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3.

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»Hast du dich nie umgehört?«, fragte Mrothyr den dailanischen Phasenmutanten. »Hast du nie versucht, auf telepathischem Weg herauszufinden, ob noch mehr Wachen vorhanden sind?«

»Ich habe es versucht«, erwiderte Zwiswurs, »aber es ist mir nicht gelungen.«

»Also gut.« Mrothyr streckte ihm die Hand entgegen, und er ergriff sie. »Du willst uns wirklich nicht begleiten?«

»Es tut mir leid«, sagte Zwiswurs und blickte beschämt zu Boden. »Ich habe nicht den Mut für derartige Dinge.«

Mrothyr schüttelte den Kopf. Er blickte den Daila lächelnd an.

»Du bist kein Feigling«, sagte er. »Und der Tag wird kommen, an dem du begreifen wirst, dass du es nicht bist.«

»Vielleicht in meinem nächsten Leben«, scherzte Zwiswurs. Dann wurde er ernst und fuhr mahnend fort: »Du musst dich beeilen.«

Mrothyr verabschiedete sich von ihm und ging zur Tür. Dort standen Doyrirkhra, und die beiden Zyrpher Troatä und Kreymor. Sie wollten zusammen mit ihm fliehen.

Die Tür öffnete sich, und der kastenförmige Roboter schob sich herein. Hinter ihm erhob sich der Kaytaber auf seine Füße. Er fuchtelte drohend mit seiner Waffe.

Die vier Zyrpher waren die ersten, die eine Suppe erhielten. Sie dampfte vor Hitze. Als sie sie in den Händen hielten, griffen sie an. Ein Schwall heißer Suppe schwappte dem bärenähnlichen Wesen entgegen. Er kam völlig überraschend für den Kaytaber, der instinktiv die Arme ausstreckte. Die Flüssigkeit ergoss sich über ihn und verbrühte ihn. Schreiend fuhr er zurück. Im nächsten Moment war Mrothyr auch schon über ihm und entriss ihm den Kombitraf.

»Los! Beeilt euch«, rief der Freiheitskämpfer den anderen Zyrphern zu. In seinen Augen brannte ein leidenschaftliches Feuer.

Die Zyrpher sprangen über den am Boden liegenden Kaytaber hinweg und stürmten zusammen mit Mrothyr die Treppe hinauf in die Halle. Keiner der anderen Gefangenen folgte ihnen. Entweder kam die Flucht zu überraschend für sie, oder sie waren zu lethargisch, um sich zu einem solchen Unternehmen aufraffen zu können.

Der Kaytaber begann zu schreien. Er sprang auf und schloss die Tür.

»Jetzt wird sich zeigen, wie viele Kaytaber es hier noch gibt«, rief Doyrirkhra.

In der Halle war es nach wie vor still. Die Maschine, die Zwiswurs als Psisintrant bezeichnet hatte, arbeitete nicht. Nirgendwo waren Stahlmänner zu sehen. Es schien tatsächlich so, als sei der Kaytaber der einzige, der in dieser Anlage beschäftigt war. Ungehindert durchquerten Mrothyr und die drei anderen Zyrpher die Halle. Sie erreichten die Parknische, in der Mrothyr mit dem Gleiter angekommen war, und die Maschine stand auch jetzt noch dort.

»Wir müssen diesen Gleiter wohl nehmen, obwohl er ferngesteuert werden kann«, sagte der Freiheitskämpfer. »Wir müssen sehen, dass wir die Fernsteuerung so schnell wie möglich ausschalten.«

»Das ist kein Problem«, entgegnete Kreymor. Er war technisch besonders versiert. Er öffnete eine Klappe am Heck der Maschine und holte gleich darauf eine kleine, positronische Schalteinheit daraus hervor. Achtlos warf er sie zur Seite.

»Übernimm das Steuer«, befahl Mrothyr ihm. »Wenn weitere Probleme auftauchen, wirst du am besten damit fertig.«

Kreymor nickte. Er stieg in die Maschine und setzte sich an das Steuer. Mrothyr glitt neben ihn, während Doyrirkhra und Troatä hinter ihnen Platz nahmen. Gleich darauf stieg die Maschine auf. Sie flog an der Flanke des Gebäudes entlang.

