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XIV

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Das Pferd/Sassanidischer König/Ein Knabe weint/Die anderen Tiere/ Die Edelmütigen oder die Geschichte des Sklaven

Der Knecht und die Magd

Wo der Glomm sein Bett gewaschen hatte, mündeten die Einstürze der westlichen Berge. Südlich von Atnosenkapelle war das Massiv, das sich hinauftürmt zum Rondeslotet, aufgerissen; die Menschen nannten den klaffenden Spalt Gespenstertal. An seinen nördlichen Rändern, die steil, baumlos, bildete es die südliche Grenze der Bergrechte Perrudjas. Die granitene Rinne endete in einem Kessel, ähnlich einem steilwandigen Trichter. An den zackigen Aufstiegen fielen kleine Gießbäche ab. Das Tal und der Kessel waren durch ein paar Ansiedler bewohnt, die im Schatten der Berge ein sonnenloses Dasein fristeten. Auch ihr Korn wurde reif in den hundert Tagen des sommerlichen Wachsens. Aber die goldene Farbe der übersatten Erfüllung wurde ihm nur selten zuteil. Blaßgrün noch fiel es den Sensen. Strenge Armut, die die Gebräuche der Menschen untereinander verwildert, war in dem finsteren, feuchten, mit Geräusch unablässig erfüllten Tal nicht anzutreffen. Doch Dürftigkeit, die alles Leidenschaftliche, die gewagten Entschlüsse einengt. Reifte das Korn; auch die hier geborenen Menschenkinder wuchsen heran. Seltsam ernst, hochstirnig, meistens mit dichtem, braunen, nach hinten gerückten Kopfhaar. Kräftig, nicht kränklich, schweigsam.

Einar Skaerdal bewohnte die entlegenste Behausung der Siedlung im Kessel. Sein kleines Gehöft schien in dem Geröll niedergestürzter Felsmassen begraben zu sein. Man erkannte die fahlen, ungeteerten Holzhäuser erst, wenn man nahe vor ihnen stand. Sie waren überzogen mit den gleichen Flechten und Moosen wie die Granit- und Gneisbarren, die herabgewuchtet in vielmetergroßen Trümmerstücken, aufgeschichtet zu Riesenwällen von drei Seiten den Hof umlagerten. Gegen Norden, hinter dem Schutt, stieg eine Wand von mehreren hundert Metern Höhe senkrecht auf, bedrohlich für die Wohnung der Menschen. Die kyklopischen Brocken, abgesprengte Schichten, hatten sich hier gelöst. Jedes Jahrtausend mochte in einer neuen Katastrophe die alten Trümmer mit neuen begraben, anwachsen lassen den kalten unfruchtbaren Wall. Doch die Wand aus unnachsichtigem Stein brach Wirbelwinde, verheerende Schlossen; niemand überwachte die Uhr, ein Jahrtausend ist eine lange Zeitspanne, das Unglück ist an anderen Orten nicht seltener; die Ansiedler fühlten sich geborgen.

Die abgestürzten Balken und Blöcke bildeten Höhlen. Gänge, oft schräggestellt. Ungezählte. Große und winzige. Schlupfwinkel für Riesen und Zwerge. Für das Maß des Menschen so enge zuweilen, daß beim Versuch, vorwärts zu dringen, der aufrechte Körper zwischen zwei Quadern eingeklemmt wurde. Lichtlos, kühl und feucht die Luft. Der Sandboden, der sich in manchen größeren Räumen fand, war trocken, pulvrig. Staubig, ohne Schweiß und Rinnsale durchgetropften Regens auch die gekörnten Flächen der Steine.

Man erzählte sich, daß in den Spalten und Höhlen Trolle ihre nächtliche Wohnung nähmen. Oder doch zumindest in gewissen gefahrvollen Stunden hier sich träfen zu bösen oder guten Beschlüssen. Ihre wispernde Stimme war gehört worden. Stimmen zwar brachte das Tal überall auf. Unholde hinter jedem Felsvorsprung. Mitten in den Fluß hinein war eines Nachts mit ihren Händen ein Felsbrocken geworfen worden, groß wie zehn Häuser; sodaß das Wasser seinen Weg verlegen mußte. Die Talbewohner aber konnten nun eine bequemere Straße aufwärts zu den Häusern Einar Skaerdals bauen. – So bedurfte es noch eines besonderen offenbarenden Beweises (bei so allgemeiner Anwesenheit von Geistern), um ihren nächtlichen Treffpunkt mit Bestimmtheit angeben zu können. Dieser Beweis fand sich ein.

