Читать книгу Im Bann der Rache - Hans Bischoff - Страница 15

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Montag, 26. Oktober 2014, München

Der junge Mann saß wieder im Internetcafe nicht weit vom Münchner Stachus. Er platzierte sich wie immer an einem der Rechner im hinteren Bereich des Lokals, um zu verhindern, dass andere auf den Bildschirm sehen konnten und um den Eingang im Blick zu haben. Man musste schließlich ständig vorsichtig sein. Bei Google gab er »Prozesse gegen Prostituiertenmörder« ein, wie schon oft in diesen acht Jahren, seit seine kleine Schwester Rosana von irgendeinem perversen Schwein ermordet worden war. Der junge Mann war dem Mörder bis heute nicht näher gekommen, genauso wenig wie die Mordkommission in Stuttgart. Dort lag der Fall inzwischen ganz unten auf dem Stapel der ungeklärten offenen Fälle. Die Untersuchung war als Mord zwar nicht eingestellt worden, was ohnehin nicht ging, aber war als wenig erfolgversprechend aus dem Fokus der Ermittler geraten. Der junge Mann wusste dies auch, er kannte die Einstellung der Beamten. »Es war ja auch nur eine Nutte.«

Er hatte oft nachgefragt, als er noch in Stuttgart wohnte und arbeitete, wenn man das so formulieren durfte. Er war professioneller Einbrecher auf niedrigem Niveau, Kleinkrimineller. Vor vier Jahren hatten sie ihn in einem Einfamilienhaus erwischt, weil die blöde Töle des Nachbarn genau zu diesem Zeitpunkt raus musste zum Pinkeln und dabei zu bellen anfing. Ein halbes Jahr war er drin. Und vor einem Jahr war er wieder entlassen worden, nach 10 Monaten Knast. Seitdem hatte er sein Tätigkeitsfeld nach München verlegt, Stuttgart war zu heiß geworden. Im Stammheimer Knast hatte er einen Bayern kennengelernt, der ihm ein paar gute Tipps für die bayerische Hauptstadt gegeben hatte. Bereits während dieser beiden letzten Haftzeiten versuchte er immer mal wieder, mit Jungs Kontakt zu bekommen, die sich in der Rotlichtwelt auskannten, um von denen eventuell Informationen zu potenziellen Kunden seiner Schwester zu kriegen. Aber erfolglos, bis heute. Die Suche hatte ihm damals eine böse Abreibung durch andere Gefängnisinsassen eingebracht. Fragesteller sind im Knast nicht willkommen.

Er fand auch dieses Mal keine Einträge in den diversen Websites, die ihn weiter brachten. Kein Foto, das er kannte, kein ähnlicher Fall, nichts. Er würde aber nie aufgeben. Irgendwann war das Schwein fällig.

Im Bann der Rache

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