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4.

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»Bebebebe ...«, machte Doppohl. Er begann auf dem mittleren Schemel zu schwanken. Er bekam das Übergewicht nach vorn und rettete sich allein dadurch vor einem schweren Sturz, dass er das rechte Bein nach vorn riss und dröhnend auf den Fußboden setzte. Hastig zog er das andere Bein nach und ruderte mit den Armen, um das Gleichgewicht zu halten. Pfeifend stieß er die Luft aus. Er machte zwei Sätze und hieb mit der Faust auf einen Knopf. Alarm schrillte auf, und er alarmierte nicht nur die Besatzung der GHYLTIROON, sondern alle aklardischen Schiffe, die sich im System der Sonne Suuma aufhielten. Nebeneinander stürmten Ganno und Trom in die Zentrale.

»Was ist da ...« begann Ganno, aber Mallosh brachte ihn zum Schweigen.

»Bebebebe ...«, sagte der sonst zurückhaltende Funker. »Das sieht man doch!«

Es war, als würde Doppohl von einem starken elektrischen Schlag getroffen. Er warf sich zur Seite und machte Anstalten, sich auf Mallosh zu stürzen.

»Tatsächlich!« Trom begriff den Ernst der Lage, konnte es sich jedoch nicht verkneifen, ebenfalls auf den Ton einzugehen. »Das ist wirklich Bebebebe ...«

»Beta-Alarm!«, brachte Doppohl endlich hervor. »Möchte wissen, wo der Kloß in meinem Hals plötzlich herkommt!«

»Vermutlich liegt es daran, dass es dein erster Ernstfall ist«, meinte Ganno und strich sich über die Brust. »Wir sind bereit. Norgis an deiner Stelle würde bereits angreifen!«

Auf dem Bildschirm verfolgten sie, wie sich die Schiffe formierten. Der Alarm war von langer Hand vorbereitet, die einzelnen Manöver richteten sich exakt nach dem Verhalten der ligridischen Schiffe. Diese hatten sich plötzlich zu einem keilförmigen Pulk zusammengefunden, der sich jetzt in Bewegung setzte. Seine Spitze zielte exakt auf Aklard.

Der Bildfunk erwachte zu hektischem Leben. Anfragen gingen bei der GHYLTIROON ein, und Doppohl hüpfte mit einem Wahnsinnssatz auf den Schemel, der dem Mikrofon am nächsten stand.

»Der Alarm wird voll durchgezogen«, verkündete er. »Die Absicht des Gegners ist klar. Er will durchbrechen und den Planeten erneut in seine Gewalt bringen. Feuer frei für alle Schiffe. Wir werfen uns den Ligriden mit geballter Macht entgegen!«

»Aber der Beta-Plan sieht keine geballte Macht vor«, bemerkte einer der anderen Kommandanten. Seine Augen blitzten von einem Monitor auf Doppohl herab. Der Kleine stellte sich auf die Zehenspitzen.

»Das habe ich ja gemeint!«, rief er. »Achtung, die Ligriden eröffnen bald das Feuer!«

Doppohl sprang zum Pilotensitz und ließ sich hineinsinken. Die Triebwerke brüllten auf und rissen die GHYLTIROON aus ihrer bisherigen Bahn. Das Handels- und Forschungsschiff wusste gar nicht, wie ihm geschah. Irgendwo flackerten rote und gelbe Lämpchen auf, aber niemand scherte sich darum. Ganno und Mallosh schlossen die Helme ihrer Einsatzanzüge, und Trom nestelte wütend an einem Magnetverschluss am rechten Handschuh, der nicht schließen wollte. Allein Doppohl schien mit keinem Gedanken an seine persönliche Sicherheit zu denken. In seiner bunten Freizeitkleidung saß er da und steuerte die GHYLTIROON der im Plan vorgesehenen Position entgegen.

Sie hatten bereits seit Tagen damit gerechnet. Jetzt endlich rangen sich die Ligriden durch. Irgendwie war es verständlich, sie mussten aus dem planetaren Funkverkehr wissen, wie es um ihre Artgenossen in den Verstecken stand. Ihnen wollten sie zu Hilfe kommen und gleichzeitig den Planeten für das neue Konzil zurückerobern.

Etwas an dem ligridischen Pulk irritierte Doppohl. Er kniff die Augen zusammen und beobachtete die elektronisch verstärkten Ortungsbilder, die den Pulk in seine Einzelschiffe auflösten. Die Position eines jeden Schiffes war genau erkennbar. Insgesamt waren es siebenundvierzig, acht mehr als die Daila zur Verfügung hatten.