Als Einars Ehefrau das erste Kind geboren hatte, war eines Tages Olaf Pettersen heraufgekommen. Kaum 18 Jahre alt. Er traf die Frau im Hause allein. Einar war zu den oberen Wiesen gegangen und ließ Heu, zu dicken Ballen gebündelt, an einem Drahtseil auf seinen Hof fahren. Das sah man, wußte man’s nicht, an den Lasten, die von Zeit zu Zeit am Seil herangeschwebt kamen, in der Luft singend, gegen den Prellbock mit dumpfem Ton anstoßend. Der junge Bursche war sehr lange bei der Ehefrau im Hause. Einar hatte das beobachtet. Von einem Mißtrauen angefallen, begann er zu schreien und wollte sich den Felsen hinabstürzen, um wenigstens tot in kurzen Augenblicken vor die Tür seiner Wohnung zu gelangen. Es war ein erster törichter Gedanke. Er würde mehr als zweitausend Schritt davon entfernt liegen geblieben sein. Es hätte niemand seinen Sturz bemerkt. Was aufquoll, konnte auch zum Schweigen gebracht werden. Er entschloß sich, mit möglicher Eile zutal zu steigen.

Als der abwechselnd singende und polternde Ton der ankommenden Ballen verstummt war, wird die Frau da zu dem jungen Menschen gesprochen haben: In einer Stunde kann Einar hier eintreffen. Du darfst noch eine halbe Stunde bei mir bleiben. Wird sie ihr Kind, das der Pflege bedurfte, vergessen haben, daß es schrie? Weil es nicht getränkt wurde?

Ein feuchtes Dämmern lehnte sich von draußen gegen die Scheiben. Da öffnete sie die Tür und ließ ihn fortgehen. Ihr Gesicht preßte sie gegen das Glas der Fenster, daß sie ihn noch sähe im letzten Licht. – Schier laufend, keuchend, war es nicht Einar, der herauf den Weg sich hastete? Er war es. Olaf Pettersen mußte ihn erkannt haben. Er stockte, wendete, lief zurück auf den Hofplatz. Er erklomm einen Block des Trümmerfeldes, einen zweiten, einen dritten; wuchtete sich vorwärts, immer wieder. Er wurde undeutlich und klein in den Steinen. Dann ließ er sich hinabgleiten in das Gewirr der Höhlen.

Alles sah die Frau. Ob Einar es auch gesehen? Er trat in die Stube. Die Frau blieb am Fenster. Der Mann ging ein paar Schritte auf und ab, wortlos. Dann rückte er sich einen Schemel vor das zweite Fenster, starrte hinaus, auf das graue Gebirge aus Granit und Gneis.

Die Dunkelheit fiel mehr und mehr herab. Beide noch starrten sie, die Augen wund und weit. Der Bauer sprang auf und sagte: »Die Trolle halten heute Rat. Ich will sie belauschen.« Die Frau erhob sich nach ihm hastig und entgegnete: »Ich auch.« Er nahm eine Lampe, entzündete sie, war gleich zur Tür hinaus. Sie nahm eine zweite, war ihm nach. Sie umschritten trostlos, uneinig die Steinwälle. Das Vieh blieb ungefüttert. Das Kind erstickte halb an seinem Schreien. Als das Morgengrauen heraufzog, hörten sie deutlich gebrochene Rede aus den Spalten dringen. Und nach den Reden ein Wimmern. Und nach dem Wimmern einen entfernten Schrei. Der Bauer ging nahe zum Weib und sprach es an. Rücken gegen Rücken gewendet, daß sie sich nicht ins Antlitz blicken müßten: »Jetzt haben sie ihm den Leib aufgeschnitten und die Leber ausgerissen. Vielleicht war Gott ihm gnädig, daß er Nachkommen gezeugt hat.« Er ging ins Haus. Die Frau erklomm das Trümmerfeld, versuchte den Weg zu gehen, dem jungen Burschen nach. Sie fand ihn nicht. Fand nichts, das an ihn erinnern konnte. Eine Woche lang, Tag für Tag, suchte sie in Höhlen und Gängen. Tausend Höhlen, tausend Gänge, einander ähnlich. Ihr Tun war vergeblich.

Nach einigen Wochen sah sie den Bauern auf dem Geröll stehen. Er schien in die Luft hinein zu riechen. Er kam befriedigt ins Haus. Am Abend kroch er zu seinem Weibe ins Bett; es war das erstemal nach der Geburt des Kindes. Er flüsterte ihr ins Ohr: »Es riecht aus den Steinen herauf. Es riecht stark.« Dann beschlief er die Ohnmächtige. Nach dieser Nacht tat er, als habe er ein Kind gezeugt.

Der Ehe zwischen Skaerdal und seiner Hausfrau waren bald drei Nachkömmlinge entsprossen: Anna, die Erstgeborene; Signe, die als zweite folgte; Hein, der dritte, ein Knabe.

Im Heranwachsen zeigte es sich, daß Anna kräftig, ein wenig untersetzt war. Klug. Sie konnte tagelang lachen. Ihr Gesicht war ein wenig häßlich. Zwei dicke braune Zöpfe hingen ihr fast bis zu den Kniegelenken herab. Sie war stolz auf das üppige Haupthaar. Sie sprach unablässig, fließend, stets mit einer heiteren Betonung. Überrumpelte die wortkarge Umgebung mit Belehrungen und begehrlichen Fragen.