»Niemand zu sehen«, stellte Doyrirkhra verwundert fest. »Vielleicht sollten wir hier bleiben. Es könnte sein, dass wir in diesen Gebäuden sicherer sind als im Dschungel.«

»Ganz bestimmt nicht«, widersprach Mrothyr. »Außerdem haben wir nicht vor, im Dschungel zu landen und dort zu bleiben. Wir wollen einen Raumhafen erreichen und zu einem anderen Planeten fliegen. Möglichst nach Zyrph.«

»Natürlich«, erwiderte der Wonko.

Rote Nebelschleier wehten ihnen entgegen. Kreymor zog den Gleiter in die Höhe und verließ das erschlossene Gelände. Er flog jetzt über den Wipfeln der Bäume. Mrothyr blickte zurück. Auch jetzt konnte er niemand außerhalb der Hallen entdecken. Es schien, als habe man ihre Flucht noch nicht bemerkt.

Der Himmel öffnete seine Schleusen, und ein wolkenbruchartiger Regen stürzte herab. Die Sicht verschlechterte sich innerhalb von wenigen Sekunden so sehr, dass Mrothyr die Hallen nicht mehr sehen konnte.

Doyrirkhra deutete auf den winzigen Radarschirm am Armaturenbrett.

»Niemand folgt uns. Entweder sie sind sicher, dass sie uns an anderer Stelle erwischen, oder sie sind nicht in der Lage, unsere Flucht zu verhindern.«

»Sie können uns nicht aufhalten«, triumphierte Troatä.

Er war ein Künstler, der Mrothyr begeistert von seiner Arbeit erzählt hatte, die er vor allem auf der Südhalbkugel von Zyrph verrichtet hatte. Er hatte sie in den Dienst des Kampfes gegen die Naldrynnen und Hyptons gestellt, die Zyrph beherrschten. Mit seinen Werken hatte er seinen Landsleuten immer wieder einen Spiegel vorgehalten und versucht, ihnen deutlich zu machen, dass sie ihren Egoismus überwinden mussten, wenn sie die Freiheit zurückgewinnen wollten.

Irgendwann musste es den Naldrynnen zuviel geworden sein. Sie hatten ihn verhaftet und auf diese rote Welt deportiert.

»Warten wir ab«, warnte Doyrirkhra. Er war vorsichtiger als Troatä, weniger optimistisch und dadurch wahrscheinlich auch aufmerksamer.

Doch es schien, als habe Troatä Recht. Sie entfernten sich weiter und weiter von den Hallen im Dschungel, ohne aufgehalten zu werden. Als sie bereits eine Strecke von etwa dreihundert Kilometern zurückgelegt hatten, wurde die Maschine plötzlich langsamer. Kreymor hantierte beunruhigt am Armaturenbrett herum, konnte den Gleiter jedoch nicht beschleunigen.

»Was ist los?«, fragte Mrothyr.

»Ich habe keine Ahnung«, erwiderte der Techniker. »Wir verlieren immer mehr an Fahrt.«

Mrothyr blickte nach unten. Sie überflogen ein ausgedehntes Sumpfgebiet, in dem es kaum ein Vorankommen geben konnte, falls sie hier notlanden mussten.

Kreymor öffnete das Armaturenbrett und untersuchte die Positronik, kam dabei jedoch auch nicht weiter.

»Es muss am Antigrav selbst liegen«, sagte er schließlich. »Daran kann ich nur arbeiten, wenn wir landen.«

Er lenkte die Maschine auf eine flache Anhöhe zu, die sich aus den Sümpfen erhob, und senkte sie darauf ab. Der Gleiter sackte durch und schlug hart auf. Kreymor fluchte verhalten.

»Das sieht übel aus«, sagte er. Er fuhr die Tür zurück und stieg aus. Roter Regen peitschte ihm ins Gesicht und durchnässte ihn innerhalb von wenigen Sekunden. Mrothyr verließ die Maschine ebenfalls. Er eilte zu dem Techniker, der am Heck arbeitete.

»Was ist es?«, fragte er.

