Читать книгу Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2) - Hans Kneifel - Страница 43
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ОглавлениеDie bereits gedämpften Lampen waren zusätzlich abgedunkelt worden. Ein diffuses, kaltes Leuchten kam von den Wänden und tauchte den aus Metall bestehenden Raum in tiefe Dämmernis. Bis auf die drei Haltestangen an der Decke besaß er keinerlei Einrichtung.
Es war kühl in diesem Raum. Wer die Temperaturen der Planetenoberfläche gewohnt war oder die an Bord eines Raumschiffs, der begann unwillkürlich zu frösteln, wenn er diesen Raum betrat. Es kam nicht mehr alle Wochen vor, dass ein Fremder Zutritt nahm.
Ein Rascheln und Klatschen wurde hörbar. Die Traube an der Decke hatte sich bewegt. Ihr unterstes Mitglied wanderte zur Seite und an der Traube empor. Mit wuchtigen Flügelschlägen arbeitete es sich zur Seite und griff mit den Klauen an die zweite Haltestange. Nun setzten sich auch andere in Bewegung. Kurzzeitig erfüllte ein Flattern den Raum, dann hatte sich die Traube in drei Trauben gespalten, um einen Dialog zu führen. Zwei der Trauben setzten sich aus dreizehn Leibern zusammen, die dritte aus zwölf. Von den zwölfen sonderte sich ein Hypton ab und suchte außerhalb der Traube einen Halt.
»Langsam ist das nicht mehr schön, was hier geschieht«, erklärte er. »Wie lauten eure Namen?«
»Sieg!«, sagte die eine Traube.
»Licht!«, teilte die andere mit. Und die, neben der der einzelne Hypton hing, meinte: »Unser Name ist Verdammnis!«
»Ich bin Susu«, erklärte der einzelne Hypton. »Wie angenehm. Eure Namen passen so gut zusammen. Sie unrunden das Thema unserer Diskussion!«
»Der Boden Aklards wird zu heiß für uns«, begann Verdammnis mit der Diskussion. »Unser Kontakt zu den übrigen Quellenplanern ist abgebrochen. Keiner unserer Artgenossen weiß, ob es uns noch gibt!«
»Das ist die richtige Verdammnis«, kreischte Susu. »Wenn der Boden zu heiß wird, hängt man sich einfach an die Decke. Der Quellenbunker ist nicht ausreichend ausgerüstet. Warum gibt es hier nur Haltestangen und kein Geflecht, in das man sich viel besser einklammern kann?«
»Eine Frage, die an die Ligriden zu stellen wäre«, fiel Licht ein. »Sie haben den Bunker nach unseren Anweisungen gebaut. Er entstand bald, nachdem die Ligriden Aklard eingenommen hatten. Nur so ist es zu erklären, dass er von den Einheimischen bisher nicht entdeckt wurde.«
»Auch die Ligriden sind unter der Oberfläche sicher«, stellte Sieg fest. »Wir werden es bald erfahren, wenn Onwein eintrifft. Er hat uns noch immer nicht gesagt, was aus Ghorza geworden ist!«
»Schweig über diesen Unseligen«, rief der Sprecher der Verdammnis-Traube. Die Sprecher hingen immer zuunterst. Sie klammerten sich nicht an der Stange oder dem Geflecht, sondern an ihren Artgenossen fest. »Es war ein Fehler, ihn zum Kommandanten über das Suuma-System zu machen.«
»Ach«, warf Susu ein. »Wer hat den Fehler denn begangen? Wir vom Kern der Quellenplaner? Oder waren es andere? Haben wir nicht den Auftrag ohne Einbeziehung eines Namens erteilt?«
»Richtig!« Sieg sprach. »Ein Ligride ist wie der andere. Sie sind beliebig austauschbar.«
»Der Überzeugung scheinen sie selbst auch zu sein!«, rief Susu. »Aber es nützt uns nichts. Wir sind am Ende!«
Die Worte des Hyptons, der als Störfaktor diente und die Diskussion anheizen sollte, riefen heftigsten Widerspruch bei allen drei Trauben hervor. Doch Susu ließ sich davon nicht beeindrucken.