Signe überragte schon im Alter von wenigen Jahren um Haupteslänge die ältere Schwester. Ihr Körper war ebenmäßig. Sie war zumeist schweigsam, machte nur Aussagen über Dinge oder Angelegenheiten, deren Realität nicht bezweifelbar. Man hätte sie für unbegabt halten können. Ein schönes Tier, das nichts kümmert und erregt. Sie konnte verschweigen. So wurde es nicht offenbar, daß sie klüger als die Schwester, in ihrem Geist reich wie die Schönheit ihres Wuchses war. Von ihrem natürlichen Schutz wußte niemand. Sie war sicher vor den ungebetenen Zugriffen der Außenwelt.

Hein war der Meistgeliebte. Weil er dereinst ein Mann sein würde.

Als Signe um die Wende vom dreizehnten zum vierzehnten Lebensjahr stand, erlebte sie ihre erste Vollkommenheit. Aufrecht, kräftig, an allen Gliedern knabenhaft, ein wenig hartknochig vor Übergesundheit, mit dicken Gelenken. Ihr Gesicht war kalt von einem dunklen Wissen, ohne Lüsternheit ehern, bereit zu allen Taten. Urteilen, verwerfen, hingeben, überlegen verschwenden, siegreich beherrschen. Sie konnte schweigen wie vordem. Sie zerschlug ihre Puppen. »Tot«, schrie sie. Sie stahl die hölzernen Pferde ihres Bruders und nahm sie mit sich ins Bett. Sie weigerte sich zu lesen, erklärte, alle Geschichten seien arm. Sie wollte im Haushalt nicht arbeiten. Sie tat Verbotenes: sie kroch in den tausend Höhlen des Gerölls umher. Sie suchte die Trolle. Sie wollte vor Klügeren stehen als die Menschen waren und sich erweisen. Eines Tages hatte sie einen goldenen Fingerreif aus den Höhlen zurückgebracht. Die Mutter war erschrocken gewesen. Der Vater, die Geschwister wichen von ihr zurück. Was sie gesehen, wollte man wissen. Welcher toten Hand, bebte die Mutter, ist der Ring entwendet! Finsternis stieg in dem Bauern auf. Hatte sie ihren Vater gefunden? Sollte Einars Nachzeugen weggewischt werden? War eine rechtmäßige Erbschaft ihr anvertraut worden? Sie sollte den Schatz vorzeigen – Ring mit blauem Stein. – Sie wollte es nicht. Die Trolle hätten allein ihr das Kleinod gegeben. Es gebe nichts zu teilen. Man könne aus einem Ring nicht zweie oder dreie machen. Blinkend vor ihren Augen, auf dem Wege, den sie gekrochen, habe er geschwebt. Nicht einmal den Rücken habe sie krümmen brauchen. Nur die Hand auszustrecken, daß er auf ihren Finger glitte. Ein Zauberring. Wie sie ihn genommen, habe es deutlich gesprochen: Einen Wunsch erfüllt er dir. Sie werde begehren und den Ring zu bewahren wissen bis zum richtigen Tage.

Zu einer anderen Zeit saß sie fern vom Hofe ihres Vaters auf einer Wiese. Ihr gegenüber ein Junge, zwei oder drei Jahre älter als sie. Befangener als sie. Ein Pferd graste in ihrer Nähe. Er mußte sie lange angeschaut haben. Und ob sie seine Blicke erwidert? Sie betrog nicht. Sie hatte gegeben, was er begehrte: ihre Augen. Plötzlich fühlte sie, daß es ihr angenehm sein würde, wenn jemand ihr Schmerzen bereitete. Sie wünschte sich zu leiden, Qual wünschte sie sich um dessentwillen, der sie angeschaut. Da stand sie auf, nahm einen Dornbusch und schlug unbarmherzig auf den Knaben ein. Er wehrte sich nicht, ließ durch die Spitzen der Stacheln sich das Gesicht zerreißen. Lächelte. Während Blut aus den Schrammen hervorperlte. Ein schöner Anblick – wie sie fand. Sie ließ, da er sich nicht wehrte, von ihm ab, stellte sich nahe vor ihn hin. Er sah ihre entblößten Füße bis hinauf zu den Knieen, wischte sich das Blut von den Wangen, in das sich ein paar salzige Tränen gemischt. Und hörte, daß sie sprach: »Schlage du mich. Ich halte still wie du.« Sie hockte sich nieder ins Gras. Er erhob sich, nahm den Busch, schlug nicht. Damit beleidigte er sie. Er konnte nicht wissen, daß ers tat.