Ein Funkspruch ging ein. Er war an keines der Schiffe gerichtet. Er kam von Aklard und eilte hinaus in den interstellaren Raum. Er rief alle dailanischen Schiffe zur Hilfe auf, die sich in der Nähe befanden und den Weg nach Aklard in kürzester Zeit zurücklegen konnten.

»Doppohl«, sagte plötzlich eine vertraute Stimme. »Doppohl, es ist Zeit, dass du verrückter Kerl deine Qualitäten ausspielst.«

Es war die Stimme von Urlysh, aber es kam keine Bildverbindung zustande.

»Doppohl«, murmelte der Kommandant, als habe er gar nicht richtig zugehört. »Lass mich in Ruhe!«

Jetzt erhellte sich der Bildschirm. Urlysh blickte auf Ganno herab und machte mit der Hand ein fragendes Zeichen. Ganno verdrehte die Augen.

»Er spinnt«, sagte er möglichst leise. »Ich glaube, der Schlag hat ihn getroffen. Sein Geist verlässt ihn!«

»So ist es gut, dann bin ich beruhigt«, erwiderte Urlysh und blendete sich wieder aus dem Bildschirm aus. Die drei Daila blickten sich entsetzt an. Trom hatte endlich seinen Anzug geschlossen, aber jetzt klappte er den Helm zurück.

»Sie sind alle verrückt geworden. Ganno, Mallosh! Lass uns auf dem schnellsten Weg von hier verschwinden!«

Mallosh verließ seinen Platz an der Funkanlage und trat neben Doppohl. Hitze und Feuchtigkeit schlugen ihm entgegen. Der Kommandant hatte stark zu schwitzen begonnen. Seine Augen waren starr auf die Steueranlagen und den Bildschirm gerichtet.

»Doppohl!«, sagte der Funker vorsichtig. »Was ist los? Was geht hier vor?«

»Weg da!«, sagte eine Stimme von oben. Wieder war es Urlysh. »Lasst ihn in Ruhe. Ihr richtet eine Katastrophe an, wenn ihr ihn stört. Greift erst ein, wenn ich es euch sage!«

Mallosh zog sich hastig zu den beiden Gefährten zurück, die sich am Ausgang der Zentrale postiert hatten. Schweigend beobachteten sie Doppohl, der krumm auf einem Schemel stand.

Die Augen des Kommandanten brannten. Er vergewisserte sich mit einem schnellen Blick, dass der Plan von allen Schiffen eingehalten wurde. Etwas an dem Pulk war nicht in Ordnung, noch immer nicht, wollte er glauben. Sekunden vergingen, bis sichtbar wurde, dass die keilförmige Formation sich aufblähte und dicker wurde. Der Keil stumpfte ab, seine Öffnung ging in die Breite.

Doppohls rechte Hand bewegte sich fast mechanisch. Wieder schrillte Alarm auf, diesmal höher und nervtötender. Er ließ die Daila an der Tür zusammenzucken.

»Plan 11«, verkündete Doppohl allen Schiffen. »Sofort auf Plan 11 gehen. Vollzugszeit eine halbe Minute!«

Die Starre des Kommandanten schien sich ein wenig zu lösen, aber er hing noch immer mit den Augen an dem Schirm. Ab und zu wandte er den Kopf und las die Ortungsanzeigen ab. Daneben steuerte er das Schiff der neuen Position entgegen, die es laut Plan 11 einzunehmen hatte. Nach achtundzwanzig Sekunden hatte es den Verzögerungssektor erreicht und bremste ab. Während es langsamer wurde, veränderte sich auch das Bild des Keils.

Plötzlich bildeten die Ligridenschiffe zwei Keile, die annähernd parallel zueinander flogen. Während des einen Spitze auf die dailanischen Schiffe zeigte, stieß die andere an ihnen vorbei in die Nähe der beiden Monde Aklards. Falinder und Ittras waren als winzige, leuchtende Scheibchen zu erkennen.

Der Plan der Ligriden wäre aufgegangen, wenn Doppohl nicht rechtzeitig reagiert hätte. Die Ligriden sahen sich einer veränderten Abwehrformation gegenüber und mussten erkennen, dass ihr Plan nicht aufging. Im Gegenteil. Sie hatten sich halbiert, und die Guerillataktik der Daila mit einzeln angreifenden Schiffen konnte sich jetzt stärker auswirken.