»Die Mission auf Aklard ist gescheitert«, fuhr er fort. »Hyptons und Ligriden haben nirgendwo in der Hundert-Lichtjahre-Kugel Erfolg gehabt. Daila und Daila-Mutanten arbeiten Hand in Hand. Wir haben die Sehnsucht der Verbannten unterschätzt. Ihre Bindung an Aklard ist zu groß. Unsere Maßnahmen wurden unterlaufen. Unser Einfluss auf Aklard und seine Umgebung ist auf Null gesunken. Was besagen die neuesten Meldungen?«
»Noch ist nichts verloren«, murrte Sieg.
»Nein? Kochen nicht die Ligriden ihr eigenes Süppchen? Müssen wir nicht immer wieder feststellen, dass sie unsere Befehle eigenwillig umändern? Und welchen Grund hätten sie, uns zu misstrauen?«
»Das ist lachhaft.« Die Licht-Traube raschelte. »Jeder weiß, dass die Ligriden nach der Vorherrschaft streben. Ein weiterer Dämpfer kann nicht schaden!«
»So ist es recht«, sprach Verdammnis. »Wir sind der Kern der Quellenplaner. Wir begehen nicht die Fehler der anderen!«
Sie alle wussten, dass die Koordination der einzelnen Aktionen nicht mehr klappte. Überall ging es drunter und drüber, denn die Hilfstruppen des Erleuchteten schlugen überall blindlings zu, wo sie die Schergen der Hyptons trafen.
»Wir wissen zu wenig. Wir brauchen eine Verbindung mit anderen Trauben. Ein Treffen aller Quellenplaner einschließlich der Quellenmeister müsste herbeigeführt werden«, sagte Sieg. »Die Ligriden müssen uns von Aklard wegbringen.«
»Wie denn?« Susu geriet jetzt so richtig in Fahrt. Er riss an der Haltestange, dass die Traube neben ihm gefährlich wackelte. »Sollen wir Aklard einfach aufgeben? Es kann doch nicht so schwer sein, diese Galaxis in den Griff zu bekommen.«
Es war schwer. Schwerer, als sie es sich vorgestellt hatten. Die Probleme mit den Daila nahmen ihre ganze Kraft in Anspruch, und auch das Problem Cairon war noch nicht gelöst. Die Bathrer entzogen sich der Beeinflussung nach wie vor.
»Wir geben Aklard nicht auf!«, bekräftigten Sieg, Licht und Verdammnis. Sie nahmen die Veränderung außerhalb des Raumes wahr und schwiegen. Sie vereinigten sich zu einer einzigen Traube, und Susu verschwand zwischen ihnen. Einer der ältesten Hyptons nahm die Position als Sprecher ein.
Fast geräuschlos glitt eine Tür in die Wand. Helles, rötliches Licht flutete vom angrenzenden Raum herein. Zwei Stahlmänner blieben unter dem Eingang stehen, sie brachten einen Ligriden.
»Tritt ein, Onwein«, sagte der Hypton-Sprecher. Der Ligride kam der Aufforderung nach. Hinter ihm schloss sich die Tür. Er war von fast vollkommener Dunkelheit umgeben, ein Zeichen für das Bewusstsein der Hyptons, dass sie hier in einem Versteck lebten. Die Stahlmänner blieben draußen zurück.