Als Signe neunzehn Jahre alt geworden war, verlobte sie sich mit Thorstein Hoyer. Diese Verlobung war ein rückhaltloses Versprechen auf Ehe. Sie gab ihm nichts weiter als ihr Wort. Als er den Kuß, mit dem die Zusage besiegelt wurde, lang ausdehnte, entwand sie sich ihm und erklärte, daß sie keinen Spaß daran finde. Er möge warten. Sie liebe ihre Freiheit. Er habe noch keine Forderungen an sie. Er könne vollkommen beruhigt und ohne Eifersucht sein, denn ein Wort wiege auch etwas. Sie erwarte, daß er es für sich begriffe.

Ob Unkluges an diesem Verlöbnis sei, darüber stritten die Außenstehenden nicht. Sie waren einig. Sie besaßen Augen. Ein Teufelsarsch voll Unklugheit. – Signe prangte wie die Orchideen in fernen Urwäldern. Berauschend in ihrer Vollkommenheit. Dabei rätselhaft wie ein Panther. Ohne Duft. Nur ein nebelartiger, leicht häßlich beklemmend trüber Fleischgeruch lagerte sich um sie. Der sich auflöste, wenn sie nicht widerstrebte. Doch war Widerstreben ihre hauptsächliche Äußerung. Ihre Schenkel standen hoch. Ihre Brüste durfte sie nur vor der Nacht enthüllen, daß keiner sie zufällig sähe und den Verstand darüber verlöre. Sie war geboren zu siegen.

Ihr Wort aber hatte sie ohne Kampf, ohne Bedenken Thorstein Hoyer gegeben, dem ersten Manne, der sie als Freier angesprochen. Er war um mehr als ein Jahrzehnt älter denn sie. War klein an Gestalt. Trug ein verwüstetes Gesicht. Kaute beständig parfümiertes Gummi. Diese Gewohnheit hatte er aus Amerika mitgebracht. Er war sittenlos. Verletzte jede Übereinkunft der Menschen untereinander. Hatte sogar gegen Signe sich grob erwiesen, sie sehr öffentlich brünstig mit seinen Knieen gestoßen. Auf diese Verletzung zwar war ihm unzweideutige Antwort geworden. Da er betroffen zu schweigen wußte, zersprang das Verlöbnis nicht. Seine Ungewandtheit in der Rede, die er durch Stummsein verschleierte, war vor Signe eine brauchbare Waffe.

Er war Gutsbesitzer in Atna. Bewirtschaftete siebenhundert Morgen. Seine gutgebauten Ställe standen voll schöner Pferde, Rinder, Schweine. Er selbst logierte im Herrenhaus, das irgendwer auf dem Gute errichtet hatte. Ein Schweinekoben hätte seinen Wohnansprüchen genügt. Es befriedigte ihn, reichlich schlafen und fett essen zu können. Er verstand sich auf Beefsteaks. Er unterschied blutige, gedörrte, große, kleine, zähe und milde. Er verschlang trotz dieses Unterscheidungsvermögens jede Qualität mit ähnlichem Behagen. Er bespie alle Räume des Hauses. Mit den Stiefeln an den Füßen, die beschmutzt vom Mist der Ställe waren, legte er sich ins Bett. Auf mit Damast bezogene Möbel. Den Bauch füllte er sich unmäßig. »Der Magen ist ein Sack«, sagte er, »ein voller Sack ist wertvoller als ein leerer.« Die meisten Äußerungen seiner Umgebung glitten ohne Reibung an ihm vorüber. Er übersah sie. Er behielt sie nicht. Es gab keine Gezeiten in seinem Dasein. Er durchlief den Tag nicht vom Morgen zum Abend. Er gab sich jederzeit, an jedem Ort unverändert gleichartig. Ohne Maske, die er nicht kannte. Ungeordnet. Ungewaschen. Doch stank der Schmutz an ihm nicht. Ohne Bekümmerung, ob es ihn bloßstellte, verächtlich machte, ihn ausschied von der Geselligkeit, die ihm angenehm war. Bei Tische sitzen und essen, aufspringen, in den Hof laufen, mit halbangeknöpften Hosen zum Essen zurückkehren, das hatte fast jeder erlebt, bei dem er zu Gast gewesen. Er stöhnte gewaltig, wenn er den Bauch sich vollstopfte. Und gleichermaßen, wenn er ihn entleerte. Das eine und das andere ging in der Öffentlichkeit vor sich. In seiner Öffentlichkeit. Weshalb sollte er die kleine Tür zum heimlichen Gemach schließen, wenn er es aufgesucht? Man sah ihn kommen, man sah ihn gehen. So mochte man sehen wie er saß. Knecht und Magd und Vieh schissen. Und er schiß auch.

Er war ein guter Bauer. Er hatte keinen Widerwillen gegen Schmutz. Er hatte keinen Widerwillen gegen Gestank. Blut und Kot der Haustiere schienen ihm nicht deutlich voneinander getrennt. Das Gärende war fruchtbar. Er mied mit den Füßen keinen Tümpel und keinen Kuhfladen. Neugeborene Kälber, wenn der Schleim von ihnen abgeleckt war, nannte er krankhaft sauber. Die Knechte wünschten sich, er möchte einer ihresgleichen sein, daß sie ihn durch tägliche Prügel erziehen könnten.