»Wie ich befürchtet habe – der Antigrav«, erwiderte Kreymor niedergeschlagen. Er zeigte auf einen kleinen Motorblock. Dieser war aufgeplatzt. Aus einem gezackten Riss stieg eine dünne Rauchfahne auf.

»Ich verstehe nicht viel davon«, erklärte Mrothyr. »Dies ist für mich neue Technik. Deshalb die Frage: Kannst du das reparieren?«

»Ich verstehe eine Menge davon«, entgegnete der Techniker. »Ich war bei den Naldrynnen in der Ausbildung. Aber das hier kann man nicht mehr reparieren. Wir benötigen einen neuen Antigravblock, und den gibt es hier mitten in der Wildnis nicht.«

Für einen kurzen Moment hörte es auf zu regnen, und die Sicht klärte sich. Mrothyr glaubte, eine humanoide Gestalt unter einem der Bäume erkennen zu können. Sie blickte zu ihnen herüber. Dann stürzten die Wassermassen wieder vom Himmel, und er konnte nur noch wenige Meter weit sehen.

»Was hast du?«, fragte Kreymor.

»Nichts«, wehrte der Freiheitskämpfer ab. »Mir ist nur eben klar geworden, dass wir uns zu Fuß durch die Sümpfe kämpfen müssen. Das wird nicht gerade leicht sein.«

»Der Gleiter hat ein Notaggregat, das sich normalerweise beim Ausfall des Hauptaggregats einschaltet und die Maschine bei der Landung abfängt, so dass sie nicht allzu hart aufschlägt. Ich will versuchen, das Hilfsaggregat auszubauen. Vielleicht können wir uns damit weiterhelfen.«

Doyrirkhra und Troatä stiegen nun ebenfalls aus. Bestürzt nahmen sie zur Kenntnis, dass der Gleiter nur noch ein Wrack war. Sie machten eine Reihe von Vorschlägen, die in dieser Situation jedoch wertlos waren. Mrothyr hörte ihnen kaum zu. Er versuchte, mit seinen Blicken die Wasserflut zu durchdringen, die aus dem Himmel herabstürzte.

Hatte er sich getäuscht? Oder war da wirklich jemand gewesen, der sie beobachtete? Wenn da wirklich jemand gewesen war, dann war es auf keinen Fall ein Tier gewesen. Mrothyr glaubte, sicher sein zu können, dass die Gestalt bekleidet gewesen war und etwas in den Händen gehalten hatte. Eine Waffe?

Doyrirkhra griff nach seinem Arm.

»Wir müssen etwas tun«, mahnte der Wonko. »Wir müssen uns darüber einig werden, wie es weitergehen soll.«

Wieder hörte es auf zu regnen, und die rote Wolkendecke öffnete sich. Das Licht der Sonne brach durch, und vom Sumpf stiegen dampfende Nebel auf. Sie waren durch die winzigen, in ihnen schwebenden Pflanzen rot. Darüber aber war die Luft klar und sauber, und zum ersten Mal seit er hier war, sah Mrothyr, dass es auch noch andere Farben als rot gab. Einige Bäume hatten grüne Blätter und gelbe Blüten. Der Himmel war grünlich, und ein riesiger Vogel, der hoch über ihnen seine Kreise zog, hatte ein weiß und grün gemustertes Gefieder.

»Welchen Vorschlag hast du zu machen?«

Doyrirkhra kam nicht dazu, etwas zu sagen, denn Kreymor rief ihnen zu, sie sollten zu ihm kommen. Er zeigte auf verschiedene Bauelemente des Gleiters.

»Wenn ihr mir helft, diese Teile auszubauen, können wir uns einige einfache Waffen bauen«, erläuterte er. »Bisher ist nur Mrothyr bewaffnet, und das ist zu wenig für uns.«

Er blickte auf die schimmernden Wasserflächen hinaus, und jetzt bemerkten auch die anderen, dass sich einige riesenhafte Tiere durch die Sümpfe schoben. Sie waren etwa fünfhundert Meter von ihnen entfernt und schienen sie noch nicht gewittert zu haben. Es waren echsenähnliche Wesen mit hoch aufragenden, schuppenartigen Gebilden auf den Rücken. Einige von ihnen hatten furchterregende Hörner, die sie im Kampf sicherlich als Waffen zu nutzen wussten.

