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Geisterwald über dem Meer

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Unter den üblichen Zeremonien bereitete unser Gastgeber persönlich den Tee zu, während die Frauen, die mit einem nachthemdartigen blauen Burnus bekleidet waren, in einer Ecke des Zeltes hockten und verstohlen ihren blonden Gast musterten. Drei Gläser Tee mußte jeder trinken, dann erst durften wir uns umsehen, auf den Dromedaren reiten und das Innere des Zeltes begutachten. Für mich aber hieß es bald, an die Abfahrt zu denken, denn die Schatten wurden länger und länger.

Vom Jeep aufgescheucht, sprangen Gazellen durchs Gebüsch, und plötzlich stieß mich der Leutnant an, zeigte aufs Meer und rief aufgeregt: „Espejismo!“ Eine Fata Morgana! Ich hätte sie wohl nicht entdeckt, sie sah wie eine Gruppe von Bäumen über dem Wasser aus.

Nicht nur in der Wüste oder auf tropischen Asphaltstraßen stößt man auf eine Fata Morgana, auch auf dem Meer oder in der Arktis kann man sie sehen. Verbürgt ist beispielsweise ein Bericht über eine Luftspiegelung, die die Engländer in der Nähe von Hastings drei Stunden lang beobachten konnten: dort tauchte in allen Einzelheiten die 80 km entfernte französische Küste auf. Und erst vor kurzem geschah es, daß die Bewohner von Sanday, einer der Orkney-Inseln im Nordosten Schottlands, über dem Meer ein weißes Geisterdorf liegen sahen.

Soldaten und Leuchtturmwärter brachten mich zum Strand, ein letztes Händeschütteln, und dann ging es durch die Brandung. Während ich die Segel setzte und den Anker lichtete, umkreiste schon der Lichtfinger den Faro de Cabo Bojador de Don Enrique El Navegante, wie die Spanier den Turm stolz und umständlich nennen.

Ich hielt aufs offene Meer zu und dachte an die Fata Morgana und an Phantomschiffe, die möglicherweise zur gleichen Gattung der Naturphänomene gehören und nicht unbedingt Seemannsgarn sein müssen.

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