Читать книгу Tatort Hunsrück, Sammelband 2 - Hannes Wildecker - Страница 23
19. Kapitel
ОглавлениеUnser Samstagausflug hatte in Weiskirchen ein jähes Ende genommen. Zum einen hatte Lisa das Handtuch geworfen, weil ich den kleinen Ausflugstrip angeblich zu dienstlichen Ermittlungen missbraucht hatte und zum zweiten, weil ich hinterher tatsächlich dienstlich tätig werden musste.
Ich informierte noch am selben Tag die Kollegen der Polizeiinspektion in Hermeskeil über die Aussagen des Beamten bei der dortigen Stadtverwaltung, Waldemar Weierich, die den beschriebenen Bereich zwischen Otzenhausen und Neuhütten in ihre Streifen einbezogen. Auch die Observation des Versteckes im Wald bei Neuhütten, in der Nähe des „Tirolersteins“, wurde weiter beobachtet.
Den Abend verbrachte ich zu Hause, bei Lisa. Ich hatte tatsächlich ein schlechtes Gewissen ihr gegenüber. Aber, wenn ich es mir genau überlegte, dieses schlechte Gewissen hatte mir Lisa eingeredet, eigentlich hatte ich gar keine Ursache dazu. Aber, so sind die Frauen halt. Und in meiner Situation konnte ich nur eines tun. Nicht mehr darüber reden und den Tag vergessen machen.
So saßen wir gemeinsam vor dem Fernseher, hatten einen trockenen Merlot, vor uns in den Gläsern und unter dem Tisch lag Terry auf meinen Füßen, die er nur freigab, wenn ich ihn damit auf dem Bauch kraulte.
Es klingelte. Ich suchte in meiner Hosentasche nach meinem Handy, doch Lisa hatte inzwischen den Hörer des Festnetz-Telefons abgenommen. Offensichtlich wer sie erst gar nicht dazu gekommen, sich mit Namen zu melden und hörte dem Anrufer zu. Viel sagend blickte sie dabei in meine Richtung und machte Handbewegungen, die ich nicht zu deuten wusste. Lisa zeigte auf Terry, dann auf den Telefonhörer und als sie merkte, dass ich nur Bahnhof verstand, hielt sie die Sprechmuschel des Apparates zu.
„Da behauptet jemand, wir hätten seinen Hund entführt“, sagte Lisa schnell zu mir herüber, um gleich wieder dem Anrufer weiter zuzuhören. Doch plötzlich verdunkelte sich der Blick in Lisas Augen.
„Jetzt halten Sie mal die Luft an. So wie ich das sehe, haben Sie sich wohl kaum um Ihren Hund gekümmert, sonst wäre das ja wohl nicht passiert!“
Offensichtlich ließ der Anrufer Lisa erst gar nicht recht zu Wort kommen. Ich stand auf uns nahm ihr den Hörer aus der Hand.
„Was wollen Sie? Aber sprechen Sie ruhig und vor allem langsam. Sonst lege ich gleich wieder auf!“
„Sie haben es nötig!“, tönte es aus der Muschel. „Sie sind im Besitz meines Hundes. Ich habe Sie gestern mit ihm gesehen, als ich mit meinem Auto an Ihnen vorbeigefahren bin.“
„Warum haben Sie nicht angehalten? Ich hatte nie vor, den Hund zu behalten. Aber er war herrenlos im Ort umhergeirrt und Sie können froh sein, dass sich jemand um ihn gekümmert hat! Also warum?“
„Warum was?“
„Warum haben Sie nicht angehalten?“
„Ich hatte es eilig. Deshalb rufe ich ja jetzt an.“
„Woher wissen Sie eigentlich, wer ich bin?“
„Ich habe mich erkundigt, aber das spielt doch jetzt keine Rolle. Ich will meinen Hund wiederhaben!“
„Das kann ich verstehen, Sie können ihn gerne bei mir abholen.“ Ich gab dem Mann meine Adresse und wir einigten uns auf Montagabend, nach Dienstschluss, bei mir zu Hause.
Ich hatte meine Bedenken, dass Terry es bei diesem Grobian guthaben würde. Vielleicht ist ihm der Hund gerade deswegen davongelaufen. Ich war gespannt darauf, den Mann kennen zu lernen. Und ich legte mir schon einen Plan zurecht.
Der Sonntagmorgen war voller Sonne und Lisa und ich konnten tatsächlich einmal ausschlafen.
„Wir werden uns gemeinsam etwas Leckeres kochen“, sagte Lisa, und kuschelte sich an mich. „Und dann werden wir den Sonntag genießen.“
Lisa sah mich streng an. „Aber wir bleiben zu Hause! Die Fahrten mit dir enden immer in dienstlichen Handlungen.“
„Wir werden zu Hause bleiben, den ganzen Tag. Endlich ein freier Tag!“
Das Telefon läutete. Ich sah auf den Wecker auf dem Nachttisch. Fast Elf Uhr dreißig. Eigentlich war es für dienstliche Mitteilungen zu spät. Was sollte um diese Zeit schon passiert sein, dass man mich brauchte. Auch Lisa schien der Anruf nicht zu beunruhigen. Ich hatte schließlich keine Bereitschaft. Ich schnappte mir den Hörer und erschrak schon bei den ersten Worten, die mir entgegenschallten.
„Spürmann, Sie müssen kommen. Ich verlange, dass der Sachbearbeiter dabei ist!“
Es war die Stimme Wittensteins. Mein Chef schien ziemlich durcheinander, zerstreut konnte man das schon nicht mehr nennen.
„Was ist los? Warum soll ich kommen, Chef? Ich habe heute frei und ein Tag ist schon verplant und zwar komplett.“
Im Hintergrund hörte ich Stimmen, die aufgeregt durcheinanderredeten. Ich musste mich anstrengen, Wittensteins Worte zu verstehen. Und mir fiel Lisa ein, mit der ich heute einen gemeinsamen gemütlichen Tag verbringen wollte.
„Spürmann, wir haben wieder einen Toten! Dieser Verrückte hat seinen dritten Mord begangen!“