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Die Abenteuer der „Nike“

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Als ich schon einige Tage in Dakar war, lag plötzlich neben der LIBERIA IV die kleine weiße Yacht des Hamburgers Detlef Peiser. Ich hatte die „Nike“ bereits bei der Ausfahrt auf der Elbe getroffen, war ihr wieder in Vigo und Las Palmas begegnet, glaubte sie jetzt aber schon in Monrovia oder gar in Lagos.

Die Zeitungen hatten sich mit Detlef mehr als ihm lieb war beschäftigt, als sich bei ihm an Bord mit Sack und Pack eine hübsche Engländerin einfand, die unbedingt die romantische Seefahrt kennenlernen wollte. Peisers einsames Herz fing Feuer. Jedoch dann kam die Biskaya, und mit der Romantik war es vorbei. Peiser mußte sein Boot und die junge Dame versorgen – in dieser Reihenfolge. Im nächsten Hafen, La Coruña, ging jeder wieder seines Weges – sie nach England zurück, wo Scotland Yard schon vergeblich nach ihr gefahndet hatte, er nach Dakar, um nach Südafrika zu segeln.

Peiser ist ein erfahrener Hochseesegler und hat eine der besten seglerischen Leistungen nach dem Kriege erzielt – denn eine Einhandfahrt ist sehr viel schwieriger als eine Fahrt zu zweit oder gar zu dritt. Außerdem finanzierte er gleich mir seine Fahrten aus eigener Tasche. Was wollte er jetzt wieder in Dakar, von dem er sich doch vor Wochen schon verabschiedet hatte?

„Zum Teufel mit der Seefahrt!“ empfing er mich. „Ich kehre um oder verkaufe das Boot.“

Ja, das ist das alte Seglerleid. Ist man gerade in einem Hafen eingelaufen nach einer Fahrt, auf der es nicht so klappte, wie man es sich vorgestellt hatte, dann nennt man sich einen Dummkopf und ärgert sich, daß man je auf die Idee kam, aufs Meer zu gehen. Das bleibt wohl keinem erspart.

„Portugiesisch-Guinea ist ja eine tolle Gegend“, schimpfte Peiser. „Flauten, Tornados, Sandbänke bis zu 60 Seemeilen ins Meer reichend, starke Strömungen, hohe Tidenunterschiede, dann der Wassertank geplatzt, der Fuß verstaucht, die Brille zertreten – nee, wenn Sie da durch wollen, ich beneide Sie nicht, Doktor! Und dann, stellen Sie sich vor: 16 Tage war ich in diesem Mist, da kommt doch ein Dampfer und fragt mich, ob ich irgend etwas benötige! Wind brauche ich, schrie ich den an. Dann aber erkundigte ich mich, ob er mich nicht nach Dakar zurückschleppen könnte.“

„Aber Sie waren doch 100 Seemeilen von Dakar entfernt?“

„Ja, ich hab’ das auch nur so im Spaß gesagt, aber der machte Ernst und hat mich 13 Stunden lang geschleppt! Es war ein russischer Fischdampfer mit allem Drum und Dran: Fabrik, Kino und Ärztin. Gute Zeit gehabt!“

„Und was wollen Sie jetzt machen?“

„Das Boot verkaufen oder nach Hamburg zurückbringen lassen.“

Wir zogen beide zum Cerle de La Voile, dem schön gelegenen Yachtclub von Dakar-Hann, ließen uns nachts von Moskitos plagen, nahmen Bekannte zu den benachbarten Inseln mit und bereiteten jeder seine Abfahrt vor, er nordwärts und ohne sein Boot, ich südwärts.

Doch vorher besuchte ich noch auf eigenem Kiel die kleine Insel Gorée, deren Geschichte eine reiche Auswahl an Gewalttaten wie Mord und Totschlag bietet. Gorée war einst ein berüchtigter Sklavenmarkt, von dem die Briten, Franzosen und auch die Niederländer ihre „Ware“, das „schwarze Elfenbein“, bezogen. noch heute kündet ein düsterer Bau, das feuchte und dunkle Sklavenhaus, maison des esclaves, von Zeiten, die ewig das Verhältnis zwischen Afrikanern und Weißen trüben werden.

Sonst ist Gorée heute ein kleines, verschlafenes, überraschend grünes Eiland, obwohl es einmal viel bedeutender war als Dakar. Im klaren Wasser des kleinen Hafenbeckens konnte ich ungestört ein Bad nehmen und auf Unterwasserjagd gehen.

Im benachbarten Rufisque wurde ich zu einem Pirogenrennen eingeladen, das die umliegenden Dörfer unter sich austragen. Pirogen sind Einbäume mit Plankenaufsatz. Auch an ihnen erkennt man, daß Afrika sich in jeder Beziehung modernisiert hat: selbst in den entlegensten Fischerdörfern werden die größeren Boote von Außenbordmotoren, die jedoch meist eingebaut sind, angetrieben.

Einbäume sind in allen Gebieten Afrikas verschieden; manchmal werden sie, wie in Dakar oder Gambia, erst als Pirogen seetüchtig. Es gibt jedoch auch außerordentlich seetüchtige Einbäume, wie die der Fanti aus Ghana, während in den recht gebrechlichen und primitiven Fahrzeugen der Insel Fernando Pbo jeder Ausflug aufs Meer eine artistische Leistung darstellt.

Maritime E-Bibliothek: Sammelband Abenteuer und Segeln

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