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Kampf im Drachenmaul

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In den frühen Morgenstunden trieb die Strömung die LIBERIA abermals ins Meer hinaus. Dafür hatte ich Tag und Nacht an der Pinne gesessen, hatte 2200 Seemeilen in 12 Tagen durchjagt, um vor dem Eingang meines Ziels in eine Flaute zu geraten! Wenn das so weiterging, würde Niña mir von ihrem Dampfer aus zuwinken können.

Am Nachmittag des zweiten Tages kam endlich eine leichte Brise auf, langsam näherte sich die LIBERIA erneut dem Drachenmaul. Im klaren Wasser schlenderte ein Hammerhai um das Boot, mehrere Seeschildkröten paddelten an mir vorbei, als wollten sie mir sagen: Wer sich auf seine eigenen Kräfte verläßt, fährt immer gut …

Aber dann blies der Wind gegen Ende meines zweiten Tages vor dem Ziel endlich stärker. Da das Drachenmaul durch mehrere Inseln und das Festland von Südamerika gebildet wird, gibt es vier Durchfahrten. Um nun schon beim Durchgang so viel Ost zu gewinnen wie nur irgend möglich – hinter den Inseln würde ich dann nicht mehr so viele Meilen gegen den Wind ankreuzen müssen –, wählte ich die zweite Durchfahrt von Osten, das „Eiermaul „, die Boca de Huevos, die nach einem Inselchen benannt wird, das viele Seevögel beherbergt.

Ein tolles Schauspiel begann! Der Wind hörte mitten in der Enge auf, das Boot wurde herumgewirbelt und näherte sich bedrohlich der Monos-Insel im Osten. Verzweifelt pullte ich mit einem gewaltigen Riemen, um aus diesem Chaos herauszukommen. Ich hatte Glück, die LIBERIA wurde wieder von einem entgegengesetzten Wirbel aufgenommen und in den Golf von Paria versetzt; endlich fiel auch etwas Wind in die Segel und führte das Boot nach zweitägigem Kampf gegen die Strömung nach Port of Spain, wo ich am späten Abend vor dem Yachtclub ankerte. Selten bin ich so erschöpft in einen abgrundtiefen Schlaf gefallen wie nach diesem Kampf.

Anderntags hatte ich einer Einladung zu folgen und verließ die LIBERIA. Als ich abends wiederkam, war inzwischen ein steifer Südwind aufgekommen, und die Angestellten des Clubs kamen mir schon entgegen: die LIBERIA IV habe versucht, sich selbständig zu machen! Sie war im Wind vertrieben, konnte zum Glück aber schnell wieder eingefangen werden.

Der Anker war also gar nicht erst in den Lehmgrund eingedrungen; bei Flaute und ohne Motor hatte ich nicht überprüfen können, ob er hielt. Ein Einhandsegler wird nie die rechte Ruhe haben, wenn er sein Boot allein lassen muß; niemals habe ich bei unsicherem Ankergrund auch nur für eine Nacht an Land geschlafen.

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