Obwohl das Feuer längst freigegeben war, war noch kein einziger Schuss gefallen. Die ideale Entfernung für eine höchstmögliche Wirkung der Bordwaffen war für die meisten Schiffe noch nicht gegeben. Die Daila gingen davon aus, dass die Ligridenwaffen eine stärkere Reichweite besaßen. Die Auseinandersetzung musste also immer ungleich sein, egal welche Formation oder welche Taktik die Daila bevorzugten.

Vorerst einmal waren die Ligriden verwirrt.

»Funkspruch, Mallosh!«, murmelte der Kommandant undeutlich. »Ligridenpulk anfunken!«

Der Daila eilte zur Funkanlage und rief den Gegner auf den ihm bekannten Frequenzen. Die Ligriden reagierten nicht. Offensichtlich waren sie im Augenblick ratlos. Mallosh zeigte Doppohl die Handflächen zum Zeichen, dass es sinnlos war, es nochmals zu versuchen. Doppohls Hand fuhr in eine Tasche und brachte einen kleinen Beutel zum Vorschein, den er neben sich auf die Steuerkonsole legte.

»Wir müssen Zeit gewinnen«, sagte der Kommandant. Wieder versank Doppohl in Trance, und nach einer Weile griff er nach dem Beutel und presste ihn an sich.

»Weiter Plan 11«, teilte er den aklardischen Schiffen mit. Er wusste, dass die Ligriden seinen Funk abhören konnten. Aber sie wussten nicht, was Plan 11 war. Sie konnten es erst sagen, wenn die Schiffe ihre neuen Positionen eingenommen hatten.

Das Warten zehrte an den Nerven der Daila. Eine halbe Stunde verging, ohne dass sich etwas änderte. Doppohls Hemd hatte auf dem Rücken eine nasse Fläche bekommen, und kleine Wassertropfen rannen seinen Hals hinab. Wieder erstarrte er zu vollkommener Unbeweglichkeit, und plötzlich schrie er laut:

»An alle Schiffe! Sofort zurückziehen. Formation nach Plan 2!«

Ganno schrie auf. Er eilte zu Doppohl und riss ihn an der Schulter. Es war seltsam, aber der kleine Daila reagierte kaum. Es war, als sei er auf seinem Schemel festgewachsen.

»Plan 2 bedeutet die Abschottung Aklards!«, schrie Ganno. »Was soll das?«

»Da!«, schrie Trom. »Seht doch!«

Sie brachen aus dem Hyperraum. Es waren über zweihundert Echos. Bei ihrem Anblick begriffen die drei Daila, dass Doppohl richtig reagiert hatte. Einer solchen Übermacht hatten sie nichts entgegenzusetzen. Sie konnten nichts anderes mehr tun, als sich um Aklard zu versammeln und die Heimatwelt so gut wie möglich zu verteidigen. Ohne Kampf würden sie Aklard nicht übergeben.

»Plan Null«, verkündete Doppohl, während der sonst so leicht aufbrausende Ganno sich erneut bis zur Tür zurückzog. »Mallosh, an die Waffen. Keine Kampfhandlungen. Ligridische Schiffe, die nach Aklard durchbrechen wollen, sind jedoch aufzuhalten!«

Er redet wirr, dachten die drei Daila. Jetzt hat er endgültig den Verstand verloren.

Dasselbe mochten auch viele der Daila in den anderen Schiffen denken. Dennoch befolgten sie ohne Ausnahme die Anweisung. Plan Null dezentralisierte die gesamte Streitmacht über den interplanetaren Raum und bildete einen weitmaschigen Vorhang gegen den Pulk der Ligriden, der nun ebenfalls in Auflösung geriet. Aber in was für eine. Trom schrie auf, weil er sah, was sich da draußen abspielte. Gleichzeitig begann der Entzerrer der Funkanlage zu arbeiten. Befehle trafen ein und wurden übersetzt, die einwandfrei von den Neuankömmlingen stammten.

Doppohl steckte rasch den Beutel ein und sprang von seinem Schemel.

»Ein Handtuch«, verlangte er. Keiner der Daila rührte sich, und so nahm sich der Kommandant die nächstbeste Jacke, die herumhing, und wischte sich damit den Schweiß vom Gesicht. Gannos Protest verhallte ungehört.

