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13. Bad Krozingen (Bundesrepublik Deutschland), Juli 1990

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Die Lieferanfrage der Firma Kühni AG aus Olten lag ihm seit zwei Wochen vor. Er hatte eine Kopie ins Schließfach gelegt. Es wurde ernst. Vor wenigen Tagen war Neumeyer die Baustoffhandlung notariell übertragen worden. Der Kaufpreis betrug lächerliche 1,4 Millionen DM. Der Vorbesitzer musste, so besagten es die Gerüchte, wegen seiner Spielschulden schnell zu Geld kommen. Vermutlich war er schon wenige Stunden, nachdem das Geld auf seinem Bankkonto ankam, bereits wieder ein armer Mann. Mit den wenigen Beschäftigten – das waren Lageristen, Einkäufer, Disponenten, LKW-Fahrer, eine Buchhalterin, eine Bürokraft und ein Verkäufer – kam Neumeyer schnell zu Recht. Der eine Disponent war sehr clever und tüchtig. Ihn wählte Neumeyer zu seinem Vertreter. Er versprach ihm mehr Gehalt und gab ihm beschränkte Vollmachten, um die Geschäfte selbstständig abzuwickeln. Neumeyer musste sich auf das Projekt konzentrieren. Seit gestern hielt er die Instruktionen aus dem Schließfach in der Hand. Er würde zwei Lieferungen in die Schweiz bringen mit dem 38-Tonner. Die Ware lagerte auf einem verlassenen Industriegelände in der Nähe von Chemnitz, genauer: in einer alten Industriehalle. Dort warteten 36 Paletten mit roten Ziegelsteinen. Die beiden Touren, bei denen er je die Hälfte der Paletten bewältigte, sollten im Abstand von vier Wochen stattfinden. Seine Kinder wollte er auf der zweiten Tour befreien und in der Schweiz in Sicherheit bringen. Die Gefahr begann erst richtig, wenn der letzte Transport abgeschlossen war, denn er war der unliebsame Hauptzeuge und Mitwisser eines geradezu historischen Raubzugs. Man würde mit Sicherheit versuchen, ihn zu beseitigen, vielleicht bei der Übergabe der Ware oder bei der Bezahlung. Allerdings: Wenn die Kinder in Sicherheit waren, dann war er nicht mehr erpressbar. Dann konnte er sich der Gefahr stellen und selbst für sein Leben einstehen. Den Vikar in Leipzig würde er telefonisch instruieren, das Treffen mit den Kindern und ihrem Vater in der Kirche zu arrangieren, sobald er den Liefertermin für die zweite Tour erfuhr. In zwei Tagen würde er zur ersten Tour starten. Seinen Disponenten weihte er in die Details der Tour ein, er musste die Zollformalitäten vorbereiten. Einen LKW-Fahrer hatte er überredet, ein paar Tage Urlaub abzubummeln.

Der Immanuel-Plan

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