das Land ist wieder eine Republik geworden.

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