»Zwei volle Stunden habe ich gewartet«, beschwerte sich der Diener des Gwyn. »Muss das sein?«
»Was ist das schon?«, fragten die Hyptons über ihren Sprecher. »Wir haben deinen Weg hierher tagelang beobachtet. Unsere Anlagen ließen es zu. Wir konnten dich erst rufen, als wir sicher waren, dass du nicht beobachtet würdest.«
»Ich weiß es.«
»Berichte. Wie sieht es aus!«
»Schlimm. Sechs unserer Verstecke sind bereits entdeckt worden. Die Daila haben eine Gruppe ins Leben gerufen, die sich Konzilsjäger nennt. Sie tun alles, um uns zu finden. Unsere Nachschubwege sind unterbrochen. Mehr als ein paar Tage können wir nicht mehr durchhalten.«
»Es muss einen Ausweg geben. Der Quellenbunker darf nicht entdeckt werden. Die Versorgung muss gewährleistet bleiben.«
»Bei allem Respekt, aber wir kommen nicht mehr an das Proviantlager heran. Alle Schoofils-Roboter sind zerstört worden. Wir müssen eigene Kommandos zusammenstellen, die jedoch keine Chance haben, jemals ihr Ziel zu erreichen. Gegen die Mutanten sind wir machtlos.«
»Wenn es nicht anders geht, werden wir euch einen Weg zeigen. Ligriden sind nicht besonders ausdauernd!«
»Das ist eine Unterstellung!«, begehrte Onwein auf. »Warum habt ihr euch denn uns ausgesucht ...«
»Eine gute Frage. Wir werden sie bedenken. Es hat sowieso den Anschein, als müssten wir auf mächtigere Helfer zurückgreifen. Wir müssten jene unterrichten, damit sie uns ...«
»Wer sind sie?«, rief Onwein. »Ich erkenne schon wieder diese Verzögerungstaktik. Ihr könnt handeln. Ihr besitzt die Fähigkeiten. Wendet sie an. Wir Ligriden schlagen los. Wir nehmen Aklard erneut im Handstreich, wenn wir eure Rückendeckung gegen die Mutanten haben!«
»Viele Fragen auf einmal«, sagte der Hypton-Sprecher. »Die Lage ist zu unklar. Wir wissen nicht, was das Eingreifen des Erleuchteten zu bedeuten hat. Es ist eine Kriegserklärung an uns, und doch steckt mehr dahinter. Und warum haben sich die Traykon-Schiffe so plötzlich zurückgezogen, ohne die Niederlage eurer Verbände vollständig zu machen?«
»Wir wissen es nicht.«
»Siehst du!« Die Traube raschelte nervös. »Wir sind beide unwissend. Zunächst werden wir abwarten und mehr Informationen einholen. Und wir werden zusehen, wie wir dich ungesehen aus der Nähe des Quellenbunkers entfernen können. Und vergiss nicht, Onwein, in drei Tagen dieses Planeten erwarten wir die nächste Nachschublieferung. Sonst sehen wir uns gezwungen, unseren Wünschen ein wenig mehr Nachdruck zu verleihen!«
Der Ligride schwieg, und die Hyptons weideten sich an seiner Ratlosigkeit. Sie lasen in seinen Stimmungen wie in einem offenen Buch. Onwein ärgerte sich und fürchtete sich auch ein wenig. Die Ligriden verfolgten Ziele, die es ratsam erscheinen ließen, nach wie vor als Helfer der Hyptons zu fungieren. Und die Ligriden waren ein großes Volk, und die Hyptons traten nicht besonders zahlreich auf.
»Wer ist dieses Volk oder diese Macht, die als möglicher Helfer in Betracht kommt?«, wollte er wissen.
»Geh jetzt!«, wiesen die Hyptons ihn an. »Es ist besser so!« Sie bewegten sich rascher, und ein eisiger Wind strich über Onweins Gesicht. Er machte, dass er davonkam. Stahlmänner führten ihn zu einer der Schleusen, und Stahlmänner sicherten seinen Weg und ließen ihn erst dann gehen, als feststand, dass im Umkreis von zwanzig Kilometern keine Daila unterwegs waren. Onwein verschwand aus der Nähe des Bunkers und beeilte sich, seinen eigenen Unterschlupf zu erreichen. Er bebte vor Zorn und stieß mehr als einmal einen Fluch gegen die Hyptons aus.
Inzwischen hatte sich die Traube in zwei Teile geteilt. Wieder füllte Susu das Amt des Agitators aus. Er hängte sich an die freie Stange.
