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Der „Kaiser“ wird ausgeschlachtet

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Schon am folgenden Tage verließ ich das ungastliche Villa Cisneros. Der Passat fegte wie immer unangenehm über die Bucht von Rio de Oro.

Man weiß nicht genau, warum die Portugiesen der Bucht diesen Namen gegeben haben – ob sie hier bei den Eingeborenen Goldstaub einhandelten, oder ob die Bucht sie an ihren Rio Douro, den größten Fluß im Norden Portugals erinnerte? Auf alle Fälle: Gold bringt in diesen Gewässern heute nur der Fischfang ein.

Vor dem Eingang in die Bucht liegt „Kaiser Wilhelm der Große“ begraben. Der „Kaiser“, wie ihn jedes Kind in Villa Cisneros nennt, war kurz vor der Jahrhundertwende das größte deutsche Passagierschiff, das sogar das „Blaue Band“ des Nordatlantiks eroberte. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges wurde der Luxusdampfer binnen 36 Stunden in einen Hilfskreuzer umgebaut, dem jedoch nur eine kurze Lebensdauer beschieden war: wie es in einem anstänchgen Kriege üblich ist, beschoß ihn ein englischer Kreuzer gegen alle internationalen Seegesetze, als der „Kaiser“ in den spanischen Gewässern vor der Sahara Kohlen bunkerte. Da die kleinen Kanonen des „Kaisers“ den Feind nicht einmal erreichen konnten und dem deutschen Kapitän das schlechte Schießen der Engländer auf die Nerven fiel, beging das stolze Schiff Selbstmord und versperrt seitdem die Einfahrt in die Bucht. Heute ist eine spanische Bergungsgesellschaft dabei, aus dem „Kaiser“ die besten Brodten auszuschlachten.

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