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Delphine als Lebensretter und Zirkustiere

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Auch der folgende Fall wird aus Florida berichtet: Ein Schwimmer hatte sich zu weit ins Meer hinausgewagt. Plötzlich tauchte ein Tümmler neben ihm auf und drängte ihn wiederholt mit der Schnauze in Richtung Küste zurück. Warum nur? Später hieß es, in der Nähe habe ein Hai gelauert, dem schon der Speichel im Maul zusammengeflossen sei!

Ähnliche Fälle, in denen Seeleute durch Schweinsfische vor Haiangriffen bewahrt wurden, spielen in unzähligen Seemannsgeschichten eine große Rolle. Schon Herodot berichtet vom Sänger-Dichter Arion, der von Piraten gezwungen worden war, ins Meer zu springen, jedoch von einem Tümmler nach Taenarium zurückgebracht wurde.

Bekannt ist auch ein Fall, in dem Delphine im Aquarium einen ohnmächtigen Artgenossen, der nicht mehr an die Oberfläche kommen konnte, um Luft zu holen, mit ihren Schnauzen an die frische Luft stießen. Im offenen Meer haben Tümmler sogar ein durch eine Explosion bewußtlos gewordenes Tier systematisch über Wasser gehalten, damit sein Atemloch – Tümmler haben es auf der Stirn – an die Luft gelangte.

Delphine und Tümmler sind Wale und somit keine Fische, sondern Säugetiere, die einst vom Land ins Meer stiegen. Sie besitzen Lungen, die sie alle drei bis fünf Minuten mit frischer Luft füllen müssen, und wenn sie das nicht tun können, ertrinken sie so jämmerlich wie wir. Aus diesem Grunde verläuft der Geburtsakt bei diesen Tieren zuweilen höchst dramatisch. Sobald der Kopf des Kalbes – es wird mit dem Schwanz zuerst geboren – frei ist, zerreißt die Mutter mit einer kräftigen Schwimmbewegung die Nabelschnur und drückt mit ihrer Schnauze das Baby an die Luft. Einige andere Tümmlerfrauen stehen in der Nähe bereit, um nötigenfalls als „Hebammen“ fungieren zu können!

Auch ein langwieriger Saugakt würde durch das dauernde Luftschnappen gestört werden, daher hat es die Natur so eingerichtet, daß dem Baby ein Milchstrahl – wie mit einem Syphon geschossen – in den Schlund saust, sobald es an der mütterlichen Zitze zieht.

Wird das Kalb nach rund einem Jahr abgesetzt, kann die Umstellung von Milch auf Fischnahrung Verdauungsschwierigkeiten mit sich bringen. Die Mutterkühe beobachten während dieser Zeit ihre Kälber besonders aufmerksam und massieren nötigenfalls deren Magengegend ein bißchen mit der Schnauze, um den natürlichen Vorgängen nachzuhelfen.

Seitdem ich die Tümmler in mehreren Seeaquarien Floridas beobachtet habe, halte ich sie für die intelligentesten Seetiere, die ich kenne; sie sind komischer als ein Zirkusclown, neugieriger als eine Concierge und spielsüchtiger als ein Kätzchen. Der Dauphin, der französische Kronprinz, wußte wohl, warum er eines dieser klugen Tiere im Wappen führte.

In den Seeaquarien hat man die Tümmler zu Haustieren, besser gesagt: zu Zirkustieren dressiert; sie springen bis zu sechs Metern in die Höhe und schnappen aus dem Mund eines Wärters einen Fisch, ohne Mund und Nase des Mannes zu berühren; sie springen durch Reifen, tanzen und pfeifen, ziehen – angeschirrt – Boote, erbetteln Liebkosungen, spielen Wasserkorbball und werfen den Zuschauern ins Wasser gefallene Gegenstände wieder zu. Ihr Kopf allein schon sieht lustig aus.

Wale sind Leckerbissen; deswegen übersieht man in katholischen Gegenden gern, daß ein Delphin ein Säugetier ist und an Fastentagen eigentlich nicht gegessen werden darf; und selbst ein Zoologe hat meistens nichts dagegen, wenn man den Wal an solchen Tagen zum „Walfisch“ degradiert.

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