»Mir wäre es lieber gewesen, es hätte weiterhin geregnet«, gestand Troatä. »Jetzt kann ich sehen, was für ein Getier sich in diesen Sümpfen herumtreibt, und mir ist wirklich nicht wohl bei dem Gedanken, dass ich da hinaus muss. Solange es regnete, wusste ich nicht, was da draußen ist.«

Er beobachtete eine etwa zwanzig Meter lange Schlange, die von einem Baum ins Wasser glitt. Unmittelbar darauf schäumte das Wasser auf, und ein Wesen, das einer vielfach verzweigten Baumwurzel glich, hob sich über die Oberfläche. Es kämpfte wild um sich schlagend mit der Schlange.

»Was für ein Bild«, staunte Troatä. »Und ich habe nichts dabei, um es festzuhalten.«

Er drehte sich um und setzte sich wieder in den Gleiter.

»Ich würde die Türen schließen«, rief ihm Kreymor spöttisch zu. »Dann kann dir das Biest nicht folgen.«

»Willst du mir Feigheit vorwerfen?«, erwiderte der Künstler erregt. »Wozu soll ich da draußen herumstehen und mich einer Gefahr aussetzen, wenn ich weiß, dass ich euch doch nicht helfen kann?«

Kreymor schürzte verächtlich die Lippen. Er setzte zu einer heftigen Erwiderung an, verzichtete jedoch darauf, als Mrothyr ihm mit einer warnenden Geste zu verstehen gab, dass er das Gespräch als beendet ansah.

»Wir werden nur Erfolg haben, wenn wir zusammenstehen«, sagte Doyrirkhra. Der Wonko-Priester blickte die anderen Zyrpher beschwörend an. »Wie sollen wir unser Volk jemals befreien, wenn es uns nicht einmal gelingt, uns in einem so kleinen Kreis zu einigen? Mrothyr soll uns führen. Er hat mehr Erfahrung in so einem Kampf als jeder andere. Seinen Entscheidungen werden wir uns beugen. Und jetzt raus mit dir aus dem Gleiter, Troatä.«

Der Künstler gehorchte.

Die Wolkendecke schloss sich, und es regnete erneut. Die Sicht verringerte sich auf kaum mehr als hundert Meter. Es schien, als seien die vier Zyrpher in einer roten Glocke eingeschlossen.

»Was für Waffen kannst du uns geben?«, fragte Mrothyr den Techniker.

»Es sieht nicht ganz so gut aus, wie ich zunächst dachte«, antwortete Kreymor. »Ich habe nur noch einen leichten Energiestrahler, der eine maximale Reichweite von zwei Metern hat und für sieben bis acht Entladungen gut ist. Alles andere können wir lediglich als Hieb- oder Stichwaffen verwenden.«

»Ich sollte den Energiestrahler haben«, bemerkte Troatä.

»Du?«, fragte Kreymor überrascht. »Ich glaube kaum, dass du damit umgehen kannst. Ich werde ihn nehmen.«

»Ich verstehe«, erwiderte Troatä. »Ihr habt mich also schon abgeschrieben. Ihr glaubt, dass ich in dieser Umgebung ohnehin nicht lange überleben werde. Wozu also mir eine Waffe geben, mit der ich mich verteidigen könnte? Sie wäre ja doch sehr bald verloren.«

»Oder du würdest sie blindwütig und ohne Verstand abfeuern, wenn du glaubst, in Gefahr zu sein«, antwortete der Techniker kühl.

»Doyrirkhra hat gesagt, dass wir zusammenstehen müssen«, empörte sich Troatä. »Was ihr jetzt macht, hat mit Solidarität nichts zu tun. Dann kann ich mir ja gleich die Kehle durchschneiden.«

»Lass dich nicht aufhalten«, sagte Mrothyr.

Troatä blickte ihn entsetzt an.