»Bedarf es eines deutlicheren Beweises?«, schrie er. »Die Ligriden würden uns verhungern lassen, wenn sie keine Rache unserer Brüder zu fürchten hätten. Sie lügen. Ich bin überzeugt, dass sie noch genug Vorräte haben.«
»Wir werden es sehen«, erklärte Sonnenstrahl. Und Überwindung fügte hinzu: »Bei Chmacy-Pzan, sobald der Erleuchtete besiegt ist, sieht alles ganz anders aus.«
»Viel schlimmer«, äffte Susu den Tonfall des Überwindung-Sprechers nach. »Es kostet mich Überwindung, zu glauben, dass wir diese Macht überwinden. Wenn ich euch Versager vor mir sehe ...«
Seine Worte gingen in undeutliches Gemurmel über, und das Schweigen der beiden Trauben zeigte, dass die Diskussion beendet war.
*
Der Gleiter hielt sich in einer Höhe von zehn Kilometern. An Stelle der bequemen Sitze gab es lediglich zwei Notbänke links und rechts hinter dem Piloten. Auf ihnen harrten die Daila aus. Der Rest des Gleiters war von Messgeräten und komplizierten Mechanismen erfüllt.
»Wo sind wir jetzt?« Yukan wurde ungeduldig. »Müssen wir ständig kreisen? Das macht mich ganz krank!«
Der Pilot gab keine Antwort. Yukan warf einen schiefen Blick auf die beiden Daila, die die Geräte beobachteten.
»Nichts und wieder nichts«, ließ Sopdan sich vernehmen. Er war einer der Mutanten, und Yukan fragte sich heimlich, ob er nicht die Geräte manipulierte, um ihnen etwas vorzugaukeln. Befand sich da unten etwa eine geheime Station der Verbannten?
Der Daila verscheuchte den Gedanken. Er war unzufrieden und nervös, und sah schon Gespenster. Und mit einem bitteren Geschmack im Mund dachte er daran, dass das Lob aus Bajukkan für die Aushebung des Ligridenstützpunktes Opala gegolten hatte und nicht ihm, obwohl er den entscheidenden ersten Funkspruch durchgegeben hatte.
Sie hatten es sich in den Kopf gesetzt, den Ausgangsort der künstlichen Schoofils ausfindig zu machen. Dort, wussten sie, würden sie auf das Proviantlager der Ligriden treffen und damit auf den wichtigsten Stützpunkt überhaupt. Sie hatten versucht, die Richtung zu rekonstruieren, aus der die Roboter gekommen waren. Sie hatten die Spuren verfolgt, aber nach einer Weile hatten diese sich im kurzen Gras der Ebene verloren. Es waren etliche Stunden verstrichen, und der Transport der gefangenen Ligriden nach Bajukkan war wichtiger gewesen. Sie konnten nur vermuten, dass das Versteck in südwestlicher Richtung von der Warnenden Senke lag, bestimmt einige Stunden entfernt.
Yukan betastete die Schwellung an seiner Stirn. Sie hatte sich zu einem deutlich sichtbaren Bluterguss ausgewachsen. Sie zeichnete ihn, und manchmal erwischte er Correg und Dennar, dass sie sich darüber lustig machten. Opalas Blicke waren mehr mitleidig als schadenfroh, und gerade das machte Yukan wütend und reizte ihn noch mehr.
»Wir haben eine winzige Metallkonzentration da unten«, sagte Sopdan nach einer Weile. »Eine liegen gelassene Dose oder etwas Ähnliches!«
»Landen!«, sagte Yukan sofort und warf seinen beiden engsten Gefährten einen vielsagenden Blick zu.
Der Pilot reagierte und zog den Gleiter in einer engen Schleife hinab. Er setzte ihn in der Nähe des georteten Gegenstands ab. Yukan zerrte ungeduldig am Sicherungshebel der Tür. Es war wie bei anderen Verkehrsmitteln auch. Er ließ sich erst bewegen, nachdem der Gleiter zum Stillstand gekommen war.
Yukan sprang hinaus, über das kleine Treppchen hinweg, das sich ausfuhr. Er umrundete den Gleiter und blickte sich um. Nichts war zu sehen, und er musste warten, bis Sopdan mit dem tragbaren Tastgerät herbeigekommen war. Der Zeiger schlug aus, der Mutant deutete hinüber.
»Dort irgendwo!«
Das Gerät tickte, das Ticken wurde bei jedem Schritt lauter. Sie lokalisierten die Stelle, und Yukan begann wie wild mit den Händen zu graben. Er wühlte den Boden auf und zerrte an den Grasbüscheln. Die Daila beobachteten ihn belustigt. Keiner half, und Yukan richtete sich schnaufend auf.