»Du hast es gewusst«, sagte Trom. »Du hast es immer im Voraus gewusst! Was ist in dem Beutel?«

Doppohl grinste und holte ihn heraus. Er öffnete ihn und zeigte ihnen den Glücksstein.

»Ein Mutant!«, stieß Ganno hervor. »Mir wird übel!«

»Kein Mutant!«, erklärte die ruhige Stimme von Urlysh aus den Lautsprechern. »Aber Doppohl ist einer der ersten normalen Daila, die mit einem Glücksstein umgehen können. Was geschieht draußen im Raum?«

»Die Neuankömmlinge greifen die Ligriden an!«, stellte Mallosh fest. »Und der Funk hat sie bereits identifiziert. Es sind Schiffe vom Traykon-Typ, der uns bekannt ist!«

»Dann hat Aksuum sich geirrt«, sagte Urlysh. »Er vertrat die Ansicht, dass diese Schiffe nicht mehr eingreifen würden, da sie durch einen Vorfall in den Weiten Manam-Turus daran gehindert würden!«

Die Ligriden hatten erkannt, welche Übermacht sich auf sie warf. Sie stoben nach allen Seiten davon, aber die Traykon-Schiffe hatten sie fast vollständig eingekreist. Doppohl fluchte und sagte etwas von einer vollständigen Vernichtung. Von den siebenundvierzig ligridischen Schiffen existierten nach kurzer Zeit nur noch zwölf. Und auch sie befanden sich in großer Bedrängnis. Ihr Ende war abzusehen.

Das Schicksal schien jedoch eine gewisse Regelmäßigkeit in seiner Handlungsweise zu besitzen. Plötzlich stellten die Traykon-Schiffe ihre Angriffe ein und formierten sich. Sie verschwanden so überraschend, wie sie gekommen waren. Die Meldung wurde nach Aklard gegeben, wo man ebenfalls die Ortungsgeräte überbeanspruchte.

»Hier spricht Aksuum«, vernahmen sie dann die bekannte Stimme des Obersten Rates. »Es gibt für den Vorgang nur eine vorläufig mögliche Erklärung. Die Traykons, die soeben eingegriffen haben, sind Nachzügler, die nichts von den sie betreffenden Vorgängen wussten bis zu dem Zeitpunkt, als sie ebenfalls verschwanden. Es ist ein Wunder geschehen, dass Aklard ein zweites Mal gerettet wurde. Das Große Feuer muss wissen, welche Konsequenzen sich daraus für die Zukunft ergeben!«

Er schwieg, und Doppohl nahm den Faden auf und setzte sich mit den sechs noch funktionsfähigen Ligridenschiffen in Verbindung. Er verzichtete darauf, die Kommandanten persönlich zu sehen. Es genügte ihm, wenn sie seine Worte empfingen.

»Dies war die letzte Warnung«, sagte er. »Aklard ist kein lohnendes Objekt für euch. Sagt es den Hyptons. Wir werden uns um sie und um eure Artgenossen in den noch verbliebenen Verstecken kümmern. Verschwindet und kehrt nie wieder zurück. Wir Daila wünschen keinen Krieg in unserem Lebensbereich. Wir haben etwas, womit wir alle eure Übergriffe in Zukunft im Keim ersticken können!«

Wie ein Triumphator wandte er sich vom Mikrofon ab und maß die drei Anwesenden mit leuchtenden Blicken.

»Norgis wird eines Tages in die GHYLTIROON zurückkehren«, verkündete er. »Dann, wenn alles vorbei ist. Wenn es wirklich keinen einzigen Ligriden mehr in der Hundert-Lichtjahre-Raumkugel gibt. Das ist mein Wort, und mein Wort ist Gesetz, solange ich das Kommando über unseren Schiffsverband besitze!«

»Jawohl, großer Doppohl!«, spottete Ganno, und die beiden anderen Daila lachten. Sie verstummten erst, als sie merkten, dass Doppohl mitlachte. Er lachte sogar am lautesten von allen, und er schmunzelte selbst eine Stunde später noch über den gelungenen Scherz. Ganno, Trom und Mallosh verstanden die Welt nicht mehr, denn Doppohl stand nicht auf einem seiner Schemel. Er saß darauf und schnitt sich seine Fingernägel.