»Ist das dein Ernst?«

»Mit Selbstmitleid kommst du nicht weiter. Entweder du fügst dich ohne weitere Kritik in die Gruppe ein, oder du bleibst allein zurück. Von mir aus kannst du dich in den Gleiter setzen. Ich bin überzeugt, früher oder später werden Naldrynnen oder Kaytaber auftauchen, die Maschine orten und dich abholen.«

Troatä ließ die Arme hängen. Niedergeschlagen wandte er sich ab, während Mrothyr, Doyrirkhra und Kreymor weiterhin versuchten, verwendbare Teile aus dem Gleiter auszubauen.

»Ich war egoistisch«, erklärte er, als er sich einige Minuten später zu ihnen gesellte. »Und ich sehe ein, dass es so nicht geht. Ich bin mit allem einverstanden, was die Gruppe beschließt.«

»Ausgezeichnet«, lobte Mrothyr. »Kreymor hat das Notaggregat ausgebaut. Es ist schwach, aber es kann uns vier tragen. Wir bringen es in einer Seitentür unter. Ebenso die Steuerung dafür. Wenn wir uns an der Tür festhalten, kommen wir vielleicht ganz gut aus den Sümpfen heraus.«

Kreymor brauchte noch etwa eine Stunde, dann schwebte die mit dem Antigravaggregat versehene Tür aus den Sumpf hinaus. Die vier Männer hielten sich an ihren Kanten fest. Sie hingen darunter wie unter einem Schirm.

»Bequem ist das nicht gerade«, sagte Doyrirkhra, »aber immer noch besser, als sich zu Fuß durch diesen Morast schlagen zu müssen.«

Sie waren etwa einen Kilometer weit geflogen, als sich plötzlich ein etwa zwei Meter langer Fisch aus dem Wasser emporschnellte und nach ihnen schnappte. Er prallte mit seinem Oberkiefer gegen die Füße Mrothyrs. Der Schlag war so heftig, dass der Freiheitskämpfer beinahe den Halt verloren und hinabgestürzt wäre. Erschrocken blickte er nach unten. Er sah, wie der Fisch ins Wasser zurückfiel und dann mit kräftigem Flossenschlag durch die Fluten jagte, um zu einem erneuten Angriff anzusetzen.

»Höher«, rief Troatä dem Techniker zu. »Wir müssen höher fliegen.«

Doch Kreymor lenkte die Tür in eine andere Richtung und über einen mit Schilf bewachsenen Damm hinweg, so dass ihnen der Fisch nicht länger folgen konnte.

»Nur keine Panik«, sagte er gelassen zu dem Künstler. »Von einem Tod wie diesem kann man doch nur träumen.«

»Ich glaube, das meinst du wirklich ernst«, stammelte Troatä. »Du bist ein Traother, nicht wahr?«

»Das ist kein Geheimnis«, erwiderte der Techniker. Er lächelte. Er hielt sich nur noch mit einer Hand an der Tür, um sich mit der anderen das Regenwasser aus dem Gesicht zu wischen. Das rote Haar klebte eng an seinem Schädel. Es wies bereits beträchtliche Lücken auf. Ein deutliches Zeichen dafür, dass er nicht mehr ganz jung war.

»Wir Traother glauben an ein Leben nach dem Tode. Dieses Leben ist das eigentliche Ziel unserer Existenz. Es ist ein schöneres Leben als das, dem wir jetzt ausgesetzt sind. Ich freue mich darauf.«

»Du freust dich auf den Tod?«, fragte Troatä.

»Der dunkle Durchgang ist bedeutungslos, sofern ich ihn nicht aus freiem Willen und mit voller Absicht suche. Bei einem Freitod würde sich der Durchgang für mich verschließen.«

»Ihr Traother seid seltsam. Ich habe gehört, dass ihr Freudenfeste feiert, wenn jemand gestorben ist.«

Kreymor lächelte nachsichtig.