»Was wollt ihr eigentlich?«, schrie er. »Beim Großen Feuer, wer hat euch die Fäulnis in eure Gehirne geschickt?«
Seine Finger stießen an einen Widerstand. Er griff zu und zog einen spitzen Gegenstand aus dem Boden. Er besaß die Form eines Messers, hatte jedoch mehrere Kerben und am einen Ende einen Buckel. Mehrere Bohrungen wiesen darauf hin, dass der Gegenstand zu etwas gehörte.
»Kein Produkt aklardischer Technik«, sagte Opala. Es war das erste Mal seit dem Start von Bajukkan, dass sie überhaupt den Mund auftat. »Also hat es mit den Ligriden zu tun!«
»Oder mit den Hyptons!«
Yukan stand auf und schob die Erde mit einem Fuß in das Loch zurück. Er tastete nach der Brusttasche seiner Jacke, in der er das Stück der Kralle verstaut hatte.
Opala blickte ihn an. Sie lachte auf.
»Wenn es nur kein Hirngespinst ist, was du dir da in den Kopf gesetzt hast«, mahnte sie. »Der Ligride war nicht dazu zu bewegen, über die Herkunft der Kralle Auskunft zu geben. Es kann sein, dass er sie als Souvenir mit sich herumschleppt. Dass sie gar nicht von Aklard stammt. Dann suchen wir nach einem Phantom und vernachlässigen unsere eigentliche Aufgabe!«
»Unsinn!«, brummte Yukan düster. Er blickte Sopdan und zwei andere Daila an. Sie alle waren Mutanten, und sie gehörten zu den Konzilsjägern, die für Akjunth eingeteilt waren. Er fragte sich, ob wohl einer darunter war, der tatsächlich in den Gedanken anderer Daila oder gar anderer Wesen lesen konnte. Er ekelte sich vor diesem Gedanken, und er wandte sich wortlos ab und ging mit dem Gegenstand in den Gleiter zurück. Die Konzilsjäger folgten ihm langsam.
»Wir befinden uns etwa in der Mitte zwischen Lamarkan und Vleberken«, stellte er nach einem Blick auf die Kartenprojektion fest. Lamarkan war eine Stadt im Innern des Kontinents, Vleberken lag an der Nordküste und bildete einen der Haupthäfen für die Meeresschifffahrt zwischen Akjunth und Uschriin. »Die Gegend ist unwirtlich. Sie eignet sich besonders für einen Stützpunkt größeren Ausmaßes.«
»Es sind nirgends Hirnwellenmuster intelligenter Wesen zu erkennen«, antwortete Opala. »Mit Ausnahme unserer eigenen!«
Die Worte jagten ihm einen Schauder über den Rücken.
Yukan dachte nach. Er rekapitulierte ihren Bericht über das Versteck zwischen den Bodenwellen. Opala hatte davon gesprochen, dass sie die Hirnwellenmuster der Ligriden erst entdeckt hatte, nachdem sich die Schleuse geöffnet hatte. Es hatte eine Abschirmung gegeben. So musste es auch hier sein und überall in den geheimen Verstecken des Gegners. Nur eine Abschirmung konnte vor der Entdeckung durch die Mutanten schützen und machte die Suche nach den Ligriden so schwer.
Der Pilot hob den Gleiter ab und flog den bisherigen Kurs weiter. Suuma stand hoch am Himmel, und der Boden reflektierte das rötlich-gelbe Licht. Es brannte in die Augen der Daila. Vor allem den Mutanten machte es zu schaffen, die von ihren Welten andere Gegebenheiten gewohnt waren. Eine Stunde nach der anderen verging. Bald würden sie nach Bajukkan zurückkehren müssen, um neue Energiereserven für den Gleiter aufzunehmen. Der Pilot machte es Yukan und Opala begreiflich.
