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Das kam mir reichlich „spanisch“ vor

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Im gebührenden Abstand von der Küste segelte ich südwärts und hielt bald darauf meinen Einzug in die Tropen. Unter der Küste entdedtte ich den ersten Langustenfischer, der im Besan3 die Trikolore gesetzt hatte. Als ich das wie eine Yacht ausschauende Boot schon passiert hatte, ließen die Fischer ein Beiboot zu Wasser und kamen mir nachgebraust. Sie luden mich freundlich zum Langustenessen ein – tut mir leid, Messieurs, ich muß leider weiter! Denn in aller Frühe wollte ich im südlichsten Ort der Spanischen Sahara sein, in Güera.

Dort landete ich mit meinem Faltboot in der Nähe des alten Leuchtturmes. Ein Maure eilte mit mir durch den hohen Sand zum Ort, der ganz mit Stacheldrahtverhau eingezäumt war und aus nichts als weißen Häusern in gelbem Sand bestand. Vor einem dieser kahlen Häuser, in deren Innenhöfe ein spärliches Grün aus Blumentöpfen sich tapfer die Wände emporzuranken versuchte, stellte ich mich einer Gruppe von Einwohnern vor, die jedoch meinen Namen bereits durch die Funkstation in Villa Cisneros kannten. Der Ortskommandant war unter ihnen – im Schlafanzug, dem einzig richtigen Kleidungsstück für diese Gegend, und er rief ins Haus hinein: „José, venga!“

Heraus trat ein alter Segelkamerad aus Las Palmas, José Miranda, der in diesem trostlosen Ort seine Ferien mit Angeln und Jagen verbrachte. Nach einer stürmischen Begrüßung setzte José mir auseinander, daß auf Grund der Unruhen im Innern des Landes in Rio de Oro alles durcheinander gehe; die Behörden mißtrauten selbst ihren eigenen Leuten. Am besten sei es, ich führe nach Port Etienne weiter, der Nachbarstadt in Mauretanien; dort würde er mich dann besuchen. In Güera gäbe es sowieso nichts zu sehen …

Ich hatte genug von Rio de Oro.

Südlich von Kap Blanc, das dem weißen Kalkfelsen von Dover ähnelt, lagen mehrere Langustenboote vor Anker. Wieder kam ein Beiboot und lud mich zum Mittagessen an Bord ein. Diesmal hatte ich Zeit und nahm mit Freuden an.

Die Besatzung der „Avel Dro“, die aus der Bretagne stammte, war für die willkommene Abwechslung so dankbar wie ich. Sie erklärte mir, daß sie sich auf zwei Arten von Langusten spezialisiert habe: die grüne Languste, die sich in unmittelbarer Nähe der Küsten in flachen Gewässern aufhält, und die rote Languste, die in Tiefen von 40 bis 300 Metern zu finden ist. Die Tiere – sie werden mit Netzen gefangen – kommen lebend auf den Markt, das bedeutet, daß sie in riesigen Behältern, durch die dauernd Meerwasser strömt, aufbewahrt werden müssen. Das etwa 100 Tonnen große Boot ist praktisch um diese Frischwasserbehälter herum gebaut worden. Vier Monate lang sind die Fischer von ihrer „Waterkant“ in Frankreich getrennt, selten kommen sie einmal mit anderen Menschen in Berührung.

Vom Kap Blanc bis nach Port Etienne sind es nur wenige Meilen, für die ich bei den herrschenden Gegenwinden mit nur zwei Stunden Fahrzeit zu rechnen brauchte. Da fiel plötzlich vom Steilufer eine stürmische Fallboe über die LIBERIA her, und während ich alle Hände voll zu tun hatte, um das Großsegel zu bergen, lief das Faltboot voll Wasser, kenterte und brach in der Mitte durch. Ich konnte noch froh sein, daß die LIBERIA ohne Schaden davon kam. Das Segelschulschiff „Niobe“ war in einer ähnlichen Fallboe gekentert.

Erst in der Nacht rasselte mein Anker in Port Etienne in die Tiefe!

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