Читать книгу Maritime E-Bibliothek: Sammelband Abenteuer und Segeln - Arved Fuchs, Hannes Lindemann - Страница 59
Liberia – ein Land im Werden
ОглавлениеBis zum letzten Krieg haben die Liberianer in ihrer fast hundertjährigen Geschichte auf Grund der vielen Hindernisse, von denen ich sprach, nichts Positives geleistet, es sei denn, man rechnet es ihnen als Verdienst an, daß sie überhaupt überlebten und daß der Name ihres Landes erhalten blieb. Vielleicht wäre dieser Name trotzdem vergessen worden, wenn man ihn nicht dauernd auf den vielen bunten, immer neu auf den Markt geworfenen Briefmarken gelesen hätte, die in fast jedem Briefmarkenladen der Welt auslagen.
Während des Zweiten Weltkrieges strömten Scharen von Amerikanern ins Land, ein moderner Flugplatz wurde angelegt, eine Straße durch den Busch geschlagen. Nach der Wahl William Vacanarat Shadrach Tubmans zum achtzehnten Präsidenten nahm Liberia einen unglaublichen Aufschwung – auf alle Fälle in den Augen der Liberianer.
Die Amerikaner bauten den Hafen von Monrovia und begannen mit der Erschließung der Eisenerzlager. Heute exportiert eine amerikanische Erzfirma jährlich mehr als zwei Millionen Tonnen Eisenerz; im Norden des Landes haben Deutsche ein Riesenobjekt zur Erschließung eines größeren Eisenerzlagers in Angriff genommen, und eine schwedisch-amerikanische Firma will die Deutschen mit einem Projekt im Nimba-Gebiet übertreffen. Italienische Firmen bauen Straßen und Häuser, Israeliten konstruieren Regierungsgebäude, eine große amerikanische Gesellschaft legt neue Gummibaumplantagen an – es geht endlich voran in Liberia!
Als ich vor wenigen Jahren in Liberia arbeitete, gab es in seiner Hauptstadt nicht einmal ein Taxi, heute scheint dort jedes zweite Auto eines zu sein. Die meistbefahrene Straße des Landes, die von Monrovia zur großen Firestone-Plantage führt, ist großzügiger angelegt als viele Hauptstraßen bei uns.
In Monrovia selbst ist eine ganze Reihe neuer Gebäude entstanden, darunter ein von einem deutschen Architekten gebautes Regierungsgebäude, das „Kapitol“, das einem weißgestrichenen Gasbehälter gleicht und so scheußlich aussieht, daß man es am liebsten auch zum Gasbehälter degradieren würde.
Liberia ist nur wenig größer als Island, seine Einwohnerzahl läßt sich nur reichlich ungenau schätzen: sie liegt zwischen einer und zwei Millionen. Monrovia selbst mag heute etwa 40.000 Einwohner haben. Die Beschaffung von Arbeitskräften ist für alle großen ausländischen Firmen das größte Problem, obschon die Regierung versucht, ihnen bei der Lösung zu helfen.