»Wir harren noch aus«, beharrte Yukan. »Irgendwo müssen wir doch eine Spur finden!«
Langsam stumpfte die Lichtflut die Augen ab, machte sie unempfindlich für Details. Der Gleiter überflog das Hindernis, ohne dass jemand den Ausschlag der Metallanzeige entdeckte. Es krachte nur plötzlich, dann flog der hintere Teil des Gleiters mitsamt dem Antrieb weg. Es knirschte, und der vordere Teil senkte sich abrupt nach unten. Die Daila konnten von Glück reden, dass sie diesmal in geringer Höhe geflogen waren. Unter mehrmaligem Aufbäumen sackte das Wrack die fünfzig Meter durch und krachte in ein Gebüsch. Die Daila wurden durcheinandergewirbelt. Yukan prallte mit dem Kopf gegen die Wand und verlor für kurze Zeit das Bewusstsein. Als er wieder zu sich kam, zerrten Hände an seinem Körper. Eine weitere Hand klatschte ihm ins Gesicht, immer wieder. Er riss die Augen auf. Opala hatte sich über ihn gebeugt.
»Los!«, zischte sie. »Raus aus der Maschine. Wer weiß, was auf uns zukommt!«
Er kam taumelnd auf und stieg hinaus. Im Eilschritt entfernte sich die Gruppe vom Vorderteil des Gleiters. Zwei Kilometer entfernt schoss eine Stichflamme in die Höhe und markierte die Stelle, an der der Triebwerksteil aufgeschlagen war.
Die Daila hatten ihre Waffen gezogen und sicherten nach allen Himmelsrichtungen ab.
»Der Schuss muss von Süden gekommen sein«, rief Sopdan. »Ich habe das Ende des Blitzes gesehen!«
Sie wandten sich nach Westen, weg von der Absturzstelle. Das Flimmern vor Yukans Augen legte sich, und der Daila erhielt seinen Gleichgewichtssinn zurück. Er musterte die Männer und Frauen. Keiner von ihnen war ernstlich verletzt worden. Es war mit ein paar Prellungen und blauen Flecken abgegangen.
Sie hatten endlich die Spur gefunden. Der Gegner hatte sich verraten, und die Kompromisslosigkeit, mit der er den Gleiter abgeschossen hatte, wies auf den Zwang hin, unter dem er handelte. Es gab keinen Zweifel, den Ligriden stand die sprichwörtliche Asche bis zum Scheitel. Die vielen kleinen Feuer hatten sie durchlöchert, so dass sie die Nerven verloren. Und mit einem entnervten Gegner war nicht gut Vulkane ersteigen.
Eine gute Stunde eilten sie durch das kurze, gelbbraune Gras. Sie benutzten jedes Gebüsch als Deckung. Die Rauchsäule hinter ihnen war in sich zusammengesunken und bot keinen Orientierungspunkt mehr.
Hinter einer Bodenerhebung machten sie halt.
»Seht ihr den dunklen Fleck?«, fragte Correg. »Dort muss sich die Öffnung befinden, aus der geschossen wurde!«
Langsam schlichen sie sich heran, auf jede Einzelheit des Bodens und ihrer Umgebung achtend. Der dunkle Fleck war verbrannte Erde, vom Mündungsfeuer einer Waffe in Brand gesetztes Gras. Sie erkannten die Bodenklappe in der Mitte.
Opala winkte, und sie zogen sich zurück.
»Wir haben den tragbaren Taster im Gleiter liegen lassen«, stellte sie fest. »Es wird schwierig sein, den Eingang zu finden. Ich schlage vor, zwei von uns kehren zum Gleiter zurück und prüfen nach, ob der Taster noch funktioniert.«
Correg und Dennar erklärten sich bereit. Unter Anwendung aller Vorsichtsmaßnahmen gingen sie den direkten Weg. Nach einer halben Stunde kehrten sie mit dem Gerät zurück. Es funktionierte mit Unterbrechungen, aber es reichte immerhin aus, den Boden abzusuchen. Sie fanden den Eingang, der in einem Gebüsch versteckt lag.
»Vorsicht!«, sagte Opala. »Ich öffne die Bodenklappe. Rechnet damit, dass ihr sofort beschossen werdet!«
Die Daila richteten ihre zusammengekniffenen Augen auf den Boden. Das Gras zwischen den Büschen war künstlich, es deckte den Eingang zu. Eine winzige Wölbung markierte den Mechanismus, mit dem er geöffnet werden konnte. Knarrend verschwand der Deckel zur Seite.