Zwei Leidenschaften indessen saßen in ihm und beherrschten ihn. Die kleinere der beiden war nicht auszuschalten. Grundlage des Daseins schlechthin. Wie Essen, Schlafen, Verrichtung der Notdürfte: Seine Liebe zu Frauen. Er liebte jede – vielleicht Greisinnen und nicht menstruierende Kinder ausgenommen – wenn sie sich dazu hergaben, seine Liebe zu ertragen. Er war nicht wählerisch. Kein Umstand, keine Roheit, keine Unsauberkeit, kein Widerstreben schreckten ihn ab. Seine Körperlichkeit kannte die Äußerung der Brunst. Folglich gab er sich brünstig. Die Stiere. Die Eber. Die Hähne. Die Kater. Das ihm Selbstverständliche bildete Normen. Es wurde Sitte, daß er Befriedigung seiner Leibeskräfte bei den jeweiligen Haushälterinnen, die seiner Wirtschaft vorstanden, suchte. Gewiß erlagen ihm hin und wieder auf den Feldern, im Walde, in den Ställen die Mägde. Um ihnen nahe zu kommen aber mußte er stets aufs neue die Mühe einer, wenn auch sehr bescheidenen Werbung auf sich nehmen. Das war ihm unbequem, entsprach nicht der Art seines Verlangens. Die Begierde mußte schon hoch in ihm stehen, wenn er sich dazu herbeilassen sollte. Sein Antrag den Hausdamen gegenüber war einmalig. Danach war er nicht an Zufälle oder Gelegenheiten gebunden. Er brauchte mit einem Entrinnen der Umworbenen nicht zu rechnen. Er tätschelte mit seinen Händen an ihnen und trieb es soweit, wie sie es ertrugen. Widersetzten sie sich seiner Form, so verzichtete er auf Anläufe und ging am Abend ohne vorherige Verabredung in ihre Kammer. Er verheimlichte die Bettgemeinschaft mit den Wirtschafterinnen nicht. So kannte man sein Leben inwendig und auswendig. Nahm nicht einmal Anstoß daran. Man bekannte sich ihm gegenüber zu einem friedlichen Zustand ohne Moral.

Es war unvorstellbar, daß er jemals jung gewesen. Aus was für einem Knaben konnte dieser Mann gekommen sein? Man wußte es nicht. Man erinnerte sich nicht. Es konnte nicht begriffen werden, daß auch für ihn die Schöpfung einmal Geheimnisse zu enthüllen gehabt. Rüpel waren über ihn gekommen, die ihm grob die Bestimmung der Erwachsenen zu erläutern wußten. Mit zehn Jahren Mägde beschlafen, weil der Same noch taub.

Über die Verlobung des Tieres mit Signe Skaerdal mußte man die Köpfe schütteln. Was war da zu sagen? Man mußte schweigen. Man mußte denken. Man mußte bedauern. Zweifel nicht nur an der Klugheit, auch an der Schönheit des Mädchens kamen auf. »Sie hat eine Warze auf dem Rücken, groß wie eine Kindsleiche«, sagten die Mägde und waren schadenfroh. »Sie hat ein Kind von ihm.« Aber es kam nicht aus ihr. Und die Hochzeit ließ auf sich warten. Und es war eine Lüge. »Der alte Hans«, kicherte man, »sie heiratet sein Geld.«

Ein halbes Jahr vor dem Verlöbnis war von Thorstein Hoyers Hof eine Haushälterin geschieden, eine neue war gekommen. Er hatte sich sogleich der Zugereisten angetragen. – Und eine so derbe Ohrfeige geerntet, daß er getaumelt. Er hatte mit einer Betäubung ringen müssen. Sich auf einen Stuhl setzen. Er verargte der Bedienerin die Tat nicht. Sie war Anlaß zu einer Gedankenkette von Ursachen und Wirkung, vom Ich und vom Andern. Er begriff plötzlich hellsichtig, daß auch er zu etwas verpflichtet war. Es wurde, sehr spät, ein Schüler aus ihm. Die Leidenschaft zu Frauen begann er zu unterdrücken. Er hatte gefühlt: das werde von ihm gefordert. Die Enthaltsamkeit machte ihm nur geringe Mühe und tat ihm wohl. Es ist nicht allzuschwer, sich durch Entsagen zu martern. Es ist Wollust dabei. Die andere Art Wollust schmeckte ihm.

