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Prolog

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Teil 1

Irgendwo in San Lorenzo, Rom

Der schwere Schmiede-Hammer federte mit einem durchdringend hellen Klang zurück, als er die spiegelglatte Fläche des Ambosses traf, um gleich darauf wieder nach unten auf das glühende, zum Kreis gebogene Metallteil zu prallen, wobei die Frequenz des Schlages um einiges an Tiefe gewann. Funken stoben und nach ein paar Schlägen hielt die Faust des Mannes inne, nicht ohne den Hammer erneut einige Male auf der blanken Amboss-Fläche nachfedern zu lassen.

Der schlanke, sehnige Arm hob das bearbeitete kreisrunde Werkstück in die Höhe, dicht vor sein Gesicht, wo er es mit engen Augen eine Zeitlang nachdenklich betrachtete. Dabei wiegte er den Kopf von einer Seite zur anderen und ein höhnisches Lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Er nickte zufrieden, ehe er mit einer entschlossenen Bewegung das Metall in einen Eimer mit kaltem Wasser stieß, gleich einem Schwert in die Brust eines wehrlos Daliegenden. Gleichzeitig mit dem Zischen des abgeschreckten Werkstücks stieg eine weiße Dunstwolke empor und eisenhaltiger Wasserdampf verteilte sich nebulös im Raum.

Der Mann streifte sich bedächtig die ledernen Arbeitshandschuhe ab und wischte mit einer flüchtigen Bewegung beider Hände über seine blaue Arbeitshose. Er durchquerte gebeugt den fensterlosen Raum, der mit seinen Mauern aus Quadersteinen einem kahlen Kerker glich und in dem außer einer kleinen Esse und dem Amboss lediglich noch eine Arbeitsbank und ein Azetylen-Schweißgerät standen. Er legte die hitzebeständigen Handschuhe auf die metallene Werkbank vor sich und stützte sich mit gestreckten Armen und gesenkten Kopf, einige Male tief durchatmend, darauf ab. Sein Blick starrte auf die Innenseiten seiner Hände und der Ausdruck seines Gesichts hatte etwas Befremdliches, Undurchdringliches.

Langsam erhob er seinen Blick, dorthin, wo in jeder anderen Werkstatt Werkzeuge oder ein Arbeitsschrank ihren Platz gehabt hätten. Doch an dieser Wand gab es keine Werkzeuge. Es gab weder Hammer, Zange noch eine Säge, es gab nicht einmal einen Schrank. An dieser Wand gab es nur Fotos. Zahlreiche Fotos in allen Größen, in Farbe und in Schwarz-Weiß. Sie zeigten nur einen Menschen, einen Jungen, vielleicht zehn oder zwölf Jahre alt. Der Junge lachte. Auf fast allen Bildern lachte er. Ein Junge mit großen tiefbraunen Augen und lockigem schwarzen Haar. Die Fotos zeigten nur das Gesicht, keine Umgebung, keinen Raum. Nur das Gesicht war jeweils aus dem Gesamtmotiv herausgeschnitten worden, bei jedem der unzähligen Bilder.

Die Backenknochen des Mannes mahlten in seinem schmalen Gesicht, während er mit feucht schimmernden Augen auf die Fotos starrte und leise den Namen Matteo vor sich hin sprach. Dann sah er wieder auf seine Handflächen und anschließend auf die Fotos.

Ich muss es tun. Wir müssen beide unsere Ruhe finden.

Dann drehte der Mann sich jäh herum, griff in den Eimer mit dem Löschwasser und zog das erkaltete geschmiedete Eisen mit einem energischen Ruck heraus, ein kreisrundes Etwas, kaum größer als seine Handfläche und warf einen entschlossenen Blick darauf.

Er ging zurück zur Werkbank und legte das Teil darauf ab. Dann öffnete er die Ventile der Azetylen- und der Sauerstoffflasche und hielt ein brennendes Streichholz vor die zischende Öffnung des Schweißbrenners. Mit einem hellen Knall entzündete sich eine weiß-blaue Flamme, die der Mann über die beiden Regler an der Armatur hochfuhr, bis ihm das beißende Geräusch sagte, dass die Arbeitstemperatur erreicht war.

Er näherte sich dem Werkstück mit der Flamme und als das Metall zu glühen begann, griff er nach einem bereitliegenden Draht, schweißte den Anfang an dem kreisrunden Teil fest und formte jene Applikationen, die dem Kunstwerk den Erkennungswert gab, den zu schaffen er beabsichtigte.

Was ich tue, das tue ich für dich.

Die Augen des Mannes verengten sich und schienen die Bilder an der Wand mit ihren Blicken aufzusaugen. Für dich und all die anderen, denen ein Leid zugefügt wurde. Sie werden ihr Leben mit diesem Zeichen teilen müssen. Mit dem Zeichen der Schmach, das unauslöschlich bis ans Ende ihrer Tage mit ihnen verbunden sein wird.

Wie zur Bestätigung seiner Worte erklang das diffuse Geläut von Kirchenglocken, irgendwo außerhalb der fensterlosen Gemäuer.

Abuso

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