Die Daila hielten den Atem an. Nichts geschah. Kein Energiestrahl fauchte aus der Öffnung, und Opala riss verwundert die Augen auf.
»Keine Muster!«, flüsterte sie. »Es ist, als hätten die Ligriden den Stützpunkt verlassen. Aber womit? Wir haben keine Fahrzeuge gesehen!«
Ein Verdacht stieg in ihr auf. Besaß der Gegner ein unterirdisches Röhrenbahnnetz? Es konnte nicht sein. Die Einrichtung einer solchen Anlage erforderte viel Zeit und Aufwand. Dennoch kam es in Betracht, wenn man annahm, dass die Ligriden mit dem Bau begonnen hatten, gleich nachdem sie Aklard überrollt hatten.
Die Daila verständigten sich mit Blicken, dann drangen sie vorsichtig in das Versteck ein. Es entpuppte sich tatsächlich als Stützpunkt größeren Ausmaßes. Der Durchmesser der angelegten und ausgerüsteten Kaverne betrug gut hundert Meter. In mehreren Kammern lagerten Waffen und Ersatzteile, und es gab zwei automatisch arbeitende Energiekanonen. Eine davon hatte den Gleiter abgeschossen, offensichtlich weil dieser die kritische Distanz unterschritten hatte. Bei größerer Flughöhe hätte die Automatik nicht reagiert, wäre der Stützpunkt nie entdeckt worden.
Sie fanden Spuren von Ligriden, hastig weggelegte Gegenstände und nicht aufgegessene Mahlzeiten. Die Speisen waren eingetrocknet, ein Hinweis darauf, dass sie mindestens seit zwei, drei Tagen unberührt waren. Und genau zu dieser Zeit war es gewesen, dass Yukan mit seinem Schuss die Schoofils vernichtet hatte.
»Sie müssen von hier gekommen sein«, sagte Yukan. »Hier war das Depot, das die Lebensmittel an die übrigen Verstecke verteilt hat. Damit ist es jetzt vorbei.«
»Es sind keine Spuren zu entdecken, die auf Hyptons hinweisen«, stellte Sopdan fest. Zwar war nach wie vor unklar, woran man Hyptons charakteristisch erkennen konnte, wenn man nicht gerade eine Kralle fand. Die Daila wussten aus der Zeit der Ligridenherrschaft, wie Hyptons aussahen. Was für eine Art Wesen sie darstellten, war jedoch nicht landläufig bekannt. Aber bestimmt gab es einzelne Daila, die mit ihnen ihre Erfahrungen gemacht hatten. Die Daila von Aklard erinnerten sich an einige Vorfälle aus der Zeit der Okkupation.
Yukan und seine Begleiter desaktivierten die beiden Kanonen und zerstörten die Abstrahlrohre. Dann machten sie die Nahrungsmittel und das Waffendepot unbrauchbar. Mit Hilfe einer kleinen Funkanlage riefen sie erneut Bajukkan und gaben ihre Position durch. Wenig später wurden sie abgeholt, nachdem einer der Obersten Räte das Versteck besichtigt hatte.
»Ohne ihren Nachschub werden sie bald aus ihren Löchern kommen«, meinte Yukan zuversichtlich, aber der Oberste Rat namens Kerschens war nicht dieser Meinung.
»Es dürfte nicht das einzige Depot sein«, machte er den Konzilsjägern begreiflich. »Aber darauf kommt es gar nicht an. Es kommt darauf an, dass ihr möglichst früh ein Bild von den Örtlichkeiten bekommt, in denen die Ligriden sich versteckt halten. Sucht nach einem Muster.«
»Du denkst an ein geometrisches Muster oder etwas Ähnliches?«, wunderte Yukan sich.
»Der Verdacht, dass die Hyptons noch da sind und alles steuern, ist die Ursache für den Gedanken. Dort, wo sich keine ligridischen Verstecke befinden, müssen wir nach den Hyptons suchen!«