Fließendes Wasser, aufgehalten, bahnt sich einen neuen Weg. Es strömte sein Blut. Es verdickte sich nicht brünstig. Seine zweite Leidenschaft wuchs an: Jagen. Das war keine geruhsame Sucht, verschlickter Machtrausch, nützliches Henkerspiel, praktische Philosophie der Leiter: Stein, Pflanze, Tier, Mensch, Gott. Das war fortgesetzter Mord an Wehrlosen. Der Tod der Kreatur hatte keine Geltung für ihn. Nur ihr Sterben. Der Stillstand war ein Schluß; der Wandel zu ihm das Gefäß der Lust, das er anbetete. Voraussetzung: das Opfer kennenlernen. Sehen. Lebend in allen Regungen. Man hätte anders sein Verlöschen nicht auskosten können, nicht ermessen das Maß der Tat. Was hätte es bedeutet, es aufzureißen, auszuweiden, hätte man nicht unaufgebrochen schon heimlich das Innere erkannt. Thorstein Hoyer, der im Geiste lallend, unorganisiert, fühlte jagend, daß er ein Verbrecher. Es war gleichgültig, ob sein Tun eine Gesetzesübertretung bedeutete. Ihm erhöhte oder minderte es die Sucht nicht, daß er ein Wilddieb. Seine Verbrechen, die sich zumeist gegen Elche richteten, bereitete er lange und sorgsam vor. Tagelang, manchmal wochenlang beobachtete, umstellte, verfolgte er sein Opfer. Oft irrte er, so getrieben, weit ab, kam in unbekannte Gebirgsbezirke, an Moore, die von fremder Schweigsamkeit. Hunger, Durst, die an ihm zehrten, vermochten nichts über ihn. Konnten ihn nicht abzerren von ungewissen Wegen. Fiel zuletzt, von einem Hinterhalt aus, der Schuß, so traf er tödlich. Der Finger, der den Hahn abriß, gehörte einem, der vor Erschöpfung halb irr. Dessen umkreisender Fleischsaft nach Erhaltung alles Bestehenden geschrieen, was er doch nicht berücksichtigen konnte. Aus dessen Augen der Schlaf geflohen seit Tagen. Der auf nacktem Fels gelegen des Nachts, als müsse er nachgeben der Müdigkeit. Und doch nur mit offenen Augen gegen die kalten Sterne der Himmel gestarrt. Der nur eines gedacht. Unbeirrt. Ohne Unterbrechung. Ohne Nebenstraßen anderer Gefühle. Wind von Norden nach Süden. Sonne von Osten nach Westen. Pendel der Uhr hin und her. Rad, um eine Achse gedreht: Ein Tier töten, ein auserwähltes. Kein zweites. Kein anderes. Er hätte den Elch seiner Wahl unter tausend herausgefunden.

War das Todesstraucheln vorüber, sprang er auf, warf sich über das Tier, sog mit den Lippen das entströmende Blut. Seine Seele nährte sich von dem Blut der Ermordeten. Sein Gottesdienst war roh. Sein Gebet rann in den eigenen Bauch. Es wurde an ihm gerissen. Seine enge Brust flutete aus ihm und sickerte verjüngt zurück. Sein verwüstetes Gesicht ordnete sich auf Augenblicke. Der irre, gespannte Ausdruck fiel von ihm ab. Satanas war am Ende. Er lag mehr träumend als gedankenvoll über dem Herzen, das nicht mehr hüpfte. Bis die Dunkelheit herab war. Bis zum völligen Erkalten des Tieres verharrte er. Blatt, das von einer duftigen Gerte im Winde schaukelt. Danach erst brach er den Leichnam auf. Das war die tiefste Erschütterung. Mit seinen Händen in der Leibeshöhle, erstickend an dem Geruch, der halb Verwesung, halb Leben war. Seinen Kopf selbst konnte er zuweilen in dem schwammichten Gewirr des Inneren vergraben, daß er ihn blutbefleckt, wie aus einem Schlamm wieder hervorzog, halb erstickt. Es rüttelte an ihm der Jammer aller Ungerechtigkeit. Die zerklüfteten Finsternisse seines Eingesperrtseins in sich entschleierten sich, wurden bestrahlt durch milde und keusche Monde. Kein Wort wurde verlangt oder gegeben, das dieses Ich, diesen Menschen mit rationalen Mitteln deutete. Das Tun war das Symbol seiner Kraft und seiner Verworfenheit. Die moralische Weltordnung verkroch sich. Da weitete sein Antrag an die Schöpfung sich und engte sich wieder ein zu den Tatsachen seines viehischen Daseins.

Es hing ein Pferdefuß am Himmel. Der Pferdefuß war eine Wolke. Die Wolke zerrann, ehe jemand sie wahrgenommen. Sie war ganz und gar nutzlos gewesen.

Es erdachte jemand eine Musik. Er schrieb sie nieder mit schwarzen Noten auf gelbes Papier. Ehe die Zeichen lebendig wurden und nach ihrem Gesetz erklangen, war das Papier verbrannt und des Menschen Leib vermodert. Es war ganz und gar nutzlos gewesen, was hier geschehen war.

