Читать книгу Maritime E-Bibliothek: Sammelband Abenteuer und Segeln - Arved Fuchs, Hannes Lindemann - Страница 109
Der Asphaltsee
ОглавлениеBevor wir das trotz Moskitos und Vampiren gastliche Trinidad verließen, mußten wir ein touristisches Soll erfüllen und uns den Pitch Lake, den Asphaltsee von La Brea, ansehen. Er ist kein See, zu dem man mit dem Badezeug in der Tasche fährt, sondern eine „Asphaltmine“, die im Tagebau abgebaut wird.
Auf dem Weg nach La Brea fuhren wir wieder an Mangrovensümpfen vorbei, die dem Slumbezirk von Trinidad, der Shanty Town, gegenüberliegen. Wir benutzten eine Autostraße, von der man sagt, sie schwämme auf morastigem Grund. Es ging durch Zuckerrohrfelder, auf denen Ostinder Zuckerrohrstengel auf kleine, von Wasserbüffeln gezogene Karren warfen, vorbei an großen ölraffinerien und durch die frühere Hauptstadt San Fernando, in der mehr Ostinder als Schwarze arbeiten sollen.
Schließlich erreichten wir das La Brea-Kap. Nicht weit vom Meer liegt der beinahe kreisrunde „See“. Ein Führer gab uns Antwort auf meine Fragen – Sir Walter Raleigh habe hier schon kurz vor der Wende des 16. zum 17. Jahrhunderts seine Schiffe mit Asphalt aus diesem See abgedichtet! 100 Meter sei das „Gewässer“ tief; täglich lasse man etwa 400 Tonnen harten Asphalts ab, und eine Schwebebahn könne in 24 Stunden 1500 Tonnen Asphalt vom See zum Meer transportieren. Aber von den winzigen Fischen, die im dunklen Wasser der engen Ritzen schwimmen, wußte er leider nichts. Trotz eifrigen Suchens konnte auch ich keine entdecken, dennoch hausen sie dort, und ich halte das fast für ein ebenso großes Naturwunder wie die Existenz des Asphaltsees überhaupt.
Auf dem See gibt es einige weiche Stellen, denen man aber ausweichen kann, weil man sie ohne weiteres erkennt. Gerade vor wenigen Tagen war ein Polizist am Rande des Asphaltsees brusttief eingesunken, konnte aber wieder befreit werden.
Außer dem See spielen im Wirtschaftsleben Trinidads vor allem das öl und der Fremdenverkehr eine große Rolle. Calypso sänger fördern beträchtlich den Tourismus; in allen besseren Unterhaltungslokalen, am Strand und sogar auf den Straßen trifft man sie an und wird von ihnen besungen. Niña hörte so viele Komplimente von diesen Berufssängern, daß sie davon auf hoher See noch zehrte.
In Port of Spain hatten wir ein Erlebnis, das sich uns in ähnlicher Form noch öfter in Westindien bot: unser Gastgeber machte uns vor einem Museum stolz auf einen Anker aufmerksam, den Kolumbus auf seiner ersten Reise an den Küsten Trinidads verloren haben soll. Ich versagte mir höflich den Hinweis, daß Kolumbus auf seiner ersten Reise von der Existenz der Insel noch gar nichts wußte, daß er sie erst auf seiner dritten Fahrt entdeckte und ihr einen Namen gab. Auf mehreren Karibischen Inseln rühmt man sich eines solchen Ankers; man könnte meinen, Kolumbus habe eine erkleckliche Anzahl von Ankern als Souvenirs mitgeführt.