»Das ist wahr, Troatä«, entgegnete er. »Es sind allerdings keine lauten und lärmenden Feste, sondern Feste der stillen Freude, bei denen wir an jene denken, denen der dunkle Durchgang vergönnt war.«

»Wir trauern, wenn jemand gestorben ist, weil uns der Verlust schmerzt.«

»Eure Trauer ist Selbstmitleid. Ihr weint um euch selbst und um euren Verlust, anstatt euch darüber zu freuen, dass jemand aus eurer Mitte in das ewige Leben eingetreten ist.«

Sie erreichten ein Gebiet, in dem mehrere Felsbrocken aus dem Sumpf emporragten. Zwischen ihnen stürzte plötzlich brüllend und schnaubend ein echsenähnliches Wesen hervor, das etwa zehn Meter hoch war und einen gewaltigen Kopf mit winzigen Augen und mächtigen Reißzähnen hatte. Es griff die vier Männer an und war dabei so schnell, dass Kreymor nicht mehr ausweichen konnte. Mrothyr zog den Energiestrahler aus dem Gürtel und feuerte ihn ab. Der gleißend helle Energiestrahl durchbrach die Regenwand und traf eine der Tatzen des Tieres. Es fuhr schreiend zurück und flüchtete ins Wasser, wo es seine Wunde kühlen konnte.

»Der dunkle Durchgang war uns allen verdammt nahe«, keuchte Troatä erschrocken. »Ich schwöre euch, wenn ich dies überleben sollte, werde ich ein Gemälde schaffen, das diese Gefahren eindrucksvoll schildert.«

»Hoffentlich zittern dir dabei die Hände nicht so wie jetzt«, grinste Kreymor, »sonst kann man nur aus zwanzig Metern Entfernung erkennen, was du überhaupt gepinselt hast.«

Abermals schoss etwas aus dem Sumpf empor. Mrothyr nahm eine schattenhafte Bewegung wahr und versuchte instinktiv auszuweichen. Doch das gelang ihm nicht. Er verspürte einen harten Schlag im Rücken. Sein Körper schwang herum, und er verlor den Halt. Aus einer Höhe von etwa fünf Metern stürzte er auf weichen, morastigen Boden. Irgend etwas bewegte sich in seiner Nähe. Er raffte sich auf, wälzte sich herum, befreite sich aus der Umklammerung des Bodens und flüchtete einige Schritte weiter auf einen Damm, den ein Tier aus abgestorbenen Geäst errichtet hatte. Er sah, dass ein tentakelähnliches Gebilde durch das Sumpfgras glitt, und er griff nach dem Energiestrahler. Doch er brauchte nicht zu schießen. Das Tier zog sich lautlos in den Sumpf zurück.

Doyrirkhra, Kreymor und Troatä waren verschwunden. Er richtete sich auf und hielt nach ihnen Ausschau, fand sie jedoch nicht, obwohl sie sich in der kurzen Zeit eigentlich nicht weit von ihm entfernt haben konnten.

Auf der anderen Seite eines rot schimmernden Sees erhob sich eine flache Insel. Auf ihr wuchs ein einzelner Baum, dessen untere Äste verdorrt waren. Neben ihm erhob sich eine nebelhafte Gestalt. Mrothyr konnte nicht erkennen, ob sie sich hinter Nebelschwaden verbarg oder gar selbst nur eine Nebelwolke war. Dennoch verschlug ihm der Anblick den Atem. Die Gestalt war humanoid. Wie mahnend streckte sie die beiden Arme aus, und ihre Augen glichen rot glühenden Kohlen.

Gedanken klangen in ihm auf, ohne dass er sie verstehen konnte. Sie machten jedoch deutlich, dass sich eine intelligente Entität in seiner Nähe aufhielt und sich mit ihm befasste. Sie beobachtete ihn.

Sie erwartet etwas von mir!, durchfuhr es Mrothyr.

Was immer auch das Wesen auf der Insel sein mochte, es war ihm nicht vollkommen fremd. Eine seltsame Vertrautheit bestand zwischen ihnen beiden.

Das kann nicht sein, wehrte der Zyrpher sich. Ich bin niemals zuvor auf diesem Planeten gewesen. Dieses Ding kann mich gar nicht kennen.

Eine Bö fiel ein. Sie war so heftig, dass sie die Nebelgebilde zerriss, und Mrothyr sah, dass zwei rote Blüten an langen Fäden von den Ästen des Baumes herabhingen. Er hatte sie für Augen gehalten.

Konnte er sich wirklich so getäuscht haben? Hatte er nicht Gedanken aufgefangen, telepathische Impulse?

Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2)

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