Es kneteten Hände aus fettem Ton, der grau war, Figuren. Menschlein, Tierlein. Der Bildner aber hatte kein Dach über sich. Er mußte, was er geformt, unter den Himmel stellen. Es rann Regen herab und wusch den Ton fort. Es war ganz und gar nutzlos gewesen, was getan war.

In stählernen Geldschränken ruhen Scheine, Aktienbündel, Obligationen. Die Weiber gebären, die Männer zeugen, und es ist verweslich. Das Geld aber geht erst sehr spät in Verwesung über.

Nächtlich schaffte Hoyer das getötete Tier zutal. Die Last war mächtig; der Mensch war schwach. Der Wille war die Stütze der Schwäche. Im Tal erst hatte der Wilddieb eine Station: das Haus Skaerdals.

Seine Kräfte reichten aus, zwei oder dreimal im Jahre das Verbrechen zu begehen. Nach dem Exzeß Tage und Nächte voll trägen Schlafes. Allmählicher Übergang in den Dämmerzustand seines unharmonikalen Daseins. Vor jedem Aufbruch ins Gebirge pflegte er bei Einar einzukehren. Er war dann, erwacht aus dem Schlafe, voll verhaltener Erregung, ab von seiner Totenstarre. Ahmte, ohne daß er es wußte, die Handlungen der ihn umgebenden Menschen nach; konnte also gesittet erscheinen. Seine sonst trüben Augen leuchteten. Seine Hände gebärdeten sich seltsam mit ihnen nicht eigentümlichen Bewegungen. Er sprach sogar, redete meist klar, gut formuliert und immer von Angelegenheiten, die seinem eigentlichen Leben fern stehen mußten. Er blühte fromm, geistergläubig, belesen. Ihm fielen Zitate ein, Tatsachen, die zu irgendeinem Zeitpunkt in ihn hineingeglitten und dann verschollen waren. Erzählte Skaerdal, sich überwältigt ereifernd, vom Einfluß der Sterne auf die Geschicke der Menschen, fiel Hoyer lebhaft ein, vollkommen seiner Ansicht, berichtete, wie er die Sternenbilder im Hochgebirge des Nachts beobachte, sich von ihnen leiten lasse, Tag und Stunde für sein gefährliches Handeln zu bestimmen. Er vermochte an solchen Tagen all das in Worte zu kleiden, was in seinem Innern bezeichnet war.

Kam er von der Jagd zurück, meist sehr früh am Morgen, war er verändert, scheu, aufgewühlt, mager, fiebrig, mit belastetem Gewissen, im Banne eines Ereignisses, das aus ihm heraus bis an die Grenzen seiner Haut wuchs mit tausend Strahlen einer kristallischen Masse, ihn fast zersprengte, schmerzhaft in seinem Körper saß.

Zum Mittagsmahl briet die Bäuerin regelmäßig einen Teil der Leber des erlegten Tieres. Ein Festessen wie ein Opfer.

Signe also hatte Thorstein Hoyer kennengelernt in seiner größten Kraft. Sie war so weise, so sehr selbst besessen von Regungen, die nicht ihrem Willen unterlagen (zwar ihnen nicht nackt ausgeliefert wie der Gutsbesitzer), daß sie nichts an Abscheu verspürte. Auch das säuische Leben Thorsteins war ihr bekannt geworden. Sie verzieh es, ohne viel darüber zu denken. Es war ihr nicht widerwärtig, eher geheimnisvoll. Sie drängte sich beinahe hinein in den Teufelsdienst seines Jagdfrevels, ihn ausfragend, peitschend, eifernd, störrisch spielend. Liebe zu ihm war nicht in ihr. Als Hoyer, abgestoßen durch die Ohrfeige seiner Bedienerin, gegen seine ungeordnete Brünstigkeit zu kämpfen begann, Enthaltsamkeit auf sich nahm, keimte die Voraussetzung zu einer anderen Art Liebe in ihm. Er schämte sich seiner groben Praxis, die er bis dahin geübt, sehnte Möglichkeiten herbei, sich zart und behutsam äußern zu dürfen. Gleichsam lag der Mann in ihm erschlagen. Er begann auf die Stimme und die Ratschläge eines Jünglings zu horchen, durch dessen Dasein er einst, blind und taub, gewandelt. Er erkannte bald, daß Signe ihn genauer abschätzte, als die anderen Menschen es vermochten. Sie besaß keine Gewichte, Taten zu wiegen. Er ahnte, er war von ihr nicht verworfen worden. So begann die Zuneigung zu ihr in ihm zu wachsen (daß sie schön war, wußten seine Sinne). Er weihte das Mädchen ein in die Labyrinthe dieses Fleisches. Enthüllte sich ihr, soweit er sich kannte, versuchte, nichts zu verbergen.

Meine Fratze.

Und sie begriff, daß er ein kleiner Junge vor ihr wurde, der Tiere gequält. Und hofft, geprügelt zu werden, daß er sich selbst vergeben könne. Thorstein weinte vor ihr.

Meine Fratze.

