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Landung in der Sahara

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An dem vom Küstenhandbuch vorgeschlagenen Ankerplatz konnte ich zwar ankern, jedoch nicht an Land gehen. Deshalb ankerte ich weiter im Norden. Es war gerade sieben Uhr morgens. Die Sonne fingerte erst seit Sekunden mit ihren goldenen Strahlen über der Sahara. Ich wusch mich, schlug mein Faltboot auf und war um acht Uhr bereit, durch die Brandung zu paddeln. Die Brecher waren um keinen Pfennig schlechter als es das Handbuch vorausgesagt hatte. Hilfesuchend schaute ich nach dem Strand. Auf den Riffs konnte ich ein paar Gestalten ausmachen, die, als sie mich entdeckten, aufgeregt zu gestikulieren begannen und in eine Richtung wiesen, in der ich landen konnte.

Zwei, drei schwere Brecher wartete ich ab – ein tiefer Atemzug, und ich paddelte mit aller Kraft, bis mich eine Brandungswelle in sausender Schußfahrt ans Ufer warf. Zwei Leute griffen eilig nach dem Boot, – ich versuchte auszusteigen, jedoch der Sog riß mich zurück, – wie ein Kieselstein rollte ich wieder dem Meer zu. Salzwasser im Mund, Nase und Augen, schnappte ich nach Luft. Da hob mich eine neue Welle auf und warf mich wie ein Stück Treibgut zu meinem Boot und den Leuten. Das war mein Einzug in die Sahara.

Die drei Menschen am Ufer, die mich wie ein Wundertier anstarrten und dann vor Freude über den unerwarteten Besuch alle auf einmal zu reden und zu lachen begannen, waren spanische Soldaten, jeder nach seinem Geschmack gekleidet. Einer hatte – und das war das einzig Militärische an ihnen – ein Gewehr und ein Koppel mit einem Patronengurt um. Die zwei anderen trugen Säcke voll Miesmuscheln, die zu einer Paella, dem berühmten Reisgericht aus Valencia, verarbeitet werden sollten.

Wir brachten das Faltboot in Sicherheit und zogen zum Leuchtturm, der sich seltsam unwirklich in dieser skurrilen und beinahe mondhaften Landschaft aus Gestein, Sand und verdorrtem Gestrüpp ausnahm. Der Hund, den die drei Spanier mit sich führten, scheuchte zwei Kaninchen auf, im Gesträuch flatterten einige Vögel, die ich nicht bestimmen konnte, und schon waren auch die ersten hartnäckigen Saharafliegen da!

Über Kakteen, bauchhohe Sträucher, Gestein und Sand gelangten wir schließlich auf die Piste, die vom Turm zum Landeplatz für die großen Brandungsboote der Dampfer aus Las Palmas führt. Einmal im Monat geht ein Dampfer hier vor Anker und bringt der kleinen Garnison, die seit dem Überfall den Leuchtturm bewacht, Vorräte und Süßwasser. Zusätzlich liefert ein kleines Kurierflugzeug zweimal wöchentlich Post ab.

Bereitwillig gaben mir meine drei Begleiter Auskunft über alles, was ich wissen wollte. Die verschleppten Leuchtturmwärter sollten sich im Innern des Landes befinden, und das Internationale Rote Kreuz, hörte ich, bemühte sich schon, sie freizubekommen. Die maurischen Banditen, denen sie zum Opfer gefallen waren, nannten sich großzügig Exercito de la Liberación – wen oder was sie befreien wollten, wissen wohl nur sie selbst.

Wie in vielen Teilen der Sahara und besonders am Rande des Atlantiks, ist auch hier das Grundwasser salzhaltig; man benutzt es zum Waschen. Könnte man Wasser aus der Tiefe gewinnen – unter der Sahara verbergen sich gewaltige Wasseradern –, so wäre es möglich, in diesem Teil der Wüste ebenso fruchtbare Plantagen entstehen zu lassen, wie sie die Franzosen innerhalb von knappen vierzig Jahren in Marokko hervorgezaubert haben und wie sie vor viertausend Jahren noch an vielen Stellen der Sahara zu finden waren.

Im gesamten Umkreis des Leuchtturms war kein echtes Grün zu erkennen, lediglich rings um den Auslauf der Kloakengewässer wagte sich spärlich und vorsichtig ein wenig frisches Gras hervor. Dort schwirrte es auch von hungrigen und durstigen Schwalben, Spatzen, Bachstelzen und kleinen weißen Reihern.

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