*

Die drei Tage waren vergangen und noch mehr. Die Ligriden hatten keinen Nachschub gebracht. Aus abgehörten Funksprüchen war hervorgegangen, dass weitere ihrer Verstecke von den Konzilsjägern entdeckt und ausgehoben worden waren. Ein von den Ligriden mit eigener Verantwortung durchgeführter Angriff gegen Aklard war von erneut hinzugekommenen Traykon-Schiffen des Erleuchteten vereitelt worden. Die Lage der Ligriden und Hyptons war dadurch alles andere als rosig. Sie spitzte sich mit jeder Stunde zu.

Wieder einmal hatte Susu die Position des Diskussionsführers übernommen. Diesmal hatten sich die Hyptons in vier kleine Trauben gespalten, ein Zeichen für ihre Erregtheit. Sie warteten nicht auf Einwürfe Susus, sondern gaben ihren Gedanken freien Lauf.

»Es muss ein Grund vorliegen, dass der Erleuchtete die Schiffe in beiden Fällen so rasch zurückgerufen hat«, sagte der Sprecher der Licht-Traube. »Irgendwo sind wichtige Dinge geschehen, von denen wir mangels Kontakten noch nichts wissen.«

»Oder aber der Erleuchtete befindet sich in Not und benötigt alle Kräfte zu seinem eigenen Schutz«, überlegte die Sieg-Traube. »Wo bleibt die Funkverbindung mit den Ligriden in ihren Stationen?«

»Es ist zu gefährlich. Wir würden unseren Aufenthaltsort verraten«, stellte die Verdammnis-Traube fest. Und die kleine, lediglich aus sechs Hyptons bestehende Klarheit-Traube ließ verlauten, dass die eigene Sicherheit noch immer besser war als eine vage Information über einen Gegner.

»Und das alles genügt euch?«, schrillte Susu. »Der kurze Augenblick des Atemholens reicht? Wie verblendet ihr seid! Wir haben Meldungen abgehört, dass überall in der Hundert-Lichtjahre-Kugel der Daila Ligriden dabei sind, ihre Positionen zu räumen. Nur in wenigen Fällen stellen sie vernichtete Stützpunkte wieder her. Wie lange kann es noch dauern, und die Daila werden ein vollwertiges Hilfsvolk des Erleuchteten sein. Wir haben versagt!«

Protest kam auf. Die Hyptons bewegten sich raschelnd, und Susu fuhr fort: »Wir wissen ebenso wie die Ligriden, dass etwas geschehen muss. Wir müssen Stahlmänner auf den Weg schicken. Sie müssen die Ligriden zwingen, sich um uns zu kümmern. Notfalls müssen sie ein auf Aklard stehendes Daila-Schiff kapern, um uns in Sicherheit zu bringen!«

»Niemals!«, verkündeten alle vier Trauben gemeinsam. »Niemals werden wir Aklard aufgeben!«

Eine Tür öffnete sich, Licht fiel in die innerste Kammer des Quellenbunkers. Ein Stahlmann kam und brachte eine Folie, die er in eine dafür vorgesehene Positronik legte. Es knackte und krachte, dann verkündete eine Stimme, dass sie heimlich zu den Hyptons spreche und sich nicht zu erkennen geben dürfe. Sie habe diese Meldung verschlüsselt geschickt, um sie auf einen direkten Funkkontakt vorzubereiten.

Die Hyptons rückten zusammen und bildete wieder eine einzige Traube. Der Stahlmann entfernte sich, nachdem er die Positronik auf die Funkanlage des Quellenbunkers einjustiert hatte.

Die Hyptons warteten. Sie vertrieben sich die Zeit mit Diskussionen. Langsam wurden sie von Müdigkeit befallen, die darauf zurückzuführen war, dass sie weniger Rationen zu sich nahmen, als es nötig war. Die Vorräte des Bunkers waren aufgebraucht. Das wenige, was die Stahlmänner irgendwo in den Siedlungen der Daila zusammenstahlen, reichte nicht aus, um ein Überleben über mehrere Wochen hinweg zu gewährleisten. Außerdem waren schon mehrere Dutzend Stahlmänner erwischt und zerstört worden.

Zwei weitere aklardische Tage vergingen. Fast schon hielten die Hyptons die Nachricht für einen schlechten Scherz, als die Funkanlage ansprach und sich der Unbekannte meldete.