Mit ihrer Billigung zog er ins Gebirg auf Jagd. Für sie erlegte er den Elch. Um ihretwillen erlebte er Wiedergeburt und Zerknirschung. – Ihretwegen kam er auf einen barbarischen Gedanken. Er wollte ihr mitteilen, daß er sie liebe. Er wollte es sagen. Es war zu arm. Er wollte es schreiben auf weißes Papier. Es war noch ärmer. Er wollte mit glühendem Draht es sich in die Handflächen einbrennen; versuchte es auch. Die Buchstaben blieben unleserlich. Er lag des Nachts und sann auf Opfer. Sich schinden, um frei zu werden von aller Vergangenheit. Sie mußte ausgelöscht werden. Das begriff er, seitdem er zu lieben begonnen. Die erste Liebe seines Herzens; in der seine Lenden schwächer waren als seine Lippen. Versengende Wünsche. So geschah es, daß er eine empfindliche Operation an sich vornahm. Er schnitt sich einen beträchtlichen Fetzen Haut vom Schenkel, trocknete ihn und schrieb darauf: »Ich liebe Dich, Signe. Das habe ich auf meiner eigenen Haut geschrieben. Thorstein Hoyer.«

Signe nahm auch dies Zeichen seiner wilden Verwirrtheit ruhig hin und verwahrte den Brief wohl. Sie bot ihm die Verlobung an. Sie stellte eine Bedingung. Vor der Hochzeitsnacht sollte Hoyers vergangenes Leben ausgerottet worden sein. Seine Leidenschaften mochte er behalten; seine lasterlosen Trägheiten nicht. Er willigte ein. Er kam in den Vorgeschmack seiner Erlösung. Er vertraute sich ihrer Erziehung an. Es bestand Klarheit darüber, daß Thorstein mehrere Jahre Zögling sein müsse. Er übernahm die Verpflichtung, gute und böse Taten zu beichten, unterschiedslos, da er verlernt, Gut und Böse zu trennen nach ihrer Schwere. Signe hoffte, die Zeit werde es ergeben, daß sie ihn lieben lerne. Wer auch wäre würdiger gewesen, von ihr geliebt zu werden? Irgendein langsamer Bauer, ein leidenschaftsloser, einer, der ihr volles Leben in Dürftigkeit vermauerte? – Sie hatte schon oft darüber gegrübelt. Die Jahre hatten sie bedrängt. Sie hatte noch mit keinem getanzt.

Nach ihrer Verlobung begann quälend in ihr der Gedanke aufzusteigen, es möchte jemand sich finden, den zu lieben ein Zwang wäre. Ohne Entscheide des Willens. Ohne das Zuckerbrot einer guten Vernunft. Träume kamen über sie, die sie nicht behielt. Es waren süße Augenblicke. Münder, Nabel, Brustwarzen, Kniee wie aus tausendjährigem Elfenbein, braun und glatt. Sie küßte jemanden, der ihr bekannt war. Im Erwachen schon war er ihr fremd geworden. Die schimmernden Augen waren Sterne.

Eines Tages stellte sie eine neue Bedingung für die Ehe. Hoyer müsse ihr den Ehebruch mit einem Menschen erlauben. Mit einem auserwählten Menschen. Thorstein schrie als erstes: »Mit wem?!« Sie wußte es nicht. Mit einem Unbekannten. Sie kenne ihn noch nicht. Der Gutsbesitzer wollte verzweifeln. Er beschwor sie. Ob er nicht alles getreulich erfülle, was sie gefordert? Es sei daran, daß aus ihm ein ordentlicher Mensch werde. Sie beharrte. Sie drohte das Verlöbnis zu lösen. Er nannte sie meineidig. Sie ertrug es. Sie gab ihm zehn Tage Bedenkzeit. Er gebärdete sich im Hause halb wahnsinnig. Mißbrauchte eine Magd. Eine Woche verstrich. Seine Geilheit schäumte. Dann kroch er zu Signe heran. Beichtete seine Verirrung. Bereute. Sie verzieh und erkaufte an seiner Schuld ihre Forderung. Hoyer wurde nach diesem Pakt nicht ruhig. Er begann auf Heirat zu drängen. Er witterte einen Nebenbuhler, einen glücklicheren Freund als er es war. Signe wies ihn ab. Schalt ihn wegen seines Mißtrauens. Auch das müsse ihm aberzogen werden. Sie habe noch vieles an ihm zu korrigieren. Er fügte sich, vertraute. In seltenen Augenblicken quälender Zweifel betrog er sie mit einer Dienstmagd. Aber er beichtete. Die Ehe lag noch weit vor ihnen. Signe glaubte fest an ihre Wirklichwerdung. Das verdolmetschte sie auch Hoyer. Damit tröstete sie den jetzt recht Ungelehrigen. Sie gab ihm sogar unaufgefordert Eide um Eide. Daß er nicht, verzagt, straucheln möchte.

Perrudja

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