»Wir wissen, wie es um euch steht«, vernahmen sie die wohl absichtlich verzerrte Stimme. »Wir bieten euch unsere Unterstützung an, sowie wichtige Informationen über den Erleuchteten.«

»Wer ist ›wir‹?«, erkundigte sich der Sprecher der Hyptons. »Wem können wir vertrauen?«

»Niemand weiß es. Nennt uns Weißwert. Ich oder wir sind eine Institution, die vieles weiß, was wertvoll ist. Deshalb Weißwert. Wenn ihr auf unser Angebot eingehen wollt, dann tut es uns kund.«

»Wir brauchen Bedenkzeit. Wir sind nicht auf fremde Hilfe angewiesen. Wir haben unsere eigenen Mittel, uns zu informieren. Wir werden euer Angebot überdenken!«

Weißwert verabschiedete sich, und wieder begann für die Hyptons im Quellenbunker das Warten. Getrieben vom Hunger, dauerte es nicht lange, bis sie sich zu einer Entscheidung durchrangen. Sie beschlossen, das Angebot zunächst einmal anzunehmen, ohne sich festzulegen oder direkte Hilfe zu verlangen. Weißwert war eine völlig unbekannte Größe. Es war nicht herauszufinden, wer dahintersteckte und wo sich diese Institution aufhielt.

Der zweite Funkruf kam deshalb um so überraschender für sie. Weißwert meldete sich. Diesmal sprach er von sich nur in der Einzahl, er sagte »ich«. Dies verwirrte die Hyptons, aber sie nahmen das Angebot an.

»Teile uns mit, was du über den Erleuchteten weißt«, sagte ihr Sprecher. Weißwert entschuldigte sich.

»Man wird euch entdecken, wenn die Verbindung länger aufrechterhalten bleibt«, verkündete er. »Aber die Tatsache, dass die Ligriden auf und um Aklard so gut wie gelähmt sind, spricht Bände. Ihr werdet von mir hören!«

Sie fanden sich damit ab, dass er ihnen seinen Aufenthaltsort nicht verraten wollte. Es bestand sogar die Möglichkeit, dass er sich auf Aklard aufhielt. Wie anders sonst hätte er so genau über die Zustände im System der Sonne Suuma Bescheid wissen können.

Die Hyptons ließen nach Onwein schicken. Endlich, nach gut über einer Woche, kam der Ligride mit zwei Begleitern. Sie schleppten Proviant und ein wenig Ausrüstung mit sich, genug, um die Hyptons für zwei, drei Tage zu versorgen. Einige der Nahrungsmittel stammten aus ihren eigenen Lagern und waren für die Wesen aus Chmacy-Pzan nicht genießbar.

»Wir haben den Funkruf ebenfalls empfangen«, erklärte Onwein. »Leider ist es uns nicht gelungen, uns einzuschalten. Was habt ihr vor? Warum nehmt ihr das Angebot nicht sofort an? Sind wir erst einmal von Aklard weg, erhalten wir unsere Handlungsfähigkeit zurück!«

»Alles muss dreimal überlegt werden«, erhielt der Ligride zur Antwort. »Noch wissen wir nicht, ob es sich nicht um eine Falle des Erleuchteten handelt, mit der er uns endgültig ausschalten will.«

»Grund hätte er«, sagte Onwein. »Schließlich sind wir Ligriden es, gegen die er in der Hauptsache seine Truppen schickt. Ihr Hyptons versteckt euch irgendwo und wartet jedes Mal, bis der Sturm sich gelegt hat.«

»Wir sind nicht in der Lage zu kämpfen«, hielt der Hypton-Sprecher ihm vor.

»O ja, das wissen wir nur zu gut. Deshalb hört euch an, was ich zu sagen habe. Wenn ihr nicht binnen drei Tagen auf das Angebot dieses Weißwert eingeht, werden wir aus unseren Verstecken ausbrechen. Wir müssen es tun, wenn wir nicht verhungern wollen. Und wir werden zusehen, wie man eure Kadaver an die Oberfläche zerren wird, um sie den Fischen zum Fraß vorzuwerfen!«

Der Ligride hatte sich in Zorn geredet, und er wunderte sich nicht einmal, dass sich plötzlich eiskalte Metallhände um seinen Oberkörper legten und ihn hinaustrugen. Die Stahlmänner setzten Onwein einfach an die Luft, und der Diener des Gwyn machte, dass er irgendwo in der Deckung eines Gebüsches verschwand.

»Die Spaltung ist absehbar, der Bruch kommt«, kommentierten die Hyptons den Vorgang. »Wir müssen uns vorsehen. Ligriden verkaufen ihre eigenen Großmütter, wenn es zu ihrem Vorteil ist!«

Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2)

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